Читать книгу Entscheidung in New York - Ron Wall - Страница 11
8. Kapitel: Christine
ОглавлениеImmer noch mit seinem Glas Weißwein in der Hand stand Michael in seiner Ecke, als er sich an das erste Treffen mit Christine vor 13 Jahren erinnerte. Etwas über 19 Jahre alt war er damals und ein hoch motivierter Kunststudent in Köln. Als es wieder einmal an der Tür klingelte und er öffnete, war es anders als sonst. Diesmal stand keine weinende, vor Selbstmitleid zerfließende Liebeskranke vor der Tür. Eine selbstsichere, eins siebzig große junge Frau mit langen, schwarzen Locken stand vor ihm. Michael sah in diese braungoldenen, bernsteinfarbenen Augen und während ihm dieser Anblick die Luft nahm und er weiche Knie bekam, traf ihn eine Ohrfeige.
"Hier dein Schlüssel, du Filou", sagte sie damals und hielt ihm den Wohnungsschlüssel unter die Nase. "Nur zu deiner Information: Susi heult sich zu Hause die Seele aus dem Leib. Ich hoffe, du bist jetzt glücklich", fügte sie hinzu, während sie sich zum Gehen wandte. Jetzt sah Michael den wunderschönen Körper, den sie hatte: die langen Beine, die breiten Hüften, die schmale Taille und den wohlgeformten Busen.
"Susi … wer?", fragte er erstaunt.
Sie hielt kurz inne, dann drehte sich die Schönheit noch zorniger zu ihm um. Jetzt funkelten diese Bernsteinaugen wie tausend Sterne, das helle, porzellanfarbene Gesicht wurde rot, die lange, feine Nase bebte verächtlich und diese göttlichen, vollen Lippen öffneten sich … aber leider nur, um ihn wütend zurechtzuweisen und nicht, um ihn zu küssen. Die zarte, kleine Hand mit den schlanken Fingern erhob sich erneut und verpasste ihm eine zweite Ohrfeige. Michael störte es nicht, von diesem Traum von einer Frau erneut geschlagen zu werden. Du kannst mich den ganzen Tag schlagen, dachte er, solange du nur nicht weggehst.
Als sie sich wieder wegdrehte, entfuhr es Michael: "Ich glaube, du suchst Joachim!"
Sie drehte sich verwundert um. "Bist du nicht Joachim?"
"Nein, ich bin Michael, sein Mitbewohner."
Die Schwarzhaarige sah Michael verlegen an. "Das tut mir schrecklich leid, können Sie … ich meine, kannst du … mir verzeihen?"
"Ja, aber nur, wenn du mich zu einem Kaffee einlädst", antwortete Michael mit einem gespielt schmerzverzerrten Gesicht.
"Ich heiße Christine", sagte sie und hielt ihm ihre Hand hin.
"Michael … erfreut, dich kennenzulernen!"
Sie drückten sich die Hände.
Christine war über sich selber überrascht, als sie das Café erst nach fast fünf Stunden verließ. Normalerweise hätte sie das Lokal nach spätestens einer halben Stunde unter irgendeinem Vorwand verlassen, denn schöne Männer wie Michael interessierten sie nicht. Sie liebte die natürlichen, bodenständigen Typen — richtige Männer eben und keine Lackaffen. Humorvoll und intelligent, das fand sie sexy an Männern. Michael war ihr zu schön, zu perfekt, sie konnte sich nicht vorstellen, dass ein solcher Mann Tiefgang besitzen konnte. Hätte sie ihn nicht als Wiedergutmachung zum Kaffee einladen müssen, ihrem schlechten Gewissen zuliebe, so hätte sie sich nie mit ihm abgegeben. Aber jetzt, wo sie mit ihm bei Kaffee und Kuchen saß und sie zusammen diskutierten, stellte sie fest, dass weit mehr hinter der schönen Fassade steckte, als sie vermutet hatte. Es stellte sich heraus, dass Michael ein tiefgründiger, intelligenter Mann war und nicht wie erwartet der Ballermann-Typ, der in den Discos die Nächte durchfeierte. Im Gegenteil, er war der Schottlandtyp, der lieber im Regen mit dem Rucksack auf dem Rücken durch die Gegend wanderte. Das war auch Christines Welt. Stundenlang redeten sie über ihre Reisen und Erlebnisse. Viele Orte, an denen sie gewesen war, kannte er auch und umgekehrt. Anhand seiner Schilderungen entnahm sie, dass er häufig alleine ohne Damenbegleitung unterwegs war. Entweder reiste er alleine oder mit einem Kumpel. Bei ihr war es genauso, sie hatte keine oberflächlichen Männerbeziehungen. Die zwei Freunde, die sie bisher gehabt hatte, waren aufrichtige, ernsthafte Beziehungen gewesen. Bei Michael schien es ähnlich zu sein, wie sie zu ihrer Verwunderung feststellte. Und langsam, aber nur ganz langsam ergab sie sich seinem Charme.
