Читать книгу Seewölfe Paket 22 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 22

7.

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Capitán Don Gregorio de la Cuesta war ein Mann mit Erfahrung. Er war sehr methodisch veranlagt und erledigte aus diesem Grund zuerst die eine, vordringliche Sache, dann die andere. Ruhig hörte er sich an, was O’Leary zu berichten hatte, dann wandte er sich an seinen Ersten Offizier.

„Wir nehmen zunächst die Engländer auf der Insel aufs Korn“, sagte er. „Ich hoffe für sie, daß sie sich ergeben.“

„Was geschieht danach mit ihnen?“ fragte der Erste.

„Sie werden – in bewährter Manier – ihr weiteres Leben in einem der spanischen Bergwerke verbringen.“

„Was tun wir, wenn sie nicht kapitulieren?“

„Wir eröffnen das Feuer, das ist doch logisch“, entgegnete de la Cuesta. „Sie werden noch heute ihr Leben auf diesem Eiland beenden. Anschließend widmen wir uns dem Seewolf.“

„Ist das der Mann, der seinerzeit auch in Fort St. Augustine war?“

„Ja.“

„Ein Teufelskerl, nicht wahr?“

„Soll das heißen, daß Sie Sympathien für ihn hegen?“ fragte de la Cuesta streng.

„Natürlich nicht, Señor Comandante.“

„Nach Aussage von O’Leary soll der Mann ziemlich stark verletzt sein.“

„Wäre das nicht eine gute Chance für uns, ihn zu stellen und zur Strecke zu bringen?“

„Allerdings“, sagte de la Cuesta. „Wir müssen sie entsprechend nutzen. Beeilen wir uns also. Wir brauchen einen Parlamentär.“

„Ich melde mich freiwillig für diese Aufgabe, Señor Comandante.“

„Sehr gut. Nehmen Sie Brandez mit.“

„Als Dolmetscher, jawohl, Señor“, sagte der Erste Offizier.

„Zwei Seeleute werden sie als Rudergasten begleiten“, fuhr de la Cuesta fort. „Hören Sie jetzt genau zu. Ich will, daß die Verhandlung kurz und mit aller Entschlossenheit durchgeführt wird. Wir geben den Engländern eine Gelegenheit zur Rettung und richten uns nach den Geboten der Fairneß, wie sie es nennen.“ Er sprach nur noch wenige Worte, dann entließ er den Ersten mit einem knappen Kopfnicken.

Kurze Zeit darauf wurde der Erste Offizier als Parlamentär von zwei Decksleuten in die Bucht gepullt. Ihm gegenüber saß Brandez auf der Ducht, blickte immer wieder über die Schulter zum Ufer und bereitete sich innerlich auf alles vor. Was geschah, wenn die Engländer die Gesetze der Neutralität mißachteten und den Ersten, die beiden Bootsgasten und ihn als Geiseln nahmen?

Dann hatten sie ein Faustpfand, mit dem sie de la Cuesta erpressen konnten. Freies Geleit würden sie fordern. Wie aber verhielt sich der Kommandant in diesem Fall? Ging er auf das Verlangen der Erpresser ein, oder opferte er seine vier Männer – im Interesse der Sache oder weil der Zweck die Mittel heiligte?

Alles das ging Brandez durch den Kopf, während sich die Jolle in die Bucht der Insel schob und an den aus dem Wasser aufragenden Masten der gesunkenen Galeonen vorbeiglitt. Eine leichte Brandung erfaßte das Boot, hob es ein wenig hoch und ließ es sanft auf dem Ufersand aufsetzen.

Der Erste hatte die weiße Flagge auseinandergerollt und schwenkte sie mit der rechten Hand hin und her. Als sich nichts regte, stieg er aus dem Boot auf den Strand und bewegte sich ein paar Schritte auf das dichte, verfilzt und undurchdringlich wirkende Gestrüpp zu.

„Sagen Sie Ihnen, daß wir Sie zur Übergabe auffordern, Brandez“, sagte der Erste.

Brandez rief: „Wir wissen, daß Sie sich im Urwald versteckt halten! Ergeben Sie sich! Dieses Angebot unterbreiten wir Ihnen nur einmal, dann eröffnen wir das Feuer! Wir wissen, daß Sie Engländer sind!“

Corbett wollte aus dem Dickicht treten, doch Tottenham hielt ihn am Arm zurück und verließ selbst den Schutz der Mangroven und Lianen. Er ging einige Schritte auf die beiden Spanier zu, dann blieb er stehen. Sein prüfender Blick wanderte zu den Männern im Boot. Sie schienen, soweit er erkennen konnte, unbewaffnet zu sein.

