Читать книгу Seewölfe Paket 22 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 30
6.
ОглавлениеInzwischen war es Abend geworden. Die Sonne schickte sich an, hinter der Kimm zu versinken. Ihr rotgoldenes Licht überschüttete die Wassermassen der Karibischen See mit silbrigem Glanz.
Die kleine Insel, die zu den Grand Cays gehört, bot nach dem spanischen Beschuß am Nachmittag einen friedlichen und beschaulichen Anblick. Die Zweige der Farnbäume und die Wipfel der Palmen bewegten sich in der leichten Brise, die nach der Hitze des Tages etwas Abkühlung brachte. Das Geschrei von Möwen und Reihern überlagerte die Bucht.
Der Schein trog jedoch, der Frieden war nur scheinbar vorhanden – zumindest, was die Spanier und ihre englischen Gefangenen betraf, die ihnen die Rote Korsarin großzügigerweise überlassen hatte.
Ja, das „blutrünstige Piratenweib“, das sich gar nicht als solches erwiesen hatte, war im Ansehen der Spanier gewaltig gestiegen. Die Frau war nicht nur äußerst fair zu ihnen gewesen, sondern hatte offenbar auch unter den Engländern für klare Verhältnisse gesorgt. Auch wenn es ihnen ganz und gar nicht paßte, daß sie ihre Schiffe verloren hatten, konnten sie ihr dennoch nicht die Anerkennung versagen.
Die Engländer hatten die spanische Kriegsgaleone in Besitz genommen. Die Spanier jedoch waren unter der Führung Don Gregorios und unter Aufsicht von Siri-Tongs Mannen zur Insel gepullt. Ihre Hieb- und Stichwaffen hatten sie mitgenommen, ebenso einige Werkzeuge und die Gefangenen.
Die Dons wußten sehr wohl, daß sie mit einem blauen Auge davongekommen waren, denn die vermeintliche „Piratin“ hatte ihnen sogar die Chance gelassen, nicht für immer auf diesem entlegenen Eiland festsitzen zu müssen. Don Gregorio entschied, daß gleich nach Anbruch des nächsten Tages eine Jolle nach St. Augustine segeln sollte, um Hilfe zu holen.
Das friedliche Bild, das die Insel in der Abenddämmerung bot, sollte sich jedoch ziemlich rasch verändern.
Kaum hatten die ausgesetzten Spanier ihre Gefangenen an Land gebracht, begann es unter diesen gewaltig zu brodeln und zu gären. Zuviel hatte sich da in der letzten Zeit an Wut, Haß und Rachegefühlen aufgestaut, als daß die Kerle hätten ruhigbleiben können.
Zudem schmeckte es ihnen nicht, daß sie als Gefangene der Spanier, von denen sie nichts Gutes erwarteten, auf dem Eiland gelandet waren. Sie konnten sich lebhaft vorstellen, was ihnen in Zukunft blühte. So schoben sie sich gegenseitig die Schuld für die Misere zu – mit den Fäusten, denn etwas anderes stand ihnen kaum zur Verfügung.
Im Handumdrehen war am Strand eine wüste Prügelei im Gange, und zwar mit den zwölf Kerlen aus der Mannschaft John Killigrews, die wegen Überladung der Jolle Stewarts auf dem Eiland hatten zurückbleiben müssen, als dieser mit O’Leary und den fünfzehn anderen sowie Sir Robert Monk und Joe Doherty „von der Fahne“ gegangen war.
Als die Kerle jetzt ihre sechzehn Kumpane entdeckten, fielen sie trotz der spanischen Bewachung über sie her – ungeachtet der Tatsache, daß sie jetzt alle „im selben Boot“ saßen.
Ganz besonders hatten es die zwölf schlagkräftigen Burschen auf den Bootsmann O’Leary und die beiden ferkelgesichtigen Killigrew-Söhne, Simon Llewellyn und Thomas Lionel, abgesehen. So geschah es, daß die achtundzwanzig Kerle wie wilde Stiere aufeinander losgingen.
O’Leary, der schon beim Verhör auf der „Caribian Queen“ erheblichen Ärger mit Barba gehabt hatte, schwang wie ein Wilder die Fäuste und stieß wütende Flüche aus. Aber das nutzte ihm nicht allzuviel, denn die drei Kerle, die gleichzeitig an ihm hingen, waren auch für einen harten Brocken wie ihn nicht leicht zu verdauen.
