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Go-Daigos vorzeitige Rückkehr
ОглавлениеIm Februar 1333, als die Belagerung von Chihaya-jô noch im Gange war, ließ Kusunoki Go-Daigo eine Botschaft zukommen, in der er diesen ausdrücklich dazu aufforderte, die Insel, auf der er in der Verbannung lebte, zu verlassen. Der inzwischen im ganzen Land ausgebrochene Aufstand gegen die Hôjô bedurfte der symbolhaften Gegenwart des Kaisers. In einem Fischerboot verborgen, verließ Go-Daigo die Oki-Inseln. Kaum, daß seine Flucht und Ankunft in Japan bekannt wurden, wurde ihm die gesamte Streitmacht des Shôguns entgegengeworfen. Da der Hauptgegner wieder im Lande war, zog man die Truppen unverzüglich von Chihaya-jô ab.
Angeführt wurde das Heer des Bakufu wieder durch Ashikaga Takauji. Der erst 28jährige Oberbefehlshaber war die letzte Hoffnung der Hôjô. Doch gerissen und ehrgeizig, wie er war, begriff er, daß sich ihm eine einzigartige Chance aufgetan hatte. Niemand aus dem Umfeld des Shôguns Hôjô Takatoki, dem Erzfeind des Kaisers, hätte die Wendung erahnen können, die die Geschichte plötzlich nahm. Ashikaga, der erst noch mit äußerster Verbissenheit gegen Kusunoki Masashige gekämpft hatte, erklärte, von nun an auf der Seite des Kaisers zu stehen. Dies war ein schrecklicher Schlag für die Hôjô, doch es blieb nicht bei diesem einen. Auch die Armee von Nitta Yoshisada, eines Vetters von Takauji, wandte sich gegen die Hôjô. Und all das war letztendlich das Ergebnis des hartnäckigen Widerstands Kusunokis, dem es gelungen war, die Ohnmacht des Regimes für alle Welt augenscheinlich werden zu lassen.
Takauji ließ seine Truppen auf Kyôto marschieren und nahm die Stadt im Handstreich. Er ließ alle Vertreter des Bakufu und zahlreiche Getreue der Hôjô hinrichten. Wenig später standen drei Divisionen unter der Führung Nitta Yoshisadas vor Kamakura. Aber die anderthalb Jahrhunderte zuvor durch Minamoto Yoritomo zur Festung ausgebaute Stadt war nicht ohne weiteres einzunehmen. Alle Wege, die zu ihr führten, verliefen durch enge, gut zu verteidigende Schluchten. Also beschloß Nitta, den Angriff vom Meer aus zu führen. Die Legende berichtet, daß er auf einen Felsen oberhalb der Küste bei Inamuragasaki gestiegen sein soll und dort zur Sonnengöttin Amaterasu gebetet habe, damit diese das Meer zurückweichen lasse. Daraufhin soll er sein Schwert in die Fluten geschleudert haben, woraufhin das Meer tatsächlich auf wundersame Weise zurückgewichen sein soll. Vermutlich hatte er jedoch wohl einfach die Ebbe abgewartet, damit seine Truppen auf dem Uferstreifen vom Süden her in die Stadt einfallen konnten. Am 5. Juli 1333 fiel Kamakura in seine Hände. Als er die Aussichtslosigkeit seiner Lage begriff, beging der Shôgun Hôjô Takatoki den rituellen Selbstmord in Begleitung von Hunderten seiner Vasallen.
Kusunoki Masashige. Holzschnitt von Yorikuni Tachibana.
Ashikaga Takauji. Gemälde aus dem 14. Jahrhundert.
Go-Daigos Traum war Wirklichkeit geworden. Die Macht im Lande lag wieder bei ihm und dem Kaiserhaus. Im Triumphzug kehrte er in seinen Palast zurück. Unverzüglich ernannte er seinen Sohn, Prinz Morinaga, zum neuen Shôgun. Doch Go-Daigo erwies sich als ungeschickt im Umgang mit der Macht. Die Kriegerkaste, durch deren Treue er die Macht zurückgewonnen hatte, fühlte sich nicht auf angemessene Weise belohnt. Der Kaiser teilte seiner Familie, seinen Günstlingen und seinen Höflingen die konfiszierten Ländereien und Besitztümer der Hôjô zu, und für die ihm treu ergebenen Generäle blieb am Ende wenig übrig. Allein Kusunoki Masashige wurde auf angemessene Weise belohnt. Er erhielt den Titel des Kawashi-no-Kami48 und die Regierungsgewalt über die Provinzen Settsu, Kawashi und Izumi. Ashikaga Takauji, dessen Wechsel auf die Seiten Go-Daigos von entscheidender Bedeutung gewesen war, erhielt die Provinzen Musashi, Shimousa und Hitachi. Aber er war zutiefst enttäuscht, daß nicht ihm der Titel des Shôguns angeboten worden war. Andererseits fanden es nicht wenige der Adligen bereits übertrieben, daß dem jungen Emporkömmling die Herrschaft über drei Provinzen anbetraut wurde. Auf diese Weise entstand eine explosive Situation.
Schließlich beschloß Go-Daigo, den ehrgeizigen Ashikaga beseitigen zu lassen. Doch dieser ergriff die Initiative. Er verschanzte sich in Kamakura und ernannte sich kurzerhand selbst zum Shôgun (Seii Taishôgun). Wieder herrschte Krieg im Lande. Und Kusunoki Masashige, der sich bislang aus allen Streitereien im Umfeld des Palastes herausgehalten hatte, wurde unausweichlich in den Strudel der Ereignisse hineingezogen.