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5. Kapitel

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Ein paar Tage später fand ein Fest zu Ehren von Gustafs Rückkehr statt. Ab den frühen Morgenstunden hörte man Ottilies Befehle. Das gesamte Personal war mit der Vorbereitung beschäftigt. Am späten Nachmittag war alles gerichtet, und die Kerzen wurden angezündet. Das Haus erstrahlte in vornehmer Eleganz. Ottilie schritt ihr Werk ab. Die Gesellschaften, die sie in den wenigen Monaten, in denen Gustaf zu Hause war, gab, waren eine willkommene Abwechslung in ihrem sonst so eintönigen Leben.

Alma saß festlich gekleidet vor dem Spiegel. Galla bürstete ihr das lange Haar. Ottilie trat ein.

»Mach dich nur recht hübsch! Die Adlons kommen, und ich habe auch die Familie von Tennen eingeladen. Sie bringen ihren Sohn Siegfried mit.«

Ottilie begutachtete die Tochter. Alma zeigte keine Reaktion.

Die Gesellschaft bestand aus Lorenz Adlon und seinem Sohn Louis mit dessen Ehefrau Tilly, einer charmanten Österreicherin, dem Ehepaar Graf und Gräfin von Tennen und deren beiden Söhnen, dem achtzehnjährigen Siegfried und seinem zehn Jahre jüngeren Bruder Sebastian. Ottilie hatte Alma neben Siegfried von Tennen gesetzt. Der dünne Gymnasiast mit Pubertätspickeln im Gesicht erklärte ihr eifrig, dass er gerade seine Reifeprüfung ablege und danach in die Armee Seiner Majestät eintreten werde. Alma blieb schweigsam und war froh, als das Dessert gereicht wurde. Danach fand man sich im Salon zusammen. Alma erfüllte den Wunsch ihres Vaters und spielte in einer Klavierversion Beethovens Ode an die Freude.

Ottilie und Frau von Tennen – die beiden kannten sich aus dem Kolonialverein – warfen sich einen bedeutsamen Blick zu.

Alma beendete das Stück und bekam Applaus. Gustaf schnäuzte sich gerührt und verkündete:

»Wenn man wie ich den halben Erdball bereist, weiß man doch, dass wir Deutschen zur Bildung und Erziehung der Völker berufen sind.«

»Soweit mir bekannt ist, werden unsere Siedlungen neuerdings immer wieder von Negern angegriffen?«, wandte sich der alte von Tennen, Offizier der Kaiserlichen Armee, interessiert an Gustaf.

»Allerdings! Ich hoffe, dass Seine Majestät endlich mehr Truppen entsendet und einen guten Strategen, der die Situation beendet. Ich befürchte, dass wir hart durchgreifen müssen.«

Es ging Gustaf nahe, was er in Deutsch-Südwest erlebte, auch wenn er den Eingeborenen dafür die Schuld gab. Es kam ihm nicht in den Sinn, dass sie selbst es waren, die deutschen Kolonisten, die den Einheimischen ihre Lebensgrundlagen stahlen.

»Immerhin habe ich Galla und meinen Butler aus ihren armseligen Familien geholt und hierhergebracht«, brüstete sich Gustaf. »Man tut, was man kann, wenn man erst einmal in eine fremde Lebensweise involviert ist, die mit der unsrigen um Jahrhunderte differiert.«

»Aber auch den Deutschen müssen die Kolonien immer noch nahegebracht werden. Sie haben keine Ahnung, was unsere Männer in der Wildnis leisten«, gab Ottilie Gustafs Einschätzung recht. »Es müsste die Menschen doch interessieren, wie lange der Kaffee unterwegs ist, bis er in der Kanne aufgebrüht werden kann. Aber sie trinken ihn, als kämen die Kaffeebohnen aus unserer schönen Mark Brandenburg.«

Gustaf tätschelte seiner Frau den Arm, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie das Thema nun nicht weiter vertiefen wollten. Er hatte in Afrika genug zu tun, die immer neuen Verordnungen der deutschen Behörden im Auge zu behalten und dabei die Nachfrage seiner Kunden nach Waren zu befriedigen. Und dann die Hitze, die Insekten, das schlechte Wasser, die Krankheiten – und schließlich auch noch die Eingeborenen. Gustaf mochte über all das an diesem Tag nicht mehr nachdenken. Mit einer Geste lud er die Männer in die Bibliothek zum Rauchen ein.

