Читать книгу Zweiter Sieger - Ruth Broucq - Страница 8
charmanter Trost
ОглавлениеUnsere Ehe war in einer tiefen Krise und ich wusste nicht, wer mir raten oder gar beistehen konnte.
Robert kam nun jeden Tag betrunken und sehr spät nach Hause, und immer fuhr er unser Auto selbst. Einige Versuche mit ihm darüber zu reden blockte er bösartig ab, sodass ich es schließlich aufgab. Das ging einige Wochen so weiter. Erst als meine Schwiegereltern mitbekamen, wie ihr Sohn gegen jegliche Regeln verstieß, gab es die erste Hilfestellung für mich.
Als Robert eines vormittags lange ausgeschlafen hatte, weil er die Nacht zuvor volltrunken gewesen war, stoppte ihn seine Mutter, als er aus dem Haus gehen wollte, und rief ihn rein. Ich konnte nicht mitbekommen was sie ihm sagte, aber es musste wohl eine gründliche Kopfwäsche gewesen sein, denn ab diesem Tag besserte sich das Verhalten meines Mannes.
Er kam wieder zu halbwegs normalen Zeiten nach Hause, roch zwar nach Alkohol, aber war nicht wirklich betrunken, und er suchte das Gespräch mit mir. Eine richtige Entschuldigung kam ihm zwar nicht über die Lippen, aber zumindest fragte er nach Ramonas schulischen Leistungen und nach Renes Fortschritten mit der Krankengymnastik.
Auch wurde mein Leben wieder abwechslungsreicher, denn wir gingen des Öfteren am Wochenende aus. Zwar immer in die gleiche Kneipe, auch immer in Ralfs Gesellschaft, aber gerade der war für mich ein Lichtblick. Ralf war charmant, lustig, spendabel und hofierte mich ganz deutlich. Solche Sprüche wie: Was so eine schöne Frau mit dir Trottel will, Robert, werde ich nie verstehen. Oder: Warum lässt du dich nicht einfach scheiden und heiratest mich, Ruth? Bei mir hättest du es viel besser. Ich würde dich auf Händen tragen!
Derartige Redensarten sagte Ralf mit schelmischem Lachen aber seine Augen sagten mir, dass er es ernst meinte.
Meinen Mann schien das weder zu beeindrucken noch zu stören, Robert lachte nur darüber und flachste manchmal: Ja, nimm sie doch, ich überlass sie dir gerne.
Ralfs Art schmeichelte mir, aber mir wäre es nie in den Sinn gekommen, mich für einen Mann seines Alters ernsthaft zu interessieren und für einen Verwandten meines Mannes schon mal gar nicht, deshalb maß ich Ralfs Werben keine Bedeutung bei. Es amüsierte mich.
Inzwischen hatte Robert wieder einige Nachhilfestunden in Buchhaltung hinter sich gebracht und der nächste Termin des kaufmännischen Prüfungs-Teiles rückte näher. Zeitgleich wurden auch Ralfs Lackieraufträge weniger, sodass Robert mir erklärte: „Wenn ich den Meisterbrief habe mache ich mich selbständig!
„Wie? Und was ist mit dem Ralf und seinen Lackierarbeiten?“ fragte ich verwundert.
