Читать книгу DIE SNUFF-KILLER - Robert Blake Whitehill - Страница 10
Kapitel 4
ОглавлениеSo schnell sie auch die Leiter im Laderaum heraufgeklettert war, so dauerte es doch ein Weilchen, bis die Frau in der Tür von Bens Bugkabine erschien, dem ehemaligen Lazarett der American Mariner. Er stellte einen Wasserkessel und eine kleine Pfanne mit Dosengulasch zum Aufwärmen auf einem kleinen Campingkocher. Eine sorgfältig abgedeckte Laterne warf tiefe Schatten in die Ecken, wohin die geisterhaften Phantome Bens nächtlicher Einsamkeit sich fürs Erste verzogen hatten.
Die Frau an der Kabinentür gab ein interessantes Bild ab. Trotz der Gefährlichkeit seiner Lage musste Ben beinahe lächeln. Sie war gerade mal eins-fünfzig groß. Seine Feldjacke hüllte sie in schwere Falten tristen Baumwollstoffes und reichte fast bis zu den Stiefeln hinunter, wo er einen flüchtigen Blick auf ihre gut ausgeformten, kräftigen Waden erhaschte. Sein Künstlerauge bemerkte, dass ihr Gesicht abgesehen von dem finsteren Ausdruck des Misstrauens ein perfektes, hübsches Oval war, in einer Schattierung aus tiefem Braun mit einer Spur Ocker. Ihr schwarzes Haar war kurz geschoren und kräuselte sich dicht an ihren Kopf. Trotz seines Friedensangebots aus Kleidung und Schuhen schmückte sich die junge Frau noch immer mit der Pistole.
Ben sagte: »S'reicht für zwo.«
Er erhielt keine Antwort.
Hinter dem Zorn und der Erschöpfung entdeckte Ben eine exotische Note in den braunen Augen und kräftigen Wangenknochen der Gestrandeten, die zu erklären schien, warum sie noch kein Wort mit ihm gesprochen hatte. Er nahm an, dass sie nicht aus der Gegend war.
Mit der Waffe auf Ben gerichtet, machte die junge Frau einen selbstbewussten Schritt in die Kabine, blieb aber augenblicklich stocksteif stehen, als sie seine Thunder 380 auf der Holzkiste liegen sah, auf der er sonst Verpflegung zubereitete. Sie zeigte mit ihrer Pistole darauf und machte mit einer Geste klar, dass er sich von der Waffe entfernen sollte.
Ben wappnete sich für einen blutigen Ausgang, falls er falschliegen sollte. Er schüttelte seinen Kopf. Sie gestikulierte wieder, noch energischer als zuvor. Ben sah ihr in die Augen und rührte sich nicht.
Das Gulasch begann zu brutzeln. Der ständige Luftzug unter Deck wehte das verführerische, schwere Aroma von warmem, nahrhaftem Essen durch die Kabine. Ben ging eines der größten Risiken seines Lebens ein, indem er eine Kelle mit Gulasch füllte und in eine Schale löffelte, die auf der Holzkiste neben seiner Pistole stand. Er schöpfte eine weitere Kelle voll Gulasch in eine zweite Schale. Dann legte er Löffel auf die Papiertücher, die für feine Leinenservietten herhielten. Er fragte sich, ob sie mit ihrer freien Hand die Schale oder seine Pistole ergreifen würde – oder ihn einfach erschießen und die Sache beenden.
Sie kam näher. In den besseren Lichtverhältnissen konnte Ben sehen, dass es sich bei der Pistole um eine M1911 Colt .45 handelte. Sie wirkte gewaltig in ihrer kleinen Hand. Obwohl die Waffe drei Pfund wog,
ging sie gekonnt mit der großen Pistole um, als ihr Blick auf der Suche nach weiteren Anwesenden durch den Raum schweifte. Ihr Auge kehrte immer wieder zu Ben und seiner Bersa zurück. Dies war nicht das erste Mal, dass Ben in dem alten Schiff eine Knarre unter der Nase hatte und es wurde langsam lästig.
Mit einem Satz, der einem Mungo alle Ehre machte, sprang die junge Frau zur Holzkiste hinüber, packte Bens kleinere Waffe und stopfte ihre eigene .45er in die Cargotasche der Feldjacke. Dann schnappte sie sich den Löffel und die Gulaschschüssel und zog sich zum Schott neben der Tür zurück. Sie kauerte sich zusammen und fing an zu essen, wobei sie den Löffel in der gleichen Hand hielt wie die Bersa. Auf Ben wirkte die Geste … routiniert.
Interessant, dachte er. Sie traute seiner Waffe mehr als ihrer eigenen. Womöglich hatte sie die Colt im Eifer des Gefechts ergattert oder das Magazin während ihrer Flucht entleert. Auch gut. Seine Bersa enthielt auch keine Patronen. Ben hatte sie entladen, bevor er die Gulaschdose geöffnet hatte.
Zum ersten Mal, seit das Poltern des Dingis ihn vor zwanzig Minuten geweckt hatte, atmete Ben tief durch. Er nahm seine eigene Schüssel in die Hand und war ziemlich zuversichtlich, aber nicht sicher, dass er während des Frühstücks nicht erschossen würde. Auch gut. Er brauchte Zeit zum Nachdenken.