Читать книгу Kieferschmerzen selbst behandeln - Roland Liebscher-Bracht - Страница 14

Rezeptoren überall im Bereich des Gesichts und des Kiefers – in der Knochenhaut, den Muskeln, den Sehnen, den Faszien und den Gelenkkapseln – registrieren, dass das Kiefergelenk, der Knorpel und die sonstigen Strukturen dieses Bereichs durch die übermäßige Muskel- und Faszienspannung bedroht sind. Sie leiten die Informationen an das Gehirn weiter. Dort laufen alle Messdaten zusammen und werden verarbeitet.

Bis zu einem gewissen Grad kann unser Körper kleinere Störungen im Bewegungsapparat ausgleichen, da er ein allgemeines Gleichgewicht anstrebt. Allerdings kann er dies nicht langfristig und vor allem nicht symptomfrei bewältigen. Sobald etwas aus dem Lot gerät und die Gefahr, dass etwas kaputtgeht, zu groß ist, projiziert das Gehirn daher einen Schmerz an diese Stelle.

Schmerz, auch Kieferschmerz, ist also, wie wir von Liebscher & Bracht wissen, eigentlich nichts Schlimmes. In den meisten Fällen möchte uns unser Körper damit »nur« mitteilen, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass wir etwas im Umgang mit ihm ändern und uns mit dem Problem befassen sollten, damit es nicht zu Schädigungen kommt – oder wenn Schädigungsprozesse schon begonnen haben, dass sie gestoppt werden.

Das heißt: Die Schmerzen, die Sie empfinden, sind ein Warnsignal, das auf angegriffene und bedrohte Strukturen aufmerksam macht. Je drängender unsere Körperintelligenz das wahrnimmt, desto größer und peinigender ist der Schmerz, der geschaltet wird. Wir bezeichnen diesen Schmerz daher als Alarmschmerz. Er ist sozusagen ein Warnsystem unseres Gehirns und stoppt die potenziell gefährdenden Bewegungen.

Natürlich sind Kieferschmerzen sehr unangenehm und schränken uns im Alltag stark ein. Doch viel gefährlicher wäre es, würde der Verschleiß schmerzfrei auftreten. Diesen Alarmschmerz des Körpers sollten wir daher nicht ignorieren oder versuchen, ihn durch Schmerzmittel und andere Maßnahmen zu verschleiern und unfühlbar zu machen. Denn er weist uns darauf hin, dass wir nicht so weitermachen dürfen wie bisher.

Es ist wie mit der Ölkontrollleuchte im Auto: Kein Mensch käme auf die Idee, dieses Alarmsignal einfach mit einem Stück Klebeband zu verdecken oder mit dem Hammer auf das Armaturenbrett zu schlagen, damit es ihn nicht weiter nervt und stört. Jeder weiß: Wenn man diesen Alarm, der anzeigt, dass zu wenig Öl im Motor ist, ignoriert

oder unterdrückt, kann es bald zum Kolbenfresser kommen, und der Motor geht kaputt. Deshalb hält man möglichst rasch an einer Tankstelle an, um Öl nachzufüllen. Warum gehen wir mit unserem Auto sensibler um als mit unserem Körper? Hören Sie auf die Sprache Ihres Körpers. Kieferschmerzen sind eine Handlungsanweisung, die zu hohe Spannung der Muskulatur und Faszien abzubauen und ihren Tonus zu normalisieren, damit der Kiefer nicht geschädigt wird oder die Schädigungen nicht noch größer werden.