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Kapitel 15

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Während Ellis seine wenigen Habseligkeiten herauslegte, manche davon tödlich, wählte Ben eine Nummer auf seinem verschlüsselten Satellitentelefon. Er hörte zwei verhaltene Summtöne; der ausgehende Anruf.

»Was?«, antwortete die müde Stimme von Michael Craig.

Der einsiedlerische Riese betrieb ein verschwiegenes, internationales Beratungsunternehmen namens Pemstar aus einer alten Jagdhütte in der Wildnis im Norden Vermonts heraus. Wetteranalyse war für die meisten ein hexerisches, bestenfalls impressionistisches Handwerk, aber Craigs detaillierte Modelle konnten auch da punkten, wo andere versagten: beim Thema Langfristigkeit. Seine prophetischen Einschätzungen von Wind, Niederschlag, Temperatur, Taupunkt, Luftfeuchtigkeit und jeglicher Art von Anomalien galten nicht nur für Stunden, sondern für Wochen. Seine Treffsicherheit und Präzision waren gottgleich. Von wechselhaften Brisen bis zu Staubteufeln, von Sonnenregen bis zu Hurrikanes, Generäle und Admirale der ganzen Welt ließen sich seine Ausarbeitungen gern etwas kosten, wenn irgendwas geplant wurde, ob nun kleine Nacht-und-Nebel-Aktionen oder groß angelegte Offensiven. Je weitreichender die Vorhersage, desto höher war Craigs Honorar. Der größte Teil des Pemstar-Anwesens sowie die Räumlichkeiten am dahinterliegenden Hang dienten zur Aufbewahrung von Servern, auf denen die aufwendigste Modellierungssoftware des ganzen Planeten lief. Craigs eigens entwickelte Software. Doch auch die war nutzlos ohne den Mann selbst, der die finale, erstaunliche Auswertung der Daten vornahm, die er sich aus Sensoren und Satelliten der ganzen Welt zusammenhackte.

Ben hatte mit Craig im ersten Golfkrieg im Irak gedient. Craigs unheimliches Verständnis der Wüstenwinde, die dicke Schwaden schwarzen Rauches von brennenden Ölbohrplattformen mit sich brachten, hatte Ben geholfen, wie ein Phantom von seiner Schussposition in Fallujah abzuziehen, wo es von Feinden nur so wimmelte.

»Du weißt, wer dran ist?«, fragte Ben.

Craigs Seufzer drang bis ans andere Ende der Leitung. »Wir hatten das Thema schon, Eure Königliche Hoheit. Ich bin mir sicher, dass Eure Tochter eines Tages eine wunderbare Braut abgeben wird, aber wie ich heute Morgen erwähnte, hab ich was gegen helles Sonnenlicht und es gibt einfach zu viel Sand in Eurem Land. Sand, Sand und noch mehr Sand. Einfach überall. Eure Dankbarkeit, die Bezahlung, der großzügige Bonus und die Gelegenheit, Euch in der Zukunft wieder dienen zu können, wird mir immer mehr als genu…«

»Nein«, unterbrach Ben. »Aber herzlichen Glückwunsch.«

»Oh.« Michael hielt inne und sammelte sich für einen Moment. »Ich rede nicht gern mit dir. Wenn wir reden, explodiert immer irgendwas.« Craig und Pemstar hatten bei der delikaten Mission, die Ben im letzten Herbst auf sich genommen hatte, eine entscheidende Rolle gespielt.

»Die Sonne wird irgendwann explodieren«, argumentierte Ben.

»Relativismus ist argumentativ unter der Gürtellinie, und das weißt du«, murrte Craig.

»War den Versuch wert. Du gibst jetzt schon Prinzessinnen 'nen Korb?«

»Ist ein Wein-des-Monats-Abo denn zu viel verlangt? Aber nein, wenn dieser Typ dankbar ist, dann ist er wirklich, wirklich dankbar. Du, auf der anderen Seite, bist arm. Warum spreche ich mit dir?«

»Weil ich deine Hilfe brauche. Ich muss dich anheuern.«

»Das Geld, das du nicht hast, ist bei mir nichts wert.«

»Und das Geld, das ich habe?«

Craig zog Bens Worte für einen Augenblick in Betracht. »Auch nichts wert. Was brauchst du denn? Und die Leitung ist verschlüsselt, also drück dich dieses Mal um Himmels willen klar aus.«

Ben konnte nicht anders, als trotzdem seine Antwort zu verschleiern, nur für den Fall. »Du weißt, wo ich in den letzten Wochen gewesen bin?«

»Klar. Du hast dieses Satellitentelefon benutzt, lass mal sehen …« Ben hörte Craig im Hintergrund tippen. »Mindestens einmal pro Woche, um gewisse Leute anzurufen. Übrigens, wie sind die neuen Magazine für die Bersa, gut?«

