Читать книгу Inklusive Pädagogik und Didaktik (E-Book, Neuauflage) - Reto Luder - Страница 35
Fazit und Ausblick
ОглавлениеDas Review zeigt, dass bereits viele empirische Befunde zum Unterricht im Kontext von Inklusion und Heterogenität vorliegen. Heward (2003, S. 186) nimmt an, dass schon viel erreicht wäre, wenn das bisherige forschungsbasierte Wissen im Unterricht umgesetzt würde. Martschinke (2015) bilanziert, dass Differenzierung und individuelle Förderung noch zu wenig Eingang in eine allgemeine Förderkultur gefunden hätten. Trotzdem werden vermehrt Praktiken der Individualisierung im Unterricht beobachtet (Breidenstein & Rademacher, 2017) und Veränderungen des Unterrichts festgestellt, zum Beispiel die zunehmende Plan- und Atelierarbeit sowie vermehrt selbstständiges Arbeiten anstelle von Ganzklassenunterricht. Diese Entwicklung ist vor dem Hintergrund einer heterogenitäts- beziehungsweise diversitätssensiblen Perspektive auf Unterricht und auf der Basis der berichteten empirischen Befunde zu begrüßen. Wichtig ist, dass die Öffnung des Unterrichts und die zunehmende Individualisierung mit der notwendigen Strukturierung des Lernens durch adaptive Lernaufgaben und Lernhilfen, kooperative Lernunterstützung durch Peers und die fachkundige Beratung und Begleitung der Lehr- und Fachpersonen erfolgt.
In der Forschungscommunity werden diese Entwicklungen unter der Bezeichnung neue «Choreografien» des Unterrichts und neue «Unterrichtsarchitektur» diskutiert (Reusser, 2020, S. 251). Es wird angenommen, dass bisherige Modelle, Methoden, Instrumente und Designs der empirischen Unterrichtsforschung aufgrund dieser Entwicklung überprüft werden müssen.
Im Hinblick auf die in diesem Beitrag berichteten Befunde fällt auf, dass das Ausmaß der Heterogenität in einer Klasse als leistungsrelevanter Faktor in der Forschung noch zu wenig umfassend berücksichtigt wird. Damit ist gemeint, dass man Heterogenität beziehungsweise Dimensionen von Diversität (sprachlich-kulturelle Vielfalt, Alter, soziale Herkunft, Geschlecht, Leistung, [Dis-]Ability) in Stichproben differenzierter erfassen und auf der Grundlage eines intersektionalen Verständnisses in die Analysen einbeziehen sollte. Forschungsbedarf besteht hinsichtlich von Studien, die spezifische Unterrichtsmodelle und ihre Wirkungen mit einem expliziten Zielgruppen-, Fächer- und Stufenbezug untersuchen. Auch sozial-räumliche Bedingungen (Zenke, 2020) und Überlegungen zur Funktion und Nutzung des Raums sollten in Studien zum offenen Unterricht vermehrt berücksichtigt werden.
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