Читать книгу Fake Face - Rita M.Arane - Страница 7
AUSGESCHLAFEN
ОглавлениеDas erste Mal seit sehr langer Zeit hatte Elena gut geschlafen. Entsprechend ausgeruht fühlte sie sich, nicht so müde und ausgelaugt wie sonst. Die Sonne schien durch die beigen Vorhänge am Fenster direkt auf ihr komfortables, großes Bett, das mitten im Zimmer stand. Die Bettwäsche roch frisch nach Waschmittel. Von ihrem Bett aus schaute sie auf eine große Kommode neben der Tür, die zum zugehörigen Bad führte. Elena stieg aus dem Bett, und ihre nackten Füße glitten über den beigefarbenen flauschigen Teppich auf dem Boden. Auf dem Weg zum Badezimmer berührte sie die florale Strukturtapete an der Wand. Sie mochte das Gefühl unebener Flächen auf ihren Fingerspitzen. Elena warf einen Blick in den großen Spiegel, der über der Kommode an der Wand angebracht war. Ja, die Augenringe, die sie sonst immer hatte, waren so gut wie verschwunden. Sie legte ihr dunkelbraunes, leicht gewelltes langes Haar auf ihre linke Schulter. Dann betrat sie das Badezimmer. Nachdem
Elena geduscht und angezogen war, packte sie ihre Siebensachen zusammen und überprüfte noch einmal akribisch, dass sie nichts vergessen hatte. Das hatte sie sich in den letzten Monaten angewöhnt, wenn sie irgendwo übernachtete.
Sie atmete tief durch und ging hinunter. Isabella und Jack saßen bereits am Frühstücktisch und aßen. Als Jack Elena erblickte, stand er sofort auf.
„Guten Morgen.“
„Guten Morgen“, antwortete Elena und streckte Jack im nächsten Moment die ausgemachte Summe entgegen.
„Danke für das Zimmer.“
Jack deutete auf den üppig gedeckten Esstisch.
„Wenn Sie möchten, können Sie noch mit uns frühstücken.“
„Danke, aber ich muss weiter.“
„Oh, bleib doch noch ein wenig“, warf Isabella traurig ein und schaute Elena mit ihren großen blauen Augen an. Elena drehte sich zu dem kleinen Mädchen herum und strich unbewusst über Isabellas blondes Haar.
„Es tut mir leid, Isabella, aber das geht leider nicht. Ich muss wirklich los.“
„Wohin soll es denn gehen, wenn ich fragen darf?“ fragte Jack.
Wohin?, schoss es Elena durch ihren Kopf.
Darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht, und das wollte sie auch nicht. Sie wollte nur weiter … immer weiter … einfach weg. Weg von dem Ort, aus dem sie stammte. Doch was sollte sie Jack jetzt antworten? Sie verschränkte unbewusst die Arme vor ihrem Körper.
„Ähm, ich … Ich mache eine Art … Rundreise …“, gab sie vor und lächelte verkrampft. Um keine weiteren, möglicherweise unangenehmen Fragen beantworten zu müssen, griff sie im nächsten Moment nach ihren Sachen, um zu gehen.
„Soll ich Ihnen helfen?“, fragte Jack.
„Nein, das schaffe ich schon. Danke noch mal für alles. Auf Wiedersehen.“ Kurz bevor sie das Haus verließ, drehte sich
Elena noch einmal um und schaute zu Isabella rüber.
„Alles wird gut. Hörst du, Isabella? Alles wird gut!“, sagte sie und ging.
„Alles wird gut?“, wiederholte Jack an Isabella gewandt, nachdem Elena gegangen war. „Warum sagt sie so etwas?“
Isabella zuckte kurz mit den Schultern. „Das weiß ich nicht“, antwortete sie traurig, bevor sie sich ihrem Müsli widmete. „Hast du ihr erzählt von …?“, begann er, obwohl er genau wusste, wie schwer es Isabella fiel, mit irgendjemandem über DIESE Sache zu sprechen.
„Nein“, fiel ihm Isabella sofort ins Wort. „Nein, Dad. Das habe ich nicht“, wiederholte sie.
Elena ging zu ihrem Wagen, lud ihre Tasche und ihren Rucksack hinein, stieg ein und fuhr los. Für einen kurzen Augenblick warf sie im Rückspiegel einen Blick zurück auf das große, rote Backsteinhaus.