„Hört auf, ihr verdammten Idioten!“ brüllte er. „Sonst werden euch die Dons an die Rah hängen!“
„Hier gibt es keine Rah!“ brüllte einer zurück. „Nur prächtige Palmen, und daran hängt es sich besonders für goldgierige Bootsleute sehr angenehm!“
„Und du wirst der erste sein, der daran baumelt und die Kokosnüsse runterschüttelt“, fügte ein anderer hinzu. „So ein Scheißkerl wie du gehört schon wegen seiner hinterhältigen Visage aufgehängt!“
In der Tat mußte O’Leary viel einstecken – zumindest im Verhältnis zu dem, was er austeilte. Die Spanier hatten nicht einmal etwas gegen die wilde Keilerei einzuwenden. Sie kümmerten sich nicht um die ausgeschlagenen Zähne, die dichtgehämmerten Klüsen und schiefen Nasenbeine, solange sich die Raufbolde auf ihre eigenen Landsleute beschränkten.
Don Gregorio sah nicht den geringsten Grund, dagegen einzuschreiten – im Gegenteil, die meisten Dons schauten grinsend zu und gönnten den Engländern die Beulen und Schrammen von Herzen.
„Die Kerle sollen ihr Pulver ruhig verschießen“, meinte Don Gregorio, „um so besser lassen sie sich hinterher fesseln und in Gewahrsam nehmen.“
Ja, es ging hoch her in der Abenddämmerung. Sand und Geröll wurden aufgewirbelt, Steine flogen durch die Luft, und mitunter wurden Zweige und Knüppel aus dem Dickicht gefetzt. Dazwischen klatschte der eine oder andere Körper ins Wasser.
Auch die beiden ferkelgesichtigen Söhne des John Killigrew bezogen harte Dresche. Besonders der ältere, Simon Llewellyn, wurde von zwei Decksleuten kräftig verbleut. Er hieb zwar wie ein Besessener um sich, trat, biß und kratzte nach allen Seiten, aber eine wirkliche Chance hatte er dennoch nicht. Sein verkommenes Gesicht erinnerte an eine reife Tomate, das rötliche Haar stand wirr in alle Richtungen. Gerade jetzt erinnerte er mit seinen blaßblauen Augen, der Himmelfahrtsnase und den aufgeworfenen Lippen an eine Ferkelschnauze. Als ihm ein harter Faustschlag in die Magengrube fuhr und zu Boden schleuderte, sah er nicht nur aus wie ein Ferkel, sondern quiekte auch wie ein solches.
Sein jüngerer Bruder, Thomas Lionel, der noch etwas dümmlicher und plumper war, bezog ebenfalls harte Dresche. Ein bulliger Decksmann zahlte ihm einige Unverschämtheiten heim – mit Zinsen. Und als der Bursche mit einem gewaltigen Fußtritt ins Wasser der Bucht befördert wurde, schrie er, als hätte man ihn gevierteilt.
Überhaupt wurde die Prügelei immer wilder und unkontrollierter. Hatte sich zu Beginn jeder noch seinem „speziellen Freund“ zugewandt, von dem er glaubte, ihm einiges heimzahlen zu müssen, so prügelte sich am Schluß schon jeder mit jedem.
Als die Kräfte schließlich erlahmten, krochen einige auf allen vieren aus dem Wasser, darunter der jüngere Killigrew-Sproß. Etliche lagen besinnungslos am Boden, einige torkelten noch, bis ihnen jemand einen Stoß vor die Brust versetzte und sie ebenfalls umkippten. Am ärgsten hatte es die Adelsclique erwischt, die Gentlemen saßen mit ihren durchlauchten Hinterteilen im Dreck und jammerten laut über die „Unbill“, die man ihnen angetan hatte.
Die Spanier amüsierten sich köstlich und vergaßen sogar eine Zeitlang die eigene Misere. Vielen sah man deutlich an, daß sie am liebsten mitgemischt hätten, denn schließlich hatten auch sie den Engländern einige Unannehmlichkeiten zu verdanken.
Don Gregorio de la Cuesta hielt seine Leute jedoch zurück.
