Читать книгу In Liebe Mina - Sabrina Heilmann - Страница 16

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Der Schlüssel

Um mich von der ernüchternden Erkenntnis abzulenken, dass es sich bei meinem geheimen Briefeschreiber um den mysteriösen Anwalt handeln sollte, dekorierte ich den Laden wieder um. Die Halloweensachen wichen ein wenig Herbstdeko, die bereits im nächsten Monat den Weihnachtssachen Platz machen musste. Während meiner Mittagspause verkroch ich mich im Lager, um Bücher zu sortieren. Ich hatte keinen Hunger und außerdem hatte ich mir für den November wieder eine Buchaktion ausgedacht. Ich wollte süße Liebesromane für kuschelige Stunden finden und ich wusste, dass Grams mehr als genug davon besessen hatte. Warum sie die ganzen schönen Bücher im Lager hatte verstauben lassen, konnte ich mir nicht erklären.

Ich seufzte leise und blickte mich in dem vollgestellten Raum um. Als ich nach den Büchern für Halloween gesucht hatte, hatte ich bereits einige in Frage kommende Liebesromane zur Seite gelegt. Dennoch gab es immer noch mindestens einhundert nicht angesehene Bücherkisten, die sich bis unter die Decke auftürmten, dazu fünf proppenvolle Regale und unzählige, lose Bücherstapel. Was hatte sich meine Großmutter nur dabei gedacht?

Die zehn Bücherkisten mit aktuellen Romanen, die ich vor knapp zwei Wochen bestellt hatte, musste ich bereits vor der Tür in dem kleinen Flur lagern.

Es nützte nichts, ich musste den Bestand im Lager drastisch reduzieren.

In meinen zwei Stunden Mittagspause schaffte ich es gerade einmal, die losen Bücherstapel durchzusehen. Alles war durcheinander, und so sortierte ich die Romane zunächst nach Genre. Da ich in dem Raum nach wie vor keinen Platz hatte, stapelte ich die Bücher wieder auf dem Fußboden, während ich die passenden Liebesromane gleich mit in den Verkaufsraum nahm.

Nachdem ich das erledigt hatte, ging ich noch einmal ins Lager und ließ meinen Blick erneut schweifen. Allein würde ich das niemals hinbekommen. Vielleicht konnte ich Jamie bei Gelegenheit fragen, ob er mir helfen würde.

Als ich mich umdrehte und den Raum gerade verlassen wollte, stieß ich aus Versehen gegen einen Bücherkistenstapel. Ich schrie vor Schreck auf, als der unstabile Turm umfiel und dabei alle bereits sortierten Bücher unter sich begrub.

»Warum passiert mir so was eigentlich immer?«, fluchte ich laut und registrierte plötzlich, dass etwas nicht ins Bild passte. Der Kistenberg hatte ein kleineres Regal verdeckt, das mir anfangs überhaupt nicht aufgefallen war. Es war komplett leer, nur ein kleiner goldener Schlüssel lag darin. Verwundert nahm ich ihn in die Hand und konnte mich nicht daran erinnern, ihn schon einmal gesehen zu haben. Ich legte ihn auf den Verkaufstresen. Um das Chaos, das ich im Lager angerichtet hatte, würde ich mich morgen kümmern. Jetzt musste ich den Laden aber erst einmal wieder öffnen und meinen neuen Angebotstisch herrichten.

Am späten Nachmittag kam meine Mutter vorbei, weil wir die Buchhaltung noch einmal durchgehen und etwas Ordnung in dem kleinen Büro schaffen wollten. Aus irgendeinem Grund hatte mich der kleine goldene Schlüssel nicht losgelassen. Irgendetwas hatte er an sich, dass ich mich fragte, wozu er eigentlich gehörte.

»Hey, entschuldige, dass ich so spät bin. Ich habe mich völlig in der Zeit verschätzt«, sagte Mom und umarmte mich fest.

»Das ist kein Problem, ich hatte ohnehin zu tun.« Ich deutete auf den neuen Angebotstisch.

Emotionale Liebesromane für kuschlige Stunden. Nimm drei, zahl zwei!

Auch die Werbetafel vor dem Laden hatte ich bereits neu beschriftet.

»Cathrine hat von solchen Aktionen nie etwas gehalten. Sie hätte niemals einen Roman unter Wert verkauft.«

»Dementsprechend sieht der Lagerraum auch aus«, seufzte ich leise. »Ich habe oft den Vorschlag gebracht, die Bücher mit einer solchen Aktion zu verkaufen, aber sie hat es immer abgelehnt. Ich will die Romane ja auch nicht unter ihrem Wert verkaufen, aber ich brauche Platz im Lager für Neuerscheinungen.«

Ich verriegelte die Ladentür hinter meiner Mutter. Heute waren nur zwei Kunden da gewesen, die jeweils kein Buch kauften. Wer sollte jetzt noch kommen? Außerdem wollte ich mich voll und ganz darauf konzentrieren, wie ich den Laden im Hintergrund zu schmeißen hatte.

»Wo wir gerade dabei sind. Ich habe im Lager heute einen kleinen Schlüssel gefunden. Du hast nicht zufällig eine Idee, wozu er gehören könnte? Er sieht schon wahnsinnig alt und abgegriffen aus.«

Ich nahm den Schlüssel vom Kassentresen und zeigte ihn meiner Mutter. Sie betrachtete ihn einen Moment, gab ihn mir aber schließlich wieder zurück.

»Tut mir leid, den habe ich noch nie gesehen. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass er zu nichts Wichtigem gehört. Cathrine hatte unheimlich viel Schnickschnack, kleine verspielte, aber ziemlich wertlose Dekorationen. Der Schlüssel ist sicher ein Überbleibsel.«

So recht wollte ich mich mit der Antwort meiner Mutter nicht zufriedengeben. In meinem Inneren hatte sich ein Gefühl breitgemacht, das mir sagte, dass mehr dahintersteckte. Dieser Schlüssel war etwas Besonderes, das fühlte ich. Ich musste nur noch herausfinden, was genau ihn dazu machte.

Bevor ich mit meiner Mutter ins Büro ging, legte ich den Schlüssel in die Kasse und verschloss sie wieder. Vielleicht würde ich nie herausfinden, welches Geheimnis er verbarg, doch ich konnte es immerhin versuchen.

In Liebe Mina

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