Robert winkte ab: „Der Ralf wird die Tankstelle sowieso bald abgeben, das ist kein Dauerzustand da. Nur der Benzinverkauf reicht nicht um ohne Nebenarbeiten zum leben. Aufträge gibt es doch nicht mehr viel, und die paar Autos lackier ich am Wochenende mal eben nebenbei. Nee, die Zeit ist vorbei. Als Maler selbständig sein, das bringt die dicke Kohle, glaub mir!“
Ungläubig fragte ich weiter: „Wie soll das gehen, so einfach mal? Brauchst du dafür nicht Geld und auch ein anderes Auto? In den Käfer kriegst du doch kaum Farbeimer rein, aber schon gar keine Leitern und größere Materialien. Du stellst dir das so einfach vor.“
Robert erklärte in herablassendem Ton: „Dummchen! Hab ich alles schon längst geklärt! Ich tausche doch den Käfer gegen den blauen VW-Bus, den wir gerade reingekriegt haben. Wozu sitze ich denn beim Ralf an der Quelle? Und das Startkapital krieg ich von der Mami. Die hat doch den Prozess gewonnen. Das Geld wird in den nächsten Tagen frei gegeben. Zehn Mille krieg ich davon. Ja, da staunste? Watt?“
„Was? Das Geld von Onkel Karls Erbe? Kriegt sie? Toll! Aber wieso gibt die dir denn so viel Geld ab? Das glaub ich nicht! Du willst dir doch nicht so viel Geld leihen? Da möchte ich aber auch gefragt werden!“ protestierte ich, denn die Sache war mir nicht geheuer.
„Quatsch! Nix geliehen! Das ist mein Anteil von dem Erbe! Wenn der Mami das nicht zugestanden hätte, wäre ich der nächste Erbe gewesen, so steht es nämlich in Onkel Karls Gemeinschafts- Testament mit der Tante Emmi. Der Onkel Karl durfte das weder an seine zweite Ehefrau noch irgendjemand Anders vererben, ich war der nächste rechtmäßige Erbe. So, nun weißt du es. Aber davon hast du natürlich keine Ahnung, denn bei deiner Familie gibt es ja nix zu erben. Die sind alle zu arm! Ha, ha, ha!“ Hielt mein Mann sich den Bauch vor Lachen.
Ich stutzte, überlegte einen Moment, dann wollte ich wissen:
„Und wieso hat dann doch deine Mutter das Geld gekriegt? Oder war der Passus in dem Testament nicht genauso wie bei deinem Opa und deiner Oma? Vermutlich hatten die den gleichen Notar und auch den gleichen Wortlaut genommen, oder? Dann hättest du ja alles kriegen müssen, und deine Mutter nichts mehr. Die hatte sich ja schon als abgefunden erklärt, als der Onkel Karl wieder geheiratet hat.“
Mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, ich ahnte eine Hinterlistigkeit!
„Ich hatte ihr ja unterschrieben, dass ich ihr die Vollmacht gebe“, erwiderte Robert.
Nun war ich hellwach, die Hinterlist lag so klar auf der Hand: „Welche Vollmacht? Dass sie für dich bei Gericht handeln darf, oder dass du deine Ansprüche an deine Mutter abtritts, Robert?“
Ihm war wohl unter meinem prüfenden Blick unbehaglich in seiner Haut, er trat einen Schritt zurück und zischte: „Was willst du eigentlich? Sind Zehn Mille nicht genug? Kriegst den Hals nicht voll? Kommst aus den ärmsten Verhältnissen und willst jetzt die Riesenknete? Guck mal erst, dass du überhaupt was lernst, hast ja nicht mal nen Beruf. Blödes Frauenzimmer!“
Dann drehte er sich rum und rannte zur Tür hinaus.
Spät in der Nacht kam mein Mann volltrunken nach Hause.
Die ganze Nacht hatte ich wach gelegen, konnte die ketzerischen Gedanken einfach nicht abschalten. Was war das nur für eine Mutter? Betrog ihren eigenen Sohn um sein Erbe. Bei ihrem ersten Versuch hatte ich das ja gerade noch verhindern können, als es um Opas Vermächtnis gegangen war. Damals hatte sie die Grundstücks-Überschreibung auf meinen Mann mit dem Märchen verhindert, es stünde im Testament, dass er erst seinen Meister machen müsse.
Okay, dass ihre Befürchtung sogar eingetroffen war, Robert werde das Grundstück verkaufen, und das Geld versaufen, rechtfertigte nicht ihren Unterschlagungs-Versuch. Aber ich hatte die Sache aufgedeckt und auf die rechtmäßige Übertragung bestanden. Dass mein Mann zu feige gewesen war, das ererbte Baugrundstück zu nutzen, weil er Angst vor Schulden hatte, war auch einer meiner Scheidungsgründe gewesen. Aber auch das rechtfertigte nicht die erneute Hinterlist um das Familien- Erbteil, was Robert zustand.
