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Minamoto-no-Yoshitsune Aristokraten und Krieger

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Kyôto, Residenzstadt des Kaisers, in der Mitte des 12. Jahrhunderts. Seit dem Jahre 1156 war es zu Ausbrüchen offener Gewalt zwischen rivalisierenden Parteien am Hofe gekommen.16 Der Kaiser, dessen Macht theoretisch unumschränkt war, hatte inmitten dieser unaufhörlichen Streitigkeiten allen Einfluß verloren. Das Herrschaftssystem war am Ende der Heian-Zeit17 nicht mehr lebensfähig. Allzu deutlich hatte die Aristokratie ihre Unfähigkeit zum Regieren unter Beweis gestellt, und überall im Lande, selbst in der Hauptstadt, herrschte Anarchie. Nur die Anführer der Kriegerklane würden in der Lage sein, ein Mindestmaß an zentralistischer Ordnung aufrechterhalten zu können, denn allein sie waren stark genug und verfügten über die nötigen Strukturen, damit ihre Entscheidungen umgesetzt würden.

Die Kriegerkaste (buke) hatte sich seit dem 10. Jahrhundert im Schatten der mächtigen Familie Fujiwara etablieren können. Jene Hof-Aristokraten waren mehr an Kultur als an kriegerischen Belangen interessiert. Sie bezogen ihre Einkünfte aus Besitzungen, die in ganz Japan verstreut waren. Den Schutz und auch die Verwaltung ihrer Güter vertrauten sie den Kriegsleuten an. Die politische Stabilität, die Frucht der sogenannten Fujiwara-Kultur war, begünstigte die Herausbildung einer Klasse von Berufskriegern, deren Stellung vererbbar wurde. Mit der Zeit kristallisierten sich unter den Kriegern zwei Klane heraus, jener der Taira und jener der Minamoto18. Die Klane waren sich einig gegen die Klasse der Aristokraten, denen sie gerade gut genug waren, um gegen Bezahlung für sie zu arbeiten. Was jedoch die Nachfolge der Macht anging, so herrschte zwischen den Klanen unerbittliche Rivalität. Die Taira unter ihrem Anführer Kiyomori19 lagerten in den westlichen Provinzen, und die Minamoto unter der Führung Yoshitomos20 befanden sich im Osten des Landes.

Als die Fujiwara schließlich die Gefahr witterten, die von den zur Macht drängenden Samurai-Klanen ausging, war es zu spät. Den Aristokraten war die reale Herrschaft bereits entglitten. Sie zu stürzen, würde ein Leichtes sein. Mit Einwilligung des Kaisers ergriff schließlich im Jahre 1159 Taira-no-Kiyomori die Macht. Bereits im selben Jahr brachen die Feindseligkeiten zwischen den Klanen aus. Die Heiji-Rebellion (Heiji-no-ran) hatte begonnen, das Vorspiel zum langen und schrecklichen Gempei-Krieg, in dessen Verlauf das Kriegsglück der Parteien häufig wechselte.21 In jenem Jahre wurde auch der jüngste Sohn Yoshitomos, Minamoto-no-Yoshitsune22, geboren.

Die Heiji-Rebellion endete mit einer vernichtenden Niederlage der Minamoto. Damit die Macht der Taira nie wieder in Frage gestellt würde, befahl Taira-no-Kiyomori Massenhinrichtungen unter den Familien der Minamoto. Jene Anführer der Minamoto, die die Schlachten des Heiji-no-ran überlebt hatten, wurden an den Ufern des Flusses Kamo enthauptet, einem traditionellen Hinrichtungsort. Dem Oberhaupt des rivalisierenden Klans, Minamoto-no-Yoshitomo, war es zwar gelungen, nach der Niederlage nach Owari zu fliehen, aber bereits im darauffolgenden Jahr, 1160, wurde er durch einen seiner eigenen Offiziere, Osada Tadamune, beim Bade ermordet. Der Mörder schickte seinen Kopf unverzüglich nach Kyôto.

Dieser Schlag versetzte das ganze Land in Schrecken. Wer auf Seiten der Minamoto das Massaker überlebt hatte, versuchte zunächst alles, um nicht aufzufallen, in Vergessenheit zu geraten. Aber die Unterlegenen selbst vergaßen nichts. Es waren nicht mehr viele, durch deren Adern das Blut der Minamoto rann, aber es waren noch genügend an der Zahl, daß das Verlangen nach Rache nicht zum Erlöschen kam und nur auf den Tag harrte, an dem seine Glut zur Flamme würde.

Die Krieger des alten Japan

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