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Grosser Bekanntenkreis

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Mit dem Auszug von Margrits Geschwistern Josef, Ida und Elisabeth reduzierte sich die Hausgemeinschaft am Windischer Kapellenweg auf vier. Im Februar 1942 starb Anna, im Januar 1947 schliesslich 80-jährig der inzwischen in Muri zur Pflege untergebrachte Vater Josef Fuchs. Im Juni 1948 verkaufte die Mutter das Haus an die inzwischen 31-jährige Margrit, die die Liegenschaft bis zu ihrem Tod behielt. Margrit hatte ein gutes Gehalt, lebte sparsam und konnte sich eine solche Investition leisten. Mutter und Tochter bildeten fortan die Hausgemeinschaft. Die Mutter wusch und kochte für die Tochter, die über Mittag jeweils nach Hause kam. Sie hielt der Tochter so den Rücken frei für deren grosses kirchliches Engagement.

Für zwei Personen war das Haus am Kapellenweg aber zu geräumig. Margrit vermietete deshalb die Parterrewohnung, was ihr Einkommen aufbesserte. 1954 zog eine ältere Frau, die in Vevey als Weissnäherin gearbeitet hatte, zusammen mit ihrer Nichte ein. Die Familie stammte aus Gansingen im Fricktal. Vier Jahre später kam Martha Hollinger, die Schwester der Nichte, als dritte Partei dazu. Man hielt gute Nachbarschaft, so gut, dass Martha Hollinger, zusammen mit ihrer anderen Schwester Marie – ihre andere Schwester starb bereits 1960 –, bis heute dort wohnhaft geblieben ist, über Margrits Tod hinaus.

Auch wenn alle ausser Margrit ausgeflogen waren, hatten die Geschwister Fuchs regelmässig Kontakt. Josef hatte inzwischen drei Kinder. Jedes zweites Wochenende besuchte er mit seiner Familie die Grossmutter und «Tante Gritli». Von Wettingen nach Windisch nahmen sie das Velo, ein paarmal gingen sie sogar zu Fuss. Angekommen, wurden die Kinder mit Limonade aus dem Keller versorgt. In Erinnerung sind auch die Tee crème, die es als Begrüssungsgetränk gab. Bei den Kindern galt «Tante Gritli» als «lieb, aber streng». Man mochte sie, weil sie – im Gegensatz zu anderen Verwandten- nicht so «tantenhaft» war, man mit ihr lachen konnte und weil sie auf die Kinder individuell einging. Auch mit der weiteren Verwandtschaft, vor allem auf der Hinden-Seite, pflegte Margrit den Kontakt. Das Verhältnis zu ihren Geschwistern war gut, vor allem zu Elisabeth, die ihr wohl am nächsten stand.

Margrit baute sich mit der Zeit einen immer grösseren Bekanntenkreis auf. In Windisch, wo sie aufgewachsen war und weiterhin wohnte, kannte sie viele Leute, an ihrem Arbeitsort Brugg hatte sie bereits die Schule absolviert und war in der Pfarrei aktiv. Seit den 1950er-Jahren fanden Jahrgängertreffen der Bezirksschule statt, an denen sie oft teilnahm. Margrit war das, was man heute eine begnadete Netzwerkerin nennen würde. Zu einer treuen Freundin wurde Josy Furter, geborene Wietlisbach, die ihre Schwestern Ida und Elisabeth in der Marianischen Kongregation kennengelernt hatten. Josy, wie Margrit mit Jahrgang 1917, war in den 1930er-Jahren bei der Brugger Apothekerfamilie Tschupp im Haushalt tätig und liess sich nach ihrer Heirat 1941 wieder in ihrem Heimatdorf Dottikon nieder.

Eine spezielle Beziehung hatte Margrit zu Bertha Knecht, der Grossmutter ihrer Firmpatentochter Ruth Knecht Hohl. Die beiden Frauen verband vieles. Bertha Knecht hatte in zweiter Ehe den verwitweten Johann Knecht geheiratet, der zwei kleine Kinder aus einer ersten Verbindung hatte – also eine ähnliche Konstellation wie im Hause Fuchs. Ihr Mann betrieb die Fuhrhalterei anfänglich als Gelegenheitsjob. Bertha Knecht hatte im Ausland eine Ausbildung genossen und brachte einen Sinn fürs Geschäftliche mit. Sie galt als die eigentliche treibende Kraft hinter dem Aufbau des Transportunternehmens Knecht. Daneben war sie sehr religiös. Margrit und Bertha Knecht kamen sich mit der Zeit näher und tauschten sich regelmässig aus; es entstand ein enges Verhältnis, und Margrit hatte wohl eine gewisse Bewunderung für Bertha Knecht. Diese wiederum pflegte zu sagen, es sei kein richtiger Sonntag, wenn Margrit nicht zu Besuch komme und sie nicht mit ihr reden könne. Das enge Verhältnis zwischen den beiden Frauen die Bande zur Familie Knecht. Als Bertha Knecht 1963 starb, traf dies Margrit sehr.

Angesichts des grossen Bekanntenkreises, aber auch ihres Rufs, eine grosszügige und freigiebige Person zu sein, erstaunt es nicht, dass Margrit immer wieder als Tauf- oder Firmpatin angefragt wurde. Taufpatin war sie ihrer erstgeborenen Nichte, Josefs Tochter Marianne, und mir. Sie wurde auch als Taufpatin für Daniel Gloor angefragt, den Sohn von Otto und Trudi Gloor, Verwandten mütterlicherseits aus Burgdorf. Tragischerweise verstarb der Junge noch im Kindsbett. Firmpatin war sie ihrer jüngsten Nichte Margrit, Ruth Knecht Hohl, Lucie Brogli, der Tochter eines Bekannten aus dem Kirchenchor, Alice Furter, der jüngeren Tochter der Josy Furter, und Regula Gloor, der Tochter von Otto und Trudi Gloor.

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