Читать книгу Die Teufelsbibel - Richard Dübell - Страница 18

2.

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Oberst Segesser und sein Sohn bewachten das letzte Stück der Treppe, die früher den Cortile del Belvedere vom Cortile della Pigna getrennt hatte und die nun in die Bibliothek führte. Sie sahen sich an, als plötzlich ein Heulen aus dem Inneren des Archivs ertönte.

„Was geht da drin vor, Vater?“, fragte der Hauptmann.

„Was ist Ihre Pflicht, Hauptmann?“

„Treu, redlich und ehrenhaft zu dienen dem Heiligen Vater und seinen rechtmäßigen Nachfolgern und mich mit ganzer Kraft für sie einzusetzen, bereit, wenn es erheischt sein sollte, selbst mein Leben für sie hinzugeben“, schnarrte der junge Mann.

„Heißt es da irgendwas von neugierigen Fragen, Hauptmann?“

„Nein, Herr Oberst.“

„Gut.“ Oberst Segesser starrte geradeaus. Hauptmann Segesser tat es ihm nach. Das Heulen hörte nicht auf. Dazwischen war ein Krachen und Klirren zu hören, als ob etwas in einem der Bibliothekssäle wütete. Die beiden sahen sich erneut an.

„Ich habe keine Ahnung, Sohn“, sagte der Oberst.

„Vielleicht ist der Heilige Vater in Gefahr?“

„Es sind zwei Hellebardiere bei ihm.“

Etwas krachte, als wenn ein großes Möbelstück von einem Rasenden zerhackt würde.

„Andererseits …“, sagte der Oberst.

Sie blickten sich erneut an. Dann wirbelten sie herum, zogen ihre Schwerter und rannten die Treppe hinauf zum Sixtinischen Saal. Als sie in den Studierraum platzten, öffnete sich die Tür der Geheimbibliothek, und Papst Urban, der Kardinalarchivar und die beiden Gardisten kamen heraus. Das Gesicht des Papstes war schweißnass, verzerrt und grau; sein Gewand über und über voller Schmutzstreifen, sein Haar wirr und seine Mozzetta halb zerrissen. Der Kardinalarchivar führte ihn, blass und mit zitternden Lippen.

„Eine Fälschung“, stammelte der Papst. „Eine Fälschung. Der Schlüssel fehlt … es ist wertlos … Der Teufel hat uns alle übertölpelt … Die Christenheit ist verloren …“.

„Aber, Heiliger Vater, beruhigen Sie sich“, stotterte der Kardinalarchivar.

„Brauchen Sie Hilfe, Heiliger Vater?“, fragte Oberst Segesser stramm. Er warf den beiden Hellebardieren einen scharfen Blick zu. Die Männer zuckten mit den Schultern und rollten mit den Augen.

Der Papst blickte auf und stierte den Obersten an. Plötzlich befreite er sich aus Arnaldo Uccellos Griff, taumelte auf den Schweizergardisten zu und packte ihn am Wams. Unwillkürlich hielt Oberst Segesser die zitternde Gestalt fest; sie schien keinerlei Gewicht zu haben. Er war bestürzt, welche Hitze von dem hageren Körper ausstrahlte. Es war, als ob Papst Urban brennen würde. Der Papst senkte die Stirn auf Segessers Brust.

„Verstehen Sie nicht … die drei Seiten fehlen, auf denen der Schlüssel zu finden ist“, murmelte der Papst kaum hörbar. „Der Fälscher hat sie nicht mitkopiert. Sie sind irgendwo da draußen. Und das Original ist ebenfalls da draußen, anstatt sicher verwahrt im Geheimarchiv. Wenn das alles in die unrechten Hände fällt … das ist der Beginn der Herrschaft des Teufels.“ Papst Urban sprach immer undeutlicher und verstummte zuletzt.

„Rufen Sie den camerlengho und den Leibarzt seiner Heiligkeit“, sagte der Kardinalarchivar. „Ich weiß nicht, wovon der Heilige Vater spricht, aber Gott sei uns allen gnädig.“

Oberst Segesser drückte den zerbrechlichen Leib des Papstes an sich. Sanft, ganz sanft schob er die rechte Hand unter der Achsel hervor und presste sie auf die Brust des Heiligen Vaters.

„Gott sei seiner Seele gnädig“, sagte er. „Der Leibarzt wird hier nichts mehr ausrichten können.“

Die Teufelsbibel

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