Читать книгу Die Brille im Film - Sabine Walter - Страница 7
ОглавлениеDie Sonnenbrille
Die Sonnenbrille erfüllt im Film in der Regel andere Aufgaben als eine normale Brille. Sonnenbrillen sind im Film meist einfach nur ein modisches Accessoire und kein Ergebnis einer korrekturbedürftigen Sehleistung. Im Gegenteil: Sonnenbrillen transportieren, vor allem bei männlichen Schauspielern, oft Stärke oder sogar Gefährlichkeit. Denken Sie nur an die vielen Szenen, in denen einem Darsteller offenbar nur deshalb eine Sonnenbrille auf die Nase gesetzt wird, damit dieser cool oder bedrohlich wirkt. Allerdings, was die Sonnenbrille dann verspricht, muss die Ausstrahlung des Darstellers dann auch mit abgenommener Sonnenbrille halten; selbst Stan Laurel sieht mit Sonnenbrille cool aus, aber wenn er sie dann absetzt, ist er doch nur: der gute alte Doof. Und natürlich dient eine Film-Sonnenbrille auch oft als Augenversteck, wenn sich ein Schauspieler nicht in die Karten schauen lassen will.
Die Sonnenbrille hat im Film gegenüber der normalen Brille einen Nachteil: Sie kann nicht über den ganzen Film getragen werden, denn modisch und cool hin oder her, man bezahlt weltweit bekannten Hauptdarstellern keine gewaltigen Gagen, damit diese einen ganzen Film lang ihre wichtigsten schauspielerischen Mittel verstecken, nämlich ihre Augen. Also kommt bei Hauptdarstellern die Sonnenbrille meist nur zeitweise zum Einsatz und bei der ersten besten Gelegenheit nehmen sie die Sonnenbrillen dann ab. Bei billigen Filmproduktionen und besonders im TV-Bereich kann es aber durchaus schon mal vorkommen, dass ein Nebendarsteller - meist ein Unterbösewicht - die Sonnenbrille gar nicht abnimmt. Macht nichts, denn dessen Gesicht kennt sowieso keiner, da kann er es auch verstecken; außerdem werden solche Unterbösewichte in der Mitte des Films sowieso erschossen. Ein noch schnelleres Ende nehmen heutzutage Bösewichte mit Sonnenbrillen, wenn sie auch noch rauchen: Da kennt vor allem die US-Filmindustrie keine Gnade mehr, die vielen Filmhelden der früheren Tage wie zum Beispiel James Cagney, Humphrey Bogart, Gary Cooper, Clark Gable, James Dean, Steve McQueen, Paul Newman usw. hätten heutzutage rauchenderweise keine Chancen auf Hauptrollen und wären vom Tabakwind verweht.