Читать книгу Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag - Sabine Becht - Страница 10

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Wismarca. 42.500 Einwohner


Klar zum Segel setzen! Auf der Wissemara

Wismars Altstadt, 2002 von der UNESCO zum Weltkulturerbe er­klärt, erinnert in jeder Stra­ßenflucht an die Blütezeit der Hanse: Nir­gendwo sonst in Deutsch­land hat sich in dieser Geschlossenheit und auf einer so gro­ßen Flä­che das Erschei­nungsbild einer Hanse­stadt erhalten.

Angefangen vom Grundriss der Alt­stadt über zahlreiche Bürgerhäuser, das go­ti­sche Viertel und den Alten Hafen bis zu den beiden großen Kir­chen St. Georgen und St. Ni­kolai sowie dem Turm von St. Ma­rien, allesamt bedeu­tende Bauwerke der Nord­deut­schen Backsteingotik - überall ist der altehr­würdige Geist einer stol­zen Han­sestadt gegenwärtig. Aber auch aus den späte­ren Jahr­hunderten sind se­hens­werte Bauwerke erhalten: Im 16. Jh. entstan­den in Anleh­nung an die nie­derlän­di­sche Renaissance z. B. die Wasserkunst auf dem Markt, der Fürs­tenhof und das Schab­bellhaus; im 19. Jh. wurde das klas­sizistische Rathaus er­richtet. Im Lauf der Jahr­hunderte wurde im Stil der Zeit auch Bausub­stanz verän­dert, wer es sich leis­ten konnte, „moderni­sierte“ sein gotisches Stadt­haus. So prä­sentieren sich die Fas­sa­den wie ein ab­wechslungsreicher Quer­schnitt durch die Architekturge­schich­te: im ur­sprünglichen Backsteinrot mit goti­schen Stu­fengiebeln, verputzt, far­big und die Giebel mit barockem Schwung ge­setzt, domi­niert von klassizisti­scher Stren­ge oder auch verspielt in Jugend­stil-Manier ver­ziert.

Zentrum der Altstadt ist der riesige Markt­platz. Hier und in den umliegen­den Stra­ßen und Sträßchen spielt sich ein großer Teil des innerstädtischen Le­bens ab. Wis­mar ist auch eine rela­tiv jun­ge Universitätsstadt, rund 8000 Stu­dierende sind hier eingeschrieben, haupt­sächlich für Wirtschaft und Inge­nieurs­wissenschaften. Einer der wich­tigsten Ar­beitgeber Wismars ist MV Werften mit der riesigen, blau-grü­nen Dockhalle vor den Toren der Stadt. Hier laufen heute vor allem luxuriöse Fluss­kreuz­fahrtsschiffe, Cruise Liner (wie die Aida Vita oder die Columbus) und Me­ga­yachten vom Stapel. Daneben be­sitzt die Stadt einen gut fre­quentierten Han­delshafen und ein Kreuzfahrt-Ter­minal. Doch trotz der vielen Studenten und Touris­ten ist Wismar insgesamt eine sehr ruhige Stadt, in manchen Ecken mäuschen­still. Den Leerstand an Wohnungen spiegeln die vielen Immo­bilienmak­ler wider. Seit 1990 hat Wis­mar mehr als 20 % seiner Einwohner verloren.

Stadtgeschichte

Die Stadt Wismar wurde 1229 erstmals urkundlich erwähnt. Die topo­gra­fi­schen Vor­aussetzungen für eine Stadt­grün­dung waren denkbar günstig. Die Bucht von Wis­mar, geschützt durch die vor­ge­lagerte Insel Poel, ermöglichte den Aus­bau eines ver­sandungsfreien Ha­fens. Landseits schützten weite Sümp­fe die junge Sied­lung, und mitten hin­durch führte die Handelsstraße von Lü­beck nach Rostock und wei­ter in den Osten. Innerhalb kürzester Zeit ent­stand eine geradezu vorbildli­che mit­tel­al­ter­liche Stadt: wehrhaft durch einen um­schlie­ßenden Mauerring (ab 1276), han­delsof­fen aufgrund des güns­tigen Ha­fens und ehrgeizig, um mit­tels pracht­voller Bau­ten dem eige­nen Selbst­bewusstsein Aus­druck zu verleihen.

Die Basis für die rasante Ent­wick­lung war der Handel. Ein bereits 1259 ab­ges­chlos­se­ner Vertrag zwischen Lü­beck, Rostock und Wismar sicherte die Han­dels­wege zwi­schen den aufstreben­den Städten und bildete den Kern eines bald mäch­ti­gen Städ­te­bundes, der Hanse . Als 1264/65 das Bünd­nis u. a. um Stral­sund und Greifs­wald erweitert wurde, tagte der Proto­typ des später tra­ditionell in Lü­beck statt­fin­denden Hansetages in Wismar.

Der Exportschlager der Stadt war das Bier. Nachdem Wismar von seinen Nach­bar­städ­ten aus dem Getreide­markt gedrängt worden war, folgte man der luk­rati­ven Stra­te­gie, den Rohstoff veredelt zu exportieren. 183 Brauereien sind für das Jahr 1464 in Wismar doku­mentiert. Verschifft wurde das Wisma­rer Bier vor allem in die Nie­derlande und nach Flandern, aber auch nach Skandinavien, England und bis nach Portugal.

1350 war kein gutes Jahr für Wismar. Noch immer wütete die erste schwere Pest­epi­demie, als ein Stadtbrand zahl­rei­che Gebäude zerstörte. Doch die Han­se und da­mit auch Wismar standen in ihrer Blüte, sodass auf die niederge­brannten Rui­nen schnell prächtige Backsteinbauten folgten, und es wurde mit dem mo­nu­men­talen Bau der Kirche St. Nikolai (ab 1380) begonnen.

Mit dem Niedergang des mächtigen Städ­tebundes im 16. Jh. verlor auch Wis­mar an kauf­männischer Kraft. Einen (vorläufigen) Tiefpunkt erlebte die Stadt im Drei­ßig­jäh­rigen Krieg. Wis­mar, das um 1530 die Reformation ein­geführt hatte, musste 1627 Albrecht von Wallen­stein mit sei­nen kaiserlichen Trup­pen aufnehmen und ver­sor­gen, Ab­gaben zahlen und die Be­fes­ti­gungs­an­lagen ausbauen. 1632 be­la­ger­ten die Schwe­den die Stadt, nah­men sie ein - und blieben. Bis 1803 (bzw. 1903) war Wis­mar schwe­disch. Un­ter der Herrschaft der Drei Kro­nen wur­den der Stadt zahl­rei­che Pri­vilegien ge­währt und ein nicht uner­heb­liches Maß an kom­mu­naler Selbst­ver­waltung. Außer­dem eröffnete sich Wismar - als Teil der neuen Groß­macht - an der Ost­see ein lukrativer Bin­nen­markt, so­dass der Handel wie­der be­lebt wur­de. An­de­r­er­seits wurde die Stadt na­türlich in die Händel des schwe­di­schen Rei­ches hi­n­ein­gezogen. Und so litt Wis­mar wie kaum eine an­dere schwe­dische Stadt un­ter dem Großen Nordischen Krieg 1700-1721. Im Jahr 1716 wurde Wis­mar von den alli­ier­ten Trup­pen (Dänen, Preu­ßen und Kurhannovera­ner) be­schos­sen, belagert und schließlich ein­ge­nom­men. Die Stadt blieb zwar bei Schwe­den, musste jedoch ihre Fes­tungs­anla­gen schleifen. Wis­mar glich um 1718 einem Trüm­merfeld, und die ge­fallene Groß­macht Schweden hat­te we­der die Mög­lich­keiten noch das In­te­resse, die unbe­fes­tigte Stadt nach­hal­tig zu stärken. Aber es sollte bis 1803 dau­ern, bis die schwe­di­sche Kro­ne Wis­mar auf­ge­ben woll­te und für hun­dert Jahre an das Groß­her­zog­tum Meck­lenburg ver­pfän­dete. Nach­dem der Vertrag schließ­lich 1903 aus­lief, ver­zich­tete Schweden auf die Rück­gabe und Wis­mar war end­gültig Teil Meck­len­burgs und damit des Deut­schen Rei­ches.


Alter Schwede! Vor dem Baumhaus

1921 drehte Friedrich Wilhelm Mur­nau viele Szenen des Stumm­film­klassi­kers Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens in Wismar. Als es ihm Werner Herzog Jahr­zehnte später gleichtun wollte, durfte er nicht. So entstanden die in Wismar ge­planten Szenen von Nosferatu - Phantom der Nacht in Delft.

Im Zweiten Weltkrieg setzten die al­liier­ten Luftangriffe Wismar arg zu. Ziel der Bom­ber waren vor allem kriegs­relevante Anlagen, wie die Fab­rik- und Flug­zeug­hal­len der Norddeut­schen Dor­nier-Wer­ke sowie der Hafen. Zwi­schen Juni 1940 und April 1945 flo­gen die Al­liier­ten zwölf Luftan­griffe auf Wis­mar. Der schwerste Angriff er­folgte am 24. Sep­tem­ber 1942, als über 60 Ton­nen Bomben auf Wis­mar ab­ge­worfen wur­den. Der letzte An­griff (in der Nacht zum 15. April 1945) traf drei von Wis­mars be­deu­ten­den Bauwerken mit vol­ler Wucht: Das Archidiakonat wurde stark beschädigt, St. Georgen und St. Ma­rien in Rui­nen gelegt. Ins­ge­samt kamen über 300 Men­schen bei den An­grif­fen ums Le­ben, fast ein Vier­tel der vor­handenen Woh­nun­gen wur­de zer­stört.

Nichtsdestotrotz hat sich in Wismar ein enormes Maß an historischer Bau­sub­stanz erhalten, auch dank seiner en­gagierten Einwohner, die sich oft auch ge­gen Wi­der­stände der Behörden für die Bewahrung von Wismars Kultur­gut ein­setzten - auch wenn es in Ein­zel­fäl­len nicht ge­lang. Berühmtes­tes Beispiel ist die Spren­gung der Ma­rienkirche 1960. Wis­mars Altstadt ge­hört heute zu den best­erhaltenen histori­schen Stadt­ker­nen in Deutsch­land, 2002 wurde die Alt­stadt Wis­mars gemein­sam mit der Stral­sunds in die Liste des UNESCO-Welt­erbes auf­ge­nommen. Mit der SOKO Wismar (2004 erstmals aus­ge­strahlt) hielt die Stadt Einzug in die deut­schen Vorabend-Wohnzimmer. Zum Zeit­punkt der letz­ten Recherche 2019 wurde gerade die 17. Staffel ausgestrahlt. Das Polizeige­bäude aus der Sendung su­chen Sie in Wismar jedoch vergebens, es steht in Berlin im Studio Adlershof.

Sehenswertes


Der Marktplatz mit der Wasserkunst

Folgende Route bietet sich für einen Stadtrundgang an: Ausgehend vom Markt­platz samt Wasserkunst, Rathaus und Altem Schweden nach Westen und vor­bei am Archi­diakonat zum Turm von St. Marien; weiter am Fürs­ten­hof vorbei zur Kir­che St. Georgen; dann die Große Ho­he Straße hinunter zur Heilig-Geist-Kir­che und zum Welt-Erbe-Haus, weiter oben an der Lüb­schen Straße links ab in die Krä­mer­straße und dann über die Breite Straße und den Ziegen­markt zum Al­ten Ha­fen; via Frische Gru­be schließlich zu St. Nikolai und am Schab­bellhaus vor­bei zurück zum Markt­platz. Wem nach städ­ti­schem Grün zumute ist, der macht nen Ab­ste­cher zum Linden­gar­ten, einer un­ter Denk­malschutz ge­stell­ten, hüb­schen klei­nen Park­anlage am Rand der Alt­stadt.

Marktplatz

Mit einer Ausdehnung von 10.000 Quad­ratmetern ist er der größte Markt­platz Nord­deutschlands. Präch­tige, von Gie­beln ge­krön­te Fassa­den flankieren das pul­sie­ren­de Herz der Stadt. Im süd­öst­lichen Eck des Platzes befindet sich das Wahr­zei­chen Wis­mars: die Wasser­kunst. Der Name des Bauwer­kes lässt bereits erah­nen, dass es sich nicht nur um ein ar­chi­tek­to­ni­sches, sondern auch um ein tech­ni­sches Denk­mal han­delt. Das Brun­nen­haus ent­stand zwi­schen 1580 und 1602. In An­lehnung an die Ar­chi­tek­tur der nie­der­län­di­schen Re­nais­sance wölbt sich über zwölf ver­zier­ten Säu­len ein Kupfer­dach, das von einem kleinen Türm­chen gekrönt wird. Die Was­ser­kunst wurde mittels Holz­roh­ren von einer vier Kilometer ent­fern­ten Quel­le ge­speist und verteilte das Was­ser in die Bür­gerhäuser und öf­fent­li­chen Schöpf­stel­len der Stadt. Nicht von un­ge­fähr be­trieb der Auf­trag­ge­ber der Was­ser­kunst, der Rat Hin­rich Schabbell (1531-1600), ein was­ser­in­ten­sives Ge­wer­be: Er war einer der Brau­meister der Stadt. Der be­auf­trag­te Bau­meister Phi­lipp Bran­din stammte aus den Nie­der­lan­den und hat­te be­reits Schab­bells präch­ti­ges Wohn- und Brau­haus, das Schab­bell­haus, er­rich­tet.