„Wenn sie sich selber windelweich prügeln, brauchen wir das nicht zu tun“, sagte er. „Außerdem werden sie bald lernen, ihre Kräfte für nützlichere Dinge einzusetzen. Bei harter Arbeit für die spanische Krone werden ihnen die Flausen schon vergehen.“
Daran zweifelte niemand, denn die Dons waren ohnehin dafür bekannt, daß sie nicht gerade zimperlich mit ihren Gefangenen umgingen und sie zumeist harte Fronarbeit leisten ließen.
Der nächste Zwischenfall ließ nicht lange auf sich warten.
Nachdem sich einige der Raufbolde mit blutigen Schrammen und zugeschwollenen Augen aufgerafft hatten, erhob sich auch Sir James Sandwich, einer der sieben adeligen Nichtstuer aus dem Kreis des Sir Henry, und klopfte sich den Dreck aus den Kleidern. Dann bog er ächzend das Kreuz gerade und betastete sein lädiertes Gesicht. Da dieses ziemlich verlebt war, wirkte der dünnem und sehr blasse Adelige, der höchstens fünfundzwanzig Lenze zählte, wesentlich älter, als er war. Trotz der Hiebe, die er empfangen hatte, schien er jedoch nichts von seiner grenzenlosen Arroganz eingebüßt zu haben.
Nachdem Sir James den spanischen Capitán entdeckt hatte, hinkte er auf ihn zu.
„Señor“, sagte er in einem herrischen Ton, „Sie haben Tadel verdient!“
Don Gregorio de la Cuesta warf dem ramponierten Burschen, der sich die ganze Zeit über zusammen mit sechs anderen Adeligen auf der Insel befunden hatte, einen verdutzten Blick zu.
„Und weshalb, wenn ich fragen darf?“
Sir James hob die Nase und räusperte sich.
„Obwohl Sie gesehen haben, wie der niedrige Pöbel über mich und einige andere Ehrenmänner hergefallen ist, haben Sie nicht eingegriffen.“
„Warum hätte ich eingreifen sollen?“ fragte Don Gregorio und lächelte spöttisch. „Die Prügelei hat sich ausschließlich unter euch Engländern abgespielt. Die Gründe dafür sind mir nicht bekannt. Außerdem gehört es zu meinen Prinzipien, mich sowenig wie möglich in anderer Leute Angelegenheiten einzumischen.“
„Sie haben eine merkwürdige Einstellung, Señor“, erklärte Sir James hochmütig. „Aber wie dem auch sei – ich erwarte von Ihnen, daß Sie sofort dafür sorgen, daß man mich und die sechs anderen Gentlemen auf die Galeone übersetzt, die von meinen Leuten erobert worden ist.“
Don Gregorio wurde stutzig.
„Wer sind Sie überhaupt?“ fragte er.
„Oh, das wissen Sie nicht?“ Das blasse Bürschchen tat regelrecht beleidigt. „Ich bin Sir James Sandwich, ein enger Vertrauter des Duke Henry of Battingham. Infolgedessen habe ich ein Anrecht darauf, als Gentleman behandelt zu werden. Mein Platz ist da drüben auf der Galeone und nicht hier auf dieser unangenehmen Insel. Meine Landsleute können nicht auf meinen Rat und Beistand verzichten. Also, Señor, kommen Sie Ihrer Verantwortung nach, und lassen Sie mich mit meinen Begleitern übersetzen.“
Don Gregorio wurde in der Tat wankelmütig. Kleidung und Benehmen des Engländers ließen durchaus darauf schließen, daß er einer der Adeligen war. Als Blaublütiger hatte er außerdem selber ein Gespür dafür. Doch – hatte der arrogante Bursche tatsächlich ein Anrecht darauf, zur Galeone hinübergepullt zu werden? Wenn ja, warum hatte er dann die Insel nicht zusammen mit den anderen Engländern verlassen? Oder gehörte er gar nicht zu ihnen?
Don Gregorio beschloß, bei der Señora auf dem Achterdeck nachfragen zu lassen. Er wollte in seiner gegenwärtigen Lage keinen Fehler begehen, den er hernach bereuen müßte. Also beauftragte er seinen Ersten Offizier, eine Jolle zu bemannen, sie zu dem Zweidecker pullen zu lassen und die Señora zu den Ansprüchen eines gewissen Sir James Sandwich zu befragen.
