Читать книгу Kinder kann man sich nicht aussuchen - Ruth Broucq - Страница 16
Seltsame Bankgeschäfte
ОглавлениеDass wir meinen Ex-Mann mit der Renovierung unserer neuen Wohnung beauftragt hatten, wurde ebenso zu einem Reinfall, genauso wie seine Mitarbeit in unserem Casino.
An dem Morgen, als er zum Streichen kommen wollte, warteten Udo und ich vergeblich. Also saßen wir in halb eingeräumter Wohnung und ärgerten uns, diesem unzuverlässigen Mann noch einmal vertraut zu haben. Udo zögerte nicht lange, sondern holte die Maler aus Wuppertal, die uns schon einmal das Apartment gestrichen hatten.
Mitten in den Renovierungsarbeiten rief Roberts Mitbewohner an und bat mich die Kinder abzuholen. „ Du musst dich um deine Kinder kümmern, Robert ist eben verhaftet worden. Er hat eine Bank überfallen, die Bullen haben ihn heute Morgen aus dem Bett geholt, und das Geld sowie die Waffe bei ihm gefunden.“ Berichtete sein Nachbar.
Trotzt schockierender Nachricht fuhren wir sofort los, wollten anwesend sein wenn die Kinder aus der Schule kommen. Roberts Freund und Nachbar erzählte uns, dass Robert am frühen Morgen sturzbetrunken nach Hause gekommen sei, und als die Kinder gerade zur Schule gegangen waren, seien die Bullen ins Haus gestürmt, als hätten sie nur auf die freie Bahn gewartet. Leugnen war dann wohl zwecklos, denn das erbeutete Geld hatte Robert im Beutel des neuen Staubsaugers versteckt, und die Pistole lag in der Schreibtisch-Schublade.
Udo und ich waren fassungslos über so viel Dummheit.
Nichts desto trotz rief ich zuerst einmal einen bekannten Anwalt aus der näheren Umgebung an, erklärte ihm das Gehörte und beauftragte ihn, sich umgehend um die Sache zu kümmern. „Bitte fahren Sie sofort zu der Dienststelle wo mein Exmann festgehalten wird. Der Mann braucht dringend anwaltliche Hilfe, der ist hilflos im Umgang mit der Polizei.“ Drängte ich den Anwalt.
Er versprach sich darum zu kümmern, wollte aber zuvor einen Vorschuss von fünfhundert Mark haben. Es war für uns selbstverständlich, dass wir das Geld sofort zu der Kanzlei brachten.
Den Kindern die Situation zu erklären fiel mir fürchterlich schwer. Aber ich gab mir Mühe, die Kinder zu beruhigen, ihnen begreiflich zu machen, dass wir für sie da waren und sie natürlich mit in unsere neue Wohnung nehmen würden.
Allerdings lehnte Ramona das energisch ab. „Nein, ich komme nicht mit nach Wülfrath, ich werde zu meinen Großeltern ziehen. Ich will hier nicht weg und vor allen Dingen will ich nicht die Schule wechseln.“
Anfangs schrieb ich die Reaktion ihrem Erschrecken zugute, versuchte sie sanft zu beeinflussen. Aber als ich sie in die Arme nehmen wollte stieß sie mich grob weg und ging auf Abstand. Ramona blieb bei ihrer Aussage.
„Kind, ich verstehe ja, dass du nicht in eine andere Gegend ziehen willst, dass du in deiner Umgebung bleiben willst. Aber du weißt doch gar nicht, ob deine Großeltern damit einverstanden sind. Schließlich brauchst du ja auch Platz, wenn auch nicht unbedingt ein eigenes Zimmer, aber doch ein Bett, Kleiderschrank und einen Schreibtisch, zum Hausaufgaben machen. Und wo sollen die das hernehmen? So einfach wie du dir das vorstellst ist das alles nicht.“ Versuchte ich meine Tochter zur Vernunft zu bringen.
Wortlos ging Ramona zum Telefon und rief Roberts Mutter an. Schon nach ein paar Worten hörte ich, dass nicht meine Schwiegermutter, sondern Roberts jüngerer Bruder am Telefon war.