Ottilie führte die Damen in den Salon und befahl einem der Hausmädchen, Tee und Punsch zu servieren. Alma klappte den Deckel des Flügels zu und sah mit Erleichterung, dass sich Siegfried von Tennen, der sie die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen hatte, der Männerrunde anschloss. Der kleine Sebastian setzte sich brav zu den Frauen und spielte mit seinen Zinnsoldaten.

Alma stand auf und strich sich das Kleid glatt. Da niemand von ihr Notiz nahm, nutzte sie die Möglichkeit und verließ die Gesellschaft.

»Lieber Gustaf, ich bin froh, dass du wieder da bist, denn es warten große Aufgaben auf dich.«

Lorenz Adlon zündete sich bedächtig eine Zigarre an. Gustaf tat es ihm nach. Sie kannten sich seit ihrer Schulzeit in Mainz, wo sie beide armer Leute Kind gewesen waren. Über die Jahrzehnte hatten sie sich an die Spitze der Berliner Gesellschaft gearbeitet und genossen das Wissen um den Weg, den sie zurückgelegt hatten.

»Wozu willst du mich verdonnern?«

Gustaf trank einen Schluck vom Kognak, der weit mehr als den Boden seines Glases bedeckte.

»Ich brauche deine Mitarbeit bei meinem Hotel. Du musst mir erstklassige Materialien aus den Kolonien herbeischaffen. Mahagoni … Und dann wünsche ich mir luxuriöse Besonderheiten. Elfenbein und Intarsien aus Schildpatt.«

Gustaf lächelte geschmeichelt.

»Die Bauarbeiten am Pariser Platz haben bereits begonnen«, setzte Lorenz Adlon seine Rede fort. »Das Schinkelpalais ist entfernt. Ein paar Monate noch und die Fassade steht. Unser Kaiser hat von seinem Fassadenrecht Gebrauch gemacht und uns den Rücken gestärkt. Wir haben also die Genehmigung für eine vierte Etage bekommen. Ich verhandle gerade wegen des Zukaufs des Nachbargrundstücks Unter den Linden 2. Es ist zäh, aber aussichtsreich.«

Louis Adlon horchte auf, als sein Vater diese Neuigkeiten in die Runde warf, über die er nicht unterrichtet war.

Gustaf hob das Glas.

»Auf den großen Visionär unserer Hauptstadt.«

»Fast vierzig Jahre schon trage ich mein Hotel im Kopf herum. Da werde ich keine Kompromisse machen«, verkündete Lorenz mit entschlossener Selbstgewissheit. Alle hoben ihr Glas und tranken. Louis beließ es bei der Geste.

»Ein Genie, Ihr Herr Vater«, wandte sich Gustaf nun an den Sohn und reichte ihm die Schachtel mit den Zigarren. »Und Sie führen die Geschäfte indes im Continental?«

Louis wollte gerade antworten, als ihm der Vater ins Wort fiel.

»Wenn mein Herr Sohn nicht gerade im Tiergarten ausreitet.«

»Du folgst deinen Leidenschaften, Vater. Ich folge den meinen.«

Gustaf bemerkte die Spannung zwischen Vater und Sohn und wechselte das Thema:

»Die Afrikaner machen Likör aus den Früchten des Marula-Baums, auch Elefantenbaum genannt.«

Er stand auf und ging zu einem Wagen mit Schnäpsen.

»Ich muss euch das zum Probieren geben.«

Gustaf bedeutete seinem Hausdiener, Gläser herbeizuschaffen, und entkorkte persönlich die Flasche.

Tilly im Salon nebenan wurde auf das Gespräch der Männer aufmerksam. Ein Blick zu Louis sagte ihr, dass der Schwiegervater ihren Mann wie so oft in Gesellschaft brüskierte.

