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Mutterglück

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Den seelischen Ausgleich zu den Querelen mit meinem Mann hatte ich durch die Freude, die mir meine Kinder machten.

Ramona, die Große, hatte ein sensibles, liebes Wesen, was sich auch im Umgang mit ihrem sechs Jahre jüngeren Bruder zeigte. Obwohl sie manchmal maulte, wenn sie den Kleinen mit zum Spielen nehmen musste, weil ich ihr den Kinderwagen einfach an die Hand gab, kümmerte sie sich jedoch liebevoll um den kleinen Rene. Sie war wie eine kleine Ersatzmutter. Mit ihrem Fleiß in der Schule war sie eine der Klassenbesten, was mich mit verwundertem Stolz erfüllte, denn Robert und ich hatten die Schule nicht gemocht und dementsprechend schlecht waren unsere Leistungen gewesen.

Der kleine Rene war ein robuster süßer, aber fauler Bengel, der mit seinen fast 2 Jahren immer noch nicht laufen wollte, und sich auch nicht gerne durch krabbeln bewegte, obwohl die Verkrümmung seiner Wirbelsäule durch die Krankengymnastik vollständig behoben war. Aber er machte mir wenig Arbeit, denn er blieb stundenlang ruhig auf der Stelle sitzen, wenn er was zu kauen hatte. Er liebte Essen, mit einem Apfel, Keks, Brötchen oder irgendetwas zu essen in der Hand war er glücklich und zufrieden. Nur seine Sprachentwicklung war auch noch nicht sehr ausgeprägt und im Gegensatz zu seiner Schwester, in dem Alter, war sein geringer Sprachschatz schwer verständlich und gewöhnungsbedürftig.

Auch wenn es mich etwas enttäuschte, weil ich gerne dunkelhaarige, braunäugige Kinder gehabt hätte, waren zwar beide bildhübsch, aber hellblond und grünäugig, ähnelten darin ganz ihrem Vater.

Rene hatte goldblonde Locken und ein feminines schmales Gesichtchen, und Ramona feines glattes Haar und rundes Pausbäckchen- Gesicht, beide so niedlich, dass ich zu Recht sehr stolz sein konnte.

Mein Mann zeigte weder Freude noch Stolz darüber Vater so süßer Kinder zu sein, denn er kümmerte sich so gut wie gar nicht um sie. Das sei meine Sache, meinte er, worüber ich sehr ärgerlich war, deshalb war das ein Thema häufiger Diskussion.

Oft fragte ich mich in stillen Stunden, ob Kinder wirklich einen solchen Vater brauchten?

Aber auch seine Sucht nach Freizeit-Vergnügen war ein Knackpunkt in unserer Ehe. Statt sich mal mit seinen Kindern zu beschäftigen, verbrachte er seine Freizeit lieber mit seinem jüngeren Bruder im Keller, wo er einen Partyraum eingerichtet hatte. Oft kamen auch seine Kegelbrüder hinzu, sodass wieder der Alkohol ausgiebig floss.

Auch die Sauferei konnte Robert einfach nicht lassen, wodurch er am nächsten Tag Termine verpasste, weil er nicht aus dem Bett kam. Selbst der quälende Kater, mit dem Brechreiz über den ganzen Tag, hinderte ihn nicht daran mindestens einmal wöchentlich auszubrechen und Alkohol zu tanken.

Das Schlimmste jedoch waren seine Kegelabende alle zwei Wochen. Gott sein Dank waren die freitags am Abend, sodass er am Samstag seine Qualen in Ruhe ausleben konnte, ohne wichtige Arbeiten zu versäumen.

Auch seine Kegelbrüder waren mir ein Dorn im Auge, weil sie ein verschworener Haufen waren, von denen ich wusste, dass sie außer ihrer Sauferei noch weitaus schlimmeren Hobbys nachgingen. Ich war ihnen auf die Schliche gekommen, als ich vor einer geplanten Kegeltour einen Inserat-Text für eine anrüchige Hamburger Zeitung fand, worin der Club nach weiblichen Clubs suchten, die zum gleichen Zeitpunkt das Hotel gebucht hatten.

„Potente Kögelbrüder suchen willige Kögel-Schwestern für gemeinsames spritziges Kögel-Wochenende im Hotel…!“

Zornig verlangte ich eine Erklärung, und daraus entstand ein Riesenkrach. Als ich das meinem Mann vorwarf und drohte, die Ehefrauen seiner Kegelbrüder zu verständigen, fing ich mir zwei derbe Ohrfeigen ein, sodass ich wieder ins Kinderzimmer flüchten musste.

Dass die Herren immer im Herbst eine Wochenend- Kegeltour unternahmen, für die sie das ganze Jahr fleißig sparten, empörte mich ebenso. Denn meinem Mann reichten die erspielten Einnahmen aus den Kegelabenden nicht, er sammelte noch zusätzlich alles Geld ein, was er glaubte abzweigen zu können. Rücksicht auf seine Familie lag meinem Mann fern. Ob eines unserer Kinder krank war, oder eine Familienfeier ausgerechnet auf das Tour-Wochenende fiel, Kegeltour war wichtiger, davon hielt Robert nichts und niemand ab.

Sogar als die Kegeltour auf das Oktober-Wochenende fiel, an dem Renes und meine Geburtstagsfeier war, lehnte es mein Mann ab, zu Hause zu bleiben.

„Mach doch nicht so einen Wind um die blöden Geburtstage, das sind ja nicht die letzten, die gibt es doch jedes Jahr. Oder verschieb die Feier einfach auf das nächste Wochenende, was macht das schon. So wichtig ist die blöde Feierei doch nicht.“ War Roberts verächtliches Argument, gegen meine Bitte zu Hause zu bleiben.

Empört hatte ich erwidert: „Aber deine Kegeltour, die ist wichtig, oder wie? Wichtiger als der Geburtstag deines Sohnes? Dass dir mein Geburtstag scheißegal ist, weiß ich ja, aber dass dich der Kleine auch nicht interessiert, finde ich echt zum kotzen!“

„Ach mach dich doch nicht immer so wichtig, und schieb nicht immer deine Kinder vor, für deine doofen Ansichten. Ich hasse sowieso diese blöden Familien-Feiern, bei denen unsere Mütter ein freundliches Gesicht machen, obwohl sie sich nicht leiden können. Dieses falsche Getue kannst du dir alleine reinziehen, es passt ja gut zu dir!“

Es enttäuschte mich sehr, dass Robert sich immer von seiner Vaterrolle distanzierte und sie nur als meine Kinder ansah, denn für mich waren sie das Wichtigste. Wieder bereute ich, ihn zum zweiten Mal geheiratet zu haben.

Zweiter Sieger

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