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4. Kapitel
Оглавление»Pressen … du musst pressen!«
Ottilie hatte die Ärmel ihres Kleides hochgeschoben, stützte den Kopf ihrer Tochter und gab unerbittlich Kommandos.
Galla, das schwarze Dienstmädchen, kam mit einer Kanne heißen Wassers und goss es für die Hebamme in eine Schüssel. Voller Mitgefühl schaute sie auf Alma, die unter Schmerzen stöhnte. Die Fünfzehnjährige begriff nicht wirklich, was mit ihr geschah, doch sie tat ihr Bestes, um dem Kind, das aus ihrem Leib wollte, die Freiheit zu geben.
»Nicht nachlassen. Pressen!«, forderte die Mutter.
Die fünfunddreißigjährige Ottilie hatte Schweißperlen auf der Stirn.
Galla beugte sich über Alma, die sie seit ihrem zehnten Lebensjahr kannte.
»Atmen nicht vergessen, Alma, kräftig atmen«, riet sie leise, wie sie es als Kind gehört hatte, wenn die Frauen in ihrem Dorf auf dem Boden der Hütten ihre Kinder bekamen.
Alma klammerte sich an das Lächeln ihrer schwarzen Dienerin und brachte mit einem Schrei ein Mädchen zur Welt.
Ottilie beobachtete, wie Galla ihrer Tochter das Gesicht abtrocknete, wie die Hebamme das Kind wusch und wickelte und das Dienstmädchen die blutigen Laken abzog und in einem Korb verstaute, um das Bett wieder frisch zu beziehen.
Ottilie wusch sich die Hände und dachte daran, dass in wenigen Minuten nichts mehr von dem Malheur zu sehen sein würde, außer dem Kind. Die Hebamme kam und legte ihr den Säugling in den Arm. Sie schaute auf das zerknautschte Köpfchen, auf die rosigen Hände, auf den kleinen Mund, der schon die Brust zu suchen begann.
»Es ist ein Mädchen, Alma.«
»Darf ich es sehen?«
Ottilie beugte sich zu ihrer Tochter, die erschöpft im frischen Bett lag, ließ sie einen Blick auf ihr Kind werfen und sagte dann sanft:
»Jetzt ruh dich aus.«
Benommen ließ sich Alma zurück in die Kissen fallen.
Ein paar Zimmer weiter bettete Ottilie das Neugeborene in eine Wiege, die in einem perfekt eingerichteten Kinderzimmer stand. Das winzige Mädchen schaute sie aus großen blauen Augen an, als erforsche es Ottilies Absichten.
Es klopfte. Das Dienstmädchen kam.
»Die Amme ist da, gnädige Frau.«
Ottilie drehte sich um. An der Tür knickste eine junge Frau, üppig, mit großen Brüsten.
»Sie werden meine Tochter stillen, wenn sie Hunger hat. Ich möchte kein Geschrei im Haus«, befahl Ottilie. »Alles bleibt so friedlich, wie es ist.«
Die Amme schaute die Herrin überrascht an.
»Denken Sie nur über die Dinge nach, die mein Kind betreffen.«
Die Amme verstand und nickte wortlos.
Es war tief in der Nacht, als Alma erwachte. In der Ferne glaubte sie das feine Stimmchen ihres Kindes zu hören. Nur den Hauch eines Augenblicks, dann war es wieder still. Ohne sich darüber Gedanken zu machen, ob ihr geschundener Körper das schon aushalten konnte, stand Alma auf und tappte barfuß aus dem Zimmer. Der lange Flur im ersten Stockwerk der Villa lag leer und verlassen, ganz anders als am Tage, wenn die Dienstboten treppauf und treppab liefen und alles für sie und die Mutter richteten. Der Vater war die meiste Zeit des Jahres auf Reisen. Gustaf Schadt verdiente sein Vermögen mit dem Handel in den deutschen Kolonien. Kaffee, Kakao, Nüsse, Trockenobst, exotische Gewürze, tropische Hölzer und Elfenbein schaffte er nach Deutschland, um die Waren hier teuer zu verkaufen.