»Und dass er dann noch diese Neger mitbringen muss«, beklagte Ottilie Gustafs Enthusiasmus. »Als wenn ich nicht schon genug Sorgen hätte. Sie können sich nur schwer an die deutschen Verhältnisse gewöhnen. Außerdem muss man immer befürchten, dass sie krank werden.«

Ottilie nippte geziert an ihrer Tasse Tee.

»Aber lassen wir das Thema. Sie müssen sich damit nicht auseinandersetzen«, wandte sie sich zuerst an Frau von Tennen und dann an Tilly.

»Wie geht es denn Ihrem Susannchen?«

Das erste Kind von Louis und Tilly Adlon war nur ein paar Monate älter als Sonja.

»Sehr gut. Sie ist ein friedliches Kind.«

Tilly sprach mit dem weichen Akzent der Wienerin.

»Aber von mir aus könnt’ ich es gern bei dem Susannchen bewenden lassen. So ein Putzerl ist doch sehr anstrengend. Außerdem mache ich mir Sorgen um meine Figur. Der Louis ist ein Schöngeist. Ich will ihn nicht enttäuschen.«

Tilly schaute noch einmal zu Louis in der Männerrunde, der sich von seinem Vater und Gustaf Schadt abgewandt hatte und nun angeregt mit Oberst von Tennen plauderte.

»Mit Kindern hält man jeden Mann. Da darf auch die Figur ein wenig fraulicher werden«, sagte Ottilie.

»Sie haben aber auch keine Probleme«, entgegnete Tilly mit einem Blick auf Ottilies schlanke Gestalt. »So schnell wieder in Form nach der Geburt!«

Ottilie lächelte geschmeichelt. »Die Natur hat mich beschenkt.«

In diesem Augenblick glaubte sie sich selbst und war von dem Lauf der Dinge beeindruckt.

Alma schlich zum Kinderzimmer und erschrak, als sie die Tür aufschob. Die Amme war da und saß neben dem Bettchen. Sie war eingeschlafen und schnarchte leise. Eigentlich hätte die Frau ihren freien Abend gehabt. Alma begriff, dass Ottilie der Amme den Ausgang gestrichen hatte, um während der Gesellschaft Ruhe im Haus zu haben. Sie trat vorsichtig ans Bett ihrer Tochter. Die Kleine schlief mit zusammengeballten Fäustchen.

»Sonja, mein Sonnenschein«, flüsterte sie und streichelte mit der Fingerspitze über die zarte Haut des Säuglings.

So leise, wie sie gekommen war, verließ Alma das Zimmer und huschte die Treppe hinunter, vorbei an den geöffneten Flügeltüren zum Salon und zur Bibliothek, weiter zu dem Teil des Flurs, der zur Küche und zum Bereich der Dienstboten führte, und verließ das Haus durch die Hintertür. Sie lief über den Hof, wo ein Teil der Dienerschaft ein Feuer angezündet hatte. Die Köchin bewirtete die Kutscher mit Bier, Brot und Knackwurst.

Tawonga saß auf dem Boden und schlug die Trommel. Dazu ließ Galla ihre Hüften kreisen. Sie hatte ihren Rock hochgeschlagen, und ihr kraftvoller Körper verschmolz mit dem Rhythmus der Trommel. Alma huschte weiter bis zur Remise. Hier hatten die Loewes gewohnt, geblieben waren nur ein paar Möbelstücke und der Staub, den ein Auszug zurücklässt. Es war dunkel und kalt.

»Friedrich?«, rief Alma zaghaft den Namen ihres Freundes. Doch nur die Trommel von draußen war zu hören. Sie ging ein paar Schritte, überlegte, wie lange sie hier bleiben durfte, ohne dass man ihr Verschwinden im Haus bemerken und nach ihr suchen würde. Als sie im hinteren Zimmer des Hauses ein Geräusch hörte, zuckte sie zusammen. Dann schlug ein Fensterflügel. Plötzlich stand Friedrich vor ihr. Er war außer Atem. Alma stürzte in seine Arme. Sie hielten sich fest. Nach einer Zeit, in der sie sich unbehaglich gefühlt hatten, weil ihre Körper steif und schwer blieben, lösten sie sich.