Fritz Reuter - Mecklenburgs Dichter

Der Dichter, der mit seiner volksnahen, humorvollen Erzählweise seine Zeit­genos­sen einnahm, hat bis heute überall in Mecklenburg Spuren hin­ter­las­sen. Kaum ein Ort im Land, den Reuter auch nur flüchtig be­reis­te und der nicht an den großen nieder­deutschen Er­zählers erinnert. Fritz Reuter wurde am 7. November 1810 als Sohn des Bürgermeisters von Stavenhagen (nahe Neubranden­burg) ge­bo­ren. Ab 1824 be­suchte er mit mäßi­gem Erfolg das Gym­na­sium zunächst in Fried­land, dann in Par­chim. Es folgte ein lust­los betriebenes Studium der Rech­te in Ros­tock, spä­ter in Jena - der Vater wollte den Sohn in seinen Fuß­stap­fen se­hen, der Sohn sah lieber in den Krug. Wegen der Mitgliedschaft in einer Bur­schen­schaft wird Reuter 1833 verhaftet, zum Tode verur­teilt und so­gleich zu 30 Jahren Fes­tungshaft begnadigt. Es ist die Zeit der Re­ak­tion, in der der Ruf nach (nationa­ler) Einigkeit und Recht und Freiheit als Hoch­ver­rat und Ma­jes­tätsbeleidigung ge­ahndet wird. Aus den 30 Jahren Festungs­haft wer­den, dank der Begnadi­gung durch Friedrich Wilhelm IV., sie­ben Jahre. Doch die wa­ren hart genug, auch wenn Reuter (auf Be­trei­ben des Vaters) die letz­ten da­von unter erleichter­ten Haftbedingungen in der Fes­tung Dö­mitz verbrachte.

Nach der Entlassung fiel es Reuter schwer, sich wieder einzuglie­dern. Die Wie­derauf­nahme des Studiums in Heidelberg scheiterte an schwe­ren Al­ko­hol­proble­men. Reuter brach das Studium zum Leidwesen des Va­ters ab und ging bei seinem Onkel, Pastor in Jabel bei Malchow, ge­wis­sermaßen in Reha. Nach einer Weile be­gann Reuter in Demzin als „Strom“ (Volon­tär) in der Land­wirt­schaft zu arbeiten. In dieser Zeit traf er Hoffmann von Fallersleben, der ihm riet, seine humoristischen Anek­do­ten auch und gerade über die Fes­tungs­haft zu Papier zu bringen. Reu­ter, inzwischen verheiratet, begann nun ernsthaft und mit zuneh­mendem Er­folg zu schreiben. Mit dem Verleger Dethloff Carl Hinstorff in Wismar be­gann 1859 eine für beide Seiten lukrative Zusammenarbeit, wenn­gleich nicht ohne Reibungen. Von nun an lebte Reu­ter nicht nur von seiner Schreiberei, er avan­cierte auch zu einem der meist­gelesenen Schrift­stel­ler seiner Zeit. 1859 ent­stand die erste längere Er­zäh­lung in nie­derdeut­scher Sprache Ut de Franzosentid („Aus der Fran­zo­sen­zeit“). 1862 griff Reuter von Fallersle­bens Anregung auf und schrieb über seine Fes­tungszeit (Ut mine Festungstid), kurz darauf folgte der erste Teil des auto­biografisch gefärbten Gesell­schafts­romans Ut mine Strom­tid. Diesen Ro­man schloss er in Eisenach ab, wohin die Reuters 1864 ge­zo­gen wa­ren. Mit dem dis­tan­zier­ten Blick von Eisenach nach Meck­len­burg schuf er 1866 mit Dörch­läuchting eine bissige Satire über seine Hei­mat.

Reuters Arbeit auf komödiantische Mundartdichtung zu reduzieren hie­ße je­doch, die politische und soziale Dimension seines Werks zu ver­ken­nen. Der volkstümli­che Humor Reuters zeigt sich immer wieder durch­setzt von einem scharfsinnigen und kritischen Blick auf die ge­sell­schaft­lichen Ver­hält­nis­se des 19. Jh. Fritz Reuter starb am 12. Juli 1874 in Eisenach.

Um die inoffizielle Auszeichnung als Wahrzeichen der Stadt bewirbt sich auch ein unweit der Wasserkunst ge­le­ge­nes Gebäude: der Alte Schwede. En­de des 14. Jh. er­baut, gehört es zu den ältes­ten Bürgerhäusern der Stadt. Die präch­tigen goti­schen Stufengiebel sind heu­te noch backsteinerner Ausdruck han­seatischen Stol­zes. Den Namen er­hielt das ehemalige Kaufmannshaus, als es Ende des 19. Jh. als Gast­wirt­schaft ge­nutzt wurde. Auch heute be­fin­det sich in dem historischen Ge­mäu­er ein emp­fehlenswertes Res­tau­rant mit Na­men Alter Schwede. Seine di­rek­ten Nach­barn - links ein mit Ju­gend­stil-Or­na­men­ten verziertes Ge­bäu­de, rechts das re­kon­struier­te Reu­ter­haus, in dem Dichter Fritz Reuter re­sidierte und des­sen Verle­ger Dethloff Carl Hin­storff hier seine Kar­riere be­gann - ge­ben auf engs­tem Raum ein Bei­spiel für die Viel­ge­stal­tig­keit der Bür­ger­häu­ser rund um den Marktplatz.

Die Nordflanke des Platzes säumt ein gro­ßes klassizistisches Gebäude, das Wis­ma­rer Rathaus. Es wurde 1819 fer­tig­gestellt, nachdem das alte Rathaus an gleicher Stel­le teilweise eingestürzt war. Er­halten blieb der Keller mit dem gelb-rot ver­zier­ten go­ti­schen Kreuz­rip­pen­ge­wölbe, in dem sich heute die Dau­eraus­stellung Wis­mar - Bil­der einer Stadt be­findet. Zu se­hen sind Dar­stel­lun­gen zur Stadt­ent­wick­lung seit frü­hes­ter Zeit, dar­un­ter auch ein altes Stadt­modell, dazu ar­chäolo­gi­sche Fun­de, historische Do­ku­men­te, alte Schiffs­modelle und an­dere Ex­ponate aus der Blü­te­zeit der Hanse, außerdem Filme zur Stadt­ent­wick­lung. Be­son­ders se­hens­wert sind Reste der Wandmale­reien, die illustrie­ren, dass der Ratskel­ler einst auch als Weinkeller diente: hier wird mächtig ge­zecht.

♦ Die Ausstellung Wismar - Bil­der einer Stadt im historischen Ratskeller ist Di-Sa 10-16 Uhr ge­öffnet, Eintritt frei. Etwas versteckter Eingang rechts neben dem Rat­haus die Treppe hinun­ter. Am Markt 1.

Gotisches Viertel


Das Gasthaus namens „Alter Schwede“ am Markt

Westlich des Marktplatzes liegt das goti­sche Viertel, dessen historische Ge­bäude durch die alliierten Luftangriffe in den letzten Tagen des Zweiten Welt­kriegs zwar starken Schaden nahmen, teilweise aber erhalten werden konn­ten, so z. B. das Archi­dia­konat am Kirch­hof. Das ehemalige Wohnhaus des Archi­dia­kons, erbaut um 1450 im Stil der Nord­deutschen Backsteingotik, war bereits im 19. Jh. saniert und neu­go­tisch um­gestaltet worden und wurde nach seiner Zerstörung unter gro­ßem Auf­wand An­fang der 1960er Jahre wie­der aufgebaut.


Nur der Turm steht noch von St. Marien

Die Kirche St. Marien wurde, ge­gen alle Widerstände der Be­völ­ke­rung, im August 1960 gesprengt. Nur der mäch­tige, 81 Meter hohe Turm blieb er­hal­ten, er wur­de in den 1990er Jah­ren mit nicht gerin­gem Aufwand res­tauriert. In den noch er­haltenen Vor­hallen des Turms erin­nern Aus­stel­lun­gen und ein 3-D-Film an die ehr­wür­dige Kir­che und veranschauli­chen ihre Ent­ste­hung. Von den in­ter­es­san­ten Turm­füh­run­gen (samt gran­dioser Aus­sicht) zeig­ten sich auch Le­ser be­ein­druckt. Hin­ter dem Turm ver­mit­teln die Fun­da­ment­reste einen Ein­druck von den Aus­ma­ßen des Got­tes­hauses.

♦ Der St.-Marien-Turm ist April bis Sept. tägl. 9-18 Uhr, in den Winter­monaten 10-16 Uhr ge­öffnet. Turm­führun­gen (3 €, erm. 2 €) April bis Sept. tägl. 10-16 Uhr jeweils zur vollen Std., im Winter auf Anfrage (Tourist-Information). 3D-Film ebenfalls 3 €, erm. 2 €, die Ausstellun­gen dürfen um­sonst besucht werden, eine Spende ist je­doch erwünscht.

Auch die Kirche St. Georgen wurde in den letzten Tagen des Zweiten Welt­kriegs er­heb­lich beschädigt. Doch statt in die Luft gesprengt zu werden, verfiel sie. Wo Got­tes­dienste stattfinden soll­ten, wuchs eine wilde Wiese. Die Versu­che Wismarer Bür­ger, St. Georgen zu ret­ten, scheiter­ten an Material- und Geld­mangel. Nach 1990 wur­de die ver­wahr­loste Ruine unter enormem Auf­wand Stück für Stück saniert und konn­te 2010 wiedereröffnet wer­den.

St. Georgen erinnert in ihrer Wuchtig­keit an die Marienkirche in Rostock, wirkt aber aufgrund des Feh­lens eines hoch aufragenden Turms gleichsam ge­drun­gen. Die kom­plizierte Bauge­schich­te des Gotteshauses be­gann in der Mitte des 13. Jh. Ge­ra­de eine Gene­ration spä­ter wur­de bereits der erste Um- bzw. Ausbau in Angriff ge­nom­men, mit derart am­bi­tio­nierten Plä­nen, dass sich die Arbeiten gut 200 Jahre hin­ziehen sollten und den­noch nicht fer­tig wurden. Letztlich ent­stan­den ist eine bis zu 42 Meter hohe, eben­so brei­te und 76 Meter lange Kirche mit gewaltigen Quer­schiffen und einem un­gewöhnli­chen Chor. Denn anstelle des üblichen halb­run­den Chor­um­gangs wur­de der alte, fla­che Chor bei­behalten (hier befindet sich auch der Ein­gang). Das Feh­len jeglicher In­nen­aus­stat­tung ver­stärkt den im­po­san­ten Raum­ein­druck der Georgenkirche. Was von der In­neneinrichtung (Triumph­kreuz, Ta­fel­altar) erhalten ist, be­findet sich in der Nikolaikirche - und wird dort auch bleiben, denn St. Geor­gen dient als Kon­zertkirche (die zu diesem Zweck in­s­tallierte Fuß­bo­den­hei­zung könnte Tem­pe­ra­tur­schwan­kun­gen auslösen, die den go­ti­schen Kunst­werken scha­den). Vielleicht finden in der Kirche zu­künf­tig auch wie­der Orgelkonzerte statt, ein Förderkreis (www.georgenkirche.de) sammelt Spenden für eine Or­gel.

Auf dem Stumpf des Turmes (er wurde nie vollendet) befindet sich in 35 Metern Höhe eine Aus­sichts­platt­form. Ein Aufzug bringt Sie hinauf, der Blick von oben auf den Zie­gel­dachtep­pich Wismars und die Häfen ist beein­druckend.

♦ St. Georgen: April bis Sept. tägl. 10-18 Uhr, Okt. bis März 10-16 Uhr. Eintritt für den Aufzug und die Plattform 3 €, erm. 2 €, www.kirchen-in-wismar.de. In­fos über die in St. Georgen ver­an­stal­teten Konzerte (u. a. gas­tie­ren hier re­gel­mäßig das Kam­mer­or­chester, die Radio­phil­harmonie und das Sin­fo­nie­or­ches­ter des NDR) erhält man in der Tou­rist­in­for­mation oder unter www.wismar.de.


Das prachtvolle Portal des Fürstenhofs

Zwischen der Marienkirche und der Georgenkirche wurde Mitte des 16. Jh. der Fürs­tenhof neu errichtet. An­läss­lich seiner Hochzeit ließ Herzog Johann Alb­recht I. von Mecklenburg (1525-1576) an das bestehende ältere Ge­bäu­de im spät­gotischen Stil (Altes Haus) diesen Stadt-Palazzo (Neues Haus) an­bauen und brachte damit ein Stück ita­lienische Renaissance an die Ostsee. Das dreistö­ckige Ge­bäude ist durch de­tail­freudige Friese aus Kalkstein und Ter­rakotta ge­gliedert. An der Stra­ßen­seite do­minie­ren Szenen aus dem Tro­ja­nischen Krieg, zum Hof hin ist das Gleich­nis vom verlo­renen Sohn dar­ge­stellt. Auf­wändig gestaltet zeigen sich auch die Portale der Hof­durchfahrt. Heute befin­det sich das Amtsgericht im Fürstenhof.