Am Ende des Flurs in einem der ehemaligen Gästezimmer sah Alma einen schwachen Lichtschein. Dort hatte die Mutter das Zimmer für ihr Kind eingerichtet. Die Tür war nur angelehnt. Alma schob sie vorsichtig auf und sah eine fremde Frau, das Neugeborene an ihrer Brust.
Die Amme schreckte auf, als sie das Mädchen im Türrahmen stehen sah. Der Säugling verlor die Brust und begann zu wimmern. Routiniert schob die Amme dem Kind die Brustwarze zurück in den Mund.
»Sie sollten schlafen, Fräulein«, sagte sie abwehrend, als sie Almas Blick bemerkte. »Ich kümmere mich um Ihr Schwesterchen.«
»Aber es ist doch …«, stammelte Alma.
Die Amme wollte nichts hören.
»Machen Sie mir keinen Ärger, Fräulein, und gehen Sie zurück ins Bett.«
Alma war erschüttert. Das Kind, das sie vor wenigen Stunden unter Schmerzen auf die Welt gebracht hatte, lag in den Armen einer anderen Frau und schien ihre, Almas, Nähe nicht einzufordern.
»Es wird der Kleinen an nichts fehlen«, versicherte die Amme.
Benommen tappte Alma zurück in ihr Zimmer, legte sich ins Bett, das noch warm war, und begann zu weinen.
Am nächsten Vormittag kam Galla mit dem Frühstück und der Nachricht, dass Ottilie dem Mädchen einen Namen gegeben hatte. Sonja, nach ihrer eigenen Mutter.
»Soll ich Friedrich Bescheid geben?«, flüsterte Galla.
Alma nickte, wieder kamen die Tränen. Galla streichelte ihr übers Haar und summte die ersten Takte eines afrikanischen Wiegenliedes.
Ein paar Tage später verließ Alma das Kindbett. Ottilies Macht war so groß, dass die Tochter nicht wagte, den Anordnungen der Mutter zu widersprechen. Alma musste ihr normales Leben fortsetzen. Die Hauslehrer, die in den letzten Wochen ihrer Schwangerschaft mit der Begründung abbestellt worden waren, dass Alma krank sei, kamen nun wieder täglich, um sie in Geschichte, Literatur, Englisch und Französisch zu unterrichten.
Ottilie lebte weiter wie bisher. Sie lag bis spät am Vormittag im Bett und las einen ihrer umfangreichen Romane, die jeden Monat mit der Post kamen.
Alma traf die Mutter erst zum gemeinsamen Mittagessen. Bei Tisch ging die Konversation stockend. Sie hatten sich nur wenig zu sagen. In den ersten Tagen nach der Geburt des Kindes wollte Alma das Gespräch auf ihren Wunsch bringen, Sonja selbst zu versorgen.
Doch Ottilie ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen.
»Ich werde dafür sorgen, dass Papa nicht schimpft und wir alle unseren Frieden haben.« Damit war das Thema für sie abgeschlossen.
Alma grübelte, was zu tun wäre, wohin sie mit ihrem Kind fliehen könnte. Friedrich, seine Eltern und seine Geschwister waren über Nacht aus der Remise, wo sie all die Jahre gewohnt hatten, rausgeschmissen worden. Friedrichs Mutter hatte die Wäsche für die Schadts gewaschen, und sein Vater arbeitete als Gärtner. Und nun gab es Familie Loewe nicht mehr, und es durfte nicht über sie gesprochen werden – so lautete Ottilies Befehl, an den sich alle hielten.
Inzwischen hatte Alma einen Brief von Friedrich bekommen:
»Meine liebste Alma, vielen Dank für Deine Nachricht, die mir Galla überbracht hat. Es ist also ein Mädchen mit dem Namen Sonja. Wie gern möchte ich sie sehen. Bitte lasse mir über Galla Bescheid geben, wenn es Dir besser geht und ich Dich besuchen kann. Habt Ihr schon wieder einen neuen Gärtner? Ist unsere Remise wieder bewohnt? Sonst könnten wir uns dort treffen und alles besprechen. Dein Friedrich«
Friedrich Loewe war kaum älter als Alma. Die beiden waren gemeinsam aufgewachsen. Bei Familie Loewe fand Alma die Fürsorge und Wärme, die sie von ihren Eltern nicht bekam. Friedrichs Mutter zeigte ihr, wie man eine Suppe kochte, ließ sie die Nähmaschine ausprobieren und ein Tuch umsäumen. Vater Loewe mochte die Freundschaft seines Sohnes mit der Tochter des Hauses nicht. Doch er war kein Mann, der Verbote aussprach.
