Читать книгу Falsche Annahme - Renate Amelung - Страница 5
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ОглавлениеHinter ihrem jungen Kollegen Karsten Möller fährt Rebecca direkt nach der zweiten Tatortbesichtigung auf den Innenhof des Präsidiums. Da steht auch schon die junge Bettina Kämpf, dritte Kollegin in dem Team, auf dem Parkplatz. Rebecca zweifelt sehr an Bettina’s Qualifikation zur angehenden Inspektorin. Bettina lebt allein und ist in ihrer Freizeit vehement auf der Suche nach einem heiratslustigen Homo sapiens. Berthold Blume fehlt noch.
“High, Rebecca”, sagt Bettina.
“Hallo!”
“High, die Damen”, grüßt Karsten flapsig. Er stöhnt gewaltig hinterher. “Wette, es gibt wieder keine brauchbaren Spuren.”
“Trefflich!”, sagt Rebecca.
“Und was machen wir jetzt?”, fragt Bettina.
“Wo ist Blümchen?”, erkundigt sich Rebecca.
“Der steckt sicher wieder im Kölner Nachtleben fest; ist schließlich Sonntag”, antwortet Karsten. Er geht voran durch den Eingang des alten Backsteinbaus. Nicht gerade sehr elegant für eine Landeshauptstadt. Kein Wort fällt auf dem Flur. Der Verdruss löst sich erst als sie das Zimmer der Soko 9350 betreten haben.
“Stimmt das, Lachmännchen droht mit Verstärkung?”, fragt Karsten.
“Ja”, antwortet Rebecca knapp, und versucht ihre Zweifel runter zu würgen.
“Sie ist sogar schon da habe ich gehört”, trällert Bettina.
“Was!? Hat die am Sonntag nichts Besseres zu tun, als auf Abruf zu stehen?”, fragt Rebecca. So schnell, dass passt ihr im Moment nicht, obwohl sie vor wenigen Minuten anders dachte.
“Hast du dir Mal die Konsequenzen überlegt, wenn die unserem Lachmännchen abends beim Bettgeflüster alles erzählt was wir hier am Tag verzapfen?”, sagt Karsten.
“Ja, habe ich. Ihr werdet euch einfach wie Gentlemans benehmen.”
“Schade, ein Mann wäre mir lieber”, sagt Bettina.
“Nö, ‘nen Blondchen ist völlig okay”, verbessert Karsten.
“Ich schätze dir geht es um die schwingenden Hüften, Ziege im Haus lockt Böcke”, sagt Rebecca.
“Ein männlicher Hintern wäre Berthold lieber”, verbessert Karsten. “Berthold würde sicher mit gespreizten Arschbacken die Treppe vor ihm hochgehen, wenn er wüsste, dass er damit auf indirektem Wege über Lachmann seine Karriere anschieben kann.”
“He, hm...!”
“Wer ist das?”, fragt Rebecca. Würdigt aber dem fremden Mann an der breiten Fensterfront wenig Beachtung nachdem sie schemenhaft seine olivfarbene Trekking-Hose und den schwarzen Rollkragenpullover in ihr fotografisches Gedächtnis aufgenommen hat. Da blitzt das Bild nochmals. Da war noch etwas, eine Geste! Ein Funken grünes in seinen Augen die er sofort niederschlug und dabei flink die Hände aus den Hosentaschen zog, das lange Strickzeug fällt runter wie ein Vorhang über die großen aufgesetzten Taschen. Sie geht zum Fenster und entdeckt den blauen Lieferwagen. Die Rostlaube ziert eine schäbige Aufschrift: Richrath, Klempnermeister der Mann für alle Fälle. Sie mustert den Mann für alle Fälle. So brachial mit einer Spirale in der Hand kann sie ihn sich nicht vorstellen.
“Der ist ja immer noch da!”, sind die Worte die Berthold Blume beim Eintreten begleiten. “Fangen Sie endlich an! Das Waschbecken ist da in der Ecke, an die Arbeit! Es wird aber auch Zeit, dass die Kacke repariert wird.”
Gut, wenn es so üblich ist in diesem Mausoleum und man ihn nicht anders beachtet, dann folgt eben der Grundkurs am verstopften Abflussrohr. Analog eine geniale Gelegenheit des unbefangenen Kennenlernens. Und befangen ist er. Sein alter Freund Rolf Lachmann hätte ihn warnen dürfen, auf eine attraktive zierliche Kommissarin war er nicht gefasst. Dabei könnte er nicht ausdrücken was ihn so stark beeindruckte. Mit ruhigen Schritten nähert sich Elisa dem Objekt. Der modrige Schmant und die Aussicht auf schmutzige Hände weckt nicht gerade sein Interesse. Angewidert rümpft er die Nase, krempelt die Ärmel hoch, dann nimmt er den Eimer zur Hand, hockt sich unter das Waschbecken. Er löst dank seiner Kräfte den Flansch des Abflussrohrs mühelos, schüttelt sich abstoßend die Brühe von der Hand und muss doch mit dem Finger im Rohr stochern, um die Verstopfung zu lösen.
“Falschen Beruf gelernt, wenn ihm, dass was ausmacht”, sagt Karsten.
“Berthold, du schwingst dich an den Computer und druckst alle Fakten die wir haben vierfach, nein fünffach aus, und dann setzen wir uns in Klausur und arbeiten das Punkt für Punkt nochmals durch”, sagt Rebecca.
“Wer bekommt das fünfte Exemplar?”, fragt Bettina.
“Wer wohl?”, sagt Rebecca.
“Die Couch-Doc”, stöhnt Berthold, dann flucht er, “Scheiße! Der Drucker spinnt. Frisst das Papier mit einem Mal statt es sauber einzeln einzuziehen. Auf die Art hat er mir schon 100 Blatt verkotzt.”