Ben war von Craigs Verletzung seiner Privatsphäre zutiefst verstört. »Ich dachte, du wärst der Wettermann.«

Craig war schon fast am Kichern. »Klar. Aber ob du nun über Kupfer, Funk oder Glasfaser kommunizierst, ich weiß alles.«

»Unmöglich. Sogar die NSA hat immer noch Schwierigkeiten damit, Datenpakete über Glasfaserkabel zu sortieren.«

»Diese Pakete sind nichts weiter als Licht, Ben. Massen von Photonen. Und jedes dritte Photon auf diesem Planeten arbeitet für mich. Erstattet mir Bericht. Meine eigenen kleinen Mäuschen.«

»Du machst mir Angst, Mike.«

»Reg dich ab. Ich war letztes Jahr beim Wiretapper's Ball – wo ich nie wieder hingehen werde. Die Spitzel haben mich von vorn und hinten umschwärmt, rausgeputzt wie milchgesichtige Praktikanten auf der Suche nach 'nem Sommerjob. Kinder, Ben. Die versuchen immer noch, meine VoIP-Intercept-Protocols rauszukriegen, weil ich jeden Anonymizer da draußen schlagen kann. Ich mache nämlich mehr Geschäfte als Silent Circle, Verint, Pen-Link und Narus zusammen. Klar kauft die NSA bei mir ein, sogar die Israelis, aber ich gebe denen doch nicht mein bestes Zeug. Niemals mein Bestes.«

»Ich habe keine Ahnung, was du nach Reg dich ab gesagt hast.«

Craigs Stimme gewann an Schärfe. »Was willst du, Ben? Ich hab ein Leben. Und du gefällst mir darin nicht.«

»Bin in 'ner kniffeligen Situation. Ich brauche 'ne Abdrift-Analyse für meinen Sektor, von Sonnenuntergang bis halb vier. Zwanzig-Meilen-Radius, vielleicht etwas mehr.«

»Okay, ausgehend von der gesamten Chesapeake Bay reden wir hier von dreizehntausend Kilometern Küste, elftausend Quadratkilometern Wasseroberfläche einschließlich achtundsechzig Billionen Liter Wasser, hundertsechzigtausend Quadratkilometern Einzugsgebiet sowie Winde, Strömungen, Wasser- und Lufttemperatur, Luftdruckänderungen, Thermokline, Gezeiten, Salzgehalt, Wellenhöhen und -frequenz, Schneeschmelze, Zufluss- und Niederschlagsmengen. Und ich dachte schon, du hättest ein richtiges Problem. Für welche Größe denn?«

»Drei-Meter-Dingi. Glasfaser. Sagen wir fünfzig Zentimeter Freibord achtern und fünfundsechzig am Bug. Flacher Kiel. Knockspant. Zehn Zentimeter Tiefgang, höchstens dreizehn. Ungefähr wie ein Crab-Alley-Skiff, aber kleiner. Kein Motor. Keine Ruder. Gewicht etwa zweihundert Pfund. Mit einer Ladung von hundert Pfund, unbeweglich, mittschiffs.«

»Das grenzt die Sache etwas ein. Hat die Ladung einen Namen?« Als Ben keine Antwort gab, fragte Craig: »Du möchtest wissen, wo diese Ladung, die unbeweglich ist, gelandet ist?«

Ben ärgerte sich über sich selbst und sagte: »Das weiß ich schon. Ist auf meiner verdammten Türschwelle gelandet. Ich will wissen, wo es hergekommen ist.«

»Rückverfolgung. Interessant.«

»Komm schon Mike, es geht um Leben oder Tod.«

»Wie immer, oder?« Craig gähnte. »Wo ist bei dieser speziellen Nummer der Pferdefuß?«

»Versteh dich nicht.«

Craig klang nervös. »Nein? Sieh's mal so, ausgehend von dem, was ich dir gebe, wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass du den Dritten Weltkrieg anzettelst?«

»Was kümmert's dich?«

»Das kommt zu mir zurück. Kann ich nicht gebrauchen.«

»Falls alle vernünftig bleiben, sollte es keine Probleme geben.«

»Und falls dein natürlicher Charme versagt und die nicht mitspielen?«

»Nur Kleinkaliber diesmal.«

Craig schnaubte ungläubig. Ben hatte eine angeborene Abneigung dagegen, zu lange an jeglicher Art von Kommunikationsgeräten zu verweilen. Mit wachsender Ungeduld fragte er: »Kannst du mir helfen?«

Mike antwortete nicht.

»Kannst du das für mich tun?«, hakte Ben nach.

Ein paar Sekunden später merkte Ben, dass die Leitung tot war.

DIE SNUFF-KILLER

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