Ottilie hatte keine Ahnung, wie die heranwachsende Tochter ihre Tage verbrachte, was sie brauchte, wonach sie suchte. Alma und Friedrich verbargen ihr Spiel mit der Liebe sowohl vor seinen Eltern als auch vor Ottilie und der Dienerschaft. Selbst Galla bemerkte weder, dass die junge Herrin ihre Unschuld verloren hatte, noch die ersten Zeichen einer Schwangerschaft. Auch Alma verdrängte das Spannen in den Brüsten und die wachsende Wölbung ihres Bauches.
Ottilie, die der Entwicklung ihrer Tochter bis dahin keine besondere Beachtung geschenkt hatte, fiel eines Tages auf, dass Alma üppiger geworden war. Ihre Tochter wurde also eine Frau, stellte Ottilie fest. Eines Morgens überraschte sie die Tochter im Badezimmer. Da war Alma schon im siebten Monat. Zuerst flog eine Ohrfeige, dann wurde sie in ihrem Zimmer eingeschlossen. Eine Hebamme kam und untersuchte das junge Mädchen, um festzustellen, dass es nur noch wenige Wochen bis zur Geburt eines Kindes waren. Ottilie musste nicht lange überlegen, wer der Vater war. Zornig schickte sie Galla als Einzige, der sie in der Situation vertraute und die um die Umstände wissen durfte, in die Remise, um die Loewes fristlos zu entlassen. Alma und Friedrich hatten nicht einmal mehr Gelegenheit, sich zu verabschieden. Seitdem verwilderte der Garten.
Das schadtsche Anwesen lag südlich des Brandenburger Tors neben anderen prächtigen Villen. Der hintere Teil grenzte an den Tiergarten. Ottilie und Alma standen am Fenster und beobachteten, wie die Kutsche über die polierten Buckel der Pflastersteine in den Innenhof der Villa rollte. Als der Wagen hielt, verließen Mutter und Tochter den Salon und durchquerten die Halle bis zur großen Eingangstür. Davor hatte sich die Dienerschaft aufgebaut. Der Kutscher öffnete dem Herrn, der über ein halbes Jahr auf Reisen gewesen war, die Wagentür. Gustaf Schadt, ein Mittfünfziger mit Backenbart und Mittelscheitel im immer noch üppigen Haar, schälte sich aus der Kabine, reckte sich nach der langen Reise und richtete sich zu seiner stattlichen Größe von fast einem Meter neunzig auf. Dann pfiff er nach einem vielleicht zwölfjährigen afrikanischen Jungen, der neben dem Kutscher gesessen hatte.
Zwischen den Bediensteten stand Galla. Ihr Herz machte einen Sprung. Der Herr hatte sein Versprechen gehalten! Der Kleine sah die farbige Dienerin an, überrascht, in dem kalten und fremden Land auf seinesgleichen zu treffen. Gustaf griff ihn am Ärmel und erklärte für alle, vor allem aber in Gallas Richtung:
»Das ist Tawonga. Er wird als mein Butler arbeiten.«
Er gab dem Jungen eine Kopfnuss und schob ihn zu Galla.
»Macht euch bekannt. Es wird deutsch gesprochen. Galla, du bringst es ihm bei.«
»Sehr wohl, gnädiger Herr.«
Galla knickste überglücklich. Sie würde den Jungen über ihre Heimat ausfragen, vielleicht kannte er sogar ihre Familie.
