Читать книгу Das Zwillingsparadoxon - Ron Müller - Страница 14

9

Оглавление

Als Oswald Geiger zu Lebzeiten darüber nachdachte, nach seinem Tod ganz sicher zu gehen und sich vorsichtshalber vor der Beerdigung eine Giftspritze setzen zu lassen, graute ihm vor dem Gedanken, plötzlich in einem Sarg unter der Erde aufzuwachen. Er hätte sich gleichwohl davor ekeln können, von Würmern zerfressen zu werden, aber womöglich ahnte er, dass sich diese lediglich einen Meter über ihm aufhielten, nicht tiefer als drei Handbreit unter der Grasnarbe, die an seiner Parzelle mit dem überdimensionierten Grabstein endete. Die Sache mit den Würmern wäre ihm vermutlich ohnehin egal gewesen, da seine Furcht nicht dem Tod galt, sondern einem Unglück, bei dem alle von selbigem bei seiner Person ausgingen, ihm im Sarg aber gerade ebendieser fehlte.

Doch dieses Unglück widerfuhr ihm nicht, denn Doktor Geiger befand sich zweifelsohne jenseits der hinteren Schwelle des Lebens. Im rechten Unterbauch hatte am elften Tag nach seinem Auffinden Fäulnis eingesetzt. Eine Mischung aus Schwefelwasserstoff, Methan und Ammoniak füllten nicht nur Teile des Darms – sie dehnten bereits die Haut des Bauches und färbten sie gelbgrün.

Dass zu diesem Zeitpunkt achthundert Meter entfernt in einer Postfiliale ein hellbrauner Umschlag aufgegeben wurde, hatte er vor seinem Tod nicht mehr präzise planen können. Dennoch verlief es in seinem Sinne. Der Umschlag enthielt eine handgeschriebene Notiz des Doktors. Die zweite Anzeige, welche einen Tag später die Hälfte der Titelseite des Stadtanzeigers einnehmen sollte. Ein Dreizeiler:

Niemand hatte bislang auch nur eine Ahnung davon, was zum Zeitpunkt eines Todes tatsächlich geschieht.

Es wird alles verändern!

Dr. Oswald Geiger

Das Zwillingsparadoxon

Подняться наверх