Читать книгу Hoffnung, die uns trägt - Rolf Pöhler - Страница 8

Оглавление

8

|

Hoffnung, die uns trägt

Unterwegs im Glauben

Offenheit für neue Erkenntnisse

M

it etwa 30 Jahren war er zum Dekan der philosophischen Fakultät – einige

Jahre später zum Rektor – der ältesten Universität in Mitteleuropa ernannt

worden, die 1348 von Kaiser Karl IV. in Prag, der Hauptstadt des Heiligen Römi-

schen Reiches, nach dem Pariser Vorbild gegründet worden war. Daneben übte er

noch Priestertätigkeiten an der Bethlehem-Kapelle aus, wo er in der tschechischen

Volkssprache predigte. Die Rede ist von dem böhmischen Reformator Jan Hus (um

1370-1415), der durch seine Kritik an der verweltlichten Kirche, sein Bekenntnis

zur Autorität der Bibel und sein Eintreten für die Gewissensfreiheit in Konflikt mit

der Kirche seiner Zeit geriet.

Zunächst untersagte man ihm die Ausübung seiner priesterlichen Funktionen,

später wurde er mit dem Kirchenbann belegt. Schließlich sollte er sich vor dem

Konstanzer Konzil rechtfertigen. Trotz des Versprechens von König Sigismund auf

freies Geleit wurde Hus in Konstanz verhaftet, verurteilt und 1415 mitsamt seiner

Bücher auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Damit endete die Karriere des Prager

Theologieprofessors, der sich bereits in jungen Jahren eine Regel zu eigen gemacht

hatte, die ihn später Kopf und Kragen kosten sollte: „Vom Beginn meines Studiums

an habe ich es mir zum Grundsatz gemacht, dass ich, sobald ich eine richtigere

Meinung kennenlerne, sofort von meiner weniger richtigen ablasse und beschei-

den und freudig die besser begründete Ansicht annehme.“ Wer heute das Hus-

Museum in Konstanz besucht, kann diesen Text als Inschrift am Hus-Haus wieder-

finden.

Nicht immer endet die Lebensgeschichte der mutigen Bekenner des Glaubens auf

dem Scheiterhaufen. Hundert Jahre später entging Martin Luther diesem

Schicksal, doch die Haltung war dieselbe, die er auf dem Reichstag zu Worms vor

Kaiser und Fürsten an den Tag legte: „Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift

oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den

Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen

in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es

offenkundig ist, dass sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben.“

Hoffnung, die uns trägt

Подняться наверх