Alma stand neben ihrer Mutter bereit, den Vater zu begrüßen. Wie sehr hatte sie diesen Tag gefürchtet. Was würde sie dafür geben, einfach zu verschwinden. Sie hielt den Blick auf die Spitzen ihrer Schuhe gerichtet, auf deren blauem Samt sich ein wenig Staub abgesetzt hatte.
Gustaf machte sich den Spaß, Ottilie vor der Dienerschaft besitzergreifend in den Arm zu nehmen und aus seiner Lust nach Monaten der Abwesenheit kein Hehl zu machen. Dann wandte er sich seiner Tochter zu.
»Mausebär, lass dich anschauen. Bist ja erwachsen geworden und noch hübscher.«
Er griff der Tochter unters Kinn. Alma machte auf dem Absatz kehrt und rannte ins Haus. Irritiert drehte sich Gustaf nach seiner Frau um.
»Was hat sie denn?«
Ottilie schob ihre Hand unter seinen Arm und bedeutete ihm, mit ihr hineinzugehen.
Als die Eltern ins Haus traten, saß Alma am Klavier und spielte eine Nocturne von Chopin. Je mehr Zeit vergangen war, desto größer war auch Almas Abstand zu ihrem Kind geworden. Sie wusste wohl, dass die Kleine ihre Tochter war, doch sie fühlte es nicht mehr und floh aus der Realität in stundenlanges Klavierspiel. Vielleicht muss der Mensch Schmerzen empfinden, um sich selbst zu spüren, dachte sie und griff schräg in die oberste Oktave. Schrill knallte die Dissonanz in den Raum, und sie genoss die Tränen, die über ihre Wangen, ihr Dekolleté und auf ihre Hände tropften.
Gustaf stand vor dem Kinderbett und schaute auf das fremde Wesen.
»Deine Tochter wollte das Malheur nicht wahrhaben, hat es unter ihren Kleidern versteckt«, sagte Ottilie in angespannter Erwartung, wie ihr Mann die Entscheidung, die sie hinter seinem Rücken getroffen hatte, aufnehmen würde. »Als ich es dann bemerkt habe, war es zu spät.«
Ottilie wusste, dass sie ihm keine Zeit lassen durfte. Je schneller sie ihm ihren Plan vortrug, desto größer war die Möglichkeit, dass er ihn schluckte.
»Wer ist denn der Vater?«
Schadt war um Orientierung bemüht. Wer konnte seiner Tochter das angetan haben? Was war jetzt von ihm gefordert? Er hätte sich nach der langen Reise weiß Gott etwas Besseres vorstellen können.
»Der Sohn vom Gärtner.«
»Der Friedrich? Ja, kann der denn schon?« Gustaf sah seine Frau verblüfft an. »Der ist doch noch ein Kind.«
Zumindest war es ihm so erschienen, als er Anfang des Jahres nach Afrika aufgebrochen war.
»Ich habe die Leute entlassen.«
»Wer weiß von der Sache?« Gustafs Ton wurde schärfer.
»Alle!« Ottilie ging zu einem Sessel und holte eine Zeitung unter einem bestickten Kopfkissen hervor, die sie dort für diese Unterredung deponiert hatte. Die Annonce nahm durch die Größe der Lettern fast eine halbe Seite ein.
GUSTAF SCHADT UND GATTIN GEBEN DIE GEBURT IHRER TOCHTER SONJA BEKANNT.
»Ich war dieses Frühjahr unpässlich und habe mich kaum in der Gesellschaft gezeigt.« Ottilie schaute ihrem Mann offen in die Augen. »Dann habe ich mich einmal … es war schon sehr peinlich«, sie machte eine Geste für einen dicken Bauch, »so in die Stadt fahren lassen zu einem unserer Vereinstreffen. Ich habe ein paar Scheine in die Sammelbüchse geworfen und bin wieder von der Bildfläche verschwunden. Du hättest ihre Gesichter sehen sollen. Aber«, sie triumphierte, »es hatte seine Wirkung. Alle haben mir die Schwangerschaft geglaubt.«
Das Baby begann zu weinen. Ottilie holte es aus der Wiege, ging ein paar Schritte und wippte es hin und her. Sie hoffte, dass sie ihren Mann berühren konnte, so wie damals, als sie junge Mutter gewesen war, und Alma ihr Spielzeug, mit dem sie vor seinen Augen poussierte.
