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Die junge Jägerin

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Sofort begann sie, ihren Plan in die Tat umzusetzen und einen geeigneten Weg nach oben zu suchen. Sie fand einen Weg, aber es war ein anderer Weg als derjenige, auf welchem sie herunter gestiegen war. Ein steiler und mühsamer Aufstieg, den die junge Jägerin nur zur Nahrungssuche und um ihren Durst zu stillen unterbrach.

Wieder erlebte sie, dass ihr der Aufstieg immer leichter fiel, je höher sie stieg und ebenso, dass die Jagd im selben Maße einfacher wurde. Allerdings führte der Weg sie immer wieder in fremde Reviere hinein und mehrfach gelang es ihr nur durch schnelle Flucht einen Kampf zu vermeiden. Sie wollte nicht kämpfen. Noch nicht jedenfalls. Erst wenn sie auf ein Revier stieß, für das es sich zu kämpfen lohnte, dann würde sie auch kämpfen.

Die junge Jägerin erreichte irgendwann eine Markierung, an die sie sich erinnerte. Ja, das Weibchen, das hier lebte, war einmal in einer engen Beziehung zu ihr selbst gestanden.

Die Mutter?

Vielleicht, schon möglich, doch das war lange her und nicht mehr von Bedeutung. Vielmehr war von Bedeutung, dass es in diesem Revier nicht mehr viel Beute zu machen gab. Es war ziemlich leer gejagt und sie fragte sich, was der Grund dafür sein mochte. Dann kam sie an den Platz mit der Quelle und erinnerte sich schattenhaft daran, dass hier die Trennung von der Mutter stattgefunden hatte. Sie beugte sich zum Wasser hinunter und begann vorsichtig und leise zu trinken, während sie ihre Ohren steil aufgerichtet und nach hinten gedreht trug um auch das kleinste Geräusch einzufangen, welches eine Gefahr signalisierte.

Das Schicksal meinte es gut mit ihr, denn sie war längst fertig mit trinken und gerade im Begriff, die Quelle wieder zu verlassen, als sie die leisen und dennoch schweren Tritte eines besonders großen Dunkelwesens zu hören glaubte. Rasch ortete sie die Richtung der Geräusche, um sich dann genau in entgegen gesetzter Richtung in die Dunkelheit eines Stollens zu verziehen. Eines Stollens, von dem sie ziemlich sicher war, dass er nicht abwärts sondern aufwärts führte. Seit ihrer erfolgreichen Rattenjagd, seit es ihr gelungen war, aus ihrer Lethargie zurück in die Aktivität zu finden hatte sie sich nie mehr abwärts jagen lassen. Ein paar Mal hatte das dazu geführt, dass sie stehen bleiben und sich stellen musste und dabei war ihr etwas bewusst geworden, dass sie zuvor nicht empfunden hatte.

Die anderen Weibchen respektierten sie, ja manchmal schien es sogar, als würde sie gefürchtet. Dann begriff sie, dass sie größer war als jedes andere Weibchen und dass man ihr möglicherweise ansehen konnte, unter welch harten Bedingungen sie in jüngster Vergangenheit hatte leben müssen.

Die junge Jägerin war immer noch nicht bereit, ein Revier zu übernehmen, doch wenn sie es gewollt hätte, wäre es ihr ein paar Ebenen tiefer nicht schwer gefallen. Jetzt aber kauerte sie in der Dunkelheit und wartete auf das Wesen, dessen Tritte sie gehört hatte.

Ein Männchen.

Ein Männchen? Nein, das war ein Gigant unter den Dunkelwesen!

Nie zuvor hatte sie ein Männchen dieser Größe gesehen. Dieses Männchen war neu auf dieser Ebene, denn die junge Jägerin kannte weder sein Wärmebild noch seine Sonarstimme und auch sein Geruch war ihr völlig fremd. Vor allem aber hätte sie sich an ein Männchen dieser Größe doch erinnert.

Das Männchen kam genau aus dem Stollen, aus dem auch die junge Jägerin zuvor an die Quelle gekommen war. Es bewegte sich nun ebenfalls zur Quelle und beugte sich zum Trinken hinunter und zwar eigenartiger Weise auch genau an derselben Stelle, an der die Jägerin zuvor getrunken hatte. Das Männchen trank nur wenig, dann begann es den Boden abzusuchen um gleich darauf aufzuschauen und die Luft witternd durch seine Nüstern zu saugen.

