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Kapitel 2: Der endgültige Abschied

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Knapp zwei Wochen vor seinem Treffen mit Hendrik und der Bestellung seines Klons traf sich Robert wie jeden Mittwoch nach seiner Arbeit mit Nicole zum Essen. Für Nicole war es ein ganz normales Treffen. Nicht so für Robert.

Nicole arbeitete als Altenpflegerin. Kennengelernt hatten sie sich während eines Rundgangs im Museum für zeitgenössische Geschichte - ziemlich unspektakulär. Schnell fanden die beiden heraus, dass sie viele Interessen teilten, und so unternahmen sie gelegentlich etwas zusammen.

Ihre über die Jahre gewachsene Freundschaft hatte den Status des Platonischen nie verlassen, obwohl Robert überzeugt war, dass Nicole bereit gewesen wäre, den nächsten Schritt zu tun. Aber sie tat es nicht. Genauso wenig wie er. Manchmal verstand er selbst nicht, warum sie beide in ihrer Beziehung stets auf der Stelle traten. Doch eigentlich war die Antwort einfach: Beide machten sich Sorgen um ihre Zukunft. Ihre Arbeitsstellen waren alles andere als sicher. Ein berufsbedingter Umzug - das betraf vor allem Nicole - war mehr als wahrscheinlich. Es konnte gut sein, dass sie sich nächste Woche schon nicht mehr treffen konnten. Das war ein Dauerthema, das Nicole sehr auf der Seele brannte. Und es gab nichts, das Robert ihr zur Beruhigung sagen konnte. Ihre wenigen gemeinsamen Stunden könnten schon bald der Vergangenheit angehören. Aus diesem Grund, aus reiner Furcht, den jeweils anderen zu verlieren, wollte daher keiner von beiden mehr Gefühle investieren, damit es nicht zum eigenen Schaden sein würde.

»Wie geht es dir? Du siehst irgendwie anders aus«, sagte Nicole, kurz nachdem sie an ihrem Tisch Platz genommen hatten. Sie schaute auf ihren im Tisch eingelassenen Smartscreen, um die Speisekarte zu durchstöbern.

»Was meinst du mit anders?« Robert tat überrascht.

»Ich weiß nicht. Anders als sonst. Du siehst dich ständig um und wirkst nervös.«

»Nervös? Ich? Keine Ahnung, vielleicht zu viel Kaffee heute getrunken.«

Nicole hatte sich nichts eingebildet. Und es lag auch sicher nicht am Kaffee. Robert hatte vor wenigen Tagen vom Anwalt seiner verstorbenen Tante in Wladiwostok erfahren, dass er ein beträchtliches Vermögen geerbt hatte. Wladiwostok lag am anderen Ende der Welt. Robert hatte seine Tante daher nur selten gesehen. Über ihre finanziellen Verhältnisse hatte er praktisch nichts gewusst, auch nicht, dass er der einzige Erbe sein würde, sollte sie sterben. Die Nachricht ihres Anwalts kam für ihn aus heiterem Himmel. Aber nicht nur das: Als seine Tante ihn vor Jahren besucht hatte, musste er Andeutungen über seinen Wunsch, seinem Leben zu entfliehen, gemacht haben. Denn ihr Anwalt ließ ihm die Wahl, ob er sein geerbtes Vermögen ausbezahlt bekommen sollte (natürlich nach vorheriger Überweisung ans Finanzamt, das zwei Drittel davon als Erbschaftssteuer für Arbeitnehmer einbehielt), oder ob er es auf Vorschlag der Erblasserin »treuhänderisch einbehalten« sollte. In diesem Falle würde er - der Anwalt - Kontakt mit einer Organisation aufnehmen, die Robert seinen größten Wunsch erfüllen könnte. Deutlicher wurde er nicht. Aber Robert wusste sofort, was gemeint war. Seine verstorbene Tante, die er nie wirklich kennengelernt hatte, ermöglichte ihm posthum einen Weg in die Unabhängigkeit. Robert war überglücklich und schämte sich zugleich, nicht mehr Zeit mit seiner letzten lebenden Verwandten verbracht zu haben. Er stimmte dem Vorschlag des Anwalts aus Wladiwostok zu, und schon kurze Zeit später nahm die Organisation, die illegal Klone herstellte und verkaufte, mit ihm auf konspirative Weise Kontakt auf.