»Ich konnte Sonja nicht mitbringen. Mutter hat der Amme nicht freigegeben.«

Friedrich nickte enttäuscht.

»Wir müssen hier weg, Fritz, mit Sonja, so schnell wie möglich. Dorthin, wo uns niemand finden kann. Nach Amerika. Ich habe mich erkundigt, ab Hamburg geht fast jeden Tag ein Schiff. Wenn wir dritter Klasse fahren, kostet es nur zweihundert Mark für jeden. Sonja darf ohne Fahrkarte mit.«

Der Gedanke, endlich die Verantwortung für ihr Kind zu übernehmen, machte Alma euphorisch. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass alles möglich war.

»Ich hab jetzt eine Stelle auf dem Kohlenhof. Da verdiene ich sechs Mark am Tag«, erklärte Friedrich seine Lage.

Alma missverstand ihn und sagte enthusiastisch: »Ich hab schon etwas Geld zusammen, wenn Papa seine Geldbörse liegen lässt, dann nehme ich gerade so viel, dass er es nicht bemerkt.«

»Ich kann mein Geld nicht behalten, Alma. Mutter braucht es.«

»Aber dein Vater arbeitet doch auch?« Sie sah in Friedrichs Augen den Kummer und wurde stiller. »Wo wohnt ihr denn jetzt?«

»Am Ostbahnhof, ein Zimmer und Küche.«

»Ein Zimmer für euch alle?« Sie erschrak. »Fünf Leute in einem Raum?«

»Vater kann ein paar Stunden im Kuhstall hinterm Haus arbeiten. Aber es bringt nicht viel«, sagte Friedrich nüchtern.

Plötzlich ahnte Alma die Tragweite dessen, was Friedrich und seiner Familie zugestoßen war.

»Ich lasse mir was einfallen, Fritz, wie wir das mit den vierhundert Mark hinbekommen.«

Friedrich hätte so gern daran geglaubt, darauf gehofft, dass sie sich ein gemeinsames Leben aufbauen könnten, doch die Welt, aus der er kam, dachte nicht an die Zukunft. Die Menschen darin waren mit dem täglichen Kampf ums Überleben beschäftigt.

»Du darfst deinen Vater nicht bestehlen, Alma«, sagte Friedrich. Und nach einer Pause fügte er leise an: »Ich kann meine Familie nicht im Stich lassen. Ich bin doch schuld, dass alles so gekommen ist.«

Alma wehrte heftig ab. Sie waren beide schuld. Sie vielleicht noch viel mehr als er, denn sie konnte genauso wie vorher weiterleben. Wie würde sie das nur wiedergutmachen können?

»Aber ich lieb dich doch, Friedrich.«

»Ich lieb dich doch auch«, sagte er unsicher. Ihre Liebe war etwas Schönes gewesen, als sie im Park gemeinsam spielten, als sie sich gegen Abend auf der Bank an der Mauer trafen.

Alma nahm Friedrichs Hände.

»Geh zum Küchenfenster. Ich sag Galla Bescheid, dass sie euch etwas zu essen einpackt. Wir schaffen das, ja?«

Er nickte, ohne daran zu glauben.

»Nächsten Sonntagabend hat die Amme bestimmt frei. Vielleicht kannst du Sonja dann sehen.«

Alma wollte ihn unbedingt trösten. Der Abschied war flüchtig. Sie konnten sich nicht in die Augen sehen. Alma schlüpfte zur Tür hinaus. Friedrich blieb noch einen Moment zurück.