In diesem Moment begriff die Jägerin.

Nicht sie war auf der Jagd, sie wurde selbst gejagt und zwar von diesem riesigen Männchen!

Panik stieg in ihr auf und alle ihre Instinkte verlangten, dass sie sofort und in wilder Flucht davon rannte und zwar so lange, bis sie mindestens zehn Ebenen tiefer angelangt war. Erst dort würde sie dem riesigen Männchen gegenüber im Vorteil sein. Erst dort würde sie sich gegen eine Attacke so zur Wehr setzen können, dass auch Aussicht auf Erfolg bestand.

Sie kämpfte die Panik nieder. Sie rief sich in Erinnerung, was sie sich so fest vorgenommen hatte:

Nie mehr hinunter, nur noch hinauf!

Sie bezwang ihre Panik, sie schaffte es auch, nicht in wilder Flucht wegzurennen, sondern sich langsam und praktisch geräuschlos davon zu stehlen.

Immerhin, einen Versuch war es wert gewesen. Sie hatte noch keine drei Schritte in den Stollen hinein getan, als sie draußen an der Quelle ein leises, aber sehr zufrieden klingendes Schnaufen hörte, was ihr sagte, dass das Männchen sie gehört hatte,

Genau so war es.

Noch ehe die Jägerin zu laufen begonnen hatte, war das riesige Männchen am Eingang ihres Stollens aufgetaucht und nun begann eine wilde Verfolgungsjagd.

Das Männchen war ungeheuer schnell, doch die Jägerin kannte dieses Revier immer noch wie die Hautfalten unter ihren Augen. Sie war unter der Obhut ihrer Mutter eine ganze Zeitlang hier herum gestreift und jetzt, in der Not erinnerte sie sich an jeden Fluchtpunkt, an jeden Engpass und an jedes Hindernis. Außerdem war sie selbst geradezu abartig schnell und unglaublich wendig. Die zahllosen Verfolgungsjagden, die sie überstanden hatte, zahlten sich jetzt aus. Sie fegte durch die Gänge wie ein wild gewordener Schatten, sie nutzte jede Richtungsänderung zu einer neuen Finte, sprang ohne Geschwindigkeitsverlust durch engste Spalten, Ritze und Löcher und schöpfte schon Hoffnung, sie habe das Männchen abgehängt, als dieses plötzlich nicht hinter ihr oder seitlich auftauchte, sondern vor ihr.

Dieses riesige Wesen hatte eine neue Abkürzung gekannt und die Jägerin war ihm voll in die Falle gegangen. Nun standen sie sich Angesicht zu Angesicht gegenüber und das Männchen strahlte Siegesgewissheit und Fresslust aus, während die Jägerin wieder kurz davor war, alle Hoffnung zu verlieren. Kaum zehn Schritte betrug der Abstand zwischen ihr und dem Männchen und, ohne sich auch nur der leisesten Selbsttäuschung hinzugeben, wusste sie, dass eine solche Distanz für ein jagendes Männchen allenfalls eine Bagatelle darstellte. Zehn Schritte würde ein Männchen auch dann überspringen, wenn ihm nur ein Bein für den Absprung zur Verfügung stand.

Was tun?

Aufgeben? Sich fressen lassen? Alle Träume von einem besseren Leben beenden? Oder nach einer letzten Chance suchen und diese nutzen, auch wenn sie noch so kleinen war?

Die Jägerin entschied sich für die letzte Chance. Sie sah, wie das Männchen sich zum Sprung duckte, sie sah die Muskeln sich spannen und die Krallen an Zehen und Händen heraus gleiten und sie machte sich selbst zum Sprung bereit. Die Spannung in ihrem Körper war enorm, alles kam auf einen einzigen Moment an, ihr ganzes Leben hing an einem einzelnen Faden eines Spinnennetzes.

Das Männchen sprang und die Jägerin sprang und sie suchte ihre Chance. Sie sprang nicht weg von ihm, auch nicht zur Seite sondern dem Männchen entgegen! Sie sprang flach und kurz, doch im Springen drehte sie sich einmal um ihre eigene Längsachse, ihre Krallen zuckten hoch und schlitzten dem Männchen den während des Sprungs ungeschützten Bauch auf.