Richtung Hafen kann man an der Lüb­schen Straße 31 ein Stück mit­tel­al­ter­licher So­zial­geschichte besichtigen. Mit­te des 13. Jh. wurde in Wismar ein Armen- und Kran­kenhaus, das Heili­gen-Geist-Hos­pital, eingerichtet. Dazu entstand später eine schlich­te gotische Saalkir­che, die Hei­li­gen-Geist-Kirche, an die kurze Zeit spä­ter das „Lan­ge Haus“ an­ge­schlossen wur­de. Dieses auch „Sie­chen­haus“ ge­nann­te Ge­bäu­de war zur Kir­che hin offen, sodass die Bettlägeri­gen den Got­tes­dienst ver­fol­gen konn­ten. Ein be­mer­kens­wer­tes Aus­stat­tungs­detail erhielt die Kir­che, nach­dem 1699 die gotische Ge­wöl­bede­cke infolge der Explosion nahe ge­lege­ner Pul­ver­tür­me ein­ge­stürzt war. An­statt das Kreuz­rip­pen­ge­wöl­be wie­der aufzubauen, wur­de eine ein­fa­che Holz­de­cke eingezogen, far­ben­prächtig mit Ornamenten und Bi­bel­sze­nen aus dem Ersten Buch Mo­ses ver­ziert. Se­hens­wert ist auch das gotische Glas­fenster, das zwölf Szenen aus den Evan­gelien und verschiedene Hei­lige zeigt. Ein be­mer­kens­wer­tes Fres­ko be­fin­det sich im Al­tarraum rech­ter Hand: das Buch­sta­ben­feld Deo Gra­cias (Gott sei’s ge­dankt) aus dem frü­hen 14. Jh. Aus­ge­hend vom zent­ralen (und einzi­gen!) D lassen sich die Worte Deo Gra­cias - rauf und run­ter, rechts und links he­rum und beliebig ab­knickend - zahl­lose Male le­sen. Es heißt, es seien ge­nau 504 Mög­lich­kei­ten. Wir ge­stehen, dass wir nicht die Ge­duld hatten, das zu über­prü­fen...

♦ Die Heiligen-Geist-Kirche ist tägl. 10-18 Uhr geöffnet (im Winter bis 16 Uhr), Got­tes­dienst So 11-12 Uhr, dann keine Besichtigung. Als Ein­tritt wird eine Spende von 1 € erbeten, www.kirchen-in-wismar.de.

Etwas weiter, an der Lüb­schen Straße 23, steht das sog. Welt-Erbe-Haus mit klas­si­zis­tischem Giebel. Gleich da­ne­ben befindet sich die Tourist-In­for­ma­tion. Das Haus ent­stand Mitte des 14. Jh. als typisches Dielenhaus. Ein gro­ßer Raum im Erd­geschoss (die Diele) diente dem Umschlag der Wa­ren, die in den Räumen da­rü­ber gela­gert wur­den, im Seitenflügel befanden sich die Wohnräume. Die Ge­schäfts­lage war gut, denn das Haus stand direkt am Han­delsweg durch Wismar, je­ner Ost-West-Achse, die gen Osten über die Rostocker Straße nach Rostock führ­te und im Westen über die Lübsche Stra­ße nach Lübeck. Nach umfassen­der Res­tau­rierung informiert heu­te eine kostenlose Ausstellung im Haus über die UNESCO und die Geschichte der Stadt Wismar mit diversen Schwer­punkt­themen (u. a. zum Handel und zum Die­len­haus). Sehenswert ist ins­be­sondere das wie­der­her­gestellte Ta­pe­ten­zimmer, das komplett mit kunst­vollen fran­zö­si­schen Pa­pier­dru­cken aus dem 19. Jh. aus­ge­schmückt ist, die Sze­nen aus der grie­chi­schen Mytho­lo­gie zeigen.

♦ Welt-Erbe-Haus, die Ausstellungen sind von April bis Sept. tägl. von 9-17 Uhr, im Win­ter tägl. von 10-16 Uhr zu sehen. Eintritt frei.

Alter Hafen

Der Alte Hafen war ehemals Dreh- und Angelpunkt hanseatischer Betriebsam­keit. Heute flanieren Wismarer und Be­su­cher an Schiffen vorbei, die Räucher- und Frisch­fisch anbieten, oder an den Speichern entlang, die - teils noch sa­nie­rungsbe­dürf­tig - zwi­schen Altem und Neuem Hafen (heute Überseeha­fen) stehen. Ar­chi­tek­tonisch ori­en­tie­ren sich die vor allem im 19. Jh. ent­stan­denen Spei­cher am Was­sertor, der Naht­stel­le zwi­schen Hafen und Alt­stadt. Es ist das letz­te verbliebene von einst fünf Stadt­to­ren. Außer dem Was­sertor ist kaum noch etwas von der ehemali­gen Stadt­be­festigung erhalten, ihrem Verlauf folgt heute die Ring­straße um die Alt­stadt. In ge­wisser Wei­se aber ist auch das Baum­haus am Alten Hafen ein Teil der Stadt­be­fes­ti­gung. In dem barocken Gebäude aus dem 18. Jh. diente der „Baum­schlie­ßer“. Sei­ne Aufgabe war es, die Ha­fen­ein­fahrt mittels eines Langholzes (spä­ter einer Ket­te, nichtsdestotrotz „Baum“ ge­nannt) des Nachts und bei Ge­fahr zu ver­schlie­ßen. Vor dem Baum­haus ste­hen fotogen zwei Schwe­den­köp­fe, die einst­mals die Fahr­rinne des Ha­fens mar­kier­ten. Das Baum­haus wur­de später ver­schie­dent­lich ge­nutzt, u. a. als Ha­fen­meisterei, heute ist darin das Ma­ri­time Traditionszentrum unter­ge­bracht, die darin befindliche, auch kind­gerechte Ausstellung befasst sich mit Wismar, der Hanse, dem Hafen und dem Schiffsbau.

♦ April bis Okt. tägl. 11-17 Uhr, Nov. bis März 11-15 Uhr. Ein­tritt 2 €, Kinder 1 €. Am Alten Ha­fen, Tel. 03841-304310.

Idyllisch zeigt sich der Alte Hafen am Lohberg. Hier stehen ein paar Ti­sche und Stühle der Restaurants und Cafés auf dem Kopfsteinpflaster und vor den far­ben­präch­tigen Fassaden der mit­tel­al­ter­lichen Gebäude. In der Nähe mün­det die Gru­be in den Hafen. Im 13. Jh. an­ge­legt, ist sie einer der ältes­ten Kanäle in Deutsch­land und verbin­det den Müh­len­see (und zeitweise via Wallen­stein­gra­ben so­gar den Schwe­ri­ner See) mit der Ost­see. Die Grube diente nicht nur zur Süß­wasser­versor­gung, sondern auch als Trans­port­weg, auf dem Last­käh­ne vom Ha­fen in die Alt­stadt getrei­delt wurden. Un­bedingt emp­feh­lens­wert ist ein Spa­zier­gang vom entzü­ckend schiefen Fach­werkge­bäude, das sich beim Hafen über die Grube spannt und „Ge­wölbe“ ge­nannt wird, den alten Ka­nal entlang bis zur Kirche St. Niko­lai, der Schweins­brü­cke und dem Schab­bell­haus. Auf hal­bem Weg kreuzt die Scheuer­straße, die Rich­tung Markt zur Bohr­straße wird. Hier hat sich ein einzig­arti­ges En­semble von Giebeln er­halten, deren Ge­staltung von der Gotik über den Ba­rock bis zum Klas­sizismus reicht.

Die Poeler Kogge


Auf der Wissemara müssen auch die Passagiere mitanpacken

1997 spülte ein Sturm Wrackteile an den Strand von Timmendorf auf der In­sel Poel. Bei der daraufhin einset­zenden Suche fanden Unterwasser­ar­chäo­lo­gen das gut er­hal­tene Wrack eines Schiffes und datierten es auf das 14. Jh. Der Fund des­sen, was man für eine Hansekogge hielt, machte Schlag­zeilen. Man vermutet, auf das bis dato größte Fracht­schiff des Spät­mit­tel­al­ters gestoßen zu sein. Bei einer Länge von 31,5 Metern und einer Brei­te von 8,5 Metern hatte die so genannte Poeler Kogge ein Fas­sungs­vermö­gen von über 200 Tonnen. Gleich­zei­tig hat­te sie einen relativ ge­rin­gen Tiefgang, was sie für das Befahren von Bod­den und Haff ge­eig­net mach­te. Das bei Poel geborgene Wrack wurde nach Schwerin ge­bracht, wo wei­tere Un­ter­su­chun­gen angestellt und die Kon­servierung ge­währ­leis­tet wer­den sollen.

Im Jahr 2000 begann ein fas­zi­nie­ren­des Projekt auf dem Feld der ex­pe­ri­men­tel­len Ar­chäologie: Im Ha­fen von Wismar entstand ein ori­gi­nal­ge­treuer Nach­bau der Poe­ler Kog­ge unter Zuhilfenahme spät­mit­telalterli­cher Techni­ken des Boots­baus. Wie beim Original wur­de vor­nehmlich mit Kie­fern­holz, teils auch mit Eiche ge­baut. Alle 34.000 der ein­ge­schla­ge­nen Eisen­nä­gel sind von Hand ge­schmiedet. Der 32 Meter ho­he Mast besteht aus dem Stamm einer 120 Jahre al­ten Doug­lasie. Be­teiligt waren ne­ben all den ehrenamtlichen Boots­bauern, Schiffs­bau­in­ge­nieu­re und Boots­bau­meis­ter, ein Nau­tiker und ein Ar­chäo­lo­ge. Nach sechs Jahren Bau wur­de die Wis­semara getauf­te Kog­ge vom Stapel ge­las­sen, das bau­chi­ge Trans­port­schiff stell­te sogleich seine be­mer­kens­werte Ma­nö­vrie­r­fä­hig­keit unter Beweis.

Man kann die Wissemara im Alten Hafen, wenn sie vor An­ker liegt, be­sich­tigen und mit ihr auch in See ste­chen. Im Sommer werden drei­stün­dige Törns zur Insel Poel und zurück angeboten. Und wenn der Kapitän den Be­fehl gibt: „Klar zum Se­gel­manöver! Klar zur Halse!“, können auch die Pas­sa­giere mit anpacken, wäh­rend die Wissemara sachte durch den Wind dreht.

Die Wissemara ist eine Attraktion, obgleich sie, nach letzten Erkennt­nis­sen, der Nachbau eines erheblich jüngeren Schiffes ist. Man datierte das Bau­jahr der Poeler Kogge auf das Jahr 1773. Die Zeit der Koggen war da schon vorbei. In Wis­mar aber sieht man galant darüber hinweg.

♦ Gesegelt wird in etwa von Mai bis Sept., in der Nebensaison mehrmals in der Woche, im Som­mer bis zu dreimal tägl. Die ehr­en­amt­liche, et­wa zehnköpfige Besatzung gibt wäh­rend der Fahrt bereit­wil­lig Auskunft über den Bau des bau­chigen Seglers und tech­ni­sche Details, Se­gel­verhalten und See­mannsgarn. Die etwa drei­stün­dige Fahrt kostet 27 € (meist nach­mittags) bzw. 32 € (über Mittag und mit Eintopf), jeweils pro Pers. In­fos zu den Segeltörns erhält man an Bord (Anleger am Alten Ha­fen, in der Nähe des Baumhauses), beim För­derverein im Baum­haus, telefonisch unter Tel. 03841-304310 oder unter www.poeler-kogge.de.

St. Nikolai


Entlang der Grube: Das schiefe Gewölbe ...

Die Kirche St. Nikolai ist die dritte große Stadt­kir­che Wismars und ein be­deu­ten­des Beispiel Nord­deutscher Back­steingotik. Wenngleich die älteste Pfarr­kirche Wis­mars, be­gann der Bau der heutigen Kirche relativ spät. Ab et­wa 1380 wurde die Vor­gäng­er­kirche aus- und um­gebaut. Obwohl zu dieser Zeit be­reits neue ar­chi­tek­to­nische Ein­flüs­se spür­bar waren, orientierten sich die Baumeis­ter von St. Ni­kolai am Vor­bild hoch­go­tischer französischer Ka­the­dra­len. Ent­standen ist eine präch­ti­ge drei­schif­fige Basilika mit schlankem Chor­umgang und Kapellenkranz. Das Mit­tel­schiff er­hebt sich bei einer Breite von ge­rade einmal 10,5 Metern ein­drucks­voll über 37 Meter in die Höhe. Der dadurch ge­schaffene überwälti­gende Raum­ein­druck wird von keiner Kir­che an der Ostsee­küste übertroffen. Ein Kleinod ist der Giebel des Süd­an­baus (1438/39). Der aus gla­sierten Back­stei­nen ge­formte Schmuck­giebel ist mit fi­gür­li­chen Ter­ra­kot­ta­frie­sen be­stückt, die Fabeltiere, Frat­zen, Heilige und Ma­rien dar­stel­len, darüber thront eine schmu­cke Blend­rose. Der Kirch­turm er­hob sich ur­sprüng­lich dank eines enor­men spitzen Turm­helmes auf eine Hö­he von 120 Me­tern. Er wur­de von einem schwe­ren Sturm 1703 herun­ter­ge­ris­sen und zer­trüm­mer­te das Mit­telschiff.