Siegfried von Tennen kam über den Hof, wo die Atmosphäre inzwischen schwül war vom Feuer, dem Alkohol, den exotischen Rhythmen und Gallas Tanz. Siegfried ging zwischen den Leuten herum, die keine Notiz von ihm nahmen. Er war auf der Suche nach Alma. Galla wurde aufmerksam und behielt ihn im Auge. Da sah er Alma aus dem hinteren Teil des Gartens kommen und wollte ihr entgegengehen. Doch Galla versperrte ihm tanzend den Weg, bis Alma am Hintereingang der Villa angelangt war. Dann ließ Galla von Siegfried ab. Mit wenigen Schritten erreichte er Alma und fasste sie an der Schulter. Erschrocken fuhr sie herum. »Was machen Sie denn hier?«

»Ich dachte, dass Sie vielleicht meine Hilfe brauchen.« Siegfried deutete mit einer Kopfbewegung zum Hof. »In diesem Panoptikum.«

Alma schüttelte missbilligend den Kopf. Sie mochte es nicht, wenn jemand abfällig über die Dienstboten sprach. Sie wollte an ihm vorbei. Doch er versperrte mit einem Arm den Eingang ins Haus.

»Darf ich Sie in den nächsten Tagen zu einem Spaziergang treffen, Alma?«

Alma entdeckte den Schleier, der über seinen wässrigen blauen Augen lag.

»Ich glaube nicht, dass dies von meiner Mutter gern gesehen würde.«

Schnell schlüpfte sie unter seinem Arm hindurch. Siegfried folgte ihr ins Haus. Er wusste es bereits besser.

»Alma von Tennen – ein passabler Name.«

Ottilie saß vor dem Spiegel ihres Frisiertischs und richtete die Spitzen ihres Negligés. Natürlich konnte man eine Fünfzehnjährige noch nicht mit einem achtzehnjährigen Gymnasiasten verheiraten, aber man konnte bereits alles arrangieren und öffentlich machen. Dann war für Almas Zukunft gesorgt, und Ottilie konnte sich wieder sorglos ihrem Alltag widmen.

»Ich finde den jungen Mann etwas blass«, brummte Gustaf ohne Interesse. Nach dem langen Abend in guter Gesellschaft, dem üppigen Essen und dem Alkohol lag er zufrieden im Bett.

»Und er ist noch unentschieden, was seine Zukunft betrifft. Du kannst ihn dir heranziehen wie deinen eigenen Sohn«, sagte Ottilie wie eine Verkäuferin, die eine Ware feilbietet.

»Das ist das Einzige, was ich meiner Tochter übel nehme, dass es kein Junge geworden ist.« Gustaf klopfte neben sich aufs Bett, damit seine Frau nun endlich zu ihm käme.

»Gustaf!«

Ottilie drehte sich entrüstet um, wobei nicht ganz klar war, ob sich ihr Ausruf gegen seinen erwartungsvollen Blick oder gegen seine Äußerung wendete.

»Wäre doch viel praktischer gewesen, als mir jetzt einen blassen Fähnrich zum Assistenten heranzuziehen.«

Ottilie setzte sich nun endlich zu ihm. Gustaf wälzte seinen schweren Körper zu ihr herum und griff nach den Brüsten seiner Frau, um sich zu holen, was ihm im ehelichen Bett zustand. Auch außerhalb des Eheschlafzimmers war Gustaf kein Kostverächter. Ottilie wusste das nur zu gut, und die Wahrheit war, dass ihr Mann ihr in körperlicher Hinsicht zuwider war.

»In jedem Fall wird unsere Alma als Gräfin von Tennen durchaus die ein oder andere Einladung bei Hofe bekommen.«

Sie blieb hartnäckig beim Thema, das sie möglicherweise noch ein wenig länger vor dem bewahrte, was nun unweigerlich folgen würde.

»Und du wirst sie dahin begleiten, was, meine Liebe?«

Gustaf schob Ottilie aufs Bett.

»Ein wenig Abwechslung, wenn du auf deinen Reisen bist, täte mir gut.«

»Ich werde dir den Spaß nicht verderben.«

Gustaf war nicht mehr aufzuhalten. Ottilie ließ sich seufzend fallen und dachte an all die Annehmlichkeiten, die ihr Leben zu bieten hatte, und daran, dass sie morgen ein wenig mit Sonja durch den Garten spazieren wollte und dass ihr Tilly und Frau von Tennen letztlich das Kind neideten, weil es ihre Jugendlichkeit zeigte. Dabei verdrängte Ottilie, dass sie ja eigentlich Sonjas Großmutter war, und gab sich Gustaf hin.

Das Adlon

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