Nicht tief genug, um ihn zu töten. Bei weitem nicht. Nicht einmal tief genug um ihn so schwer zu verletzen, dass er die Jagd aufgegeben hätte, aber immerhin tief genug, um ihn vorsichtig werden zu lassen und genau darin sah die Jägerin ihre letzte Chance. Sie kannte die Stelle, an der sie sich befand genau. Nur wenige Schritte innerhalb des Stollens, aus dem ihr das Männchen entgegen gekommen war, gab es eine Gabelung von Stollen. In vier verschiedene Richtungen verzweigten sich die Stollen dort offensichtlich und in eine fünfte, wenn man von ihr wusste. Sie landete auf allen vieren, sie verharrte aber nach der Landung keinen noch so winzigen Augenblick, sondern federte sich sofort wieder ab, sprang in den Stollen hinein, fegte durch die Finsternis und dann, noch ehe sie den ersten Sprung ihres Verfolgers hören konnte, hatte sie die Stelle erreicht, zu der sie wollte. Vier Stollen verzweigten deutlich sichtbar direkt nebeneinander, doch der Eingang zu einem fünften Stollen lag genau oberhalb von ihr, in der Decke des Hauptstollens und darin sah die Jägerin ihre Chance. Auch wenn sie ihren Verfolger dadurch vielleicht nur kurz aufhalten würde, war sie in der Lage aus dieser Verzögerung einen Vorsprung zu machen, den das Männchen nicht so leicht wieder einholen konnte. Vor allem deshalb nicht, weil das Männchen ihr unmöglich durch das Loch in der Decke folgen konnte, dazu war dieses viel zu klein.

Die Jägerin zögerte nicht, sie sprang. Sie traf zielsicher in den engen Einlass an der Decke, stützte sich mit den Händen am Boden des oberen Stollens ab, zog sich hoch und war verschwunden. Keinen Augenblick zu früh, wie sie gleich darauf fest mit einem letzten Blick nach unten feststellen musste, denn genau in diesem Moment landete das Männchen an der Stelle, an der sie vor wenigen Augenblicken noch selbst gestanden hatte.

Ein tiefes Durchatmen, dann sah sie sich um, denn auf dieser Ebene war sie noch nicht gewesen. Jetzt erst wurde sie sich der Tatsache bewusst, welches Risiko sie mit ihrem Sprung eingegangen war. Sie hätte genauso gut einem anderen Männchen oder einem fremden Weibchen in die Fänge springen können, doch wieder war das Glück mit ihr gewesen, sie war allein.

Sie befand sich auf einem ziemlich kleinen Platz, vielleicht fünf Schritte im Durchmesser, mit einem glatten, eben Boden und von diesem Platz zweigten wiederum in alle möglichen Richtungen weitere Stollen ab. Das war nichts Ungewöhnliches. Dennoch war da etwas, das veränderte Verhältnisse schaffte. Die Jägerin begriff, dass es hier sehr viel heller war, als in den Ebenen, aus denen sie gekommen war. So hell, dass ihr einen Moment sogar die Augen weh taten ehe sich ihre Pupillen an diesen ungewohnten Lichteinfall gewöhnt hatten.

Ein dämmeriges Zwielicht anstatt der tiefen Finsternis und an den Wänden des Platzes und auch in den abzweigenden Stollen erkannte sie auf der Höhe ihrer Augen gelb leuchtende Streifen, die sie für die Quelle des Lichtes hielt.

Alle Sinne in höchster Alarmbereitschaft folgte sie nun willkürlich einem der Stollen und hoffte, nicht in einer Sackgasse gelandet zu sein. Sie hatte keine Ahnung, wie lange ihr Verfolger durch die neue Situation aufgehalten wurde, doch sie war sich ziemlich sicher, dass er ihr auch hierher folgen würde.

Männchen waren so. Wenn sie sich erst einmal an eine Beute gehängt hatten, gaben sie die Jagd erst auf, wenn diese Beute tot zu ihren Füßen lag.

