Читать книгу Triumph der Liebe über das Ego - Saeed Habibzadeh - Страница 37
Schein oder Sein
ОглавлениеWir befassen uns meist nicht mit dem, was ist, sondern mit dem, was wir wollen, bzw. sehen wollen. Wenn wir etwas wahrnehmen, beschäftigen wir uns nicht mit den Tatsachen, sondern mit dem, was es in uns emotional auslöst. Auf diese Weise befassen wir uns nicht mit unserem Leben, sondern mit dem, was unser Ego daraus macht.
Daraus entsteht ein Konflikt zwischen den Notwendigkeiten des Alltags und unseren egoistischen Interessen.
Wir leben nicht, sondern führen ständig ein Selbstgespräch über unser Leben!
Dabei bleibt unsere Wahrnehmung an der Oberfläche hängen und dringt nicht in die Tiefe, wo die Ursachen und Botschaften des Lebens verborgen liegen. Die Folge von diesem Dauergespräch mit dem eigenen Ego und der Oberflächlichkeit unserer Wahrnehmung ist ein unruhiges Bewusstsein. Es gibt den weit verbreiteten Irrtum, der Mensch sei glücklicher, wenn er nicht so viel wüsste, was in der Welt passiert. Je weniger er von der Wahrheit wisse, desto besser ginge es ihm. Das Gegenteil ist aber der Fall.
Je oberflächlicher die Wahrnehmung, desto unruhiger und unglücklicher wird der Mensch.
Der Grund dafür ist, dass die Wahrheit die Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten aufzeigt, die uns helfen, ein erfolgreiches, gesundes und glückliches Leben zu führen.
Je ruhiger der Mensch wird, desto tiefer wird seine Wahrnehmung.
Ein oberflächlicher Mensch erkennt die Kraft der inneren Stille nicht. Für ihn ist das Leben voller Geheimnisse und Rätsel, die er nicht versteht.
Geheimnisse existieren nur dort, wo die Wahrheit nicht erkannt oder versteckt wird.
Ein weiterer Aspekt von Schein und Sein ist die Tatsache, dass wir danach handeln, wie die Dinge uns erscheinen. Wir interessieren uns nicht dafür, wie diese in Wirklichkeit sind. Damit sind nicht die Tatsachen die Grundlage unserer Handlungen, sondern die Interpretationen unseres Egos. Wenn zum Beispiel ein Freund etwas Positives über jemanden erzählt, von dem wir einen schlechten Eindruck haben, dann wundern wir uns. In solchen Fällen sagen wir solche Sätze wie: „Ich kann von ihm nur Schlechtes berichten.“ Dies tun wir nicht, weil er wirklich ein schlechter Mensch ist, oder weil wir uns intensiv mit ihm befasst haben, sondern weil unsere Wahrnehmung (der erste Eindruck) von ihm schlecht war. Wir sollten nicht nur in Betracht ziehen, ob wir jemanden gut finden oder nicht, sondern auch, ob er Gutes tut oder nicht. Das ist die Grenze zwischen Sachlichkeit und persönlich Nehmen.
Der nächste Punkt bei der Wahrnehmung ist die interessante Frage, warum wir jemanden sympathisch und jemanden anderen unsympathisch finden. Oder warum wir manches, was wir miterleben, einfach verdrängen, als wäre es nie geschehen.
Alles, was wir tun, wird in unserer Seele gespeichert. Diese Speicherung strahlt aus unserer Seele heraus. Das ist die Ausstrahlung eines Menschen. Je nachdem, wie viel Positives oder Negatives in einer Seele gespeichert ist, strahlt jeder Mensch etwas anderes aus. Das ist der Grund, warum wir uns bei manchen Menschen wohl und bei anderen unwohl fühlen. Doch meistens finden wir jemanden nur dann sympathisch, wenn er unserem Ego entspricht, ähnlich denkt, handelt oder empfindet. Diese Oberflächlichkeit ist die Ursache von allen Enttäuschungen in zwischenmenschlichen Beziehungen.
Je oberflächlicher wir werden, desto wichtiger wird das äußere Erscheinungsbild. Je tiefgründiger wir werden, desto besser erkennen wir, dass die äußere Erscheinung eines Menschen nur ein Aspekt seines Charakters ist.
Wir kleiden uns nicht immer so, wie es unserem Wesen entspricht, sondern wie es von uns verlangt oder erwartet wird. Allerdings sorgt ein Lichtwanderer für eine gepflegte Erscheinung, da er viel Wert auf Harmonie legt und sich und seine Mitmenschen mit einer disharmonischen Kleidung nicht belasten möchte.
Ein weiterer interessanter Aspekt ist unsere Neigung, uns anders zu zeigen, als wir sind. Wir verstellen uns überall, ob auf der Arbeit oder bei Freunden, ja selbst Zuhause, sogar im eigenen Bett spielen wir eine Rolle, die wir für richtig und angemessen halten. Zuhause sind wir eine gute Mutter oder ein guter Vater, auf der Arbeit ein netter Arbeitskollege, bei Freunden ein guter Zuhörer usw.
Es ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn wir versuchen, ein angemessenes Verhalten zu haben. Wenn unser wahres Wesen aber keinen Lebensraum findet, wenn wir unsere wahre Natur unterdrücken, werden wir immer kränker, unglücklicher und einsamer. Es ist zwar schön und gut, wenn wir ein angemessenes Verhalten an den Tag legen, aber wir sollten auch uns selbst treu bleiben und unsere Werte und Ideale nicht verkaufen, nur um anderen zu gefallen.
Die Richtigen lieben uns so, wir wie sind, mit all unseren Schwächen und Problemen. Nur die Falschen verlangen, dass wir uns ihnen anpassen! Nur die Falschen lehnen uns ab!