Wenn er also in diesen Tagen nervös wirken sollte, dann war das vermutlich noch eine Untertreibung. Er fühlte sich wie ein Verbrecher. Und nach dem Gesetz war er das ja auch. Schon die Kontaktaufnahme mit den illegalen Klonherstellern konnte einen ins Gefängnis bringen. Nicole kannte ihn schon zu lange, als dass sie übersehen würde, dass Robert etwas beunruhigte.

»Und, was macht die Arbeit?«, fragte Robert, um von sich erst einmal abzulenken.

Nicole seufzte niedergeschlagen. »Ach, darüber würde ich am liebsten gar nicht reden.« Aber natürlich tat sie es doch, denn es beschäftigte sie viel zu sehr. »Ich habe dir doch von unserem neuen 'Mitarbeiter' in unserem Altenheim erzählt.«

»Du meinst den Pflegeroboter? Die neueste Version, die einem Menschen täuschend ähnlich sieht? Kein Roboter, sondern ein Android, oder?«

»Ja, genau den. Er heißt Peter - wie originell.« Nicole verdrehte die Augen voller Abscheu.

»Und? Keine guten Erfahrungen mit ihm gemacht?«

»Ganz im Gegenteil! Unser künstlicher Peter schlägt sich hervorragend. Er arbeitet rund um die Uhr. Er beschwert sich nicht über die Arbeitsbedingungen oder zu niedrigen Lohn oder über mangelnde Anerkennung für seinen Berufsstand. Er hat mit den ihm zugeteilten Pflegebedürftigen stets eine Engelsgeduld. Er wird nie müde oder krank. Er hört immer zu. Er wird von allen gemocht, weil er immer so scheiß-höflich und zuvorkommend ist. Er ist eben der bessere Mensch, verstehst du? « Nicole betrachtete ihren Smartscreen, schaute aber in Wahrheit verbittert durch ihn hindurch und sah sich selbst, wie sie in naher Zukunft um Arbeit betteln gehen würde.

Robert wusste genau, wovon sie sprach und teilte ihre Sorge über ihre berufliche Zukunft. Er hatte schon selbst mehr als einmal das 'Vergnügen' gehabt, sich mit diesen scheiß-höflichen Klugscheißer-Robotern auseinanderzusetzen, gegen deren Logik-KI kein Kraut gewachsen war.

»Es werden immer mehr von diesen Dingern«, sagte er. »Ich musste vor einiger Zeit zur Betriebspsychologin, weil mein Arbeitsprofil Mängel aufwies, wie es hieß. Und jetzt rate mal, wer die Betriebspsychologin war.«

»Ein Roboter.«

»Ja, ein Roboter, der aussah wie eine Wachsfigur mit steifen Gesichtsanimationen. Aber mit einer künstlichen Intelligenz des neuestens Typs ausgestattet. Einer Intelligenz, der du als normaler Mensch nichts, aber auch gar nichts entgegensetzen kannst.«

»Davon hast du mir gar nichts erzählt. Warum wurdest du zum Psychologen einbestellt?«

»Na, warum wohl? Weil ich nicht effektiv genug arbeitete.«

Roberts Job, ebenso wie der von Nicole, war noch einer der wenigen, der hauptsächlich von Menschen ausgeübt werden konnte. Er arbeitete in einer großen Serverfarm, die ein wichtiger Verteilerknoten für das Internet war. Zwischen endlosen Reihen von Serverschränken mit den modernsten Quantencomputern musste er sicherstellen, dass die Kühlungssysteme ordnungsgemäß funktionierten. Wartung und Reparatur erforderten von ihm, dass er sich nicht selten in enge Wartungsklappen und Schächte zwängen musste. Diese akrobatischen Anforderungen waren bislang für einen Wartungsroboter ungeeignet, so dass Roberts Job noch nicht akut in Gefahr war. Aber man erzählte sich in seiner Wartungscrew, dass die Betreiberfirma bereits fieberhaft an einer autonomen Reparatur- und Wartungslösung arbeitete. Mehrfache Nachfragen seitens der Belegschaft wurden meist kommentarlos abgewiegelt. Aber jeder wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis man selbst auf der Straße sitzen würde, wenn Freund Roboter seine Aufgaben übernahm.