Sir Edward Tottenham sah den Ersten Offizier der spanischen Kriegsgaleone, dann den Dolmetscher an.

„Mein Name ist Tottenham“, sagte er. „Ich bin der Kapitän der ‚Orion‘ und Kommandant des Verbandes, der jetzt nicht mehr existiert. Wie sind die Bedingungen, unter denen unsere Kapitulation zu geschehen hätte?“

„Ihnen und Ihren Männern wird kein Haar gekrümmt“, erwiderte der Erste Offizier. „Sie haben unser Ehrenwort, Señor. Mein Kommandant, Capitán Don Gregorio de la Cuesta, wäre sogar bereit, Ihnen dies schriftlich zu bestätigen.“

„Was geschieht aber konkret, wenn wir uns kampflos ergeben?“

„Dann haben Sie sich als Gefangene zu betrachten.“

„Wie lange?“

„Über Ihr Schicksal beziehungsweise die Dauer der Gefangenschaft hat der Kronrat in Spanien zu entscheiden“, erwiderte der Erste Offizier. „Sie haben einen Aggressionsakt verübt, und zwar das Aufbringen und Versenken einer spanischen Galeone, der ‚Santa Cruz‘. Daher müssen Sie als Feinde der spanischen Krone betrachtet werden.“

Tottenham schwieg eine Weile. Es hatte keinen Zweck, darauf hinzuweisen, daß es schließlich Sir John Killigrew gewesen war, der die „Santa Cruz“ gekapert hatte. Immerhin hatte seine „Lady Anne“ zu dem Verband gehört, wenn er, Tottenham, inzwischen auch eingesehen hatte, daß es besser gewesen wäre, dieser unglückliche Verband hätte England niemals verlassen.

„Geben Sie mir ein paar Minuten Bedenkzeit“, sagte er zu den beiden wartenden Spaniern. „Ich muß mich kurz mit meinen Männern beraten.“

„Tun Sie das, Señor“, sagte der Erste Offizier. „Wir warten hier solange auf Sie.“

Tottenham kehrte ins Dickicht zu seinen Männern zurück.

„Das klingt alles nicht sehr gut“, sagte er. „Und alles wegen dieses verdammten Überfalls auf die ‚Santa Cruz‘, aus dem sich in der Folge diese unmögliche Situation, in der wir jetzt stecken, entwickelt hat. Gleichzeitig muß ich allerdings auch sagen, daß sich diese Spanier sehr korrekt verhalten.“

„Ja, Sir, in diesem Punkt pflichte ich Ihnen bei“, sagte Corbett. „Aber das heißt noch lange nicht, daß sie auch Nachsicht üben. Sie werden uns zur Zwangsarbeit verurteilen, und das ist noch das günstigste für uns. Im schlimmsten Fall werden wir erschossen oder erhängt.“

Daß sich die O’Leary-Bande an Bord der einen spanischen Galeone befand, hatten sie inzwischen durchs Spektiv erkennen können. Somit war alles klar. Die Spanier hatten die Goldkisten gefunden und daraus einige sehr klare Schlußfolgerungen gezogen. Außerdem hatten sie die Kerle mit Sicherheit zum Sprechen gebracht.

„Ja, damit müssen wir natürlich rechnen“, sagte Tottenham. „Andererseits können wir aber auch nicht gegen Schiffskanonen kämpfen.“

„Wir können es, Sir“, sagte Corbett. „Wir haben den Dschungel als Deckung. Wenn sie an Land kommen, greifen wir sie aus dem Hinterhalt an.“ Ganz kühl und sachlich erklärte er: „Ich bin für Widerstand. Wir haben genug Munition. Wir können uns halten. Aus dem Dschungelkrieg, den wir hier führen werden, ergibt sich vielleicht sogar eine Chance zum Gegenangriff und Entern der beiden Galeonen.“

„Ja, das könnte mit viel Glück klappen“, sagte Gretton. „Aber auch mit Einsatzbereitschaft. Daran mangelt es bei uns nicht, schätze ich.“

„Bestimmt nicht“, murmelten die Männer der „Orion“ und der „Dragon“. Die Kerle der „Lady Anne“ und der Adelsclique äußerten sich nicht dazu.

