Читать книгу Kinder kann man sich nicht aussuchen - Ruth Broucq - Страница 13
Sexsucht
ОглавлениеRoberts Tick bei jeder passenden oder auch unpassenden Gelegenheit alles aus sexueller Sicht zu sehen, ging sogar so weit, dass er seine Witzchen über eine ganz normale mütterliche Vorsorge machte.
Weil ich bei unserem Sohn gesehen hatte, dass sein Hodensack leer war, hatte unser Hausarzt mich für meine Aufmerksamkeit gelobt, und mir empfohlen, den Mangel im Auge zu behalten, und regelmäßig zu ertasten, ob eine Änderung eingetreten sei. Wenn nicht, müsse das auf jeden Fall, noch vor Schuleintritt des Jungen, hormonell behandelt werden um Unfruchtbarkeit zu verhindern.
Ich nahm das natürlich sehr ernst, und kontrollierte den Stand immer wenn Rene aus der Badewanne kam.
Roberts dumme Bemerkung dazu konnte ich gar nicht lustig finden: „Ach guck mal Ramona, die Mama spielt dem Kleinen mal wieder an den Eiern.“
Angewidert dachte ich nur >Kann dieser Mann denn mal an etwas anderes denken, als an Sex<?
Was oder wer meinen Mann auf diesen Unfug gebracht hatte, war mir nicht ganz klar, aber er bedrängte mich plötzlich ständig mit seinem speziellen Wunsch. Er wollte, dass ich ihn in einen „Pärchenclub“ begleite.
Entsetzt lehnte ich dieses Ansinnen ab. Ich konnte absolut nicht verstehen, dass Robert mir eine solche Sache zumuten wollte, denn ein Versuch, mich zum „Partnertausch“ zu überreden, war Jahre zuvor mal eskaliert.
Aus Wut, weil ich diese „Schweinerei“ abgelehnt hatte, zerschlug Robert damals im Alkoholrausch unseren Glastisch. Dass er dieses Erlebnis nicht mehr in Erinnerung hatte, konnte ich mir eigentlich nicht vorstellen, ja glaubte er denn, ich hätte meine Einstellung geändert?
Tatsächlich erklärte mir mein Ehemann, dass ich nicht mitmachen müsse, ich könne mich ja an die Bar setzen, schließlich bräuchte er mich nur als Begleitung, weil er alleine nicht rein komme.
„Wie bitte? Ich soll mich an die Bar setzen und auf meinen Mann warten, bis der sich ausgepoppt hat? Sag mal, spinnst du? Welch eine Zumutung, pfui, dass du dich nicht schämst, kann ich kaum glauben. Das kommt ja überhaupt nicht in Frage!“ entschied ich konsequent.
Bei einem Besuch kam dummerweise ausgerechnet meine Freundin Beate auf dieses Thema zu sprechen. So ganz nebenbei erzählte sie in amüsiertem Ton, dass sie als Begleitung mit einem Freier in einem Pärchenclub gewesen sei, und die Atmosphäre als sehr angenehm empfunden hätte.
„Das ist das Vergnügen der Zukunft, die kommende Freizeitbeschäftigung, da bin ich ganz sicher. Der Eintritt kostet zwar hundertfünfzig Mark, aber dafür wird echter Luxus geboten. Die Einrichtung ist einfach Spitze, ein tolles Buffet haben die, und man kann essen und trinken so viel man will. Auch das Publikum ist echt nett, eine so lockere Atmosphäre findet man sonst nirgendwo. Also ich gehe mit dem Typ wieder hin, habe ich ihm gerne versprochen!“ schwärmte Beate regelrecht.
Ab dem Tag ließ Robert mir keine Ruhe mehr. Er bohrte und redete so lange, bis ich es leid war und ihm sagte, er könne ja meine Freundin Beate als Begleitung mitnehmen.
Robert zögerte keine Sekunde, sondern rief meine Freundin sofort an, und bat sie um ihre Begleitung. Natürlich rief Beate mich später zurück und fragte mich, ob ich meinem Mann wirklich die Zustimmung gegeben habe, mit ihr in den „Pärchenclub“ zu gehen.
„Ich kann ihn nicht daran hindern, Beate. Er tötet mir den letzten Nerv mit seinem ständigen Gerede von dem Mist. Ja, ich habe gesagt, dass ich auf gar keinen Fall mit ihm dahin gehe. Meinetwegen könne er dich als Begleitung mitnehmen, wenn du dazu bereit bist.“ Erwiderte ich wahrheitsgemäß.
Sie hatte ihm ihre Begleitung zugesagt, und mit Robert einen Termin für Freitag in zwei Wochen zugesagt. Damit war das unliebsame Thema vorerst vom Tisch.
Natürlich bekamen unsere Kinder von dieser Sache nichts mit. Das kam allerdings daher, weil die beiden sehr traurig waren, denn unser Hund war auf die stark befahrene Straße gerannt, und überfahren worden. Dummerweise ließ Robert sich überreden, das Tier in einer Tierklinik operieren zu lassen. Leider eine vergebliche Sache, denn das Tier erholte sich nicht, sondern musste Wochen später eingeschläfert werden.