Nun hatte es tatsächlich geklappt mich im Unklaren zu lassen und zu umgehen. Meine Schwiegermutter hatte unsere ständigen Ehe-Streitigkeiten zu nutzen gewusst. Und ich ahnungsloses Schaf war noch jeden Samstag ihre Privat-Friseurin gewesen, hatte nichts Böses geahnt und mich von ihrer berechnenden Freundlichkeit einlullen lassen. Klar, deshalb die großzügige Geld-Leiherei, die Dummköpfe mit Kleingeld abspeisen und mit einem miesen Trick das dicke Geld kassieren. Diesen Plan hatte sie mit Bravur durchgesetzt. Nun war es zu spät, die Sache war gelaufen.
Ich war voller Abscheu und Zorn. Ich wusste nicht, wie ich diese Hinterlist kommentarlos schlucken und einstecken konnte. Denn es widerstrebte meiner Natur einfach stillzuhalten wenn mir Unrecht geschehen war.
Aber es war sinnlos, aufzubegehren, denn zurückdrehen ließ sich die Abwicklung nicht mehr. Der Trottel, der mein Ehemann war, der sich großer Meister nannte, hatte sich wie ein dummer Schulanfänger von seiner Mutter über den Tisch ziehen lassen.
Wenn es nicht zum weinen wäre, hätte ich laut gelacht. Es raubte mir den Schlaf.
Aber was konnte ich machen? Nichts! Ich hätte lediglich einen riesengroßen Familienkrach heraufbeschworen, davon gehabt hätte ich gar nichts.
Doch, die Ächtung von den Schwiegereltern und mein Mann würde mir wieder genauso in den Rücken fallen wie bei der damaligen Erbschaftsgeschichte auch. Punkt.
In der darauf folgenden Zeit war die Stimmung recht angespannt. Zwar sprachen wir nicht mehr über die Sache, aber die unruhige Nacht konnte ich genauso wenig einfach wegstecken wie diese unselige Sache selbst.
Dann passierte etwas, was meine ganze Einstellung zu meinem Ehemann veränderte.
Während einer feucht-fröhlichen Bierrunde in unserer Stammkneipe geriet die eheliche Treue in den Mittelpunkt des Gesprächs.
Es entwickelte sich eine heiße Diskussion zwischen Ralf und meinem Mann. Während der Cousin die Meinung vertrat, Treue sei ein wichtiger Faktor in der Ehe, fand Robert das unwichtig, ja langweilig.
„Man muss doch mal ein bisschen Abwechslung haben, schließlich kann kein Mensch immer nur Eintopf essen. Ein leckeres Steak muss mal ab und zu sein.“ behauptete mein Mann voller Ernst.
Ich fühlte mich als Betroffene zum Eintopf degradiert und hatte empört gefragt: „Gilt das nur für die Männer oder auch für die Ehefrauen?“
„Ach das ist doch mal wieder typisch Weiber“, erwiderte mein Mann verächtlich. „Ihr habt doch gar nicht den Nerv mal einen Stich nebenbei zu machen. Weil ihr euch doch immer gleich verlieben müsst. Eure Gefühlsduselei steht euch doch immer im Weg. Selbst schuld wenn ihr dann das geile Gefühl des Neuen verpasst. Ha, ha, ha“, zog Robert das Thema ins Lächerliche.
Doch ich ließ nicht locker, wollte es genau wissen: „Aha, das heißt also, dir würde es nichts ausmachen wenn ich fremd ginge?“
„Nö, deine Pflaume ist doch kein Stück Seife, die nutzt doch nicht ab!“ gab mein Mann sich großspurig und hielt sich den Bauch vor lachen.
