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2. Kapitel: Steffi, der Transvestit

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Steffi erschrak, als Jim Mc Cullogh sich umdrehte und sie sah, wer da mit Joanna geschmust hatte. Sie hätte sich ohrfeigen können, dass sie das Auto nicht gleich erkannt hatte. Sie hätte auch Mc Cullogh schon von hinten erkennen müssen, diesen 45-jährigen, eins achtzig großen, breitschultrigen Glatzkopf. Aber jetzt war es zu spät. Mc Cullogh, der größte Schwulenhasser der ganzen New Yorker Polizei, stand vor ihr und sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes.

"Na, wen haben wir denn da? Soll ich Steffi oder lieber Stephen sagen?", fragte Mc Cullogh hämisch grinsend und machte die fünf Schritte, die sie voneinander trennten, auf sie zu. "Haben die Transen für heute schon Feierabend?" Jim begann, um sie herum zu gehen. Genau hinter ihr stehend schlug er seine Faust mit voller Wucht gegen ihre Rippen.

Steffi stöhnte laut auf und fiel vor Schmerz auf die Knie. Ihre Jacke, die sie nur über die Schultern gelegt hatte, fiel dabei zu Boden.

Mc Cullogh ging weiter um sie herum und stand wieder genau vor ihr. Jetzt konnte Jim von oben durch den Ausschnitt der weit geöffneten Bluse ihre großen, straffen Brüste sehen. Dass dieser Anblick ihn erregte, machte ihn noch wütender. Sie schaute mit Tränen in den Augen zu ihm auf. Dieser ängstliche, zerbrechliche Blick und diese vollen, blutrot geschminkten Lippen erregten ihn noch mehr. Jim merkte, dass er einen Ständer bekam. Am liebsten hätte er Steffi den Rock hochgezogen und sie von hinten richtig durchgefickt. Jetzt war er endgültig in Rage. Dass ihn dieser geschminkte Silikontittenschwanzlutscher erregte, das war zu viel für ihn. Schwule waren in seinen Augen arme Schweine, Abschaum, mussten von der Straße weg. In seinem Job gehörte es zur Tagesroutine, diese Perverslinge zu verhaften und einzubuchten. Ein Grund ließ sich immer finden … unsittliches Verhalten in der Öffentlichkeit oder einem Homo etwas Koks in die Tasche schieben, um ihn wegen Drogenmissbrauch oder, noch besser, wegen Handel mit verbotenen Betäubungsmitteln zu verhaften. Am meisten hasste Jim Transvestiten. Diese geschminkten Schwanzweiber hätten seiner Meinung nach alle eine Kugel in den Kopf verdient, besonders die attraktiven, die er am liebsten selber gefickt hätte. Ich bin nicht schwul, nein, ich bin nicht schwul, fuhr es ihm durch den Kopf.

Jim hasste Steffi, seit sie sich das erste Mal getroffen hatten. Schon damals hatte sie ihn auf eine seltsame Weise in ihren Bann gezogen. Es war während einer Razzia gewesen, die das Drogendezernat zusammen mit der Sitte vor zwölf Monaten im Pink Horse durchgeführt hatte. Da hatte sie das erste Mal vor ihm gestanden. Er hatte es damals nicht glauben können, dass eine so schöne Frau in diesem elenden Tuntenladen arbeitete. Für ihn war Steffi zweifellos eine der heißesten Frauen, die er je gesehen hatte. Die langen, schlanken Beine, die schmale Taille, die großen, runden Brüste und dieses zarte Gesicht mit den hohen Wangenknochen, der kleinen Nase, den großen, leuchtenden, grünen Augen und vor allem diesen vollen Lippen! Diese Vollblutfrau konnte, wie er damals dachte, unmöglich eine Tunte sein. Als sie ihm den Ausweis gezeigt und er darin den Namen Stephen und weiter unten bei Geschlecht männlich gelesen hatte, war ihm übel geworden. Schon damals hatte es ihn wütend gemacht, sich in ihr so getäuscht zu haben. Seinen Kollegen war damals nicht entgangen, wie gut ihm Steffi gefiel, und wochenlang machten sie sich deswegen lustig über ihn. Dass Jim noch monatelang an Steffi dachte und sich zwingen musste nicht in diese Transvestitenbar zurückzugehen, um sie nach einem Date zu fragen, vereinfachte ihre jetzige Situation nicht gerade. Und wie sie da weinend vor ihm kniete, konnte er den Frust, den er ihr gegenüber aufgebaut hatte, nicht mehr zurückhalten. Ich sollte ihr noch ein paar Fausthiebe in die Fresse schlagen, fuhr es ihm durch den Kopf. Aber was … Jim spürte auf einmal Steffis Hand zwischen seinen Beinen. Sie hatte gemerkt, dass Mc Cullogh einen Ständer hatte und glaubte, wenn sie ihn befriedigen würde, würde sie danach ohne weitere Schikanen nach Hause gehen können. Das war zu viel für Mc Cullogh — eine Tunte, die im auf offener Straße zwischen die Beine griff, das ging gar nicht. Er zog seinen Dienstrevolver aus dem Halfter …