Diese Katastrophe hatte zur Folge, dass St. Nikolai heute auch über eine be­mer­kens­werte ba­rocke Innen­aus­stat­tung ver­fügt. Hinzu kommen wertvolle Stü­cke, die aus den Kir­chen St. Marien und St. Georgen ge­rettet werden konn­ten. Barock sind u. a. die Kan­zel mit ih­rer verspielten Haube (1708) und die Tau­fe schräg da­hinter (1719). In der süd­lichen Vorhalle sind der prächtige Schnit­z­altar (um 1430) und das Hoch­kreuz aus der Kir­che St. Geor­gen unter­ge­bracht. Auf dem bron­ze­nen Tauf­be­cken aus St. Ma­rien, um 1335 gegossen, sind Szenen aus dem Le­ben Jesu zu se­hen. Beein­dru­ckend sind auch die er­hal­te­nen Wandmalereien: al­len voran der rie­sige, bis ans Ge­wöl­be hin­auf­rei­chen­de St. Christopherus, Schutz­heili­ger der Rei­senden (um 1450). Em­pfeh­lens­wert ist der Aufstieg in das Ge­wölbe im Rah­men einer kennt­nisrei­chen Führung. Den Besuch dieser pracht­vollen Kirche sollte man sich nicht ent­gehen lassen!


... und St. Nikolai

♦ St. Nikolai: Mai bis Sept. 8-20 Uhr, Okt. und April 10-18 Uhr, Nov. bis März 11-16 Uhr, Got­tesdienst So 10 Uhr (erst danach wieder Besich­tigung). Im Sommer werden für gewöhn­lich täglich Gewöl­be­füh­run­gen an­ge­bo­ten (meist zwischen 10 und 15 Uhr, die nächste Füh­rung wird jeweils angeschrieben). St. Ni­ko­lai ist eine be­su­cher­freund­li­che Kir­che, Fo­to­gra­fieren ist aus­drücklich erlaubt (dass man kein Blitz­licht in der Nähe von Wand- oder Altar­malereien verwendet, ver­steht sich von selbst), auch artige Hun­de dür­fen an der Be­sich­tigung teil­neh­men. Die eh­ren­amt­lichen Mit­arbeiter, die die Öff­nungs­zeiten er­mög­li­chen, sind sehr en­ga­giert, www.kirchen-in-wismar.de.

Schabbellhaus mit Stadtgeschichtlichem Museum

Schräg gegenüber der Kirche St. Ni­ko­lai und auf der anderen Seite der Grube liegt das Schabbellhaus, das heute das Stadtmuseum beherbergt. Hinrich Schab­bell (1531-1600) war an­gesehe­ner Bierbrauer, Kaufmann, Rats­herr und Bür­germeister der Stadt. Er en­ga­gier­te zum Bau seines Wohn- und Brau­hauses den hol­län­di­schen Bau­meister Philipp Brandin (ca. 1530-1594). Von 1569 bis 1571 ließ dieser das Ge­bäu­de im Stil der nie­der­län­dischen Re­nais­sance entstehen und setzte dabei auf eine Kom­bination aus Backs­tein und Sand­stein, wie es in seiner Heimat üb­lich war. Be­son­dere Auf­merksamkeit ver­dient der Nordgie­bel (zur Grube hin) mit seinen sand­stei­nernen Glie­de­rungs­ele­menten aus Säu­len, Figuren, Vo­luten und Fensterrah­men, der Rest der Fas­sa­de besteht aus ro­tem Back­stein. Im Schab­bellhaus und dem Ge­bäu­de da­ne­ben, einem Kauf­manns­haus aus dem 14. Jh., ist das neu­ge­stal­te­te Stadt­ge­schichtliche Mu­seum un­ter­ge­bracht.

Im Erdgeschoss des Schabbelhauses beginnt die überaus sehenswerte Aus­stellung zu 800 Jahren Stadt­ge­schich­te mit der Hanse und Wismar als Hanse­stadt (zentrales Thema hier natürlich: der Handel, daneben aber auch Alltag, Religion, Gerichtsbarkeit etc. sowie eine kurze Betrachtung der Ge­schichte des Museums selbst). Über einen Ver­bindungsbau gelangt man in die Sek­tion „Wismar fürstlich“, nun­mehr im hanseatischen Kauf­manns­haus, bevor es nach der schwedischen Zeit ins Ober­geschoss und damit ins 19. Jh. geht (napoleonische Besatzung, Demo­kra­tie­bewegung und Revolution, Aus­wan­derung). Wieder im Schab­bell­haus (OG) befasst sich die Aus­stel­lung mit der Entwicklung der Stadt in der Mo­der­ne (Industrialisierung, Rüs­tungs­in­dustrie und Weltkriege) bis hin zu DDR-Zeit und friedlicher Revolu­tion. Zahlr­eiche, teils kostbare Expo­nate - Kog­genmodell, Haushalts­ge­genstände, Re­liquien, Reliefs, Wandtep­pich, Ori­gi­nal­teile der Wasser­kunst, Gemälde u. v. m. (hier und da auch zum Mit­ma­chen) - werden flan­kiert von in­for­ma­ti­ven Tafeln so­wie Audio- und Film­sta­tio­nen. Immer wie­der rückt auch das Ge­bäude selbst in den Blick mit all sei­nen Schichten und Veränderungen durch die Jahr­hun­derte. Kurzum: Für das kurzweilige, sehens­werte Museum soll­te man sich ein biss­chen Zeit nehmen.

♦ April bis Okt. Di-So 10-18 Uhr (Juli/Aug. auch Mo), Nov. bis März Di-So 10-16 Uhr. Eintritt 8 €, erm. 5 €. Immer Samstag um 11 Uhr fin­den etwa 90-minütige Führungen durch das Schabbellhaus statt (3,50 € zuzügl. zum Eintritts­preis). Schweinsbrücke 8, Tel. 03841-2243110, www.wismar.de/schabbell.

phan Technikum

Das Technische Landesmuseum Meck­lenburg-Vorpommern präsentiert hier die span­nende Welt der Technikge­schichte zu „Luft“, zu „Wasser“ und rund ums Ele­ment „Feuer“. Der Besuch ist vor al­lem für Kinder und Jugendli­che spannend, aber auch für Erwach­sene dank in­te­res­san­ter Exponate wie einen alten Schiffsmotor der Gorch Fock oder einen Nach­bau von Lilien­thals „Normalsegel­apparat“ überaus kurzweilig. Das Museum erin­nert zu­gleich an den Flug­zeugbau in Mecklen­burg-Vorpommern (u. a. an Fokker, Dor­nier, Heinkel und Arado), an den hiesigen Schiffsbau (u. a. an die War­nowwerft, Volks­werft und Matthias-Thesen-Werft) und bie­tet Technik zum Anfassen (z. B. ein Pro­peller­karussell). Gleichzeitig geht die Ausstellung Fra­gen nach wie: „Hat Feuer einen Schat­ten?“ oder „Gibt es Wände aus Luft?“.

♦ Das phan Technikum liegt im Westen Wis­mars, Zum Festplatz 3. Zu erreichen mit Busli­nie 1 bis Haltestelle „Tierpark“. Juli und Aug. tägl. 10-18 Uhr, ansonsten Di-So 10-17 Uhr. Erw. 8 €, Kinder 6-17 J. 5 €, Familien ab 15 €. Tel. 03841-304570, www.phantechnikum.de.

Basis-Infos

Information Die Tourist-Information bie­tet u. a. auch Zim­merver­mittlung und einen Kar­ten­vorver­kauf. April bis Sept. tägl. 9-17 Uhr, Okt. bis März 10-16 Uhr. Lübsche Str. 23a, 23966 Wis­mar, Tel. 03841-19433, www.wismar.de.

Stadtrundgänge werden ebenfalls von der Touristinformation angeboten: von Ostern bis Anfang Nov. tägl. um 10.30 Uhr, Dauer ca. 2 Std., 7 €/Pers., erm. 5 €, Kinder bis 12 J. kosten­los; außerdem Mitte März bis Ende Dez. immer Fr um 18 Uhr Nachtwächter­füh­rungen (Dauer ca. 2 Std., 10 €, erm. 7 €), ganzjährig je­den Sa um 15 Uhr die Störte­beker-Führung (10 €, erm. 7 €) sowie Ende März bis Ende Okt. Fr 16 Uhr (im Sommer zusätzlich Di 14 Uhr) die 2-stündige SOKO-Wismar-Führung, 10 €, erm. 7 €.

Taxi Zentrale Tel. 03841-382946 oder 212300.

Verbindungen Bus 240 verbindet Wis­mar mehrmals tägl. mit Boltenhagen (via Klütz), Sa/So eingeschränkt, die Linie 241 fährt zur Ju­gendherberge (Beckerwitz). Die Linien 430 und 230 fahren auf die Insel Poel. Zudem gibt es Stadtbusse, die nicht nur rund um die Alt­stadt und in die Vororte fahren, son­dern auch alle halbe Stunde in das See­bad Wen­dorf. Bus­fahrpläne auf www.nahbus.de und bei der Tou­rist-Information erhältlich. Bus­bahnhof am nörd­li­chen Rand der Alt­stadt zwi­schen Bahnhof und Altem Hafen. Am Busbahnhof starten auch die Fernbusse.

Mit den Zug bestehen fast stünd­lich Ver­bin­dun­gen nach Schwerin, al­le zwei Stunden ohne Umsteigen nach Ber­lin Hbf., außer­dem stünd­lich über Bad Do­beran nach Ros­tock. Bahnhof am nördli­chen Ende der Alt­stadt, Infos auf www.bahn.de und www.odeg.de.

Ausflugsschiffe Mit dem Schiff der Ree­de­rei Adler von April bis Okt. 8-mal tägl. (am Wo­chenende nahezu jede halbe Std.), im Winter 3-mal tägl. Ha­fen­rund­fahr­ten, Erw. 13,50 €, Kin­der 4-14 J. 8 €, Familie 35 €, Hund 2 €. In den Sommermonaten außerdem 3- bis 4-mal tägl. zur Insel Poel, Erw. 21,50 €, Kin­der 11 € (hin und rück). An­legestelle am Al­ten Hafen 7. Tel. 04651-9870888, www.adler-schiffe.de.

Eine ganz besondere Ausflugsfahrt kann man mit der Wissemara, dem Nachbau einer „Hansekogge“ unternehmen, Infos → Poeler Kogge.

Aktivitäten und Veranstaltungen


St. Nikolai

Baden Wonnemar. Riesiges Er­leb­nisbad am Stadtrand von Wismar. Diverse Was­ser­rut­schen, Wellenbecken mit Grotte, Außen­becken, Sauna, Dampf­bad, Wellness­land­schaft. Mai bis Sept. tägl. 10-21 Uhr, Okt. bis April tägl. 10-22 Uhr, Tageskarten (gültig für alles) kosten 26,90 € (Erw.) bzw. 23,90 € (Kinder), es gibt aber auch preiswertere Karten für kürzere Auf­enthalte. Geburtstagskinder zahlen nichts. Auch Hotel und Restaurant. Bestens aus­ge­schil­dert. Stadt­bus 1 oder 2 bis Hal­te­stelle „Sport­halle“. Bürger­meister-Haupt-Str. 38, Tel. 03841-327623, www.wonnemar.de.

Fahrradverleih wismar rad. Im Bahn­hof (Bahnsteig 2). Im Sommer Mo-Sa 9-13 Uhr, Rückgabe der Räder nach Vereinbarung, auch abends möglich. Ausleihe auch So und außer­halb der Saison nach vorheriger Reservierung un­ter Tel. 03841-224670 oder 0170-5871395. Kin­derräder und Zubehör un­be­dingt reservie­ren! Fahrrad ab 7 €/Tag. Bahn­hof­str. 1.

Segeln Die Segelschule Cipra bietet Törns, Kurse, Scheine, auch Shop. Klußer Damm 1, Tel. 03841-212596 oder 0171-6842162, www.segelschule-cipra.de.

Veranstaltungen Zu den Wismarer He­ringstagen (www.heringstage-wismar.de) im März (zuweilen auch Anfang April) gibt es in al­len teilnehmenden Re­stau­rants der Stadt He­ring in zig Variationen. Im Juni findet das Wis­marer Ha­fenfest statt (www.hafen-fest- wismar.de), ein Volksfest samt ab­schlie­ßen­dem Feuer­werk. Die Nr. 1 un­ter den Stadt­festen ist aber zwei­felsohne das Schwe­denfest (www.schweden­fest-wismar.de), das alljährlich am drit­ten oder vier­ten Wo­chen­ende im August statt­fin­det und zahl­rei­che Besucher auch aus dem Land der Drei Kronen in die Stadt lockt. Darüber hinaus bie­tet der große Markt­platz im Ad­vent Raum für den Weih­nachts­markt.

Zoo Tierpark Wismar. Im Stadtteil Frie­dens­hof, beschil­dert. Ein netter, kleiner Tier­park mit Dam- und Rothirschen, Wisenten und Muff­lons, Wölfen und Luchsen, um nur einige zu nennen. März bis Okt. tägl. 9-18 Uhr geöff­net, im Winter nur Sa/So 10-17 Uhr, Ein­tritt 5 €, Kin­der 3 €. Zu er­reichen mit Bus Nr. 1 vom Markt­platz, Hal­testelle „Tierpark“. Zum Fest­platz 30, Tel. 03841-707070, www.tierpark-wismar.de.

