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Kapitel 8, Straße nach Poetovio, 13. April 373

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Den ganzen nächsten Tag saß Fara neben Vitus auf der Fuhrmannsbank. Sie hatte Vitus angeboten, zu reiten, so wie Markus, Flavius und die sechs Soldaten. Aber er meinte, da müsse er den ganzen Tag stottern, was er bei ihr nicht brauche.

Fara hatte die Zügel des Fuhrwerks übernommen und Vitus erzählte von seinem Vater. Der war Gladiatorenausbilder und hatte Vitus an allen Waffen bis zu den Feinheiten gedrillt. Gladiator war aber nicht sein Ziel. Da war ihm Fechtlehrer lieber. Er erzählte Fara, welche Tarnung er sich in Villa Patria aufgebaut hatte. Er spielte bei der Ausbildung der Soldaten und der Wachmannschaften den Prügelknaben. Das gab er auch vor, wenn er mit Markus und manchmal mit Flavius übte. Über sich selbst erzählte Fara nichts mehr. Es war ungewiss, wie es in Villa Patria sein würde.

Die letzte Nacht bevor sie Villa Patria erreichten, lief genauso ab, wie die letzte. Fara war der Pferdeknecht. Nach der letzten Mittagsrast kam Markus zu Vitus.

„Wenn du nicht auf Ferox reiten willst, dann sattle dir ein anderes Pferd. Ich muss mit Fara reden.“ Da er reiten sollte, hieß das, niemand durfte zuhören.

Die Zügel von Ferox hängte Markus gleich neben der Fuhrmannsbank auf der Seite von Fara auf. Falls der Gaul unruhig wurde, konnte sie schnell eingreifen. Dann setzte er sich neben Fara. Sie lenkte weiter den Fuhrwagen für den letzten Teil ihrer Fahrt nach Villa Patria.

„Ich habe ein Problem, Prinzessin Furie“, begann er. „Ich sorge mich um meine Männer. Die haben auch ihre Natur wie der Gaul hier. Wenn ich dich bei den anderen nicht verheirateten Frauen unterbringe, tauchen die Männer bei dir früher oder später auf. Dass du weiter bei mir schläfst, geht nicht. Das war gegenüber den Männern hier nur, weil es keine weitere Kammer gab.“ Markus machte eine Pause.

„Ich habe mir überlegt, dass ich dir eine kleine Kammer in meiner Villa gebe. Im Erdgeschoss schlafen die wichtigsten Personen von Villa Patria. Patricia, die die Küche und den Hausstand führt, Swingard, unsere markomannische Heilerin, Marada, eine alte Druidin der Vandalen, Flavius, Roccus und zwei, drei andere. Die drei Frauen sind schon älter. Ich nenne sie für mich das Triumvirat. Sie führen gemeinsam das Leben in Villa Patria. Du wirst sie kennenlernen.“ Markus schaute Fara fragend an. Die zeigte keine Reaktion.

„Ich werde durchblicken lassen, dass ich mich an dir, Prinzessin Faralis, rächen will und jeder deshalb unbedingt die Finger von dir lassen soll, weil das meine Sache ist. Das hält dir alle Männer fern.“

Markus machte eine Pause und schaute in die Ferne. „Die Villa ist bewacht. Da kommt keiner ungebeten hinein. Wegen der Rache wirst du nicht als Hure angesehen.“

Markus schmunzelte vor sich hin. „Eigentlich wollen alle Weiber in mein Bett, um Herrin in Villa Patria zu werden. Sie würden dich nur aus purem Neid Hure nennen. Solches Gezicke wird dir vertraut sein.“

Wieder schaute Markus Fara an. „Die ersten beiden Nächte schließen wir dich in eine Gefängniszelle für ungehorsame Sklaven ein. Da bist du sicher. Danach haben wir die Kammer für dich fertig. Du wirst als Küchenmagd unter Patricia arbeiten, als Zwiebel- und Putzmagd.“

Fara sagte weiterhin nichts.

„Bestimmt hast du als Prinzessin eine umfangreiche Ausbildung gehabt. Aber meine Leute lernen dich besser kennen, wenn du mit ihnen zusammenarbeitest“, sagte Markus.

Fara nickte. „Wie ist Patricia?“

„Patricia ist recht streng. Sie schwenkt zwar gern den großen Holzlöffel, aber sie schlägt selten. Da muss schon die halbe Welt untergehen. Sie wird dir gegenüber sehr reserviert sein. Sie hat schon für meinen Vater fünfzehn Jahre gearbeitet. Mich hat sie auch mit großgezogen. Sie hat eine raue Schale, aber sie ist gerecht. Das Wohl von Villa Patria geht ihr über alles. Du wirst feststellen, dass die wenigsten Leute Sklaven sind. Sie leben freiwillig bei uns. Den Unterschied merkst du nicht. Die Peitsche darf nur ich benutzen. Das mache ich, wenn es erforderlich ist, vor allem bei Vergewaltigungen. Da werde ich zur Furie. Das hat mein Vater schon so gehalten.“ Markus überlegte, was noch unbedingt zu erzählen notwendig war.

„Mir ist nicht klar, wie du es schaffst, dass Ferox bei dir so zahm ist. Am besten, du kümmerst dich ein wenig um ihn. Ich sage dem Stallmeister Bescheid. Aber mische dich nicht in seine sonstigen Aufgaben ein.“

Markus konnte sich vorstellen, dass Villa Patria eine völlig neue Welt für Fara war. Er würde ein Auge auf sie haben.

Plötzlich sah Fara Markus an. „Hast du viele Feinde?“

Markus stutzte. „Wie meinst du das?“

„Hast du Konkurrenten, die dir den Tod wünschen? Oder hast du jemanden auf den Tod beleidigt oder liegt ihr mit einer Familie in Fehde?“

„Nein, nicht dass ich wüsste. Ich regle meine Geschäfte meist zu beiderseitigem Nutzen. Warum fragst du?“

Aber Fara sagte nichts mehr. Markus sollte erst einmal ihren Wink verarbeiten.

Fara - Kampf um Villa Patria

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