»Nicht effektiv genug?«, wiederholte Nicole. »Wollen die vielleicht, dass du 24 Stunden am Tag arbeitest?«

»Nein, diesen Traum werden sie sich schon bald ohne mich erfüllen. Ich bin einmal fast ohnmächtig geworden. Ich hatte damals vermutlich zu wenig getrunken. An jenem Tag musste ich unmittelbar hinter einem der Hauptprozessoren-Cluster schuften. Da waren es teilweise über vierzig Grad, weil die Kühlung nicht richtig funktionierte. Mir war nach ein paar Stunden schon etwas schwindelig. Und dann musste ich gleich darauf in einem anderen Bereich arbeiten, in dem es so kalt war, dass man dort normalerweise nur mit Spezialkleidung und Handschuhen arbeiten kann. Da ich aber wieder in einer engen Nische werkeln musste, um ein verstopftes Kühlleitungsrohr freizubekommen, musste ich auf eine dicke Jacke verzichten und fror mir fast den Hintern ab. Am Ende des Tages bin ich dann kurz zusammengeklappt. Nichts Ernstes. Meine Kollegen haben mich schnell wieder aufgepäppelt.

Aber am nächsten Tag wurde ich sofort zu unserer Betriebspsychologin einbestellt. Eine attraktive Roboterdame mittleren Alters. Sie kann allerdings nur hinter ihrem Schreibtisch sitzen, weil sie gar keine Beine hat.«

»Toll. Aber einen Schreibtisch hat das Ding. Darauf kann es wohl nicht verzichten.«

»Verrückt, nicht wahr? Der Raum, in dem ich mit ihr - dem Ding - eingesperrt war, sollte eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, wie mir erklärt wurde. Wie dem auch sei. Die sprechende KI erklärte mir, dass ich offensichtlich ein Einstellungsproblem zu meiner Arbeit hätte, deshalb hätte ich mir eingebildet, ich würde in Ohnmacht fallen.

Ich versuchte, dem Ding zu erklären, dass es nicht an meiner Einstellung lag, sondern an den extremen Temperaturschwankungen, denen ich täglich zehn Stunden ausgesetzt bin. Ich wiederholte auch die von der Belegschaft schon seit Jahren gestellte Forderung, die Pausen zwischen den verschiedenen Temperaturbereichen zu verlängern, damit sich der Körper besser akklimatisieren kann. Aber noch während ich das aussprach, fiel mir das Ding ins Wort und erklärte mir in diesem kaum zu ertragenden Besserwisser-Ton, dass unsere Arbeitsbedingungen bereits auf dem neusten Stand wären und ein weiterer Optimierungsversuch nicht zielführend wäre.

Weiter unterstellte mir das Ding, dass mein Versuch, zu erklären, mein Kreislaufzusammenbruch würde an den Arbeitsbedingungen liegen, ein schlechtes Licht auf das Unternehmen und damit auf die dafür arbeitenden Menschen werfen würde. Und dies würde doch nicht in meinem Interesse liegen, da ich deswegen abgemahnt werden könnte. Darüber hinaus sei meine Äußerung ein Beleg für die von der KI aufgestellte These, meine Einstellung zur Arbeit sei destruktiv. Ich würde die Schuld für meine Unzulänglichkeiten auf andere schieben und damit einen negativen Einfluss auf die Moral der Belegschaft ausüben. Dies wiederum sei ein Hinweis auf meine mangelnde Teamfähigkeit, die ich dringend verbessern müsste. Und dann...«

»Genug, genug!«, rief Nicole. »Das ist ja furchtbar! Schlimmer als diese KI-Roboter sind höchstens noch diese genetisch aufgewerteten Asozialen. Damit du hinterher mit einem schlechten Gewissen den Raum verlässt, hat das Ding also, statt dir zu helfen, mit dir den Boden aufgewischt. Perfider geht es ja kaum.«

