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Vorwort

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Sie sitzen in alten, schmutzigen Kleidern mit glasigen Augen und zerzausten Haaren vor dem „bottle store“ und warten, dass es 14 Uhr wird und sie ihre Sozialhilfe in Alkohol umsetzen können. Sie schreien ihre verwahrlosten Kinder an, raufen und prügeln sich.

Das sind sie also, die „edlen Wilden“, die auf den Hochglanzprospekten der Tourismusindustrie Didgeridoo spielen und im Schein der untergehenden Sonne den Regentanz aufführen, der australische Dollars in die Kassen spült.

Der Gegensatz dieser beiden Welten wird den Touristen auf der gesamten Reise durch Australien begleiten. Er wird kaum mit Aborigines in Kontakt kommen und wenig von ihnen selbst erfahren. Fremden gegenüber verschließen sie sich, Fragen gehen sie aus dem Weg. Die Antworten geben Weiße: „Die Aborigines sind faul, sie zerstören die Häuser, die sie von der Regierung zur Verfügung gestellt bekommen, und versaufen ihre Sozialhilfe, die wir Weißen mit unseren Steuergeldern finanzieren.“ Diese pauschalisierten Vorurteile helfen aber nicht weiter – sie lösen weder den Konflikt noch geben sie eine Erklärung.

Die australischen Aborigine-Kulturzentren romantisieren das Leben der Ureinwohner. Kein Wunder: Kulturzentren werden an touristischen Orten errichtet und ins touristische Marketingkonzept eingebunden. Hier geht es um Geld, hier werden die Vorurteile der Touristen bedient und man präsentiert eine heile Hochglanzwelt. Hier will sich niemand mit Problemen und Konflikten belasten.

Ein Blick in den Reiseführer liefert allenfalls historische Daten und kratzt ein wenig an der Oberfläche. Die Seitenzahl ist begrenzt, der Tourist möchte zu den Sehenswürdigkeiten geführt werden, zu edlen Restaurants oder billigen Unterkünften. Für die Bewohner des Landes ist kein Platz vorhanden.

Auf unserer 18-monatigen Reise durch Australien haben wir uns mit diesen Gegensätzen beschäftigt und Antworten gesucht. Haben mit Betrunkenen und Ältesten gesprochen, mit Polizisten, mit Künstlern und Politikern. Haben Gerichtsverhandlungen besucht, das traditionelle Land der Aborigines bereist, ihre Autos repariert und mit ihnen gegessen. Aufschlussreich waren auch viele Gespräche mit Weißen, die in den abgelegenen Communities im Outback mit den Aborigines arbeiten und leben. Oft tun sie dies aus sozialem Engagement.

Besonders beeindruckte uns Dave Price, der in Alice Springs zusammen mit seiner Frau Bess Schulungen für Organisationen und Unternehmen gibt, die mit Aborigines arbeiten und/​oder leben. Bess ist eine Aborigine aus dem Stamm der Warlpiri und Mitglied im Parlament des Northern Territory.

Dave und Bess Price gaben die Idee und ermutigten uns zu diesem Buch. Ihnen gilt unser besonderer Dank.

Sabine & Burkhard Koch


Aborigines Gestern und Heute

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