ÜbernachtenKarte

**** Steigenberger Hotel Stadt Ham­burg 22 Eines der besten Häuser der Stadt, her­vor­ra­gende Lage am Markt, 102 kom­for­tab­le Zim­mer, der Ser­vice ist freundlich und zu­vor­kom­mend. Mit Sauna und dem Res­tau­rant Wein­wirt­schaft nebenan. Tief­ga­rage 15 € pro Tag. DZ ab ca. 120 € inkl. Früh­stück. Bei Frühbucherrabatt teilweise deut­lich günstiger. Am Markt 24, 23966 Wis­mar, Tel. 03841-2390, www.wismar.steigenberger.de.

Fründts Hotel 9 In zentraler, aber ru­higer La­ge inmitten der Altstadt. Sorg­sam re­no­vier­te, große Zimmer, Terrasse nach hinten hin­aus, kleiner Spiel­platz und ein großer Parkplatz hin­ter dem Haus (4 €/Tag). EZ 68 €, DZ 95-99 €, Frühstück im imposanten Saal inkl., Hund 10 €/Tag. Schweinsbrücke 1-3, 23966 Wismar, Tel. 03841-2256982, www.hotel-stadtwismar.de.

To’n Zägenkrog 10 Die fünf renovier­ten Ap­par­tements des „Zie­gen­krugs“ sind teils recht un­kon­ven­tionell ge­schnitten, aber rund­um indi­viduell und ge­schmackvoll ein­ge­richtet. Mit Fisch­restaurant im Erd­ge­schoss. Auch die Fernseh-Crew der SOKO Wis­mar war hier schon zu Gast. Früh­zei­tige Reservie­rung emp­foh­len. Alle Ap­parte­ments mit Küche und Wohn­bereich, je nach Größe 100-130 € pro Tag (für 2 Pers.), Früh­stück 13-16 €/Pers. Un­weit des Ha­fens ge­legen. Ziegenmarkt 10, 23966 Wis­mar, Tel. 03841-282716, www.ziegenkrug-wismar.de.

Hotel Reuterhaus 24 Am Markt­platz. Gel­bes Gie­belhaus mit traditionsreichem Restau­rant. Der Name kommt nicht von un­ge­fähr: Der Dichter Fritz Reuter hat hier schon genäch­tigt. Nur zehn Zimmer, EZ 69-85 €, DZ 90-130 €, inkl. Früh­stück. Am Markt 19, 23966 Wismar, Tel. 03841-22230, www.phoenixhotelbetriebe.de.

Pension Westphal’s 19 Kleines Haus mit einer modern-rustikalen Gaststätte im Erd­ge­schoss. Die vier Zimmer darüber sind nach Jah­reszeiten benannt, zeitgemäß und mit Be­dacht ausgestattet sowie mit Topf­pflan­zen verse­hen - zum Wohlfühlen. Tipp: Im Sommer das Zimmer „Frühling“ nehmen, es hat einen herrli­chen Balkon. EZ 59-69 €, DZ 69-79 €, Früh­stück 10 €/Pers. extra. Neustadt 32, 23966 Wis­mar, Tel. 03841-211382, www.wismar-urlaub24.de.

Hotel Denkmal 13 3 Das familiengeführte, klei­ne Hotel nahe dem Alten Hafen kommt sehr charmant daher. Sechs individuell ein­ge­rich­tete Zimmer, viele mit Himmelbetten, das Padre-Pepe-Zimmer ist wie geschaffen für ein romantisches Wochenende. Haus­tie­re nicht ges­tattet. EZ 74-84 €, DZ 104-114 €, Frühstück inkl. Kleine Hohe Str. 13, 23966 Wismar, Tel. 03841-4703163, www.denkmal-13.de.

Pension Chez Fasan 14 Fürs kleinere Bud­get! Ruhige Lage unterhalb der Fußgänger­zone (Richtung Schabbellhaus/St. Nikolai). 25 Zim­mer mit freundlich-moderner Ausstattung. EZ 33 €, DZ 63 €, Familienzim­mer 85 €, Früh­stück 8,50 €/Pers. extra. Parkplätze am Haus vorhan­den. Ba­de­mut­terstr. 20 A, 23966 Wis­mar, Tel. 03841-213425, www.pension-chez-fasan.de.

Jugendherberge DJH Wis­mar 15 Etwas außer­halb im Stadtteil Frie­dens­hof (west­lich vom Zentrum, be­schil­dert). Klassische Ju­gend­herberge vom alten Schullandheim-Schlag. Über­nach­tung mit Früh­stück im Mehr­bett­zim­mer 25,50 €/Pers., „Se­nio­ren“ über 27 J. zahlen 32 €/Pers., Bett­wä­sche in­be­grif­fen, Jugend­her­bergs­aus­weis ob­li­ga­to­risch. Check-in 15-18 Uhr. Etwa 2 km außer­halb des Zentrums, aus­ge­schildert, zu err­ei­chen mit Bus 1, 2 oder 4, Hal­testelle „Philipp-Müller-Straße/Kranken­haus“. Juri-Ga­ga­rin-Ring 30 a, 23966 Wis­mar, Tel. 03841-32680, www.wismar.jugendherberge.de.

Camping Ferienpark Zierow, → Klützer Win­kel/An der Wohlenberger Wiek.

Einen Wohnmobilpark 7 gibt es am West­ha­fen (ca. 600 m westlich der Altstadt). Alles an­dere als idyllisch, erfüllt aber seinen Zweck. Auch in der Nebensaison bestens gebucht. 12 €/Tag zzgl. 1 € für die Dusche und 1 € für den Strom (8 Std.) Schiffbauerdamm 12, 23966 Wismar, Tel. 0172-3884003, www.wohnmobilpark-wismar.de.

Übernachten/Umgebung Schloss Ga­mehl. Etwa 12 km nordöstlich von Wismar, von der B 105 (Richtung Neubukow) beschil­dert. Die ele­gan­ten, hellen Zim­mer in dem neu­goti­schen Schloss garantieren einen stil­vollen Aufenthalt. Auch eine Bibliothek und eine Sau­na stehen den Gäs­ten zur Ver­fü­gung. Dazu ein ge­ho­be­nes Re­staurant (kleine, feine Abend­karte, am Wo­chen­ende auch Mit­tagstisch), nach­mittags Ca­fé­be­trieb, Mo/Di Ruhetag. EZ ab 90 €, DZ ab 120 €, Suite ab 150 €, Früh­stück inkl., am Wochenende 10 € mehr, Hund 15 €. 23970 Ga­mehl bei Wismar, Tel. 038426-22000, www.schloss-gamehl.de.

Mein Tipp Seehotel am Neu­klos­ter­see. Herrliches Anwesen 2 km südlich von Neuklos­ter im Ortsteil Na­ken­s­torf am Ufer des Neu­klos­tersees (Luftlinie etwa 15 km östlich von Wis­mar). Ein Relaxhotel, das von uns die Note Eins für seine charmant eingerichteten Zimmer und Fe­rienhäuschen erhält. Dazu ein schickes Res­tau­rant im Haupt­haus mit Winter­garten und Ter­rasse zum See (tägl. mittags und abends, für abends reservieren). In der Bade­scheune Pool und Sauna, am See ein Bade­strand samt Steg, Strand­korb und Lie­ge­wiese, in der Kunst­scheu­ne ist Raum für Ver­an­staltun­gen. EZ 120 €, DZ 185 €, kleine Sui­te für 2 Pers. ab 205 €, jeweils inkl. Früh­stück und Nut­zung des Spa-Be­reichs. See­str. 1, 23992 Neu­klos­ter/Nakenstorf, Tel. 038422-4570, www.seehotel-neuklostersee.de.

Essen & Trinken/NachtlebenKarte

Restaurants Steaks & More - Zum Wein­berg 20 In dem tra­di­ti­onsreichen Haus (im 17. Jh. angeblich die beste Wein­hand­lung der Stadt) werden hervorragende Steaks (ab 18 €) serviert, dazu Pasta (ab 8 €) und Pizza aus dem Steinofen (ab 9 €) sowie Burger (ab 15 €). Die Räumlichkeiten dieses denk­mal­geschützten Hauses sind grandios (be­son­ders die bemalte Balkendecke), die jüngs­te Restaurierung brach­te aber ein leicht bieder-kitschiges Ambiente inkl. Rit­ter­rüs­tungen mit sich. Für die Gäste gibt es im Obergeschoss zudem ein klei­nes Mu­seum über den Weinhandel zu besichti­gen. Mo-Do 15-22 Uhr, Fr-So 12-22 Uhr. Hin­ter dem Rathaus 3, Tel. 03841-2277066, www.steaks-n-more-wismar.de.


Übernachten

3 Hotel Denkmal 13 7 Wohnmobilpark 9 Fründts Hotel 10 To'n Zägenkrog 14 Pension Chez Fasan 15 Jugendherberge Wismar 19 Pension Westphal's 22 Steigenberger Hotel Stadt Hamburg 24 Hotel Reuterhaus

Essen & Trinken

2 Brauhaus am Lohberg 4 Restaurant Pfau 5 Frische Grube 8 Börners Nikolaiblick 10 To'n Zägenkrog 16 Kaminstube 20 Steaks & More - Zum Weinberg 23 Alter Schwede 24 Restaurant im Reuterhaus

Cafés

6 Café Glücklich 13 Café Alte Löwenapotheke

Nachtleben

1 Kai Bar & Café 11 Volkskammer Wismar 18 Block 17 26 TIKOzigalpa

Shopping

12 Brausekontor 13 Wein- und Feinkost Alte Löwenapotheke 17 Fischleder Store 21 Karstadt 25 Hanse Sektkellerei

Alter Schwede 23 Das spät­gotische Back­steinhaus (14. Jh.) mit sei­ner berühmten und entsprechend häufig ab­gelichteten Fas­sade am Marktplatz ist eine Institution! Ein Gast­haus gibt es hier schon seit 1878. Heute bie­tet der Alte Schwede deftige, typisch meck­lenburgi­sche Küche in stil­voll-rustika­lem Am­biente bei leicht gehobenem Preis­ni­veau (Hauptge­richte 12-23 €), freund­licher Ser­vice. Tägl. ab 11.30 Uhr geöff­net. Am Markt 22, Tel. 03841-283552, www.alter-schwede-wismar.de.

Restaurant im Reuterhaus 24 Ebenfalls am Markt­platz, ebenfalls his­to­risches Am­bien­te. Man sitzt teils auf Bän­ken aus dunklem Holz mit handge­schnitz­ten, hohen Lehnen, auf de­nen sich schon Fritz Reuter auf sein Abend­es­sen ge­freut haben soll. Einige Tische drau­ßen am Markt­platz. Tra­di­tio­nel­le mecklen­bur­gi­sche Küche, darunter der typische Rip­pen­braten (12,90 €), auch viele Fisch­gerichte und saiso­nale An­gebote. Haupt­gerichte um die 13-20 €. Tägl. 12-22 Uhr geöffnet. Am Markt 19, Tel. 03841-22230, www.reuterhaus-wismar.de.

Kaminstube 16 „Einsame Spit­ze!“ - gleich mehrere Leser waren be­geis­tert von die­sem Kleinod in der Alt­stadt. Die kreative Crossover-Küche ver­bin­det süd­län­di­sche Aromen mit regi­onalen Pro­dukten. Die kleine Karte wech­selt mo­nat­lich, auch an Vegetarier wird ge­dacht. Re­ser­vieren! Hauptgerichte 24-28 €. Ab 17.30 Uhr geöffnet, So Ruhetag. Bademut­terstr. 19, Tel. 03841-3288340, www.kaminstube-wismar.de. ♦ Lesertipp

Brauhaus am Lohberg 2 Bereits im 15. Jh. wurde in dem backsteinernen Fach­werk­haus Bier gebraut. Nach jahrhunderte­lan­ger Nut­zung, vor allem als Speicher, wird in dem ehr­würdigen Gebäude heute die gro­ße Brau­ge­schichte der Hansestadt Wis­mar wei­ter­ge­führt. In der urigen Kneipe sitzt man ne­ben den gro­ßen Kup­ferkesseln, drau­ßen auf der Terrasse am idyl­li­schen Loh­berg nahe dem Hafen. Ge­braut und ausge­schenkt werden vorzügli­che Bie­re mit so klingenden Namen wie Roter Eric (saisonal) oder Wis­mars traditionelle Mumme. Zum Brauhaus gehört auch die Brennerei Hinri­cus Noyte mit einem breiten Angebot an Destillaten: Brände, Geister, Rum, Gin und auch der Wismarer Whisky Baltach Wismarian Single Malt. Aus der Kü­che kommt Deftiges, vom Pub-Grub zum Bier bis zur klassisch nord­deutschen Küche. Im Som­mer tägl. ab 11 Uhr geöffnet. Klei­ne Hohe Str. 15, Tel. 03841-250238, www.brauhaus-wismar.de.

Frische Grube 5 Feines Res­tau­rant im schwe­dischen Stil. Kleine, wöchentlich wech­sel­de Karte und alles frisch, Koch Christian Müller legt Wert auf Regional-Saisonales, ein drei­gän­gi­ges Menü gibt es für 37 €. Leider nur Mi-Sa ab 18 Uhr geöffnet, Reservierung ist rat­sam. Scheu­er­str. 1, Tel. 03841-2440126, www.frischegrube.de.