Robert senkte niedergeschlagen das Haupt. »Das hat es, und zwar gründlich. Ich habe jetzt einen Eintrag in der Personalakte. Sollte eine Stelle bei uns gestrichen werden, stehe ich jetzt also ganz oben auf der Liste.«

»Das tut mir leid, Robert. Das hast du nicht verdient. Ich weiß doch, dass dir deine Arbeit im Grunde gefällt.«

»Ja. Aber die machen es einem wirklich nicht leicht, seine Arbeit zu mögen.« Robert machte eine Pause und fügte hinzu: »Bald bin ich meinen Job los. Alles nur eine Frage der Zeit.«

Nicole versuchte daraufhin, ihm Mut zu machen, ohne zu ahnen, was Robert ihr eigentlich mit seinem letzten Satz andeuten wollte. »Und selbst wenn dieser Tag kommt, dann finden wir auch etwas anderes. Wir sind beileibe nicht die Einzigen, die sich in dieser Situation befinden. Jeden, der noch Arbeit hat, kann es treffen. Für jeden von uns kann morgen schon Schluss mit Lustig sein. Aber daran möchte ich nicht denken. Carpe diem, Robert. Mein Leitmotiv, wie du weißt. Daran habe ich mich immer gehalten, und ich werde das jetzt garantiert nicht ändern. Ich will mein Leben genießen und keinen düsteren Gedanken nachhängen. Und du solltest das auch nicht tun.«

Robert rutschte auf seinem Stuhl nervös hin und her. Am liebsten wäre er sofort rausgeplatzt mit seiner Neuigkeit über seine Erbschaft. Aber Bedingung für sein Arrangement mit den Klonherstellern war, dass er niemandem, absolut niemandem davon erzählen durfte. Nur in absoluten Ausnahmefällen, so hatte es sein Kontaktmann angedeutet, würden Klone für zwei Personen gleichzeitig produziert. Robert wollte daher vorsichtig herausfinden, ob Nicole bereit wäre, das hohe Risiko auf sich nehmen und ihm in die vermeintliche Freiheit zu folgen. Das Vermögen würde auch für zwei Klone reichen. Sie war die einzige Person auf dieser Erde, die er mitnehmen würde. Er konnte ihr jedoch keinen reinen Wein einschenken und musste sich behutsam an das Thema herantasten. Doch wie so oft im Leben kam es anders, als man es sich vorgestellt hatte.

»Ich hänge keinen negativen Gedanken hinterher«, begann er. »Ganz im Gegenteil.«

»Gut. Hast du schon bestellt?«, fragte sie, während sie über den Touchscreen ihr Essen schon geordert hatte.

Robert ignorierte ihre Frage und beugte sich über den Tisch zu ihr vor. »Nicole, kann ich dich mal was fragen?«

»Sicher. Warum denn nicht?«

»Was wäre, wenn du eine Möglichkeit hättest, das Land unerkannt zu verlassen und ein neues Leben zu beginnen?«

Nicole lachte auf. »Du bist ein Träumer, Robert. Niemand außer der Geldelite kann dauerhaft das Land verlassen. Oder hast du im Lotto gewonnen?«

»Bitte lach nicht. Ich meine es ernst.«

»Und ich meine es auch ernst«, reagierte Nicole überraschend forsch. »Arbeit für Menschen ist auf der ganzen Welt knapp. Und überall versucht man, der Überbevölkerung Herr zu werden, mal mehr mal weniger rabiat. Wenn du Multimillionär bist, dann bist du in der Welt willkommen. Bist du aber ein Arbeitsmigrant aus Fleisch und Blut, dann bist du nur Ballast, den niemand braucht, und den niemand haben will.« Nicole nippte an ihrem Tee, der gerade von einem Serviceroboter an ihren Tisch geliefert worden war. Sie wirkte verärgert. »Das Anti-Migrationsabkommen, das alle Länder der Erde vor dreißig Jahren unterzeichnet haben, macht das Auswandern für unsereins praktisch unmöglich. Was immer du denkst, schlag es dir schnell wieder aus dem Kopf.«

»Aber es gibt noch Orte, an denen man eigenständig leben kann. Ohne Überwachung.«