Der Stollen stieg leicht nach oben an. Sein Untergrund war sehr eben, aber auch sehr glatt und so hart, dass sie selbst mit ausgefahrenen Krallen keinen zusätzlichen Halt bekam. Dennoch kam sie schnell voran und freute sich darüber, als sie auf ihrem Weg erkannte, dass es auch von diesem Stollen aus immer wieder Abzweige andere in andere Richtungen gab, dass sich ihr also auch hier eine Vielzahl von Fluchtmöglichkeiten boten.

Sie war ein gutes Stück mit normaler Schnelligkeit gelaufen, als sie erneut an einen runden Platz kam und auch hier gab es einen Zugang von unten. Der wesentliche Unterschied bestand darin, dass dieser Zugang nicht einfach nur ein Loch in der Decke beziehungsweise im Fußboden war, sondern dass ein stabiler Aufstieg von unten nach oben führte. Sie hatte ähnliche Aufstiege auch schon anderen Stellen gesehen und im Gedächtnis der Mutter hatte sie dafür den Begriff „Treppe“ gefunden. Eine solche Treppe mündete in diesen Platz und sie war groß genug, um drei oder vier starken Männchen gleichzeitig den Weg nach oben zu ermöglichen. Vier waren es zwar nicht, die sie herauf huschen sah, aber das eine Männchen reichte ihr voll und ganz.

Ihr ganzer schlauer Fluchtplan war vereitelt!

Anstatt einen sicheren Abstand zu dem Männchen gewonnen zu haben, befand dieser sich schon wieder dicht auf ihren Fersen und zwar fast so dicht, wie bei seinem ersten Angriff. Wieder wollte Panik in der Jägerin aufsteigen, doch dann vielen ihre Augen auf einen Durchgang und hinter diesem Durchgang entdeckte sie etwas, das ihre neue Hoffnung machte.

Mit drei langen Sprüngen hatte sie den Durchgang erreicht und befand sich nun in einer riesigen Halle. Eine Halle dieser Größe hatte sie auf ihren langen Wanderungen durch die Dunkelwelt niemals gesehen. Das andere Ende der Halle war so weit weg, dass es den Anschein hatte, die dortigen Wände würden ihr nicht höher als nur bis zur Hüfte reichen.

In dieser Halle standen regelmäßig verteilt große Würfel von eigenartiger Farbe und der Abstand zwischen den Würfeln war immer gerade so groß, dass sie ihn mit einem guten Sprung noch überwinden konnte. So konnte sie dem Männchen vielleicht dadurch entkommen, dass sie von Würfel zu Würfel sprang und dadurch kaum eine erkennbare Spur hinterließ.

Sie folgte ihrer Eingebung und sprang mit einem eleganten Sprung auf die Kante des ersten Würfels und musste feststellen, dass ihre Idee noch besser gewesen war, als sie ursprünglich angenommen hatte. Der Untergrund auf diesem ersten Würfel schwankte unter ihrem Gewicht, knirschte und bog sich durch und sie war sich absolut sicher, dass er unter dem weitaus größeren Gewicht ihres Verfolgers nachgeben musste. Mit zwei schnellen Sprüngen überquerte sie den Würfel, erreichte die nächste Kante und sprang über die Kluft hinüber auf den nächsten Würfel. Ihre Landung war perfekt und sie war froh darüber, dass sie einer Eingebung folgend nur bis zur Kante und nicht irgendwo in die Mitte hinein gesprungen war, denn sonst wäre sie in einem wilden Gewirr aus Zacken und runden Scheiben gelandet, die alle furchtbar gefährlich aussahen. Sie turnte die Kante entlang, erreichte wieder eine Kluft und sprang und nun hatte sie wieder den weichen, nachgiebigen Grund unter ihren Füßen, wie am ersten Würfel.

Wäre sie nicht auf der Flucht gewesen, es hätte ihr sogar Spaß gemacht, in der riesigen Halle herum zu turnen und von Würfelkante zu Würfelkante zu springen, doch das Männchen machte ihr das Vergnügen rasch zunichte. Sie konnte seine weichen Branten über den Boden huschen hören und ab und zu das Klacken einer nicht ganz eingezogenen Kralle. Sie konnte ihn riechen und sie konnte ihn sehen und zum ersten Mal sah sie einen Artgenossen in einem anderen Licht als dem der nahezu vollständigen Dunkelheit. Sie sah nicht die Wärmeabstrahlung ihres Verfolgers sondern registrierte sein reales Aussehen, was zur Folge hatte, dass sie einen schrillen Schrei ausstieß und sich nach ihrem nächsten Sprung zitternd in die Mitte des Würfels kauerte, unfähig noch einen weiteren Sprung über eine Kluft zu wagen.

