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8. Kapitel

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Rom

8. Februar 2013

„Wo ist Farussi?“, faucht Gozzi seine Sekretärin an, als Casanova in seinem Büro Platz nimmt.

Dr. Antonio Gozzi sitzt mit einer Zigarre an seinem Schreibtisch und liest den Il Messaggero: Blick aufs Blatt, Paff, nächste Seite, Paff, Blick aufs Blatt, Paff, nächste Seite, Paff.

Giacomo spürt, dass sein Chef unter Spannung steht. Normalerweise genießt er seine Zigarre in vollen Zügen.

„Der Vatikan hat sich mit dem Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit in Verbindung gesetzt, Casanova!“, murrt Gozzi, ohne auch nur aufzublicken. „Und Sie wissen, was das heißt!“

Gozzi wirft dem Vice Commissario über den Rand seiner Lesebrille hinweg einen scharfen Blick zu.

„Drei Morde in einer Woche im Vatikan, Casanova!“ Der leitende Polizeidirektor legt die Zeitung zur Seite. „Und jetzt dieser Mordfall auf dem Forum Romanum! Die Staatsanwaltschaft und das Bundesamt für die Polizei der Schweizerischen Eidgenossenschaft bitten uns um rasche Aufklärung des Mordfalles. Wo bleibt Farussi?“

In diesem Moment öffnet sich die Tür und Gozzis Blick saugt sich an irgendetwas fest, das hinter Casanovas Rücken vorzugehen scheint. Bevor er sich umdrehen und nachsehen kann, hört er hinter sich eine Frauenstimme: „Scusatemi, signori!“

Giacomo erhebt sich von seinem Sitz.

„Da bist du endlich, Maria“, knurrt Gozzi, stützt sich mit den Unterarmen auf den Schreibtisch und beugt sich vor, den wütenden Chef spielend.

„Muss ich jetzt wieder Wegezoll bezahlen?“, zaubert Capitano Farussi ihr unwiderstehliches Lächeln auf ihr Gesicht und setzt sich auf Giacomos Stuhl.

Gozzi zuckt die Achseln, als sei es ihm egal, wirkt aber trotzdem etwas aufgebracht darüber, dass es ihm nicht gelungen ist, Maria aus der Ruhe zu bringen.

Als Gozzi hinter sich im Regal nach einer Akte sucht, nimmt Maria Blickkontakt mit Giacomo auf, reckt einmal kurz das Kinn hoch, wie es Leute tun, die miteinander vertraut sind. Casanova hat inzwischen einen anderen Stuhl herangetragen und nimmt neben Farussi darauf Platz.

Nachdem Gozzi seine Akte offensichtlich gefunden hat, widmet er sich wieder seiner Zigarre, ohne Maria und Giacomo eines weiteren Blickes zu würdigen.

„Na, Casanova, was haben Sie herausgefunden?“, holt der leitende Polizeidirektor aus, bläst eine Rauchlinie in einen Sonnenstrahl hinein, wo sie immer langsamer wird, als würde sie darüber nachdenken, wohin sie eigentlich will, bis sie sich schließlich ganz auflöst.

„Ich war gestern in der Gemelli-Klinik“, sucht Giacomo nach einer Entschuldigung. „Eine Kollegin von mir wurde dort eingeliefert.“

„Sie sind also keinen Schritt weitergekommen?“

„Ich war auch im Palazzo del Tribunale und im Palazzo del Sant’Uffizio“, versucht Casanova den Befreiungsschlag.

„Und, welches Resultat können Sie vorweisen?“

„Gar keines. Die Päpstliche Gendarmerie verweigert die Zusammenarbeit mit uns.“

„Das heißt also, Sie haben den ganzen Tag im Vatikan und auf dem Monte Mario verbracht, und wir stehen trotzdem immer noch da, wo wir gestern Morgen angefangen haben.“

„Nicht ganz“, mischt sich nun Capitano Farussi ein und übernimmt die Verteidigung von Giacomo. „Vice Commissario Casanova war auch bei mir in der Rechtsmedizin in der Viale Romania. Wir haben herausgefunden, dass der Tote Rasul Isa ibn Maryam heißt und Algerier war, der in Sankt Gallen als Fremdenführer arbeitete.“

Giacomos Miene hellt sich auf.

„Das weiß ich längst“, zerstört Gozzi die anbahnende Entkrampfung.

Maria blickt Gozzi überrascht an. „Von wem hast du diese Information, Antonio?“

Der leitende Polizeidirektor schüttelt genervt den Kopf und fordert Maria mit einer Handbewegung auf, nicht weiterzusprechen.

„Die Aufklärung des Mordfalles hat für den Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit absoluten Vorrang. Maria, du wirst deshalb in die Schweiz fliegen, um Vice Commissario Casanova bei den Ermittlungen zu unterstützen. Der Polizeidirektor Antonioni wird dich auf dem Flug begleiten“, beendet der leitende Polizeidirektor die Besprechung.

Wie ein gutmütiger Hund, dem man einen Stock hingeworfen hat, trottet Giacomo Casanova aus Gozzis Büro.

Scrittura Segreta

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