Читать книгу Sakaya - Roland Simm - Страница 11
Der Theologe
ОглавлениеAbalm war im Freien. Er befand sich in einem Garten, es war dunkel. Die Pflanzen konnte er nur schemenhaft erkennen. Aber der hagere Kirchenmann beobachtete den Himmel, in dem die Sterne leuchteten. Er war zufrieden. Er gehörte hierhin. Kurz und ehrfurchtsvoll dankte er Zhabad, seinem Schöpfer. Der Anblick der Sterne faszinierte ihn, der Eindruck des gesamten sichtbaren Firmaments. Er kannte viele der Sterne, aber Abalm war sich bewusst, dass er nie alle je kennen würde. Aber dafür gab es ja den Herrn.
Auf dem Anwesen, auf dem er sich befand, stand er auf der Stelle mit dem besten Ausblick. So waren die meisten Himmelskörper zu sehen. Doch auf einmal hatte er den Impuls, sich umzudrehen. Er zögerte. Hinter ihm waren ebenfalls Sterne, wohl aber nicht ganz so viele. Der Drang sich umzudrehen verschwand jedoch nicht. Wurde er auf etwas aufmerksam gemacht?
Abalm drehte sich um. Der Himmel war hier dunkler, und wie erwartet sah er etwas weniger Gestirne. Aber da... er meinte eine Bewegung auszumachen, fast in der Mitte seines Sichtfelds. Abalm kniff die Augen etwas zusammen. Da war... ein Kreis... nur zu erkennen, weil er von einem leichten... Leuchten umgeben war. Der Kreis wurde größer. Was war das? Der Kirchenmann wusste es nicht. War es gut? – fragte er sich. Abalm hörte in sich hinein. Er fühlte keine Angst... also war es gut. Interesse kam in ihm auf. Er brauchte ein Teleskop, doch er wusste nicht, ob es hier so etwas gab. Was sollte er tun, bei Zhabad, dem Allmächtigen?
In seinem Schlafzimmer wachte Abalm auf. Ein Traum... Was war dieses Leuchten gewesen? Er hatte keine Angst verspürt. Vielleicht war er wirklich auf etwas aufmerksam gemacht worden, er glaubte an Träume mit einer Weisung. Wie in seiner Religion Detalis gelehrt wurde, suchte er nach der richtigen, guten Tat. O.k., der Traum war ihm geschickt worden. Ein dunkler Himmelskörper, ein Leuchten. Dunkel musste nicht unbedingt schlecht bedeuten, sondern auch: noch nicht erforscht. Der Kirchenmann richtete sich auf. Er würde diesen Traum festhalten und ihn mit seinem Sekretär besprechen.
Abalm Enu war der Kirchenführer der Religion Detalis in Gerszan. Er lebte seinen Glauben seit fast 65 Jahren, und so der Allmächtige es wollte, würde er es weiter tun. Seine Arbeitskonsole stand im angrenzenden Zimmer. Er stand auf und ging hinüber. Der Raum war aufgeräumt, obwohl er viele religiöse Gegenstände auf verschiedenen Möbeln beinhaltete. Die braun-roten Wände waren reich mit Mustern und Symbolen verziert. Der althergebrachte Schreibtisch war mit einem gängigen Computermodell ausgestattet, Abalm versuchte, das Wesentliche neuer Strömungen mit der Tradition des Glaubens zu verbinden. Der Kirchenmann, den sein Alter hager gemacht hatte, setzte sich aufrecht auf den Stuhl. Im Spiegel des inaktiven Monitors sah er sein eigenes, türkisfarbenes Gesicht. Gleich wäre der Kontakt zu den Mitgliedern seiner Gemeinde hergestellt. Er sah, dass sein Sekretär ebenfalls schon wach war, und tippte eine Grußformel in das Kommunikationsprogramm.
„Ich glaube, ich hatte einen Ereignistraum.“
„Oh. Worum ging es?“
„Ich weiß es nicht genau, ein Gestirn kam näher, es war dunkel.“
„War es bedrohlich?“
„Nein. Ich habe keine Angst gespürt. Ich denke, es wird etwas kommen, wir sollten offen sein.“
„O.k. Behalte den Traum wohl, den Dir Zhabad gegeben hat“, zitierte sein Sekretär das Buch des Glaubens. „Sehen wir uns in der Morgenandacht?“
„Ja, ich werde da sein.“
„Bis dann.“
„Bis dann.“ Abalm stand auf, ging ins Schlafzimmer und suchte passende Kleidung für die Lobpreisung zusammen.