Börners Nikolaiblick 8, Gaststätte und Kneipe, allein die Wanddeko mit un­zähligen Emailleschildern ist schon einen Be­such wert. Gemütlich und nette Stimmung, auf den Tisch kommt traditionelle norddeutsche Kü­che, eher Fleisch und auch einige Fisch­ge­rich­te zu guten Preisen. Mi-So 11-14 und 17 bis ca. 24 Uhr geöffnet, Mo/Di Ruhetag. Fri­sche Grube 8, Tel. 03841-224066, www. börners-nikolaiblick.de.

Lesertipp: Restaurant Pfau 4, „gerade heute haben wir vorzüglichst im Restaurant Pfau in Wismar zu Mittag gegessen. Wir kön­nen die­ses Restaurant uneingeschränkt emp­fehlen. Die Qualität des Essens, das Preis-Leistungs-Ver­hältnis, der Service und das Ambi­ente wa­ren hervorragend“, schrieb uns eine be­geis­ter­te Leserin. Leider nur Mo-Do 9-15 Uhr sowie sonntags 10-14 Uhr zum Früh­stück, Fr/Sa geschl. Hautpgerichte 10-15 €. Scheuerstr. 11, Tel. 03841-2462526, www.restaurant-pfau.de.

Backfisch und Räucherfisch im Brötchen gibt es in großer Aus­wahl an den Schiffen am Alten Hafen.

Cafés Können Leserbriefe glück­lich ma­chen? Rundheraus: ja! Uns erreich­ten Leserbriefe, die uns ein Café emp­fah­len, das glücklich mache. Und tat­sächlich: Das kleine, gemütliche Café Glück­lich 6 macht glück­lich! Man braucht kein Karma zu be­mü­hen, um sich so­fort in der entspann­ten At­mosphäre wohl­zu­füh­len. Der Kaffee ist gut (und fair ge­handelt: zum Glück ge­hört schließlich auch ein ent­spann­tes Ge­wis­sen...), der Service unum­wunden herz­lich und der haus­ge­ba­ckene Kuchen köst­lich. Von der Mit­tagsquiche (wir hatten eine vor­zügli­che Möhren-Par­me­san-Quiche) über die Stul­len bis zum Kaffee­keks, hier ist al­les ge­lungen. Ein paar lauschige Plät­ze auch im Hof. Tägl. 9-18 Uhr geöffnet. Jeden Do gibt es frische Waffeln. Schweins­brücke 7, Tel. 03841-7969377. ♦ Lesertipp

Café Alte Löwenapotheke 13 In der ge­schichtsträchtigen Wismarer Apo­theke aus dem Jahr 1645 be­fin­det sich das charmant-relaxte Café. Ku­chen und Torten, auch Ta­ges­gericht und klei­ne Speisen. Di-So 10-18 Uhr (zuweilen auch Abend­ver­an­stal­tungen), Mo ge­schl. Ne­ben­an Wein­han­del. Ba­demutterstr. 2, Tel. 03841-4709930.

Nachtleben Kai Bar & Café 1 Nette Lo­ca­tion am Hafen, wo man es sich bei einem Cocktail richtig gut gehen lassen kann. Zudem sitzt man im Sommer auch nett auf den Bier­bänken draußen. Tägl. wechselnde Pas­ta­var­iationen. Viel jüngeres Publikum. Tägl. ab 10 Uhr bis 24 Uhr. Alter Holzhafen 3, Tel. 03841-229822, www.kaibarcafe.de.


Nach dem Einlaufen in den Hafen wird erst mal gefeiert: Wandmalerei aus der Hansezeit im Ratskeller

Volkskammer Wismar 11 Eine witzige, kleine, verschrabbelte Retro-Kneipe, in der die DDR verulkt wird. „Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf“, steht am Fens­ter. Innen wird fröhlich gepichelt und ge­raucht. Hier trifft sich die örtliche Szene zwi­schen 45 und 60, meist Stamm­gast­pu­bli­kum. Viel Lokalkolorit. Tägl. ab 18 Uhr. Ziegenmarkt 1, Tel. 03841-282006, www.volkskammer-wismar.de.

Börners Nikolaiblick 8 eine urgemütliche Kneipe und Gaststätte, der ideale Ort für das ein oder andere Bier, mit Ver­sa­ckungs­gefahr. Achtung Werder-Bremen-Fans: Es be­fin­det sich ein Schrein in der Ecke. Mi-So bis ca. 24 Uhr geöffnet, Mo/Di Ruhetag. Frische Gru­be 8, Tel. 03841-224066, www.börners-nikolaiblick.de.

Studentenpartys finden immer wieder im Block 17 18 auf dem Campus statt. Etwa 1,3 km westlich der Altstadt, Philipp-Müller-Str. 20, Tel. 03841-704707, www.block17.de.

Ein buntes Programm (Filme, DJs, Kon­zer­te, vegane Abende) bietet auch das al­ter­na­tive Kulturprojekt TIKOzigalpa 26 am südlichen Rande der Altstadt. Dr.-Leber-Str. 38, Tel. 03841-2244903, www.tikozigalpa.org.

EinkaufenKarte

Das Zent­rum der Alt­stadt ist weit­ge­hend Fußgänger­zone, in der zahlreiche Ge­schäfte in his­to­ri­schen Häusern zum Shop­pen und Fla­nieren ein­laden. An der Ecke Lüb­sche Straße und Krä­mer­straße steht das alte Karstadt-Stammhaus 21 .

Wein- und Feinkost Alte Löwenapotheke 13 Weinhandlung, die auch ein paar regionale Spezialitäten (Feinkost, Spiri­tuo­sen und Scho­ko­lade) verkauft. Gehört zum gleichnamigen Ca­fé nebenan. Mo-Sa 10-18 Uhr. Ba­de­mut­terstr. 2.

Hanse Sektkellerei 25 Die nörd­lichste Sekt­kellerei Deutschlands. Hanse-Sekt (Fla­schen­gärung) ab 6 €. Führungen mit Sekt­verkostung im Al­ten Gewölbe 8,50-10,50 € (sehr beliebt bei Busgruppen). Verkauf Mo-Fr 10-17, Sa 10-13 Uhr, Besichtigung 14-16 Uhr und Sa 10-13 Uhr. Turnerweg 4, Tel. 03841-48480, www.hanse-sektkellerei.de.

Fischleder Store 17 Atelier und Manufaktur von Ramona Stel­zer. Die gelernte Gold­schmie­din und Diplom-Designerin fertigt Schmuck und Accessoires aus Fischleder und Edelmetall. Achtung: Fischleder riecht zwar nicht mehr nach Fisch (eher ein wenig nach Leder), mag nach dem Gerben aberkeine längeren Bäder mehr, da­her nicht damit duschen! Di-Fr 11-18 Uhr ge­öffnet sowie Sa 11-15Uhr, in den Win­ter­mo­na­ten Sa geschl. (außer: Advent). Krämerstr. 21, www.ramonastelzerdesign.com.

Brausekontor 12 Hier gibt’s ausgewählten Trö­del und beste Fassbrause aus Meck­lenburg (u. a. mit Rhabarber, Blaubeere und Ho­lun­der­blüte), dazu diverse Veranstaltungen. Mo-Fr 11-16 Uhr (im Sommer länger), Sa 11.30-16 Uhr. Schweinsbrücke 2a.

Vom Geschäft in der Krämer­straße zum Handelsimperium: Rudolph Kar­stadt

Am 14. Mai 1881 eröffnete der 25-jährige Kaufmann Rudolph Kar­stadt aus dem nahe gelegenen Grevesmüh­len in der Krämerstraße 4 mit nur einem An­gestellten das „Tuch-, Manufactur- u. Con­fec­tions-Geschäft“. Sein Kapital war ein Wa­gen voller Waren und eine Ge­schäftsidee. Letztere war denkbar einfach, aber weit­ge­hend unbekannt: Die Waren sollten billig, aber zu fes­ten Preisen ver­kauft und bar bezahlt werden; der Einkauf sollte also ohne das bran­chenübliche Gefeilsche und Anschreiben vonstatten gehen. Ge­gen alle meck­lenburgische Skepsis setzte sich Karstadts Idee durch. Be­reits drei Jah­re später eröffnete er eine Filiale in Lübeck und kaufte in Wismar das Ge­bäu­de an der Ecke Krämer Stra­ße/Lüb­sche Straße. Hier ließ er 1907/1908 das moderne Ge­bäude er­rich­ten, in dem man auch heute noch einkaufen kann. Zu die­sem Zeit­punkt betrieb er bereits 24 Kaufhäuser, zum 50. Fir­men­jubi­läum sollten es 89 sein, darunter mit dem Karstadt am Her­mann­platz in Berlin eines der größten Warenhäuser der Welt. Rudolph Kar­stadt starb am 15. Dezember 1944 in Schwerin. Sein Name ist zu einem Synonym für Kaufhäuser geworden. Nach dem Krieg ver­lor der Kar­stadt­konzern seine Filialen östlich von Oder und Nei­ße sowie in den sowje­ti­schen Besatzungszonen. In der Bun­des­re­publik hingegen stieg Karstadt zum größ­ten Handels­un­ter­neh­men auf, zum Erfolg trug auch der Einstieg in den Ver­sandhandel durch die Über­nah­me des Necker­mann-Konzerns in den 1970ern bei. Nach 1989 übernahm Karstadt viele der Centrum- und Mag­net-Warenhäuser in den neuen Bundesländern (darunter auch das alte Stammhaus in Wismar), 1994 auch Häuser von Hertie. Durch die Ver­schmel­zung mit der Schickedanz­gruppe zur Karstadt­Quelle AG (1999) ver­barg sich hinter dem Namen schließlich einer der größ­ten euro­päi­schen Han­delskonzerne mit 116.000 Mitarbeitern. 2004 wurde bekannt, dass der Kon­zern in wirt­schaftliche Schief­lage geraten war, 2007 folgte die Um­be­nennung in Arcandor, 2009 die Insolvenz. Heute gehört die traditionsreiche Kauf­haus­kette zur ös­terreichischen Signa Holding, den Mehrheitsanteil an den Pre­mium­häusern hält die thailändische Central Group.

Klützer Winkel


Bei Boltenhagen

Im Westen von Wismar, zwischen Wis­mar­bucht und Trave, erstreckt sich ein lieblicher Landstrich. Seit jeher wurde rund um das kleine Städt­chen Klütz Landwirtschaft be­trieben, und auch heute noch befin­det sich hier die Korn­kammer Mecklenburgs.

Im Klützer Winkel scheint mancherorts die Zeit stillzustehen. Winzige Weiler, teil­weise nur durch Schotterpisten oder holpriges Kopfsteinpflaster mit­ein­an­der ver­bun­den, verstecken sich zwi­schen sanf­ten Hügeln. Am Straßenrand schar­ren Hüh­ner, auf den Koppeln wei­den Kühe ne­ben Pferden und Eseln, Schwei­ne liegen träge in offenen Stall­tü­ren, und im Dorf­teich schwimmen die Enten in Paaren umher.

Zentrum der Landschaftsidylle ist das kleine Städtchen Klütz, das durch seinen Besuchermagnet Schloss Both­mer am Ortsrand zuletzt enorm be­lebt wurde. Das touristi­sche Zentrum für Strandgänger ist hingegen das Ostsee­bad Boltenhagen mit langem Sand­strand, See­brücke und Kurzentrum. An der Küste des Klützer Winkels und in Klütz selbst erinnern wie an der ganzen Lü­becker Bucht und Wismarbucht Ge­denksteine an die Katastrophe der Cap Arcona (→ Insel Poel).

Klützca. 3100 Einwohner

Ein verträumtes, kleines Städtchen mit einem weithin bekannten, prächtigen Schloss, geadelt durch sein li­te­ra­ri­sches Erbe. Sieht man einmal vom re­gen Ver­kehr an der Durch­gangsstraße ab, scheint sich kaum etwas geändert zu ha­ben, seit Uwe Johnson in sei­nem be­rühmten Roman Jahrestage das kleine (fiktive) Jerichow be­schrieb, das ge­mein­hin mit Klütz identifiziert wird: kopfsteingepflasterte Stra­ßen, ein be­schau­licher Markt, eine schmucke klei­ne, steinalte Kirche mit weit­hin sicht­ba­rem Turm, am Ortsrand eine alte Windmühle sowie das über­ra­schend statt­li­che baro­cke Schloss Bot­hmer mit aus­la­dendem Park und schließ­lich und vor al­lem - keine Hektik.

Uwe Johnsons „Jahrestage“

„... einwärts der Ostsee zwischen Lü­beck und Wismar gelegen, ein Nest aus nied­rigen Ziegelbauten entlang einer Straße aus Kopfsteinen, aus­ge­spannt zwi­schen einem zweistöckigen Rathaus mit falschen Klas­si­kril­len und einer Kir­che aus der romani­schen Zeit, deren Turm mit einer Bi­schofsmütze vergli­chen wird; lang und spitz läuft er zu, und wie die Müt­ze eines Bischofs hat er Schildgie­bel an allen vier Stirnen“

Uwe Johnson, Jahrestage, Bd. 1, Frank­furt/M. 1993, S. 30f.