„Ich für meinen Teil ziehe den Kampf einer ungewissen Gefangenschaft vor“, sagte Corbett mit harter, entschlossener Miene. „Wir könnten auch auf einer Galeere landen – oder in einem Steinbruch oder in einer Silbermine. Dort geht ein Mensch innerhalb weniger Jahre elend zugrunde. Sir, ich ziehe es vor, hier zu sterben, im Kampf. Das entspricht eher der Würde eines englischen Seeoffiziers.“

„Im übrigen ist die Insel durchaus zu verteidigen“, sagte Gretton.

„Richtig. Sie können nur mit Booten landen“, fügte Corbett hinzu.

„Die müssen wir vorher durchlöchern.“

„Darauf kommt es an.“

„Damit hindern wir sie am Landen“, fuhr Gretton fort. „Wer dann noch ans Ufer schwimmt, der kann keine Schußwaffen mehr verwenden, sondern ist auf seine Blankwaffen angewiesen. Dann folgt der Dschungelkampf, wie Corbett gesagt hat.“

„Wir müssen unsere besten Schützen für das Feuer auf die Boote absetzen“, sagte Marc Corbett. „Wenn die Spanier keine Boote mehr haben, ist bereits ein Unentschieden erreicht.“

Tottenham sagte: „Da muß ich Ihnen recht geben. Auch ich lege keinen Wert darauf, mich in spanische Kriegsgefangenschaft zu begeben.“

Dem stimmten auch die übrigen Offiziere, die Seesoldaten und die Decksleute beider Schiffe zu.

„Wir haben durchaus eine gute Chance, die Spanier abzuwehren“, sagte Gretton. „Zumal durch die Crew der ‚Orion‘ und dank der Umsicht von Corbett ja tatsächlich Pulver und Schußwaffen in genügender Menge vor dem Untergang der Schiffe an Land gebracht worden sind.“

„Dann sind wir uns also einig?“ fragte Corbett.

„Natürlich“, erwiderte Tottenham. „Ich teile es jetzt dem Parlamentär mit, und der Dolmetscher wird es ihm übersetzen. Danach sollten wir uns schleunigst tiefer in Deckung zurückziehen.“

„Aus dem Kinken treten“, sagte Corbett. „Alle Mann in den Urwald – bis auf freiwillige Beobachter beziehungsweise die Scharfschützen an der unmittelbaren Front, das heißt, in jenem Bereich, den die Spanier unter Kanonenbeschuß nehmen werden.“

Er veranlaßte alles Erforderliche, während Tottenham das Gebüsch verließ und zu dem wartenden Ersten Offizier und dem Dolmetscher Brandez zurückkehrte. Er blieb ziemlich dicht vor ihnen stehen und sagte: „Leider können wir eine Übergabe nicht akzeptieren.“

„Also Kampf?“ fragte der Erste Offizier.

„Ja.“

„Sie wissen nicht, welchen Fehler Sie begehen.“

„Ich weiß genau, was ich tue“, sagte Tottenham ruhig. „Verlassen Sie sich darauf. Bestellen Sie Ihrem Capitán einen Gruß und richten Sie ihm aus, daß wir bis zum letzten Blutstropfen kämpfen.“ Er grüßte militärisch knapp, dann sah er ihnen nach, wie sie sich umdrehten und zu ihrem Boot eilten. Sie pullten durch die Bucht zu den Schiffen zurück, die wie zwei graue Schatten unter dem greller werdenden Licht der Sonne wirkten.

Ich weiß auch, was ich zu tun habe, wenn ich als einziger übrigbleibe oder euch in die Hände falle, Señores, dachte Tottenham. Dann drehte er sich auf dem Absatz im weichen, weißen Sand um und gesellte sich zu seinen Männern.

Don Gregorio de la Cuesta reagierte genauso, wie Marc Corbett von ihm erwartet hatte. Die spanischen Kriegsgaleonen begannen zu manövrieren und legten sich in die Einfahrt der Bucht, wobei die Mündungen ihrer Kanonen durch die offenen Stückpforten drohend auf das Ufer gerichtet waren. Rufe waren zu vernehmen, gebrüllte Befehle, die bis zur Insel schallten.