Joachim war damals erstaunt, als er um 4:00 Uhr früh nach Hause kam und Michael immer noch wach war, mit einem Glas Rotwein auf dem Sofa im Wohnzimmer saß und sich eine alte Platte von Bob Dylan anhörte.
"Ich habe heute meine zukünftige Frau kennengelernt, die werde ich heiraten, mit der werde ich eine Familie gründen", entfuhr es Michael.
"Du warst doch gar nicht fort", entgegnete Joachim.
"Sie kam auf der Suche nach dir hier vorbei und dabei habe ich die Ohrfeigen, die für dich bestimmt waren, eingefangen." Michael strich sich dabei fast zärtlich über die Wange, so als würde er Christines Hand immer noch spüren.
Joachim kannte Michael seit acht Jahren, aber so hatte er ihn noch nie gesehen. "Wie sieht sie aus?", fragte Joachim, jetzt neugierig geworden, " und was hat das Ganze mit mir zu tun?"
"Christine ist Susis Freundin und sie wollte dir die Schlüssel, die du bei Susi vergessen hast, zurückbringen."
"Susi …" entfuhr es Joachim. "Darauf bin ich nicht gerade stolz. Die kennst du nicht, die habe ich letzte Woche im Supermarkt aufgerissen und … vier Tage später nicht gerade elegant abserviert."
"Na gut, aber in den vier Tagen musst du einen derart starken Eindruck bei Susi hinterlassen haben, dass sie jetzt zu Hause sitzt und sich die Seele aus dem Leib heult."
"Verdammt, das wollte ich nicht."
Michael sah, als er zu Joachim hinüberblickte, dass es ihm aufrichtig leidtat, dass Susi wegen ihm litt.
"Und diese Christine, erzähl mir von ihr."
Michael nahm einen Schluck Rotwein und seine Augen begannen zu leuchten. "Als es heute Nachmittag an der Tür klingelte und ich sie öffnete, stand dieser Engel, auf den man nur einmal im Leben trifft, vor mir. Sie hat pechschwarzes, langes, gelocktes Haar. Eine elfenbeinfarbene Haut. Bernsteinfarbene Augen, die golden leuchten, ein fein geschnittenes Gesicht und einen Mund mit den schönsten Lippen, die du dir vorstellen kannst. Die fünf Stunden, die wir zusammen im Café saßen, gingen wie im Flug vorbei und ich konnte mich nie entscheiden, ob ich mich in ihren braunen Bernsteinaugen verlieren oder ihren Mund küssen sollte …"
"Und hast du sie geküsst?"
"Ich wollte, sie ließ es aber nicht zu."
Eine Frau die sich von Michael nicht küssen lassen wollte — das hatte Joachim noch nie erlebt, und dass sein Freund fünf Stunden mit einer Frau in einem Lokal verbrachte, war auch ein Novum. Überhaupt hatte Joachim Michael noch nie derart verliebt erlebt. Diesmal hatte es ihn allem Anschein nach voll erwischt. Joachim ärgerte sich, dass er am Nachmittag nicht zu Hause war, denn diese Frau hätte er zu gerne gesehen.
In den folgenden zwei Wochen traf Michael Christine regelmäßig und nach dem Essen gingen sie jeweils ins Theater, ins Kino oder besuchten eine Ausstellung. Michael erzählte, dass es sein Traum sei einmal seine Werke in Museen hängen zu sehen. Er konnte zu dem Zeitpunkt nicht wissen, dass sein Wunsch schneller in Erfüllung gehen würde, als er dachte, aber dieser Erfolg ihn auch die Liebe seines Lebens kosten würde. Jedes Mal, wenn er Christine nach Hause brachte, hoffte er, dass sie ihn in die Wohnung mitnehmen würde, aber leider immer ohne Erfolg. Erst nach zwei langen Wochen ließ sie es zu, von ihm leidenschaftlich auf den Mund geküsst zu werden. Sein ganzer Körper glühte mittlerweile vor Verlangen danach, sich mit ihr zu vereinen.
