Читать книгу Aborigines Gestern und Heute - Sabine Koch - Страница 10
1.3 Stamm, Volk, Clan – Begrifflichkeiten und Beispiele
ОглавлениеDie Aborigine-Stämme unterscheiden sich in erster Linie durch ihre Sprachen. Ihre Traditionen sind in vielen Stämmen recht ähnlich. Die Bezeichnung eines Stammes, beispielsweise „Arrernte“, ist meist gleichzeitig der Name der Sprache. Es gibt aber auch Sprachen, die von mehreren Stämmen gesprochen werden, etwa die „Warlpiri“-Sprache.
Eine Sprachgruppe wird als Volk (englisch „nation“) oder Stamm (englisch „tribe“) bezeichnet. Manche finden die Bezeichnung Stamm nicht treffend, weil es bei den Aborigines kein Stammesoberhaupt gibt. Andere streiten darüber, ob die Bezeichnung „Volk“ für eine Sprachgruppe korrekt ist.
Die Aborigines lebten bzw. leben in kleinen Familienverbänden zusammen, die als „clan“ bezeichnet werden. Ein Stamm oder Volk besteht aus mehreren Clans mit unterschiedlichen Dialekten.
Christopher, der Älteste der Martu in Kunawarritji
Zwischen den Stämmen herrschen nachbarschaftliche Beziehungen: Zu großen Zeremonien wie der Initiation der Jungen kommen oft mehrere Stämme oder Clans zusammen und tauschen Geschichten, Gesänge und Tänze aus. Diese Zusammenkünfte werden als „Corroborree“ bezeichnet. Für die Verständigung wurden früher Nachrichten durch Boten mit hölzernen „message sticks“ überbracht, in die man Symbole einritzte. Ein Bote durfte nicht direkt zum Lager eines fremden Stammes gehen, sondern musste in sichtbarer Entfernung warten, bis er von einem Stammesmitglied abgeholt wurde. Funde von Tierknochen, Muscheln und Steinwerkzeugen in South Australia und Zentralaustralien, die aus dem Norden des Landes stammen, beweisen, dass auch Handel zwischen den Stämmen stattgefunden haben muss. Kriegerische Auseinandersetzungen gab es weniger um das angestammte Land; die Stammesgebiete wurden gegenseitig respektiert. Doch unerlaubtes Jagen auf fremdem Gebiet konnte zum Beispiel zu lang andauernden Kriegen zwischen den Stämmen führen.