Corbett, Gretton und die besten Männer der „Orion“ und „Dragon“ lagen zu diesem Zeitpunkt längst in ihren Stellungen, die sie sich als die strategisch besten ausgewählt hatten.

„Jetzt geht es los“, sagte Corbett zu Bush, dem Decksältesten der „Orion“, der links neben ihm platt auf dem Bauch lag. „Sie eröffnen ein hübsches Breitseitenfeuer auf die Hütten.“

„Der Teufel soll sie holen.“

„Es tut mir leid um die Hütten, Mister Bush.“

„Ach, mir eigentlich nur um die Arbeit, die wir darauf verwendet haben“, brummte Bush, dann spähte er über den Lauf seiner Muskete hinweg zu den Galeonen. Kommt bloß her, ihr Hunde, dachte er, dann werdet ihr schon sehen, was ihr davon habt.

In diesem Moment begannen die Kartuschenladungen in den Rohren der Geschütze zu explodieren, ein heißer Gluthauch, begleitet von Rauch, schoß aus den Mündungen. Schwerer Donner grollte, wie ein Eisengewitter rasten die Siebzehnpfünder-Kugeln heran. Zwei volle Breitseiten – sie hagelten in die gesamte Strandregion und zerhackten als erstes die Hütten, die wie morsches Holz auseinanderbrachen. Trümmerteile wirbelten durch die Luft. Sandfontänen stoben hoch. Es dröhnte und prasselte, und eine fette schwarze Rauchwolke wälzte sich von den Schiffen zur offenen See davon.

Von den Hütten blieb nicht mehr viel übrig. Nur ein paar Balkenreste ragten noch wie anklagend aus dem Sand auf. Der Strand hatte Löcher, und hier und da war eine Kugel zu sehen, die dicht vor den Mangroven gelandet war. Das war alles.

Ross, der sich als Melder betätigte, kroch zu Corbett und Bush.

„Alles klar hier?“ fragte er. „Bei uns keine Verletzten. Wir können über die Dons nur lachen.“

„Wir sind auch in Ordnung“, erwiderte Corbett. „Aber ich hoffe, daß sie feuern, bis die Rohre glühen. Damit verpulvern sie ihre Munition und haben, wenn es wirklich darauf ankommt, nicht mehr allzuviel.“

Die Masse der beiden englischen Schiffsmannschaften hatte sich auf Corbetts genaue Anweisungen hin aus dem gefährdeten Bereich zurückgezogen. Somit war sie nicht gefährdet. Die Beobachter und Scharfschützen hingegen lagen gut getarnt an der West- und Ostseite der Bucht. Auch die Boote waren gesichert, Corbett hatte sie noch tiefer in den Urwald schleppen und zurren lassen.

Im Dickicht der Südseite der Bucht hatten sich nur ein paar wenige Männer eingegraben und ließen den Kugelhagel stoisch über sich ergehen. Abwarten war Trumpf – und nicht die Beherrschung verlieren. Das hatten Tottenham, Corbett und Gretton ihnen so richtig eingehämmert.

Wieder dröhnten die Schiffskanonen, wieder schlugen die Kugeln in den Sand. Doch da gab es inzwischen schon nichts mehr, was zerstört werden konnte. Ein paar Kugeln lagen höher und flogen ins Dickicht, doch sie trafen keinen der Männer.

„Weiter so“, sagte Corbett grimmig. „Sie erzielen keinen einzigen Treffer. Die Dons schießen wirklich mit Kanonen nach Spatzen.“

„Die Holzhütten sind total zu Bruch gegangen“, sagte Bush.

„Später bauen wir eben wieder neue auf.“

„Wenn es nötig ist.“

„Eben“, sagte Corbett. „Vielleicht haben wir es aber gar nicht nötig. Wenn wir die Galeonen kapern, sind wir fein raus. Aber darauf mag ich noch nicht hoffen.“

Stewart war unterdessen noch ein wenig tiefer in den Inseldschungel geschleppt worden, genau wie die Boote. Starr blickte er vor sich hin. Ihm war es ziemlich egal, wer hier siegte. Für ihn war die Partie so oder so verloren, das hatte er endgültig eingesehen.

Jetzt erwies es sich fast als ein Segen, daß die „Orion“ und die „Dragon“ als Wracks gewissermaßen die Bucht versperrten oder einengten.