»Ach ja? Wo? In der Antarktis?«

»Nein. Aber Kamtschatka zum Beispiel ist ein Ort, an dem man ungestört leben kann. Und seit den Folgen des Klimawandels kann man da sogar im Winter gut über die Runden kommen, man muss nur wissen, wie. Außerdem hat kein Land der Erde mehr Zugang zu der Halbinsel, weil es im Rahmen der neuen globalen Regulierungscharta international als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde. Keine Autos, keine Flugzeuge, keine Drohnen, keine Überwachungschips. Einer der letzten unberührten Orte der Welt, Nicole!«

Nicole fasste sich mit spitzen Fingern an die Stirn. »Robert, Robert! Das kannst du doch unmöglich ernst meinen. So ein Unsinn! Selbst wenn es dort so wundervoll sein sollte, wie du sagst, dann erklär mir mal, wie du dort überhaupt hinkommen willst? Jeder Schritt, den du machst, wird überwacht. Und zwar lückenlos von hier bis nach Asien zum Ochotskischen Meer. Du würdest keine hundert Kilometer weit kommen, bis man dich geschnappt hätte.«

»Aber es soll Leute geben, die es geschafft haben. Und ist man erst einmal dort, kann dich niemand mehr finden, weil kein Staat die Halbinsel betreten darf, ohne internationales Recht zu brechen.«

»Wenn es jemand geschafft haben sollte, dann deshalb, weil er offensichtlich ein Krimineller ist. Würdest du dort versteckt als Gesetzloser leben wollen, wissend, dass du nie wieder zurück kannst, außer wenn du direkt für den Rest deines Lebens ins Gefängnis wanderst? Ich könnte so nicht leben. Keine Sekunde!«

Ja, das würde ich wollen, dachte Robert, enttäuscht über Nicoles ablehnende Haltung. Er sagte aber nichts. Er hatte seine Antwort bekommen. Und diese war für ihn niederschmetternd. Nicole würde ihn nicht auf dieses Abenteuer begleiten wollen. Er hatte schon viel zu viel gesagt. Also musste er das Thema kappen. »Man wird ja nochmal träumen dürfen.«

»Sicher doch«, sagte Nicole. Ihre Gesichtszüge entspannten sich. Offensichtlich würde sie seine Worte schon bald vergessen haben. Sie wirkte jedenfalls nicht misstrauisch. Sie konnte ja auch nicht ahnen, dass Robert die finanziellen Mittel hatte, um sein riskantes Unterfangen in die Tat umzusetzen.

Nach ihrem gemeinsamen Essen erzählte Nicole noch ein paar Anekdoten aus ihrem Bekanntenkreis, aber Robert hörte gar nicht mehr zu. Auf einmal schien ihn der Mut verlassen zu haben, heimlich auszuwandern - ein Verbrechen zu begehen, wie Nicole es formulieren würde. Insgeheim hatte er sich immer vorgestellt, mit ihr zusammen ein neues Leben fernab der Heimat beginnen zu können. Und nun musste er sich der Realität stellen. Aber deshalb gleich aufgeben? Nein, dass wollte er auch nicht. Er würde es durchziehen. So eine Chance bekommt man nicht noch einmal.

Als Nicole nach ihrem Treffen zum ihm wie immer Tschüs sagte, da beschloss Robert, sich innerlich von ihr endgültig zu verabschieden, obwohl er sie noch ein paar weitere Wochen treffen würde, bis sein Klon fertig wäre.

»Tschüss, und pass auf dich auf«, sagte er zum Abschied an diesem Abend zu ihr. Etwas, das er noch nie zuvor zu ihr gesagt hatte. Aus diesem Grund hielt Nicole kurz inne und sah ihn fragend an. Sie entschied sich jedoch, nichts zu sagen, drehte sich um und ging. Robert blieb stehen und sah ihr hinterher. Der einzige Mensch auf der Welt, der ihm etwas bedeutete, trat aus seinem Leben. Nun hielt ihn nichts mehr hier. Sein Entschluss, den Klon in Auftrag zu geben, stand jetzt unverrückbar fest.

Jetzt gab es kein Zurück mehr.

Homunkulus Rex

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