Während mir das Blut vor Verlegenheit ins Gesicht schoss, schweiften meine Augen ab und ich erwischte Cousin Ralfs begehrlichen Blick, der mich zu fragen schien: auf was warten wir denn noch?
Ausgerechnet an diesem Abend wollte mein Mann noch weiter ziehen.
Als es Zeit wurde nach Hause zu fahren, lehnte Robert ab: „Heute musst du mal alleine nach Hause gehen, Ruthchen. Ich habe noch keine Lust, ich mach noch eine Reintour, mal hier rein und mal da rein. Der Ralf fährt dich sicher gerne nach Hause. Oder, lieber Vetter, das machst du doch?“
Ahnte mein Mann denn gar nicht, dass er mich seinem Cousin in die Arme trieb? So blind konnte er doch nicht sein, dass er nicht mitbekommen hatte wie sein Cousin mich die ganzen Monate schon mit den Augen verschlang und ganz offen anbaggerte. Oder war ihm das wirklich egal?
Ralf stand sofort auf, ging zur Theke die Rechnung bezahlen, und dann bot er mir an: „Wir können fahren, ich stehe zu deiner Verfügung.“
Anfangs sprachen wir kein Wort, denn es lag eine unsichtbare, knisternde Spannung in der Luft.
Ralf fuhr ungewöhnlich langsam und einen unbekannten Weg, der durch ein kaum bewohntes ländliches Gebiet führte.
„Wo sind wir hier? Wo willst du hin?“ brach ich nach einer Weile das Schweigen.
„Kennst du diese Gegend nicht? Hier kann man sich in Ruhe und ungestört unterhalten. Nur falls du dich mit mir alleine unterhalten möchtest. Oder hast du Angst mit mir alleine zu sein?“ fragte er und hielt am Rande eines Feldweges an.
Nur der Vollmond spendete uns sein schwaches Licht als Ralf den Motor und die Scheinwerfer ausschaltete.
„Warum sollte ich Angst vor dir haben und warum?“ gab ich mich mutig, aber meine Stimme erschien mir seltsam fremd.
Ralf drehte sich zu mir, rückte näher, und während er meine Wange streichelte sagte er: „Weil du weißt, dass ich schon lange verrückt nach dir bin und dass ich dich jetzt endlich küssen werde.“
Als sein heißer Atem mich streifte war ich wie gelähmt, wusste weder eine Antwort, noch konnte ich mich bewegen. Dann zog er meinen Kopf ein wenig näher an sich heran und sein Mund suchte meine Lippen. Als sein voller Mund mich berührte durchfuhr ein heißer Strom meinen Körper, sodass ich ihm mein Gesicht entgegen hob, und willig die Lippen öffnete, um seine Zunge in meinen Mund zu lassen.
Seine Arme umschlangen mich, während seine Küsse so leidenschaftlich und intensiv wurden, dass sie jeden noch so schwachen Widerstand im Keim erstickten. Auch die zarten Berührungen seiner kräftigen Männerhände bewirkten dass ich vor Sehnsucht dahin schmolz. Selbst als seine Hände immer mutiger in meine intimsten Zonen vordrangen, wehrte ich mich nicht, sondern gab mich ihm wie verzaubert hin. Zu lange hatte ich keine solchen Zärtlichkeiten mehr bekommen. Als er meine Brüste entblößte, und die Nippel mit zartem Saugen liebkoste, öffnete ich seiner vortastenden Hand freiwillig die Schenkel und genoss seine geschickten Bewegungen in meiner Scham. Ralf war ein großartiger Liebhaber, der die erogenen Punkte einer Frau ganz genau kannte und wusste wie er eine Frau glücklich machen konnte. Ich zitterte dem Höhepunkt entgegen.
Als er endlich in mich eindrang zerfloss ich vor Begehren, und in heißer Ekstase dachte nur: welch ein Mann.
In diesem Moment genoss ich es nur begehrt und geliebt zu werden und bereute es keine Sekunde.