Sir James paßte das Ganze überhaupt nicht.
„Warum lassen Sie mich und meine Freunde nicht sofort zur Galeone bringen?“ fragte er, schnippisch. „Was soll das alles? Mißtrauen Sie mir etwa? Ist das der Dank für die Großzügigkeit, die man Ihnen und den anderen Spaniern erwiesen hat? Ich bestehe darauf, sofort diese Insel verlassen zu können!“
Don Gregorios Gesicht wurde abweisend.
„Sie werden sich gedulden müssen, Señor“, gab er zur Antwort. „Ich werde mich vergewissern, ob Ihre Angaben der Wahrheit entsprechen. In kurzer Zeit werden wir es wissen.“
Sir James Sandwich mußte warten, etwas anderes blieb ihm nicht übrig. Er konnte es auch nicht riskieren, einen weiteren Streit vom Zaun zu brechen. Aber er verspürte ebenfalls keine Lust, mit den Spaniern auf dieser Insel zu bleiben. Wer wußte schon, ob es stimmte, daß man ihn und seine Leute den Dons überlassen hatte. Das konnte auch ein bösartiges Gerücht sein. Er jedenfalls würde alles Erdenkliche versuchen, um auf die Galeone zu gelangen – wenn es sein mußte, sogar als Gefangener. Hauptsache, man war den Händen der Spanier entronnen.
Bis zur Rückkehr der Jolle begab er sich mit beleidigtem Gesicht zu seinen Getreuen, die ihm an Arroganz nicht nachstanden, auch wenn sie in dieser Stunde absolut keinen Grund dazu hatten, die Nasen hoch zu tragen. Nach der Prügelei, in die man sie hineingezogen hatte, glichen sie eher einer Schar gerupfter Gockel als vornehmen Gentlemen.
Kaum hatte die Jolle am Ufer angelegt und war auf den Sand gezogen worden, erhob sich Sir James von dem Felsbrocken, auf dem er wie ein Pascha gethront hatte, und begab sich zu de la Cuesta.
„Warum läßt man das Boot nicht gleich im Wasser?“ begehrte er zu wissen. „Ich bin nicht geneigt, noch länger auf das Übersetzen zu warten. Meine Geduld ist bereits sehr strapaziert worden, Capitán!“
Don Gregorio blickte seinen Ersten fragend an. Doch der schüttelte grinsend den Kopf.
„Dieser Bursche und seine sechs Freunde gehören zwar zu einer Gruppe Adeliger“, berichtete er, „doch die Señora auf dem Zweidecker läßt ausrichten, daß die Kerle mit dem Ziel in die Karibik gesegelt seien, sich an den Spaniern zu bereichern. Daher sei es nur recht und billig, wenn sie auch bei uns bleiben würden. Des weiteren schlug die Señora vor, diese Herren, die bisher in Hofkreisen verkehrt hätten, doch der englischen Königin gegen ein Lösegeld zum Rückkauf anzubieten.“
Don Gregorio begriff die Ironie dieses Vorschlags sofort und begann schallend zu lachen.
Sir James Sandwich jedoch wurde noch blasser.
„Das ist unglaublich!“ stieß er hervor. „Einfach unerhört! Ich akzeptiere diese Antwort nicht – nein, auf keinen Fall! Wer garantiert mir, Capitán, daß Ihr Offizier nicht lügt?“
Jetzt aber legte der Erste die Stirn in düstere Falten und trat einen Schritt auf Sir James zu. Seine rechte Hand legte sich wie zufällig auf den Griff seines Degens.
„Wenn Sie mir noch ein einziges Mal unterstellen, ein Lügner zu sein, Engländer, dann war das Ihre letzte Unterstellung, die Sie in Ihrem jämmerlichen Leben ausgesprochen haben. Vergessen Sie nicht, daß Sie ein Gefangener sind. Auf einen Bastard mehr oder weniger kommt es uns gewiß nicht an.“
Don Gregorio de la Cuesta nickte bestätigend.
