Читать книгу Happy Huhn 2.0 • Das Buch zur YouTube-Serie - Robert Höck - Страница 7
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Was sind „Happy Hühner“ und warum gibt es nun ein „Happy Huhn“-Buch 2.O?
„Happy Hühner“, also glückliche Hühner, sind in der heutigen Welt dünn gesät. Der aktuelle Trend, Hühner wieder in Hausgärten zu halten, mag darüber hinwegtäuschen, denn man sieht ja wieder mehr Freilandhühner, aber der Großteil der Population bleibt unseren Augen verborgen. Er befindet sich nämlich in den Hühnerställen der industriellen Lebensmittelproduktion, wo Milliarden Hühner in Rekordzeiten zu Höchstleistungen gezwungen werden. Dafür hat sich das „moderne“ Huhn, ob Mast- oder Legehehuhn, den Produktionsabläufen der Industrie kompromisslos unterzuordnen. Alles an seinem kurzen Leben ist Kalkül, schnörkellos und entwürdigend.
Das Durchschnittshuhn ist buchstäblich eine „arme Sau“ und vom Mitleid allein hat es nichts. Wir Menschen müssen uns in Zukunft noch mal deutlich intensiver mit dem Thema „Tierwohl bei landwirtschaftlichen Nutztieren“ beschäftigen, denn diesbezüglich war früher ausnahmsweise wirklich alles ein bisschen besser. Gegen große Konzerne ist bekanntermaßen schwer anzukommen, darum habe ich mich vor einigen Jahren dafür entschieden, im Kleinen zu kämpfen. Durch konsequentes Vorleben und beharrliche Weitergabe von Schlüsselinformationen. Als ich mir dem anwachsenden Hühnertrend bewusst wurde, startete ich die YouTube-Serie „Happy Huhn“, in der sich seither alles darum dreht, wie man eigene Hühner tiergerecht halten kann. Mehr als vier Jahre später gibt es über 200 Folgen von „Happy Huhn“, und ich habe noch immer nicht das Gefühl, dass mir die Ideen für neue Episoden ausgehen würden. Die Bandbreite umfasst dabei praxisorientierte Themen wie Stallbau, Fütterung, Auslaufgestaltung und Kükenaufzucht ebenso wie Rasseporträts, für die ich zumeist entsprechende, hühnergerecht arbeitende Züchter interviewe.
Die Anfänge mit „Happy Huhn“
waren schwer, weil ich erst einen Abonnentenstamm aufbauen musste, doch dann kamen immer mehr „Happy Huhn“-Fans dazu, und inzwischen sind es richtig viele geworden und das Wortkonstrukt „Happy Huhn“ wurde zu einem geflügelten Wort, das sich auch weiterentwickelte. Jetzt ist es unter Hühnerhaltern beinahe normal, dass man von seinen „Happy Hühnern“ spricht, seinem „Happy Hühnergarten“ oder manchmal sogar von seinen „Happy Küken“. Natürlich bin ich stolz auf diese Entwicklung und freue mich über den wachsenden Einfluss meiner Arbeit auf das Denken vieler Hühnerfans. Deswegen jetzt stillzustehen oder mich auf alten Lorbeeren auszuruhen, käme mir aber gewiss nicht in den Sinn. Mein innerer Antrieb zur permanenten Weiterentwicklung ist zweifelsfrei der Hauptgrund dafür, dass Sie jetzt hier auch die zweite und komplett überarbeitete Version meines Hühnerbuch-Beststellers in der Hand halten können.
Die Idee
„Happy Huhn“ auch in Buchform zu produzieren, kam mir spontan im Frühsommer 2017, und da ich beim Cadmos-Verlag offene Türen damit einrannte, konnte die erste Version des „Happy Huhn“-Buchs dann auch vergleichsweise rasch, im Frühling 2018, erscheinen. Es zeigte sich bald, dass der Titel zum Erfolg werden würde, denn die ersten Nachdrucke kamen schnell. Es zogen ein paar Jahre ins Land, viele neue „Happy Huhn“-Fans kamen hinzu, aber auch viele neue Folgen auf YouTube. Ich lernte die unterschiedlichsten Charaktere von Hobbyhaltern kennen, knüpfte Kontakte zu Züchtern seltener Hühnerrassen und konnte auch meine private Hühnerhaltung fortlaufend weiterentwickeln, nicht zuletzt durch mehrmalige Umzüge. Eine Chance nach der anderen für mich also, um fortlaufend dazuzulernen. So kam es schließlich, dass ich selbst als Autor immer unzufriedener mit dem „Happy Huhn“-Buch wurde. Natürlich stand ich als Autor immer noch hinter meinen eigenen Aussagen, aber es gab so viel Neues, von dem ich nun auch berichten wollte. Als mir die Chance für eine Überarbeitung des Titels gewährt wurde, habe ich sie also dankend angenommen und sofort „rein in die Tasten gehauen“.
Herausgekommen ist dabei mehr als nur eine „überarbeitete Version“, wie Sie hoffentlich feststellen werden, falls Sie bereits den Vorgänger kennen. Zwei Kapitel sind beispielsweise rausgeflogen, weil sie sich im Nachhinein als weniger relevant erwiesen als die anderen. So braucht es keine zehnseitige Schilderung meines persönlichen Werdegangs, wenn ich auf diesen zehn Seiten auch genauso gut zusätzliche spannende Hühnerrassen vorstellen kann. Andere Kapitel haben sich zu regelrechten Kernthemen meiner Philosophie gemausert, wie das Kapitel zu den Hybridhühnern oder jenes zur Hühnergesundheit, die nicht rausgeflogen sind, sondern von mir vielmehr noch mal brandneu in Angriff genommen wurden.