Ein Literaturhaus für Jerichow

Jerichow, das fiktive mecklenburgi­sche Städtchen aus Uwe John­sons Roman Jahrestage, wird längst mit dem realen Klütz in Be­zie­hung ge­setzt, auch wenn Johnson in Inter­views dieser Zuweisung im­mer wider­sprochen hat. Den edlen Spen­der des literarischen Ruh­mes hat man in Klütz gleich mehr­fach be­dacht: Seit 2002 gibt es den Förder­verein Uwe Johnson in Klütz, der u. a. den Klützer Li­te­ra­turSom­mer (Ju­ni bis Sept., meist Le­sun­gen) or­ga­ni­siert. Um eine wei­tere Att­rak­tion rei­cher ist der Ort seit 2006: In einem umge­bau­ten Ge­trei­de­speicher von 1890 wurde das Li­te­ra­tur­haus Uwe John­son er­öff­net, das neben einer Dauer­aus­stel­lung zu John­son auch die Stadt­bib­liothek (im Erd­ge­schoss) be­herbergt. Des­sen Le­bens­weg ist über meh­rere Stock­werke verteilt zu se­hen und mit zahlreichen in­te­res­san­ten Do­ku­men­ten un­ter­legt, da­zwi­schen kann man sich auch mal in be­que­me Sessel sin­ken las­sen und in den Wer­ken John­sons schmö­kern. Im Litera­tur­haus finden häu­fig auch Le­sun­gen und an­dere kul­tu­relle Ver­an­stal­tungen statt. Es werden auch die Werke des Autors ver­kauft, außer­dem gibt es eine kleine Auto­ma­ten-Ca­fe­te­ria. Sehr freund­li­che und hilfs­be­rei­te Lei­tung. Im Erdgeschoss befindet sich auch die Stadtinformation (Touristeninformation) Klütz.

♦ April bis Okt. Di-So 10-17 Uhr, Mo geschl.; Nov. bis März Mi-Sa 10-16 Uhr, So-Di geschl. Eintritt 3,50 €, erm. 2 €, Kombiticket mit Schloss Bothmer 7,50 €. Im Thurow 14, 23948 Klütz, Tel. 038825-22387, www.literaturhaus-uwe-johnson.de.

Sehenswertes


Imposant: Schloss Bothmer

Schloss Bothmer: Die größte und be­deu­tendste barocke Schlossanlage Meck­len­burg-Vorpommerns liegt am süd­li­chen Ortsrand von Klütz. Zwi­schen 1726 und 1732 wurde das Schloss von dem damals noch jungen und un­be­kann­ten Ar­chi­tek­ten Johann Fried­rich Kün­necke als Re­si­denz des Reichs­gra­fen Hans Caspar von Both­mer errichtet. Die­ser war dip­lo­ma­ti­scher Gesandter der Welfen in London, noch vor der Fer­tig­stel­lung des Schlos­ses verstarb er dort. Bis 1945 war das Anwesen in Fa­mi­lien­be­sitz, von 1948 bis 1994 war im Schloss ein Altersheim un­terge­bracht, dann stand es leer und wurde schließ­lich auf­wendig res­tau­riert und 2015 wie­dereröffnet.

Im Inneren der sym­met­ri­schen Schloss­an­lage sind noch eini­ge Über­res­te der barocken Ori­ginal­aus­stat­tung er­hal­ten bzw. wiederhergestellt wor­den, darunter Stuck­de­cken, schmucke Ka­mine, ein In­tar­sien­kabinett und Eichen­holzvertäfelungen, jedoch kein his­torisches Inventar. Da­für informiert eine modern konzipierte Ausstellung über das Adelsgeschlecht der Bothmer und die Geschichte des Hauses. Dabei er­fährt man auch, dass das Schloss schon mehrmals als Filmkulisse diente, u. a. wurde hier Die Flucht mit Ma­ria Furt­wängler gedreht. Die Parkanlage rund um das Schloss wurde Mitte des 19. Jh. nach dem Vor­bild englischer Land­schafts­gärten angelegt. Ein Hin­gu­cker ist die Lin­den­allee na­mens Fes­ton­al­lee - ehe­mals die Hauptzufahrt zum Schloss.

♦ Schlosspark: April bis Sept. tägl. 10-20 Uhr, im März und Okt. 10-18 Uhr, Nov. bis Febr. 10-16 Uhr. Eintritt frei; Hunde erlaubt (an der Leine). Schloss: April und Okt. Di-So (und feier­tags) 10-17 Uhr, Mai/Juni und Sept. Di-So 10-18 Uhr, Juli und Aug. tägl. 10-18 Uhr, Nov. bis März nur Sa/So 11-16 Uhr. Eintritt 6 €, erm. 4 €, unter 18 J. frei. Öffentliche Führungen Do/Sa um 12 Uhr, im Winter nur Do 12 Uhr, 4 €. Am Park, Tel. 038825-3853187693, www.schloss-bothmer.de. Im Schloss be­fin­det sich auch ein gutes Restaurant → Über­nachten/Es­sen. Kostenlose Parkplätze kurz nach der Abbiegung zum Schloss (rechts) auf der linken Seite.

Kirche St. Marien: Die ältesten Teile der zwischen Spätromanik und Früh­gotik er­richteten dreischiffigen backsteiner­nen Hallenkirche stammen aus der Mitte des 13. Jh. Das Langhaus wurde später hinzugefügt. Im 14. Jh. wurde sie um den weit­hin sichtbaren, wuchtigen Turm von 56 Metern Höhe erweitert, der auf­grund sei­ner acht­eckigen, helm­artigen Spitze auch „Bischofsmütze“ ge­nannt wird. Im Inne­ren der überaus schönen und sehenswerten Kirche fin­den sich Zeugnisse aus fast al­len Jahr­hunderten: Der ro­manische Taufstein stammt aus dem 13. Jh., das goti­sche Chor­gestühl (an der Süd­wand, man be­achte die geschnitzten Köpfchen) aus dem 14. Jh., die Kanzel wurde 1587 ge­fer­tigt, die fein ge­schnitz­te Taufe 1653, der Barockaltar kam 1730 hinzu, die Or­gel schließ­lich 1871.


Die Klützer Kirche

♦ In den Sommermonaten tägl. 9-18 Uhr, im Win­ter geschl. Got­tes­dienst Sonntag 9.30 Uhr.

Praktische Infos

Information Stadtinformation Klütz im Uwe-Johnson-Literaturhaus am Markt. Auch Zim­mervermittlung. April bis Okt. Di-So 10-17 Uhr, Nov. bis März Mi-Sa 10-16 Uhr. Im Thu­row 14, 23948 Klütz, Tel. 038825-22295, www.kluetz-mv.de.

Verbindungen 8-mal tägl. Busse nach Wis­mar (Sa/So eingeschränkt), etwa stündlich nach Boltenhagen/Weiße Wiek, www.nahbus.de.

Einkaufen Nahe dem Zentrum, an der Lübe­cker Str. 3 (der Straße nach Kalkhorst), steht die Alte Molkerei Klütz. Darin be­fin­den sich u. a. die Werkstattgalerien dieKunstdasWerk, KeinKäse und Das Spinnrad, die aus­ge­fal­lenes Kunst­hand­werk aus Porzellan, Alpa­ka­wolle, Leder und Metall anbieten, darun­ter wit­zige Retroklamotten und Schmuck. Es gibt auch eine Mosterei. April bis Okt. Di-Sa 11-18 Uhr, in den Wintermonaten nur zu Veran­staltungen (v. a. um Weihnachten). Tel. 0160-2767775, www.alte-molkerei-kluetz.de.

Der Schlossladen, „ein Stück England in Mecklenburg“, so der Slogan des Schlosses (und natürlich auch des dazugehörigen Shops), hier schlägt das Herz eines jeden eingefleisch­ten Fan des britischen Königshauses höher - bit­tere Orangenmarmelade und Windsor-Bio­grafien, natürlich aber auch Wissenswertes zu Schloss Bothmer und die üblichen Museums-Shop-Souvenirs in englischem Style. Öffnungs­zeiten wie das Schloss.

Essen & Trinken Oran­ge­rie Schloss Bothmer. Das ge­schmackvolle Restaurant des Schlosses Bothmer ist ein netter Lunchspot, auch wenn man das Schloss selbst gar nicht be­sichtigen will. Auf der Karte meist nicht mehr als vier zeit­gemäße Interpretationen der geho­benen mecklenburgischen Küche (Hauptge­richte 14-19 €). April bis Okt. Di-So 10-18 Uhr (Juli/Aug. tägl.), im Winter 11-17 Uhr und Mo geschl. Am Park 1, Tel. 038825-266733, www.orangerie-schlossbothmer.de.

Schmalspurbahn 1: Mit dem Kaffeebrenner durch den Klützer Win­kel

→ Schmalspur 2, → Schmalspur 3

Anfang des 20. Jh., als es noch die Großherzoglich Mecklenbur­gische Fried­rich-Franz-Eisenbahn gab und das Getreide des Klützer Win­kels auch zu Malzkaffee verarbeitet wurde, fuhr zur Erntezeit der „Lütt Kaffeebrenner“ von Klütz zur Malzfabrik nach Greves­mühlen. 2014 wur­de ein Teilstück der Strecke als Schmal­spur­bahn wie­derbelebt. Heu­te schnauft da­rauf der Kaffee­bren­ner mit Voll­dampf durch Wie­sen und Weiden. Die Stre­cke führt über Stells­ha­gen nach Rep­pen­ha­gen und zurück, für die ins­ge­samt zwölf Kilo­me­ter braucht der Zug 50 Min. (fährt ja auch nicht schneller als 20 km/h).

♦ Erw. 10 €, bis 12 J. 5 €. Fahrten finden im April Mi u. Fr um 11, 12 und 14 Uhr statt, im Mai, Juni, Sept. und Okt. Mo-Fr zu den gleichen Zeiten, im Juli und Aug. tägl. um 11, 12, 14 u. 15 Uhr. Der Zug startet am Klützer Bahnhof, Bahnhofstr. 4, Tel. 038825-37165, www.stiftung-deutsche-kleinbahnen.de.

Übernachten/Essen/Außerhalb Hotel/Restaurant Baumhaus. Kein Haus in den Bäumen, sondern ein Haus aus Bäumen, nämlich ein finnisches Block­haus. Ca. 4 km außerhalb von Klütz (auf hal­bem Weg nach Kalkhorst), am Ortseingang von Klein Pravtsha­gen rechts ab, be­schil­dert. Mit nettem Garten und Kin­der­spiel­platz. Nur vier Zimmer, im Ober­geschoss mit Dach­schräge. Auch Restau­rant (rus­tikale Stu­be) und Café, Ter­rasse, tägl. durch­ge­hend geöffnet, nicht teuer. DZ 104 €, Früh­stück inkl. Klützerstr. 7, 23948 Klein Pravts­ha­g­en, Tel. 038827-264, www.hotel-baumhaus.de.

Bio/Regional Gutshaus Stellshagen. Herrliches, auf einer An­höhe liegendes Anwe­sen. Von Klütz in süd­liche Richtung nach Dams­ha­gen (ca. 3 km), dort rechts ab nach Stells­hagen (ca. 1,5 km). Das alte Gutshaus mit Lie­gewiese und kleinem Teich davor dient heute als zer­ti­fi­zier­tes Bio-Ho­tel mit Tao-Gesundheitszentrum (Entschla­ckung, Mas­sagen, ganzheitliche, haupt­sächlich fernöstli­che An­wendungen), auch Me­ditation und Yo­ga, Filme und Vorträge. Fahrradverleih, Sau­na­haus mit Ba­de­teich. Handy- und WLAN-freie Zone (WLAN nur in einem der Auf­ent­halts­räume), im Restaurant aus­schließ­lich ve­ge­ta­ri­sche Gerichte (hoch gelobt), auch glu­ten- und lak­tose­frei sowie vegan, z. T. aus eigenem An­bau. Ein­la­den­des Café mit Wintergar­ten. Rauchen nur in der „Raucherin­sel“ im Hof er­laubt. Auch das nahe gelegene Gut Parin (unter gleicher Verwaltung, www.gutshaus-parin.de) ist zu empfehlen. EZ je nach Größe und Aus­stat­tung 75-135 €, DZ 106-216 €, Zwei-Bett-Suite 206-222 €, inkl. Früh­stück. Fe­rienwoh­nung für 2 Pers. ohne Früh­stück 85-147 € (plus 55 € Endreinigung), Hun­de sind in eini­gen Zim­mern erlaubt (14 €/Tag). Halbpen­sion zu­sätz­lich 25 €/Tag/Pers. Ganzjährig geöffnet. Lin­den­str. 1, 23948 Stells­hagen, Tel. 038825-440, www.gutshaus-stellshagen.de.

Umgebung von Klütz

Verschlafene Einsamkeit am west­lichs­ten Ende Mecklenburgs, Orte wie El­men­horst, Kalkhorst, Harkensee und Das­sow bergen kaum Aufregendes. Ab­ge­legen und demnach kaum überlaufen sind auch die Ostseestrände des Klüt­zer Win­kels: ein klei­ner Kies-Stein-Ab­schnitt vor der Steilküste bei Steinbeck und die deutlich attrak­ti­veren, in west­li­cher Richtung gelegenen Strände von Brook, Groß Schwan­see und Ba­rendorf (sehr idyllisch, vom Parkplatz noch rund sieben Fußminuten bis zum Strand). Ein Küstenwanderweg ver­bin­det Stein­beck und Priwall am west­lichs­ten Zipfel Mecklenburgs, ebenso verläuft hier der Ostseeküsten-Radweg auf der Etappe Priwall-Wismar.