Schadt war nach der langen Reise immer noch nicht ganz anwesend. Er entschied sich für Ruhe und Bequemlichkeit. Was sollte er sich einmischen, wenn seine Frau schon alles bedacht und organisiert hatte? Er trat näher und tippte mit dem Zeigefinger auf das Kind.
»Bist ja ein süßer Fratz, was!«
Ottilie rief erleichtert nach der Amme, die vor der Tür gewartet hatte, übergab ihr das Kind und verließ mit ihrem Mann das Zimmer.
Der Vater trat in den Salon. Alma spielte weiter. Tawonga folgte seinem Herrn mit einer Reisetasche, die ihn fast zu Boden zog.
»Stell sie auf den Tisch am Fenster«, befahl Gustaf und zeigte, was er meinte. Der Junge verstand und setzte sich dann mit gekreuzten Beinen auf den Boden.
»Stell dich gerade hin!«
Gustaf hob den Jungen am Ohr hoch und richtete ihn aus. Dann trat er zu seiner Tochter.
»Na, Mausebär, willst du deine Geschenke sehen?«
Alma brach ihr Spiel ab. Schadt beugte sich zu ihr herab und raunte verschwörerisch:
»Der Papa ist im Bilde.«
Alma wusste nicht, ob sie erleichtert sein sollte. Gustaf begann auszupacken. Zuerst einen Zulu-Speer, dann eine Maske aus Holz, die er sich vors Gesicht hielt, um seine Tochter zu erschrecken. Als Alma nicht reagierte, legte er sie zum Speer, holte ein Säckchen mit Kakaopulver hervor und rief nach Galla. Sie kam eilig.
»Lass für unsere Alma in der Küche eine heiße Schokolade machen, damit sie wieder gut mit ihrem Papa ist, der sich so auf zu Hause gefreut hat.«
Galla nahm den Kakao und ging wie befohlen.
Gustaf zauberte eine Kette aus Halbedelsteinen hervor und wollte sie seiner Tochter um den Hals legen. Abrupt stand Alma auf, entzog sich ihrem Vater und verließ den Salon. An der Tür stieß sie mit der Mutter zusammen.
»Alma!«, empörte sich Ottilie. »Komm sofort zurück!«
Doch Alma lief weiter, die Treppe hoch, schloss die Tür ihres Zimmers und lehnte sich dagegen. Sie musste hier weg. Jetzt war es ihr klar geworden.
»Ich habe doch nichts falsch gemacht?«, fragte Gustaf hilflos und legte die Kette für die Tochter zu den anderen Geschenken auf dem Flügel.
»Sie hat sich noch nicht von dem Schock erholt«, erwiderte Ottilie kühl und betrachtete die Dinge, die ihr Mann für die Tochter aus Afrika mitgebracht hatte.
Gustaf wusste, dass auch seine Frau endlich ein Geschenk erwartete.
Er griff ihre Hand, küsste sie und steckte ihr einen Diamantring von beträchtlicher Größe an den Zeigefinger, weil die Ringfinger bereits belegt waren.
»Ich habe den Stein einem Stammeshäuptling abgeschwatzt und in Amsterdam schleifen lassen.« Gustaf lachte zufrieden. »Meine Liebe, das hast du großartig gemacht, werden wir noch mal Eltern auf unsere alten Tage.«
»Ich finde, dass uns das Kleine jung hält«, sagte Ottilie kokett und betrachtete den kostbaren Stein im Licht der Abendsonne, die sich zwischen den schweren Vorhängen in den Salon schob.
»Das Kind ist dir großartig bekommen.« Gustaf fasste seiner Frau an den Hintern. »Nach fast zwanzig Jahren Ehe werde ich mich wohl wieder in meine Frau verlieben.«
Ottilie kicherte wie ein junges Mädchen.
»Es sind doch erst sechzehn, Gustl«, berichtigte sie und war erleichtert, dass sich alles aufs Angenehmste fügte.