Ihr Verfolger war ein hässliches Monstrum mit langen, pechschwarzen Haaren, großen, gelben Augen mit senkrecht stehenden, pechschwarzen Pupillen und einem Maul, das von bösartigen Reißzähnen nur so starrte. Ein mit dicken Muskeln bepacktes Wesen, fast doppelt so breit wie sie selbst und mindestens einen Kopf größer, mit langen Armen und Beinen und mächtigen Pranken. Seine Krallen waren um die Hälfte länger als ihre eigenen und …

Sie hatte keine Zeit mehr, sich über das Äußere ihres Verfolgers zu entsetzen, denn mit einem mächtigen Sprung hatte dieser die Kante des Würfels erreicht, auf dem die Jägerin kauert und versuchte nun langsam zu ihr herüber zu kommen. Für einen Moment schien es, als würde der weiche Untergrund auch das Gewicht des Männchens tragen können, dann aber gab er nach, wölbte sich nach innen, eine Art Trichter entstand, durch den die Jägerin nach unten in den Würfel hinein glitt, um dort in einem Loch zu verschwinden, das dem Männchen wiederum die Verfolgung unmöglich machte.

Die Jägerin kauerte zitternd auf einer harten, dünnen Kante und unter sich entdeckte sie eine Rinne, in der sich ein wenig spiegelnd brackiges, stinkendes Wasser befand. Sie sah sich überall um und ihr schauderte, denn wohin sie auch sah, alles war voller Zacken und Kanten und gefährlich aussehenden Gerätschaften, hier war nicht mehr Sicherheit, als draußen, wo das Männchen lauerte.

Einen Ausweg aus dieser Falle fand sie nicht und ihre Angst verwandelte sich nun endgültig in Panik, als durch das Loch über ihr plötzlich der Arm ihres Verfolgers herunter schwebte und die fünf mit langen, schwarzen Krallen bewehrten Finger tastend das Innere des Würfels absuchten, um die dort verschwundene Beute zu finden. Die Jägerin schwang sich über den Rand der Rinne ohne darauf zu achten, dass sie ihre Füße in das stinkende Brackwasser stellen musste, sie duckte sich zusammen und ihre Hände suchten nach einem Griff, an dem sie sich festhalten konnte.

Da, zwei kleine, rote Hebel, ihre Hände griffen danach klammerten sich fest und lösten damit eine Katastrophe aus. Die Hebel gaben nach, vor der Jägerin öffnete sich ein riesiges Maul und aus diesem Maul schoss ein mächtiger Wasserstrahl hervor, füllte die Rinne, erfasste die Jägerin und spülte sie einfach davon.

Hinunter, hinunter, immer weiter. Die Jägerin wurde herum gewirbelt, ihr Körper gegen zahllose Ecken und Kanten geschmettert und dann erwischte es sie am Kopf und sie verlor die Besinnung.

Nicht lange, dann erwachte sie wieder, versuchte zu atmen, bekam Wasser in den Hals und in die Lungen, hustete verzweifelt, schrie ihre Todesangst hinaus und versuchte immer wieder vergeblich ihre Krallen in irgend etwas hinein zu schlagen um die irrsinnige Fahrt zu bremsen oder gar zu stoppen. Dann änderte sich ihre Fahrt, plötzlich gab es keine Kurven und Ecken und Kanten mehr, dafür ging es immer steiler hinab. Die Geschwindigkeit steigerte sich mehr und immer noch mehr und dann wurde es erst schwarz und finster vor ihren Augen, aber gleich darauf hell und heller und dann wurde sie in blendend grelles Licht hinaus geschleudert, schreiend und um sich schlagend stürzte und stürzte und stürzte sie immer tiefer, knallte auf eine harte Oberfläche, die sich aber dennoch öffnete, sie aufnahm und kalt und nass umfing und ihr die Luft zum Atmen verweigerte. Die Jägerin verlor erneut das Bewusstsein und das war gut so, denn sonst hätte sie vielleicht auch gleich noch den Verstand verloren.

Felida

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