Читать книгу Raus in den Wald - Rudolf Nützel - Страница 28
Оглавление5 Wald vor der Haustür
WARUM IN DIE FERNE SCHWEIFEN, WENN DAS WALDABENTEUER GLEICH VOR DER HAUSTÜR LIEGT? OHNE GROSSEN AUFWAND KANN INTERESSANTES SCHON IM NÄCHSTGELEGENEN WALD ENTDECKT WERDEN.
Gleich hinter unserer Siedlung befindet sich ein kleines Waldgebiet, nur drei Hektar groß. Es handelt sich um ein ehemaliges Moorgebiet, das teilweise abgetorft und durch Entwässerungsgräben weitgehend trockengelegt ist. In dem ehemaligen Torfstich wurden vor einigen Jahrzehnten Fichten gepflanzt. Ein Teil der Bäume wurde in den letzten Jahren geerntet. Heute sind die Waldbestände unterschiedlich alt und neben der Fichte wachsen viele Moorbirken und vereinzelt Eiche, Buche, Traubenkirsche, Wildkirsche, Zitterpappel sowie Salweide. Zusätzlich finden sich am Waldrand und in lichten Waldteilen Hasel, Faulbaum, Pfaffenhütchen, Liguster, Weißdorn und Stechpalme, der Baum des Jahres 2021.
info
StartortVon zu Hause
CharakterSpaziergang zu einem Wald in der Nachbarschaft
MüheGering
DauerJe nach Interesse
AusrüstungWasserflasche
Beste ZeitGanzjährig
KostenKeine
Obwohl der Wald tatsächlich relativ kleinflächig ist, hat er doch viele interessante Details zu bieten. So blühen im Frühling beispielsweise Weiße Anemone, Schlüsselblume, Scharbockskraut und Vielblütige Weißwurz. Neben verschiedenen Gras- und Moosarten treiben aus dem Waldboden üppig Geflecktes Labkraut, Brennnessel und Giersch.
Die interessanteste Pflanze in diesem Wäldchen ist für mich die Stechpalme. Sie besitzt das ganze Jahr über grüne Blätter mit Stacheln. Trotz der wehrhaften Blätter wird sie von Rehen vor allem im Winter gerne gefressen. Diese immergrüne Pflanze ist Überwinterungsstätte für Zitronenfalter, die manchmal schon im Februar ihren Gaukelflug zeigen. Die roten Früchte werden erst weich und für Vögel essbar, wenn sie mehrmals Frost abbekommen haben. Sie können den ganzen Winter, ohne zu verderben, an der Pflanze bleiben und stellen ein sehr wichtiges Winterfutter für die Vögel dar. Ihre Giftstoffe schaden den Vögeln nicht. In den bayerischen Alpen kommt diese seltene Baumart bis in Höhenlagen von 1800 Metern vor.
Das versteckt lebende Reh hat den Wald verlassen und sucht auf der Wiese nach leckeren Kräutern.
Nach starken Regenfällen tritt das Wasser über die Ufer der Entwässerungskanäle.
Ein Igel sucht am Waldrand nach Schnecken, Insektenlarven und Regenwürmern.
Den melodiösen Gesang eines Amselhahns kann man in vielen Waldgebieten hören.
Ich bin alle paar Tage in diesem Wald. Nach der Arbeit bietet er mir Entspannung und schöne Naturerlebnisse. Dabei genieße ich den unterschiedlichen Lichteinfall, den die Sonnenstrahlen im Zusammenspiel mit Wolken und Bäumen erzeugen. Im Winter bekomme ich im Schnee die Spuren von Dachs, Eichhörnchen, Fuchs, Reh und Maus zu sehen. Nach einigen Minuten des Wartens erscheint oftmals ein Reh oder es lassen sich gleich mehrere blicken.
Ab März ist das Vogelkonzert mannigfaltig. Amsel, Buchfink, Eichelhäher, Blau-, Kohl- und Tannenmeise, Ringeltaube, Rotkehlchen, Singdrossel und Zaunkönig lassen dann ihre charakteristischen Gesänge ertönen. Wenige Wochen später kommen noch die Zugvögel Zilpzalp, Stieglitz, Klapper- und Mönchsgrasmücke hinzu. Bunt- und Grünspecht zimmern dort ihre Höhlen ab Februar. Mäusebussard, Turmfalke und Rabenkrähe sind das ganze Jahr zu hören und zu sehen.
Und wenn ausnahmsweise keine Vogelstimmen zu hören sind, genieße ich das beängstigende Reiben der Baumkronen im Wind. Essbares gibt es auch in diesem Wald hinter der Siedlung; ab Juni sind die ersten Himbeeren reif und ab August die Brombeeren schmackhaft. Die ersten Pilze sprießen bei feuchter Witterung ab Juli.
Ein tolles Erlebnis hatte ich dort im Juni letzten Jahres. Es hatte drei Tage ohne Unterbrechung geregnet. Am Dienstagabend kam endlich wieder die Sonne hervor. Nach langen, intensiven Regenfällen lohnt sich ein Waldbesuch ganz besonders. Durch den Dauerregen waren die Entwässerungskanäle über die Ufer getreten und hatten die Waldbestände teilweise überschwemmt. Ein Trupp Schwanzmeisen, bestehend aus sechs Individuen, flog flink zwischen Moorbirken, Salweiden und Faulbäumen hin und her und suchte nach Nahrung. Ein Zilpzalp und zwei Mönchsgrasmücken sangen laut und klar ihre typischen Liedstrophen. Plötzlich gab es eine unerwartete Überraschung: Der lebhafte Gesang eines Sumpfrohrsängers mit vielen Nachahmungen war zu hören. Es ist fantastisch, welch ein riesiges Repertoire dieser kleine Vogel besitzt. Hier lohnte es sich länger zuzuhören.
Nach einer guten Stunde im Wald hinter der Siedlung machte ich mich auf den Rückweg. Am Waldrand bewegte sich an einer abgestorbenen Moorbirke etwas. Ein junger Buntspecht wollte nicht nass werden und saß in einer Baumhöhle, keine drei Meter von mir entfernt. Ihn besuchte ich dann noch öfter.
Bei Vollmond bin ich immer wieder in diesem Waldgebiet und genieße die besondere Stimmung, wenn Fledermäuse zwischen den Bäumen ihren Gaukelflug vollführen.
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Auch auf einer Geschäftsreise oder im Urlaub kann das Abenteuer im nächsten Wald stattfinden. Selbst in einem Stadtpark mit wenigen Bäumen gibt es Interessantes zu entdecken.