„Die Oma war nicht zu Hause, aber der Micha sagt, dass ich auf jeden Fall vorbeikommen soll, er regelt das schon. Ich gehe jetzt dahin, und entweder ich bleibe gleich da, oder ich schlafe heute Abend mal erst hier, bis es geklärt ist wo ich hin kann. Der Micha hat gesagt, dass ich ganz bestimmt da hinkommen kann. Also, du kannst ruhig fahren.“
Ramona sagte das mit so einer Bestimmtheit, dass mir der Widerspruch im Hals stecken blieb. Aber ich schrieb die Reaktion meiner Tochter ihrem Schock zu, deshalb verschob ich eine endgültige Entscheidung auf später.
Udo griff ein und meinte: „Meinst du nicht, Schatz, dass wir mal mit Roberts Eltern wegen der zukünftigen Schritte sprechen sollten? Die Fünf Scheine werden nicht alles sein, was der Anwalt für Roberts Verteidigung haben will. Und außerdem muss die Wohnung aufgelöst werden, denn wer soll da die Miete bezahlen, bis der wieder raus kommt, wird sicher ein paar Jahre dauern. So lange kann die Wohnung nicht bestehen bleiben. Wer soll das bezahlen?“
„Natürlich, soweit hab ich noch gar nicht gedacht. Aber was hältst du davon, wenn wir die Wohnung nehmen? Wir hätten dann nicht so einen weiten Weg und die Kinder könnten ihre Zimmer behalten. Ja, das wäre die einfachste und beste Lösung.“ Redete ich mich in Euphorie.
„Nein, ich werde nicht in so eine Hütte einziehen.“ Lehnte Udo energisch ab. „Jetzt wo wir gerade eine schöne Wohnung gefunden haben, werde ich mich nicht verschlechtern. Das kannst du gleich wieder vergessen.“ Leider wäre jeder Widerspruch eine Lüge gewesen, in dieser schrecklichen dunklen Altbau-Wohnung hätte ich mich auch nicht wohl gefühlt.
Die Situation nervte mich enorm, ich war wütend auf meinen Exmann. Konnte dieser Mann denn nicht einmal einer vernünftigen Arbeit nachgehen? Wozu hatte der eigentlich seinen Meister gemacht? Ich durfte gar nicht darüber nachdenken, wie ich geackert und malocht hatte, um dieses Mannes Faulheit zu unterstützen, und seine dummen Fehler auszubügeln. Alles umsonst! Wieder musste ich sehen, wie ich seinen Bockmist wieder gerade bog. Wurde ich den Mann denn niemals los? Gut, für die Kinder würde ich alles tun, damit es ihnen gut ging, die hatte ich nun mal. Zurückgeben ging nun mal nicht, dann hätte ich die Zeit um viele Jahre zurückdrehen müssen. Wollte ich das? Nein, ich liebte meine Kinder, das war klar.
Die Besprechung mit den Schwiegereltern war ein Desaster.
Ganz konsequent lehnte Roberts Mutter jegliche Hilfe für ihren Sohn ab. Sie war empört, dass dieser missratene Sohn, der ihr schon mehr als genug Ärger bereitet hatte, den guten Familiennamen nun auch noch mit einer solchen Tat in Misskredit brachte. Sie verweigerte jegliche Hilfe, und auch Geld für den Anwalt oder andere Hilfen lehnte sie kategorisch ab.
Auch von dem Ansinnen, Roberts Tochter in ihrem Haushalt aufzunehmen war sie alles andere als begeistert. Sie verstand nicht, wieso Ramona nicht mit zu mir wollte. „Warum willst du unbedingt hier bleiben? Denkst du die Schulen in Wülfrath sind schlechter als hier? Also ich wüsste gar nicht, wo ich dich unterbringen sollte. Wir haben kein Zimmer frei, und schließlich bist du zu alt um mit mir oder dem Opa in einem Raum zu schlafen. Nein, Kind, du stellst dir das einfacher vor als es ist!“ Schob sie jeglicher Diskussion einen Riegel vor.
Warum und wie der jüngere Sohn seine Eltern überzeugt hatte, konnte ich mir nicht erklären, aber am nächsten Tag erklärte der mir, dass Ramona bleiben dürfe. Und Micha wollte sich auch um die Wohnungsauflösung kümmern.
„Dass er das gerne macht ist mir klar, der ist schon lange scharf auf Roberts Musikanlage.“ Klärte ich meinen Partner auf.