„Das ist ein echter Vorteil für uns“, murmelte Corbett, während die dritte Breitseite aus den Kanonenrohren röhrte. „Unsere Schiffe verhindern ein Einlaufen der beiden Kriegsgaleonen.“

„Und auch deren Manövrierbarkeit“, sagte Bush.

„Sollten wir uns dafür bei der Korsarin bedanken?“

„Bei dem Höllenweib?“ Bush mußte unwillkürlich grinsen. „Auf gar keinen Fall. Ich schätze, sie ahnt auch gar nicht, was hier gerade passiert.“

„Sie würde sich sehr wundern.“

Daß die Rote Korsarin unerwartet wieder auftauchen sollte, konnten hingegen die Männer der „Orion“ und der „Dragon“ nicht ahnen. Sie rechneten nicht damit, daß sie sich wieder mit dem Zweidecker zeigte, denn nach ihrer Ansicht hatte es genügt, daß Stewart, O’Leary und die Jollen-Meute auf der Insel der Pensacola Cays zurückgeschlagen worden waren. Damit gaben sich, so glaubten sie, Siri-Tong und der derzeitige Kapitän der „Isabella“ zufrieden.

Corbett betrachtete die Schäden am Ufer. Die Hütten waren völlig zerlegt, die Mangroven am Rande des Dickichts zerrupft und zersplittert. Jetzt schien aber auch dem Kommandanten der beiden Kriegsgaleonen aufzugehen, daß er auf diese Art nichts erreichte. Darum änderte er seine bisherige Taktik und ging zur zweiten Phase des Gefechts über, die Corbett auch wieder einkalkuliert hatte.

Je drei Boote wurden – so konnten Corbett, Gretton und die anderen mühelos durch ihre Kieker verfolgen – von jeder Galeone auf der Seeseite abgefiert und mit Landungstrupps besetzt. Corbett sah, wie die Boote ausgeschwenkt wurden und dann verschwanden. Er beobachtete die Männer, die auf den Hauptdecks zusammentraten und dann abenterten.

„Noch haben sie Schutz durch die Schiffe“, murmelte er. „Aber das wird gleich anders.“

„Vor allen Dingen müssen die Kanonen ihr Feuer einstellen“, sagte Francis Bush grinsend.

„Wenn sie jetzt feuern, gefährden sie ihre eigenen Männer“, sagte Corbett.

„Da – jetzt erscheinen die Boote!“

Die Jollen schoben sich hinter den Schiffen hervor, änderten den Kurs mit Richtung auf die Bucht und hielten unter zügigem Riemenschlag auf das Ufer zu.

Corbett lag auf der Westseite der Bucht. Er ließ Gretton und dessen Trupp, der sich an der gegenüberliegenden Seite aufhielt, durch Ross mitteilen, daß unbedingt mit dem Schießen gewartet werden sollte, bis sich die Jollen auf einer Höhe mit den Musketen und Tromblons befanden. Corbett gab seinen Leuten ein Zeichen, und sie rückten aus der Deckung etwa zehn Yards hinter Corbett und Bush vor.

„So, jetzt geht’s um die Wurst, Kerls“, sagte Bush. „Oder besser – um die Pulle. Wer die meisten Treffer erzielt, erhält eine Flasche Whisky aus der Geheimreserve von Sir Edward.“

„Ich schlage vor, wir hören mit dem Reden auf“, sagte Corbett.

„Aye, Sir“, brummten die Männer, legten sich flach auf die Bäuche, schoben ihre Musketen und Blunderbusses vor und zielten auf die anrückenden Boote.

„Noch etwas warten“, sagte Corbett. „Ich zähle rückwärts. Haltet auf die Wasserlinie.“

Jeder hatte mindestens zwei Waffen, die meisten drei, vorwiegend Musketen mit langen Läufen, die eine besonders starke Pulverladung hatten. Die Männer wußten, daß alles stimmte, Distanz und Ladung. Wenn nicht irgendein Unglück geschah, mußte es ihnen gelingen, zumindest einen Teil der Jollen zum Sinken zu bringen.

„Achtung“, flüsterte Corbett. „Drei, zwei, eins – Feuer!“

Gleichzeitig krachten die Musketen, und auch drüben, auf der Ostseite, blitzten jetzt im Dickicht die Mündungsfeuer auf. Ein Hagel von Kugeln prasselte im Knattern der Waffen auf die Boote ein, und die Insassen – Seeleute und Seesoldaten – begannen mörderisch zu schreien.

Seewölfe Paket 22

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