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Hoffnung, die uns trägt
Unterwegs im Glauben
Offenheit für neue Erkenntnisse
M
it etwa 30 Jahren war er zum Dekan der philosophischen Fakultät – einige
Jahre später zum Rektor – der ältesten Universität in Mitteleuropa ernannt
worden, die 1348 von Kaiser Karl IV. in Prag, der Hauptstadt des Heiligen Römi-
schen Reiches, nach dem Pariser Vorbild gegründet worden war. Daneben übte er
noch Priestertätigkeiten an der Bethlehem-Kapelle aus, wo er in der tschechischen
Volkssprache predigte. Die Rede ist von dem böhmischen Reformator Jan Hus (um
1370-1415), der durch seine Kritik an der verweltlichten Kirche, sein Bekenntnis
zur Autorität der Bibel und sein Eintreten für die Gewissensfreiheit in Konflikt mit
der Kirche seiner Zeit geriet.
Zunächst untersagte man ihm die Ausübung seiner priesterlichen Funktionen,
später wurde er mit dem Kirchenbann belegt. Schließlich sollte er sich vor dem
Konstanzer Konzil rechtfertigen. Trotz des Versprechens von König Sigismund auf
freies Geleit wurde Hus in Konstanz verhaftet, verurteilt und 1415 mitsamt seiner
Bücher auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Damit endete die Karriere des Prager
Theologieprofessors, der sich bereits in jungen Jahren eine Regel zu eigen gemacht
hatte, die ihn später Kopf und Kragen kosten sollte: „Vom Beginn meines Studiums
an habe ich es mir zum Grundsatz gemacht, dass ich, sobald ich eine richtigere
Meinung kennenlerne, sofort von meiner weniger richtigen ablasse und beschei-
den und freudig die besser begründete Ansicht annehme.“ Wer heute das Hus-
Museum in Konstanz besucht, kann diesen Text als Inschrift am Hus-Haus wieder-
finden.
Nicht immer endet die Lebensgeschichte der mutigen Bekenner des Glaubens auf
dem Scheiterhaufen. Hundert Jahre später entging Martin Luther diesem
Schicksal, doch die Haltung war dieselbe, die er auf dem Reichstag zu Worms vor
Kaiser und Fürsten an den Tag legte: „Wenn ich nicht mit Zeugnissen der Schrift
oder mit offenbaren Vernunftgründen besiegt werde, so bleibe ich von den
Schriftstellen besiegt, die ich angeführt habe, und mein Gewissen bleibt gefangen
in Gottes Wort. Denn ich glaube weder dem Papst noch den Konzilien allein, weil es
offenkundig ist, dass sie öfters geirrt und sich selbst widersprochen haben.“