Michael kam aus dem Lokal heraus und wickelte sich den Schal um den Hals. Beim Zuknöpfen des Mantels fiel ihm Mc Cullogh auf, der eine Frau die vor ihm auf den Knien lag und zweifelsohne nicht Joanna war, malträtierte. Als Mc Cullogh die Waffe zog und Anstalten machte auf die Frau zu schießen, schrie er Jim an.

Mc Cullogh erschrak — mehr über sich selbst als wegen dem Schrei, der aus der Nähe kam. Fast hätte er einen Mord begangen und mit dem Deutschen als Zeugen wäre es selbst für ihn eng geworden. Heroin im Blut und mit der Dienstwaffe eine unbewaffnete Transe auf offener Straße morgens um halb fünf zu erschießen, das wäre auch für ihn das Ende gewesen. Dass ihn diese Transe so weit gebracht hatte, ärgerte ihn so sehr, dass Jim Steffi mit dem Revolver ins Gesicht schlug, bevor er die Waffe ins Halfter zurücksteckte und sich umdrehte, um in sein Auto zu steigen und wegzufahren.

Als Jim losfuhr, erreichte Michael die Frau. Er bückte sich zu ihr hinunter, um ihr auf die Beine zu helfen. Erst jetzt erkannte er Steffi. Auf ihrer Nase war vom Schlag die Haut aufgeplatzt. Das Blut lief über den Nasenrücken, die Nasenflügel und die Wangen und tropfte auf ihre Bluse. Michael griff in seine Hosentasche und zog ein sauberes Taschentuch hervor, um es sanft auf ihre Platzwunde zu drücken. Sie griff danach und während sie es sich selber auf die Wunde hielt, bekam sie weiche Knie und begann zu torkeln. Er packte sie an beiden Armen und zog sie an sich, um sie festzuhalten.

Nach einer Weile, die Steffi wie eine Ewigkeit erschien, kam ihre Sicherheit langsam zurück. Sie begann es zu genießen, in den Armen von Michael zu liegen und lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter und schloss für einen Moment die Augen. Es kam ihr vor, als würde sie Brad Pitt in irgendeinem Hollywoodfilm in den Armen liegen, nachdem er die halbe Unterwelt ausgelöscht hatte, um sie zu retten. Leider war der gut aussehende Deutsche, der ihrer Meinung nach dem Vergleich mit Brad Pitt durchaus standhalten konnte, wie sie aus früheren Begegnungen mit ihm wusste, durch und durch Hetero.

Michael löste die Umarmung langsam und als Steffi wieder sicher zu stehen schien, zog er seine Arme von ihr weg und hob ihre Jacke auf, um sie ihr über die Schultern zu legen. Zusätzlich zog er seinen Mantel aus, um ihn ihr ebenfalls über die Schultern zu legen.

"Ich begleite dich nach Hause", sagte er, während seine Hände zärtlich ihre Wangen streichelten.

Steffi genoss die Aufmerksamkeit und war froh, dass sie von ihm nach Hause begleitet wurde.

Nach 15 Minuten standen sie vor ihrem Haus, welches nur zwei Blocks entfernt war. Sie zog den Mantel aus und gab ihn seinem mittlerweile frierenden Besitzer zurück.

Während er den Mantel anzog, neigte sie sich leicht nach vorne und gab ihm einen Kuss auf den Mund: "Ich stehe in deiner Schuld. Du kannst immer und zu jeder Zeit bei mir klingeln, ich bin immer für dich da. Ich wohne im dritten Stock, Appartement 314."

Während sie sich wegdrehte, um zur Haustür zu gehen, kamen ihr die Tränen. Je besser sie diesen Deutschen kannte, desto mehr verliebte sie sich in ihn, und je mehr sie ihn liebte, desto mehr schmerzte es sie, dass ihre Gefühle nicht erwidert wurden. Während sie durch die Tür ging, drehte sie sich kurz um und winkte ihm mit Tränen in den Augen nach.

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