Michael konnte es nicht glauben, als Christine ihn nach zwei weiteren Wochen endlich zum Abendessen bei ihr zu Hause einlud. Den ganzen Samstag tigerte er unruhig in der Wohnung umher und Joachim hielt ihn fast nicht mehr aus. Joachim, der Christine immer noch nicht kannte, fragte sich, was für eine Superfrau diese Christine sein musste. Immerhin hatte sie es geschafft, dass aus seinem Freund innerhalb von nur vier Wochen ein willenloser Zombie geworden war. Als es endlich Abend wurde und Michael die Wohnung verließ, war Joachim erleichtert ihn loszuwerden.
Michael stand einige Minuten vor der Wohnungstür von Christine, bevor er sich traute zu klingeln. Sie öffnete — und wie sie lächelnd vor ihm stand, mit diesen halb geöffneten, rot geschminkten Lippen, den über die Schultern herabfallenden, schwarzen Haaren und diesem Hauch eines schwarzen, kurz geschnittenen Seidenkleides, das mehr zu zeigen als zu verhüllen schien, da merkte er, wie sein Puls anstieg. Durch die Seide konnte er ihre wohlgeformten Brüste erkennen. Ihre Taille wirkte in dem Kleid noch schmaler und der kurze Rock gab die Sicht auf die langen, schlanken Beine frei. Er hatte ihre Beine bisher nur durch die Jeans gesehen, die sie normalerweise trug. Aber jetzt sah er, dass sie wunderschöne, lange Beine hatte, die in zwei hochhackigen Pumps endeten, welche ihre Beine noch länger erscheinen ließen. Bisher hatte sie immer weite Pullovers getragen, Jeans und flache, breite Schuhe. Sie kam meistens nur leicht oder ganz ungeschminkt zu ihren Rendezvous. Bisher hatte er nur erahnen können, was für einen tollen Körper sie haben musste. Aber was jetzt da vor ihm stand, das übertraf bei Weitem jede Fantasie, die er bisher von ihr gehabt hatte.
"Sind die Blumen für mich?" Sie gab ihm einen Kuss auf die Wange und nahm ihm die Blumen ab, ohne seine Antwort abzuwarten. "Komm rein", sagte sie, drehte sich um und ging ins Wohnzimmer.
Er schloss die Tür hinter sich und folgte ihr. Ihr runder, fester Hintern erregte ihn und die Beine schienen mit jedem Schritt den sie machte länger und länger zu werden. Jetzt waren seine animalischen Instinkte geweckt und am liebsten hätte er sie gleich hier im Flur genommen. Er musste sich beherrschen und durfte nicht mehr auf ihren Hintern starren, denn er hatte Angst die Beherrschung zu verlieren.
Im Wohnzimmer angekommen drehte sie sich um und lächelte ihn wieder an. "Was möchtest du trinken?"
Sie sah ihm an, dass ihre Aufmachung ihr Ziel nicht verfehlt hatte und Michael erregt war. Christine hatte sich in den letzten vier Wochen ebenfalls in ihn verliebt und die Stunden mit ihm genossen. Aber jetzt wollte sie mehr, sie wollte auch seinen Körper spüren. Dass er erregt war, das hatte auch eine Wirkung auf sie. Sie spürte, wie sich ihre Brustwarzen zusammenzogen und ihr Unterleib begann zu glühen.
Michael erregte es, dass Christine stärker geschminkt war als sonst. Die getönten Augenlider und die feuerroten Lippen hatten etwas Verruchtes an sich und als er sah, wie sich ihre Brustwarzen versteiften, da war es endgültig um ihn geschehen. Er packte sie und setzte sie auf das kleine Beistelltischchen, das hinter ihnen an der Wand stand. Während er sich das Jackett auszog, riss sie ihm das Hemd vom Leibe, ohne die Knöpfe zu öffnen.
Das angenehme Gefühl, welches sie empfand, als dieser große, schöne Mann stark erregt vor ihr stand, machte sie zum ersten Mal in ihrem Leben richtig geil. Jetzt war sie heiß und ihre animalischen Instinkte waren geweckt. Sie wollte ihn zwischen ihren Beinen spüren.
In Michael war das Raubtier geweckt worden und während er seine Hose öffnete, riss sie sich ihr Höschen von den Schenkeln. Wie sie da vor ihm mit gespreizten Schenkeln auf dem Tisch saß, ihm ihren erregten, feuchten Unterleib hinhielt und nach seinem Glied griff, da konnte er nur noch einen Schritt nach vorne gehen und in sie eindringen. Seit sie sich das erste Mal getroffen hatten, träumte er von diesem Moment, und jetzt war er in ihr und es übertraf alle seine Erwartungen.