„Mein Offizier hat recht, Engländer. Reißen Sie sich zusammen. Wir haben uns mit Ihnen bereits mehr Mühe gegeben, als wir das sonst zu tun pflegen. Wir haben uns über Sie erkundigt, und Sie haben die Antwort gehört.“
„Die Antwort dieses Piratenweibes!“ keifte Sir James wütend. „Warum haben Sie nicht bei Sir Edward nachgefragt? Er ist der Kommandant der ‚Orion‘ gewesen, und die ‚Orion‘ war mein Schiff!“
„Ihr Schiff?“ Don Gregorio lachte abermals. „Sie scheinen sehr von sich eingenommen zu sein, Señor. Doch davon abgesehen hat Ihr früherer Kommandant zur Zeit keine Befehlsgewalt. Er mußte sich der Señora auf dem Zweidecker unterstellen, auch wenn er unser Schiff behalten durfte. Die Señora hat die Entscheidungsgewalt, und sie hat – wie Sie gehört haben – in Ihrem Fall eine Entscheidung getroffen. Also, belästigen Sie mich nicht weiter. Meine Geduld mit Ihnen und Ihrem arroganten Benehmen ist jetzt ebenfalls zu Ende.“
„Das werden Sie bereuen, Capitán!“
„Wollen Sie mir etwa drohen?“
„Das nicht“, erwiderte der blasse Bursche. „Aber als Mann von Stand und Adel bin ich nicht irgendein hergelaufener Decksmann. Ich kann erwarten, von Ihnen als Ehrenmann behandelt zu werden.“
Don Gregorios Gesicht verzog sich zu einem Grinsen.
„O ja, das können Sie“, sagte er. „Am besten, wir beginnen jetzt gleich mit der Behandlung, zumindest solange es noch einigermaßen hell ist. Morgen, nach Tagesanbruch, können wir dann damit weitersehen.“
„Was wollen Sie damit sagen?“ begehrte das Bürschchen auf.
„Damit will ich sagen, daß Sie jetzt zusammen mit Ihren ehrenwerten Freunden und Landsleuten hart zupacken werden, um die Hütten wieder aufzubauen. Schließlich möchten wir alle ein Dach über dem Kopf haben, solange wir mit dieser Insel vorlieb nehmen müssen.“
Sir James Sandwich war völlig entgeistert.
„Sie – sie meinen“, stotterte er, „daß – daß ich beim Aufbau der Hütten mitarbeiten soll? So wie der gewöhnliche Pöbel?“
„Genau das meine ich“, erwiderte Don Gregorio, „denn für mich gehören Sie zum gewöhnlichen Pöbel – Sie und Ihre blasierten Freunde. Und jetzt verschwinden Sie, und sehen Sie zu, daß Sie mit der Arbeit anfangen! Wenn Sie nicht ordentlich zupacken, wird Ihre Essensration gestrichen.“
Sir James, der allmählich begriff, daß von nun an ein anderer Wind wehte, wankte kreidebleich zu seinen Freunden hinüber, die ihm erwartungsvoll entgegenblickten. Die Mitteilung über die Art ihres gemeinsamen Schicksals entlockte den Gentlemen ein entsetztes Gejammer.
Den Spaniern vermittelte diese Reaktion Jedoch lediglich ein Gefühl der Genugtuung. Jetzt waren sie wieder am Zug, und sie würden den arroganten Nichtstuern schon zeigen, was es hieß, im Schweiße des Angesichts sein Brot zu verdienen.
Die Decksleute der „Orion“ und „Dragon“, die sich jetzt auf der spanischen Galeone befanden und beobachteten, was an Land vor sich ging, grinsten von einem Ohr zum anderen.
„In dieser buckligen Welt scheint es doch noch eine Art ausgleichende Gerechtigkeit zu geben, Sir“, sagte einer von ihnen zu Marc Corbett.
Der Erste Offizier wußte nur zu gut, was der Mann damit sagen wollte. Denn auch er selber war der Meinung, daß ihnen diese hochnäsigen Laffen lange genug auf der Nase herumgetanzt waren. Die Hauptbeschäftigung dieser Gentlemen war der Müßiggang gewesen. Fast täglich hatten sie sich bei zügellosen Freß- und Saufgelagen amüsiert, herumgegrölt, und den Züchtigungen der Decksmannen, die sie meist selber provoziert hatten, mit genüßlicher Freude zugesehen.
Noch vor Einbruch der Dunkelheit verließen die „Caribian Queen“ und die erbeutete Kriegsgaleone die Insel, in deren Nordbucht soviel geschehen war, und segelten ostsüdostwärts zu den Pensacola Cays.