Zeitgemäße Informationen
aus der Wissenschaft konnten dadurch ebenso einfließen wie meine aktuellsten persönlichen Erfahrungen. Neu ist auch im hinteren Bereich des Buches, bei den Rasseporträts, dass nun bei jeder Hühnerrasse abschließend angeführt ist, ob ihre Haltung Besonderheiten und Schwierigkeiten mit sich bringt. Neue Fotos finden sich unabhängig vom Grad der Überarbeitung in jedem einzelnen Kapitel, und so hat sich die Bildsprache des Werkes auch merklich verändert. Alles in allem können Sie „Happy Huhn“ 2.0 auch als erwachsene Version des „Happy Huhn“-Buchs betrachten. Das ganze Projekt „Happy Huhn“ ist parallel mit meiner persönlichen Entwicklung erwachsen geworden. Bevor es mit den „echten Inhalten“ losgeht, soll hier nur noch abschließend eine kurze Schilderung dessen folgen, wie die „Happy Hühner“ eigentlich ursprünglich in mein Leben kamen.
Robert Höck im Herbst 2020 mit Oma Hilda und Opa Sebastian und im Frühling 1989 an der Hand seiner Oma bei den Küken. Damit wurde ihm vermutlich die Liebe zu Hühnern schon in die Wiege gelegt.
Der Weg zum „Hühnerflüsterer“
Ich, Jahrgang 1988, bin in einem Tiroler Dorf mit der Landwirtschaft aufgewachsen und meine Eltern halten auch heute noch Freilandhühner. Während meiner Kindheit lag die Hühnerhaltung auf dem Bilderbuch-Bauernhof noch in den festen Händen meiner Großeltern und sie bestand damals meistens aus ca. 80 Legehennen sowie zwei Hähnen. Jedes Jahr im Frühling wurden Küken aufgezogen. Eines der ältesten Fotos von mir zeigt mich im Jahr 1989, mit meiner Oma fasziniert inmitten einer Kükenschar sitzend.
Rückblickend ein Schlüsselmoment? Ja, definitiv! Natürlich habe ich als Kind nicht hinterfragt, ob Hühner in ihrer Allgemeinheit glückliche Tiere sind. Ich war ja umgeben von den glücklichsten Hühnern, die man sich nur vorstellen kann. Für mich war es das Normalste der Welt, dass Hühner so sorgsam gehalten werden müssen, wie Oma und Opa es mir vorlebten. Völlig frei durften die Hühner auf dem Bauernhof herumlaufen, und so erstreckte sich ihre Welt vom Waldesrand über die Streuobstwiese bis hin zur Kuhweide. Meine Oma hat das Körnermenü der Hühner auch immer wieder mit Abfällen aus der Küche, Gemüse, Quark und anderem Zusatzfutter ergänzt, sodass ihnen die Kraft zum Eierlegen nicht ausging.
Wenn dann im Herbst doch eines Tages die Mauser kam und die Legeleistung der Gruppe abfiel, wurden die Tiere nicht, wie heute üblich, geschlachtet und gegen „fabrikneue“ Junghennen ausgetauscht. Den Vögeln wurde eine Pause gegönnt, in der sie sich erholen konnten und neue Federn nachwuchsen. In ihrer zweiten Legeperiode legten sie dann zwar weniger Eier, aber für eine Daseinsberechtigung reichte es allemal aus.
Auf die ernsten Schattenseiten der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung wurde ich erst relativ spät gestoßen, als man mich auf eine Landwirtschaftsschule schickte. Im Unterricht und auf dem Schulbauernhof ging es nur noch um „höher“, „schneller“ und „weiter“. Die vielen neuen Fachbegriffe aus dem Bereich Tierzucht, wie „Embryonentransfer“, „Heterosiseffekt“, „Gebrauchskreuzung“ und „Futterverwertungstabelle“, ließen mich stutzig werden und ich fühlte mich schlecht, weil es mir zuwider war, dass meine Ansichten von Fachlehrern zurechtgebogen werden sollten.
Ich hatte schon damals, im Alter von 15 Jahren, die feste Überzeugung, dass das Tierwohl in der Nutztierhaltung immer an erster Stelle stehen muss, und so konnte es natürlich niemandem gelingen, mich von den Vorteilen einer tierverachtenden Nutztierzucht zu überzeugen.
Ich bin heute überaus dankbar für alle meine vielen, unbezahlbaren, positiven Erlebnisse mit dem lieben Federvieh in Kindertagen, denn so kann immer, wenn ich von tiergerechter Hühnerhaltung spreche, eine tief verwurzelte Überzeugung mitschwingen. Danke, Oma und Opa, für dieses Geschenk!
Bild 1: Hühner sind interessante Vögel, die immer für Schabernack zu haben sind und dem Halter nicht langweilig werden, sofern er sie tiergerecht hält. Serama-Henne „Serafine“ erkundet hier eine Nisthöhle aus Keramik.