Christine war einen kleinen Moment lang verunsichert gewesen. Was würde Michael von ihr denken, wenn sie sich ihm jetzt hemmungslos hingab ? Ihre Zweifel verflogen aber, als sie sich das Höschen auszog und ihm mit gespreizten Beinen die freie Sicht auf ihren Intimbereich freigab. Sie bemerkte seinen erregten Blick, als er ihr zwischen die Schenkel sah und dabei seine Hose öffnete.
Während er in ihr drin war und sie beide mit rhythmischen Bewegungen langsam zum Höhepunkt kamen, griff ihre Hand plötzlich zwischen ihre Körper und Michael merkte, wie sie sich zusätzlich selber massierte. Das erregte ihn noch mehr und kurze Zeit später kamen sie zusammen zum Höhepunkt. Dass Christine auf dem Höhepunkt laut stöhnte, entspannte ihn zusätzlich, denn es signalisierte ihm, dass auch sie es genoss. Der Tisch wurde letztendlich doch unbequem und sie begaben sich zum Sofa hinüber, welches mitten im Wohnzimmer stand. Christine holte eine Decke und sie legten sich darauf.
"Hast du Hunger, soll ich mit dem Kochen beginnen?"
Nein, er hatte keinen Hunger. Endlich lag die Frau seiner Träume nackt neben ihm, da wollte er nicht essen. Sie begannen sich zu streicheln und zu liebkosen. Jeder Kuss, jede kleine Berührung genossen sie und nach einer halben Stunde schliefen sie ein zweites Mal miteinander. Diesmal viel zärtlicher; diesmal war es kein animalischer Drang mehr sondern reine Liebe, zärtlich und gefühlvoll. Beide konnten den Körper, den Geruch, jede Bewegung des anderen fühlen und genießen. Sie küssten sich dabei liebevoll und innig und als sie zum Höhepunkt kamen, sahen sie sich in die Augen und beide wussten, dass sie füreinander bestimmt waren.
Die nächsten zwei Tage blieben sie in Christines Wohnung. Sie kochten zusammen, duschten zusammen und schliefen zusammen. Noch nie hatten beide vorher Partner gehabt, denen sie sich so tabu- und hemmungslos hingegeben hatten.
Joachim begann sich damals langsam Sorgen um Michael zu machen. Seit Samstag hatte er nichts mehr von ihm gehört und jetzt war Montag Mittag. Dass Michael die Vorlesungen an der Uni schwänzte, war bisher noch nie vorgekommen.
Auch Susi sorgte sich allmählich um Christine. Sie studierten im fünften Semester zusammen Germanistik und Philosophie, und dass Christine unabgemeldet der Uni fernblieb war neu. Susi wusste, dass Christine und Michael sich am Samstag getroffen hatten und er der Freund von Joachim war. Zuerst war sie schockiert gewesen, dass Christine diesen Michael traf. Sie hatte Angst, dass Christine dasselbe passieren könnte wie ihr mit Joachim. Als sie Christine und Michael einmal zufällig in der Stadt getroffen hatte und sie alle zusammen essen gegangen waren hatte sie bemerkte, dass Michael ein ganz anderer Typ war als Joachim. Zuerst konnte sie einfach nicht glauben, dass Christine mit Michael ausging. Susi hatte noch nie einen attraktiveren und schöneren Mann als Michael gesehen, aber er war definitiv nicht Christines Typ. Sie stand doch eher auf die unscheinbaren, etwas kleineren, intellektuellen Männer. Woody Allen zum Beispiel, den fand sie schnuckelig und sah sich jeden seiner Filme im Kino an. Susi konnte an dem Abend an Michael keine Fehler entdecken. Im Gegenteil: Susi merkte, wie sie langsam auf Christine eifersüchtig wurde und sich Michael am liebsten selber geangelt hätte.
Unterdessen war es Montagabend und Christine ging noch immer nicht ans Telefon. Susi kramte widerwillig Joachims Telefonnummer aus ihrer Tasche und entschloss sich, ihn anzurufen.
"Joachim, bist du es? Ich bin es, Susi …"
"Hallo Susi, wie geht's?"
"Hast du etwas von Michael gehört?", fuhr sie fort, ohne auf seine Frage einzugehen.
"Nein, ich kann ihn auf seinem Handy nicht erreichen. Auch sonst habe ich seit Samstag nichts mehr von ihm gehört."
"Von Christine habe ich seit Samstag auch kein Lebenszeichen mehr erhalten, vielleicht sollten wir bei ihr vorbeigehen und nachschauen, was dort los ist."
"Ich habe gerade dasselbe gedacht", antwortete Joachim. "Gib mir ihre Adresse und lass uns in einer halben Stunde vor ihrer Haustür treffen."