Читать книгу "Wer seiner Seele Flügel gibt …" - Renate Holm - Страница 17

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Weihnachtsstimmung in der Mühle: Hier finden alljährlich meine legendären Adventkonzerte statt.

Doch zunächst galt es, realistisch zu sein. Zuallererst musste das Gebäude trockengelegt werden, was viele Monate in Anspruch nahm. Danach wurde eine Heizung eingebaut, die Außenfassade saniert, das Dach repariert etc. etc. Auch das angrenzende Ackerland, das fast bis zum Haus mit Schilf bewachsen war, musste trockengelegt und urbar gemacht werden. Das dauerte Jahre … und ist heute eine wunderbare Wiese und Koppel für meine Tiere.


Noch ein Lebenstraum ließ sich in meiner Mühle verwirklichen – und das bringt mich wieder zur Stimmgabel: Weil mir sehr viel daran lag, meine Kunst aus Wien hierher in die Natur zu transferieren, habe ich mir in der oberen Etage – also im ursprünglichen Mühlraum mit Schüttkasten – einen kleinen Konzertsaal eingerichtet. Oben ist sozusagen das Reich der Musik, unten sind meine Felder, meine Tiere und mein biologischer Gemüseanbau. Heute kann man Biogemüse ja schon in jedem Supermarkt kaufen, aber damals war das doch etwas Besonderes … Und wer weiß? Vielleicht ist das ja ein Teil des Geheimnisses, warum ich bis heute so prima beisammen bin?!


Meine Passion für das Landleben hatte sich auch bei meinen Sänger- und Schauspielkollegen herumgesprochen. Sie wussten, dass ich in meiner Mühle Bäuerin aus Liebe war – und hier nicht nur Getreide und Gemüse angebaut wurde, sondern dass ich auch Tiere hatte. So ergab es sich, dass ich immer wieder gefragt wurde: »Kannst du vielleicht ein Kaninchen nehmen? Meine Kinder haben es sich sehnlichst zu Ostern gewünscht, aber jetzt bleibt die ganze Arbeit an mir hängen …« Also habe ich das Kaninchen genommen, dann einen Hamster, bald darauf ein Meerschweinchen, eine Katze, einen Hund … In dieser »Tonart« ging es auch auf dem Land weiter. Leute kamen mit sehr alten oder halb verhungerten Tieren zu mir, und die Stallungen mussten von Jahr zu Jahr vergrößert werden. Bald hatte ich auch Esel und Pferde in meiner Menagerie.

Bei so vielen Tieren ist die Heuernte natürlich besonders wichtig. Und da konnte es schon vorkommen, wie gerade letzte Woche, als ich mit meinem Pianisten meine Lieder für das nächste Konzert einstudierte, dass sich draußen plötzlich der Himmel verfinsterte, ich aus dem Fenster blickte und mein erster Gedanke war: »O Gott, das Heu liegt ja noch auf der Wiese!« Im selben Atemzug sage ich zu meinem Pianisten: »Wir müssen abbrechen, ich muss sofort in die Mühle fahren! Das Heu muss eingebracht werden, sonst war die tagelange Arbeit umsonst!« In der Mühle angekommen, erwartete mich bereits mein Verwalter. Alle Anzeichen standen auf Gewitter! Pechschwarze Wolken zogen auf, stürmischer Wind. Buchstäblich in Windeseile und in letzter Sekunde haben wir das Heu trocken in die Scheune gebracht, ehe es wie aus Kannen zu schütten begann. Ein Stoßgebet: »Danke, lieber Gott, dass wir es geschafft haben!«

Im letzten Jahr war uns der Wettergott gut gesinnt und wir konnten viel entspannter das Heu einbringen.

Am nächsten Morgen konnte ich in Wien die Probe mit meinem Pianisten fortsetzen. Ja, so pendle ich von der Heugabel zur Stimmgabel – oder manchmal auch umgekehrt.

Im Einklang mit der Kunst und der Natur schöpfe ich neue Kräfte.



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