Von Priwall ist es nur ein Katzen­sprung über die Trave hinüber nach Travemünde, die kleine Auto- und Per­sonenfähre verkehrt alle zehn Mi­nu­ten.

♦ 1,40 €/Pers., Kind 6-14 J. 0,90 €, Fahr­rad 0,90 €, Motorrad 1,90 €, Auto 4 €.

Übernachten/Essen & Trinken Schloss­gut Groß Schwansee. Edel hergerichteter Guts­hof aus der Mitte des 18. Jh., seit 2004 Lu­xus­hotel und Wellnessoase, nur we­nige hun­dert Meter zum Ostseestrand. Zwei Restau­rants, die so genannte Brasserie mit fair kalku­lierter, gehobener lokaler Küche und das Schlossrestaurant mit deutlich fran­zö­sischen Einflüssen (Hauptgerichte um 25-30 €, Mo/Di Ruhetage). Stilvoll ein­ge­rich­te­te Gästezimmer und Sui­ten, neuer An­bau. Von Kalkhorst aus be­schil­dert. Die Prei­se variieren stark nach Bu­chungs­zeit­raum und Saison, DZ mit Frühstück in der Hochsaison ab ca. 180 €, auch diverse Ar­rangements. Am Park 1, 23942 Groß Schwan­see, Tel. 038827-88480, www.schwansee.de.

Boltenhagen ca. 2500 Einwohner


Ostseestrand bei Barendorf

Bol­tenhagen bie­tet zwar nicht ganz so viel Noblesse wie die anderen Seebä­der, dafür aber einen fast vier Kilome­ter langen, feinen Sandstrand mit an­gren­zender Steil­küste. Es fehlen die No­belvillen an der Strandprome­nade, doch ha­ben auch die klei­nen tradi­tio­nellen Strandhäuser hier durch­aus ih­ren Reiz. In dem lang gezo­ge­nen Ort herrscht Kuratmosphäre, schließlich trägt der Ort auch den Titel See­heil­bad. Es gibt ein Kurhaus und einen Park mit Kon­zertmu­schel und Trinkkur­hal­le so­wie im östlichen Ortsteil zwei Kur­klini­ken und die schon seit Jahren geschlos­sene Ost­see­ther­me.

Auf Höhe des zentralen Kurparks be­findet sich die 290 m lange See­brü­cke. Etwa 400 Meter südöstlich davon lädt an der Hauptdurchgangsstraße das klei­ne, aber recht kuriose Buddelschiff­mu­seum zu einem Besuch ein. Die Kol­lek­tion von rund 250 Flaschenschiffen ist der Sammelleidenschaft des Ex-Mat­ro­sen Jürgen Ku­batz zu verdanken. Bei einem Besuch erfährt man übrigens auch, wie die Schiffe in die Flaschen kommen.

♦ Buddelschiffmuseum, Mo-Fr 14-18 Uhr; Sa/So 13-18 Uhr. Spende willkommen. Ost­see­allee 23, Tel. 038825-29062.

Knapp drei Kilometer östlich des Zent­rums liegt die Ma­rina „Weiße Wiek“ mit 290 Lie­ge­plätzen und zwei gro­ßen, etwas seelenlos gerate­nen Hotel- und Appar­te­ment-Resorts.

Bol­tenhagen ist übrigens das drittäl­teste deutsche Ostseebad. Bereits 1803 wurden hier die ersten Badekarren ins Wasser gezogen, 1845 öffnete das Hotel Großher­zog von Meck­lenburg seine Pfor­ten, bereits 1850 herrschte reger Ba­de­be­trieb. Heute ste­hen den Kur- und Badegästen über 8000 Gästebetten zur Verfü­gung. Das Geschäft mit geho­benen Ap­par­te­mentanla­gen für eine nicht mehr ganz so junge, dafür umso finanzkräftigere Klientel boomt.

Basis-Infos

Information Kurverwal­tung/Tourist-In­for­ma­tion im Kur­haus an der Hauptstraße. Juni bis Aug. Mo-Fr 9-18 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr, im Frühjahr/Herbst erst ab 10 bzw. nur bis 17 Uhr, im Winter Sa geschl. und So 11-15 Uhr. Ost­see­allee 4, 23946 Bol­tenhagen, Tel. 038825-3600, www.boltenhagen.de.

Verbindungen Busse, ca. 10-mal tägl. (Sa/So eingeschränkt) über Klütz nach Wismar, teil­wei­se umsteigen in Tarnewitz/Weiße Wiek. 5-mal tägl. von und nach Rede­wisch, 10-mal nach Tarnewitz/Weiße Wiek. Hal­testelle gegen­über der Kurver­wal­tung/Tourist-Infor­ma­tion, Fahr­plan: www.nahbus.de.

Die Bäderbahn Carolinchen startet im Som­mer zur Ortsrundfahrt, Steilküs­tenfahrt und zur Weißen Wiek, 8 €/Pers., Kinder 4 €, Ab­fahrt beim Kurhaus. Nähere In­fos: Tel. 0171-4007670, www.carolinchen.net.

Aktivitäten

Ausflugsschiffe Zur Insel Poel (18 €, im Sommer Di/Do/Sa) oder zu einer Seehundbank (Erw. 12 €, tägl.), die MS Seebär legt von der Weißen Wiek ab, Tel. 0171-2806317, www.ms-seebaer.de.

Baden Schöner Sandstrand von fast 4 km Länge, seit vielen Jahren mit der Blauen Flag­ge geadelt. Sehr seicht, von Mitte Juni bis Mit­te Sept. von der DLRG bewacht. Beachvolleyball, FKK bei Auf­gang 11 und 12, Hundestrand bei Aufgang 1 und 21-22.

Fahrradverleih Mehrere Anbieter im Ort, z. B. Fahrradverleih Krämer (bei Krämer’s Wohn­mobilhafen), Fahrrad 8 €/Tag, auch Nach­läu­fer, Kinder­sitze und E-Bikes. Ganzjährig ge­öffnet. Ost­see­al­lee 58 b, Tel. 038825-23288 oder Tel. 0177-2928198, www.kraemerswohnmobilhafen.de.

Golf SwinGolf Boltenhagen. 18-Loch-Platz direkt am Steilufer nördlich von Redewisch (mit der Bäderbahn Carolinchen zu erreichen). Mit Café. Erw. 11 €, Kinder 7,50 €. April bis Okt., bei we­nig Andrang in der NS Mo geschl. Tel. 038825-979797, www.swingolf-boltenhagen.de.

Übernachten/Essen & Trinken

Hotels Villa Seebach. Ansprechendes Haus an der Mittelpromenade, mit Fach­werk, schö­ne Veranda mit Korbsesseln, im Gar­ten Kinder­spielplatz und Som­mer­thea­ter (vor allem für Kinder). Das einladende Res­taurant ist mit Anti­quitäten eingerichtet, Haupt­ge­rich­te 12,50-17,50 €, mit­tags und abends ge­öff­net. Gemütli­che Zimmer (DZ 125 €, EZ 90 €, inkl. Frühstück) und Appar­tements (2 Pers. 145 €, bis 4 Pers. 179 €). Mittelpro­menade 28, 23946 Bol­ten­ha­gen, Tel. 038825-3150, www.villa-seebach.de.

Außerhalb Gutshaus Redewisch. Im gleich­namigen Ort ca. 3 km westlich von Bol­ten­hagen. Guts­haus aus dem Jahr 1817, sehr schönes Ambi­ente im Spei­sesaal mit Par­kett und dunklen Holz­mö­beln. Von 12 bis 21 Uhr durchgehend geöffnet, mit Terrasse, serviert wird regionale Küche (Hauptgerichte 10-18 €). Zudem 21 großzügige Zimmer, man­che mit Bal­kon. EZ 70-90 €, DZ 110-150 €, Vierbett-Suite 170-185 €, je­weils inkl. Früh­stück. Re­de­wischer Str. 46, 23946 Bol­ten­hagen, Tel. 038825-3760, www.gutshaus-redewisch.de.

Camping Regenbogen Camp, zu­rück­ver­setzt von der Küste, noch hinter der Ost­see­al­lee. Profes­sionell geführte Anlage, über 400 Stellplätze auf teils schattigem Ge­län­de, da­zu 96 gut ausgestattete Fe­rien­häu­ser (4-6 Pers., 131-163 €). Mit Restaurant, Supermarkt, Spiel­platz, Sport­plätzen etc., außerdem Sau­na, Mas­sa­gen, Fitness usw. Stellplatz inkl. Per­so­nen, Auto/Wohnwagen oder Wohn­mo­bil 46-48 €, Stellplatz Zelt inkl. Pers. 35-37 €, Hund 4 €, Fa­mi­lien­bad 12,50 €. Im Jan./Febr. geschlossen. Ostseeallee 54, 23946 Bol­ten­ha­gen, Tel. 038825-42222, www.regenbogen.ag.

Krämers Wohnmobilhafen. Nahebei, eben­falls von der Küste zurückversetzt. Ganz­jäh­rig geöffnet, jedoch nur 45 Stell­plät­ze. 17 € pro Tag (im Winter 15 €), Strom 3 €. Ost­see­al­lee 58 b, 23946 Boltenhagen, Tel. 038825-23288, www.kraemerswohnmobilhafen.de.

Ein weiterer Wohnmobilstellplatz befindet sich direkt nebenan (14 €/Tag, Strom 2,50 €, www.bananajack.de).

Essen & Trinken Blinkfür. Beliebtes, ge­ho­benes Fisch­restaurant mit Ter­ras­se, in­nen maritim eingerichtet, Theke in Form eines Schif­fes. Raffiniert in Szene gesetzte Ge­richte, für die man ca. 19-26 € ein­kal­ku­lie­ren sollte. Mi-So ab 17.30 Uhr (Küche bis 21 Uhr, So bis 20 Uhr), Mo/Di Ru­he­tage. Ost­see­al­lee 64 (an der Straße Rich­tung Weiße Wiek), Tel. 038825-22114.

Restaurant Kamerun. Am Yachthafen der Weißen Wiek. Das Res­tau­rant gehört zu einem 1917 gegründeten, familiengeführten Fi­sche­rei­betrieb (heute in der vierten Genera­tion). Serviert wird fang­frischer Fisch in zig Varia­tio­nen (le­cker z. B. der Fischeintopf), der di­rekt vom Kut­ter „Uschi“ kommt. Man kann ihn ent­we­der im Terrassenrestaurant verzeh­ren oder im Hofladen als Fischbrötchen be­kom­men. Haupt­gerichte 14-22,50 €. Mo-So 11-21.30 Uhr (Kü­che 12-20.30 Uhr), Hofladen 10-18 Uhr. Zum Hafen 1a, OT Tarnewitz, Tel. 038825-267231.

Café Alte Häuslerei. Haus­gebackene, köstli­che Kuchen und Torten, sehr freundlicher Ser­vice. Auch Pension. Mit­telpromenade 32, 23946 Boltenhagen, Tel. 038825-21039. ♦ Lesertipp

An der Wohlenberger Wiek

Die sichelförmige Bucht der Woh­len­ber­ger Wiek am Eingang der Wis­mar­bucht liegt nur wenige Kilome­ter süd­öst­lich von Boltenhagen. Die Land­straße nach Wis­mar führt z. T. di­rekt am flachen, daher kinderfreundli­chen Strand ent­lang. Und noch etwas kommt dem Badegast entgegen: Auf­grund der gerin­gen Tie­fe erwärmt sich die Bucht deutlich schneller als die of­fene Ostsee. Der Zugang zum oft aber recht schmalen Strand ist gebühren­pflich­tig (2 €, Kinder 1 €), ebenso die Parkplätze an der Bucht. Diverse Im­bissbuden.

Verbindungen Am besten ist man in die­ser abgelegenen Gegend mit dem eigenen Fahr­zeug unterwegs. Der Bus auf der Stre­cke Wis­mar - Boltenhagen (ca. 10-mal tägl., Sa/So ein­geschränkt) hält in Wohlenberg.

Übernachten/Camping Ostseecamping Zierow. Über dem recht flachen Sandstrand der Eggers Wiek bei Zierow, eigener Strand. Zie­row liegt ca. 2 km nördlich der B 105 (Straße nach Wismar). Bei Gäge­low geht es ab, beschil­dert. Anlage mit Mini-Market und Gaststätte, di­verse Sportangebote, Sauna, kleines Hallen­bad, Wellness sowie Indoor-Spielplatz für (klei­nere) Kinder. Die schönsten und teuersten Stell­plätze sind die vorderen mit Seeblick, aller­dings sind diese auch schattenlos. Im Angebot auch hübsche, komfortable Hütten und Bunga­lows. Stellplatz (Wohnmobil oder Wohnwagen) und 2 Pers. 36-40 €, Zeltplatz ohne Auto 21 € (mit Auto 24,50 €, je inkl. 2 Pers.), Hüt­te für bis zu 4 Pers. 419 €/Woche, Bungalow für bis zu 4 Pers. 799 €/Woche. Hund 5 €, Strom 3,50 €, Fa­milienbad 14 €. Ganzjährig geöffnet. Strandstr. 19 c, 23968 Zierow, Tel. 038428-63820, www.ostsee-camping.de.

Ostseeküste - Mecklenburg-Vorpommern Reiseführer Michael Müller Verlag

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