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a. Die Geschichte von Siddhartha Gautama 1. Der Mittlere Weg in Buddhas frühem Leben a. Die Geschichte von Siddhartha Gautama

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In diesem ersten Abschnitt dieses Buchs werde ich mich mit der überlieferten Lebensgeschichte des Mannes auseinandersetzen, der bekannt wurde als der „Buddha“ oder Erwachte – Siddhartha, bis zum Augenblick, den die Buddhisten als seine Erleuchtung oder sein Erwachen bezeichnen. Meine Hauptquelle für diese Schilderung ist der Pali-Kanon, mit gelegentlichen Verweisen auf die spätere und viel ausführlichere Darstellung in Ashvaghoshas „Taten des Buddha“ aus dem 1. Jahrhundert{3}. Der nordöstliche Teil des indischen Subkontinents vor etwa 2.500 Jahren bildet den Handlungsrahmen.

Es ist eine Geschichte, wenn auch eine symbolisch bedeutungsvolle Geschichte. Die Geschichte wuchs beim Erzählen, aber ich habe versucht, bei ihren einfacheren und grundlegenderen Elementen zu bleiben, wie sie im Pali-Kanon zu finden sind. Im Großen und Ganzen handelt die Geschichte von einem Prinzen, der ein überbehütetes Leben führte, der mit diesem Leben unzufrieden wurde, ausstieg und im Wald nach religiöser Wahrheit suchte. Im Wald wurde er jedoch auch unzufrieden mit den Antworten, die ihm gegeben wurden. Er fand dann nur noch einen weiteren Weg vorwärts, nämlich indem er sich zwischen den Extremen, symbolisiert durch Palast und Wald, bewegte.

Ich möchte hier nur die Bedeutung dieser Erzählung untersuchen, nicht ihre Historizität. Zur Untersuchung dieser Bedeutung skizziere ich die Ähnlichkeiten zwischen der Situation Siddhartha Gautamas und der jedes anderen Menschen. Ich werde auch Parallelen zwischen der damaligen Situation und der heutigen ziehen, in der Buddhas Mittlerer Weg nunmehr verstanden und angewandt werden soll. Die Dinge, die ich über die Bedeutung der Erzählung zu sagen habe, wären von genauso großem Wert, wenn sich die ganze Geschichte als reine Fiktion erweisen würde.

Die Universalität dieser Erzählung wird in der buddhistischen Tradition dadurch unterstrichen, dass sie nur als eine von zahlreichen, sich wiederholenden Geschichten betrachtet wird. Diese Geschichten handeln von der Entwicklung aufeinanderfolgender Buddhas in aufeinanderfolgenden vergangenen Äonen. Diese vergangenen Buddhas sollen in ihren Grundzügen die gleiche Geschichte haben, die nur in geringfügigen Details abweicht. Tatsächlich finden sich viele Details der weitverbreiteten Erzählung über Siddhartha Gautama nur im Pali-Kanon als Teil einer Erzählung über einen früheren Buddha, Vipassi{4}. Lassen wir hier die Glaubensinhalte über Geschichte und Kosmologie beiseite und betrachten wir, was diese Wiederholung der Geschichte uns heutzutage sagt. Es geht in erster Linie darum, dass der von einem Buddha gewählte Entwicklungspfad für jeden zu jeder Zeit und an jedem Ort zugänglich ist. Wir sollten daher nicht davon ausgehen, dass Siddhartha Gautamas eigener Pfad einzigartig ist oder an die spezifischen Vorgaben einer Kultur oder Religion gebunden ist.

Dieser Erzählung wurde von Buddhisten zu Recht eine besondere (aber nicht einzigartige) Bedeutung beigemessen. Dies begründet sich darin, was sie uns über das Menschsein und die beste Art und Weise, auf diesen Umstand zu reagieren, zu sagen hat, obgleich es wohl auch andere Wege gibt, dieselben Punkte zu vermitteln. Lassen Sie also bitte nicht zu, dass irrelevante kulturelle Vorgaben Ihr Verständnis dieser universell bedeutsamen Geschichte beeinträchtigen.

Stellen Sie sie sich an einer Schwelle stehend vor. An der Schwelle könnten Sie Ihre schmutzigen Stiefel ausziehen. Bitte entledigen Sie sich zusammen mit Ihren matschigen Stiefeln jeglicher Besessenheit von einer unerreichbaren historischen „Wahrheit“ (die Sie ermutigen würde, sich Siddharta als einzigartig bedeutsam zu widmen, was er nicht ist). Befreien Sie sich auch von der Abhängigkeit gegenüber der Autorität der buddhistischen Tradition oder ihrer Lehrer (was Ihren Geist gegenüber der Universalität der Geschichte verschließen würde – eine Geschichte, nicht nur für Buddhisten). Wenn Sie diese Dinge einstweilen am Eingang ablegen, können Sie sie auf dem Weg nach draußen jederzeit wieder mitnehmen, wenn Sie möchten, aber im Haus wären sie nur störend. Sie betreten jetzt das Haus der Bedeutung, in dem es uns einzig und allein um die praktische Bedeutung der Erzählung für unser Leben geht.

Buddhas Mittlerer Weg

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