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Machtkampf

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Als wir endlich heiraten konnten war Ramona bereits zwei Jahre alt, und ein eigenwilliges, total verwöhntes Kind. Sie war überaus empfindlich, liebte peinliche Sauberkeit und konnte schmutzige Hände und Kleidung nicht ertragen.

Meine Mutter hatte alle Liebe, die sie ihren eigenen Töchtern nie gezeigt hatte, auf ihre Enkelin übertragen, leider auf falsche Art und Weise. Sie hatte ihr jeden Wunsch erfüllt.

Mochte die Kleine das Essen nicht, wollte einen Pudding oder eine Milchsuppe, war es selbstverständlich, dass die Oma ihr das zubereitete. So war es in allen Belangen. Ramona bestimmte ihr Leben, und das ihres Umfeldes.

So war es eine automatische Folge, dass wir mit unserer Tochter enorme Schwierigkeiten bekamen. Weder Robert noch ich waren bereit uns von unserem Kind terrorisieren zu lassen. Wir fanden es normal, dass wir als Eltern unseren Lebensrhythmus bestimmten. Schon bei den Speisen gab es Probleme. „Es gibt keine Extra-Wurst! Es wird gegessen was auf den Tisch kommt!“ war unsere Devise.

Die kleine Hexe streikte oft so lange, bis sie vor Hunger dann doch Gemüse aß. Aber alles was man kauen musste, was nicht weich wie Brei war, lehnte sie mit der Begründung ab: „Es tut mir an den Zähnen weh. Ich kann das nicht beißen!“

Eines Tages wurde Robert deshalb so zornig, dass er die Kleine zu einem Zahnarzt brachte, und ihr Gebiss untersuchen ließ. Natürlich stellte der Arzt fest, dass Ramonas Milchzähne ganz normal gewachsen waren, und auch die Festigkeit hatten, die dem Alter des Kindes entsprachen.

Dass sie nun ein Kinderzimmer für sich alleine hatte, was zwar klein aber hübsch eingerichtet war, fand Ramona nicht gut. Als der anfängliche Protest nichts nützte, verlangte sie, dass zumindest die Tür offen blieb, und in der angrenzenden Küche das Licht angelassen wurde weil sie Angst vor der Dunkelheit hatte.

Sie war insgesamt ängstlich, schreckte vor allem Unbekannten zurück, und verkroch sich dann entweder in eine Ecke oder hing mir am Rockzipfel. Ramonas Unsicherheit begründete meine Mutter, mit dem stressigen Verlauf meiner Schwangerschaft, währenddessen Robert mich sehr oft, mit seinen Alkohol-Eskapaden, zur Verzweiflung gebracht hatte.

Ebenso wirkte sich wohl auch unser unruhiges Familienleben auf die Sensibilität des Kleinkindes aus. Denn unsere häufigen Streitigkeiten, wenn Robert mal wieder besoffen war, die oft in handfeste Prügelleien ausarteten, waren Erlebnisse, die der Kleinen Angst machten. Zwar suchte ich dann einen sicheren Zufluchtsort, sodass ich meistens mit der Kleinen zu meinen Eltern flüchtete, kehrte aber immer wieder zu Robert zurück. Weil meine Mutter mir immer wieder einbläute: Kinder brauchen einen Vater.

Nur einmal dauerte die Flucht länger, hielt ich die Trennung fast zwei Jahre durch, weil Robert eine Schusswaffe benutzt hatte. Zwar hatte er, in Selbstmord –Absicht, auf sich selbst geschossen, aber die Kleine hatte das miterleben müssen. Ich ließ mich scheiden, blieb mit Ramona bei meinen Eltern und nahm eine gute Arbeit an. Obwohl Ramona sich bei meinen Eltern sehr wohl fühlte, denn die „Verwöhnarie“ startete natürlich erneut, war sie so empfindlich, dass sie jede Krankheit aus dem Kindergarten mitbrachte. Für mich war das Leben nicht sehr bequem, denn die beengten Wohnverhältnisse vertrugen sich schlecht mit meinen Wechselschichten, was jedoch zum „alleine wohnen“ mit Kind, gar nicht machbar gewesen wäre.

Als Robert mich bedrängte zu ihm zurück zu kommen, und mir versicherte, er habe sich geändert, glaubte ich ihm. Die neu aufgeblühte Hoffnung brachte mir die zweite Ehe und ebenfalls eine Schwangerschaft ein. Kurz vor Ramons Einschulung bezogen wir eine Wohnung in Roberts großem Elternhaus.

Weil unsere Tochter sehr zart, also untergewichtig war, verordnete der Amtsarzt ihr eine sechswöchige Kur. Also schickten wir sie mal erst zur Erholung. Erstaunlicherweise bekamen wir anschließend ein total verändertes Kind zurück. Von nun an aß Ramona alles was auf den Tisch kam, und sie war aufgeschlossener allen anderen Dingen gegenüber. Als Ramona sechs Jahre alt war, bekam sie ein Brüderchen.

Kinder kann man sich nicht aussuchen

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