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Wie ich »Bäuerin aus Liebe« wurde

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Aus Ragow nahm ich allerdings einen Traum mit: Ich wollte später einmal Tiere haben, einen Stall und einen Acker, ich wollte Kartoffeln anbauen und diese Nähe zur Natur noch einmal erleben … Und schicksalhaft sollte dieser Traum fünfzehn Jahre später in Erfüllung gehen. Zu dieser Zeit war Wien bereits mein Lebensmittelpunkt und Herbert von Karajan hatte mir gerade einen langjährigen Vertrag an der Staatsoper angeboten. Für mich als Sängerin bedeutete das, in der Weltelite angekommen zu sein. Ich war erfüllt von unendlicher Dankbarkeit … Gleichzeitig kam ein enormes Arbeitspensum auf mich zu. Um den hohen Erwartungen gerecht zu werden, widmete ich mich von morgens bis abends der Materie Sängerin. Und zwar mit voller Konzentration! Und vollem Einsatz! Da gab es nicht viel Freizeit. Aber auf der Suche nach einem kleinen Stück Erde und einem kleinen Häuschen in der Natur, wo ich meine Batterien aufladen konnte, ergab sich ganz plötzlich Folgendes: In einer Zeitungsannonce wurde in Niederösterreich, in der Nähe von Hollabrunn, eine dreihundert Jahre alte Mühle zum Verkauf angeboten. Es war »Liebe« auf den ersten Blick. Inmitten der idyllischen Hügellandschaft des Weinviertels stand diese im Jahr 1693 errichtete Wassermühle, umsäumt von mehreren Hektar Ackerland. Mit einem Schlag waren meine Erinnerungen an Ragow wieder da … Ich dachte nur: »Mein Gott, wäre es schön, wenn ich diese Mühle erwerben könnte!« Sie war zwar um ein Vielfaches größer, als ich es mir ursprünglich vorgestellt hatte und noch dazu in einem sehr desolaten Zustand, doch ich spürte, dass sich hier nicht nur mein Wunsch nach einer Ruheoase im Grünen verwirklichen ließe, sondern sogar mein Traum von einer eigenen kleinen Landwirtschaft … Die große Frage war nun: Würde ich das finanziell überhaupt schaffen? War das realistisch? Aber mit dem bereits gesparten Geld konnte ich mir die Anzahlung leisten und durch die Sicherheit, die mir mein Engagement an der Staatsoper bot, war es mir möglich, den Hypothekarkredit auf zehn Jahre abzubezahlen und in Renovierungsarbeiten zu investieren.

Ein derart altes Gebäude zu sanieren, ist eine echte Herausforderung! Ich wollte nach Möglichkeit alles so belassen, wie es war, nur eben reparieren und neu herrichten. Der Charme der Mühle, die alte Bausubstanz, sollte um jeden Preis erhalten bleiben. Das war mir sehr wichtig. Jeder einzelne Dachziegel zeugt im Grunde von einer längst vergangenen Epoche. Ich habe großen Respekt vor der Arbeit jener Menschen, die vor mehr als dreihundert Jahren in stundenlanger Handarbeit kleine Kunstwerke geschaffen haben. In die tragenden Balken meines jetzigen Kaminzimmers sind wunderschöne Figuren gemeißelt, und die Türen des Hauses sind mit kunstvollen Holzschnitzereien versehen worden, zufälligerweise mit Löwen-Motiven (mein Sternzeichen!). Und dann diese riesengroßen Mühlräder! Die unglaubliche Erhabenheit und Wucht dieser Holzkonstruktion ist faszinierend und vermittelt mir Wärme und Geborgenheit.



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