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Die Brille im Tonfilm

Als der Tonfilm Ende der 1920er Jahre aufkam, glaubten viele Filmemacher, nun würden einige symbolische Hilfsmittel des Stummfilms wegfallen, da man ja jetzt alles sehr schnell durch Dialoge erklären konnte, zum Beispiel Berufe: “Guten Tag, Herr Oberarzt!” Doch wie sich schnell herausstellte, war diese Hoffnung zu einem beträchtlichen Teil ein Irrtum. Auch im Tonfilm behielten viele Filmschurken über Jahrzehnte ihre Schnurrbärte, Jungfrauen ihre weißen Kleidchen, alte Männer ihre Zwicker usw. Die Filmemacher hatten nämlich schnell bemerkt, dass das Publikum auch im Tonfilm jede visuelle Hilfe benötigte, um die Figuren nachhaltig unterscheiden zu können; das ist heutzutage bei den meisten Filmen auch nicht anders.

So verwundert es auch nicht, dass auch in unserer Zeit die Filmemacher gewöhnlich streng darauf achten, dass verschiedene Hauptdarsteller im gleichen Film deutlich unterscheidbare äußere Merkmale tragen. Achten Sie mal darauf, es stimmt wirklich. Der eine trägt Schnurrbart, der andere nicht; einer ist schlank, der andere ist dick; einer trägt Hut, der andere nicht; einer ist schwarz, der andere weiß; einer trägt helle Kleidung, der andere dunkle usw. Tonfilm hin oder her, auch heutzutage wird also von den Filmemachern stark mit visuellen Unterschieden gearbeitet. Und zu diesen visuellen Unterschieden gehört natürlich auch die Brille. Dabei werden allerdings oftmals Klischees bedient. Dementsprechend tragen auch in vielen heutigen Filmen Akademiker Brillen, selbstbewusste Frauen gewagte Brillen, alte Männer große Brillen, junge Leute modische Brillen, Buchhalter biedere Brillen, Unternehmer oder Militärs kantige Brillen usw. All das natürlich nicht in allen Filmen, aber in auffallend vielen. Und warum auch nicht, es sind ja nicht nur Klischees, teilweise spiegeln diese Brillen ja tatsächlich einigermaßen die Wirklichkeit wider. Aber selbst wenn nicht, es ist ja schließlich nicht die Aufgabe von Spielfilmen, die Wirklichkeit zu zeigen, denn sonst wären sie - Dokumentarfilme. Sind sie aber nicht. Und wenn es dem Publikum hilft und diese Brillen die Filmpersönlichkeit unterstreichen und gleichzeitig die Unterscheidbarkeit der Schauspieler erleichtern, ist der Zweck ja erfüllt und alle sind zufrieden.

Die Brille im Film

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