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Der Suchreflex

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Entstehung: 24.–28. Schwangerschaftswoche.

Bei der Geburt: Vollständig vorhanden.

Hemmung: Etwa 3–4 Monate nach der Geburt.

Der Such-, der Saug- und der Schluckreflex sollten bei allen Babys vorhanden sein. Diese Reflexe gehören zu der Gruppe der Greifreflexe, die sich im Mutterleib entwickeln.

Eine leichte Reizung der Wangen oder die Reizung des Mundwinkels wird dazu führen, dass das Baby seinen Kopf in die Richtung drehen wird, aus der der Reiz kommt; es wird den Mund öffnen und die Zunge – als Vorbereitung des Saugens – herausstrecken. Dieser Reflex kann an allen Bereichen des Mundes ausgelöst werden, weshalb er manchmal auch der Kardinalpunkt-Reflex genannt wird. Die Kombination von Such- und Saugreflex stellt sicher, dass das Baby sich einer Nahrungsquelle zuwendet und seinen Mund weit genug öffnet, damit es ihn um die Brust oder die Öffnung des Fläschchens schließen kann. Die anschließenden Saug- und Schluckbewegungen sind grundlegend für das früheste Stadium des Fütterns.

Odent (1991) stellte fest, dass der Suchreflex in den ersten Stunden nach der Geburt am stärksten ist. Er stellte ebenfalls fest, dass dieser Reflex sich abschwächt, falls das Baby in den ersten Stunden nach der Geburt keine Befriedigung bei seinem „Suchen“, erfährt. Bei zu früh geborenen Babys, die ihre erste Lebenszeit im Brutkasten verbringen, kann häufig beobachtet werden, wie sie in den ersten Lebenstagen spezifische Suchbewegungen ausführen; da sie aber die entsprechende Reaktion nicht erfahren, beginnt der Suchreflex sich zurückzubilden. Bei einigen dieser Kinder kann dieser Reflex noch lange Zeit, nachdem er eigentlich gehemmt sein sollte, in abgeschwächter Form ausgelöst werden. Hier verhält es sich genau wie mit anderen Reflexen: Wenn er nicht zum richtigen Zeitpunkt angewandt wird, bleibt er unerfüllt, quasi frustriert, und das Kind ist nicht in der Lage, ihn loszulassen.

Die Stärke des Suchreflexes kann variieren, je nachdem, wann die letzte Mahlzeit gegeben wurde. Er kann vorübergehend verschwinden, wenn das Kind gesättigt ist, um nach kurzer Zeit wiederzukehren. Umgekehrt kann er beim hungrigen Baby als „Vakuum“-Aktivität auftreten: Ohne äußere Berührungsreize wendet das Baby seinen Kopf auf der Suche nach Nahrung in alle Richtungen.

Peiper (1963) vertrat die Auffassung, dass primitive Reflexaktivität ein Kind auf die nächste Stufe eines konditionierten Reflexes vorbereitet, und führt den Suchreflex als Beispiel dafür an. „Wenn wir die Mundregion des Kindes berühren, werden Reflexe ausgelöst, die den Kopf drehen und die Lippen so bewegen, dass der berührende Gegenstand in den Mund hineingezogen wird. Diese lebenserhaltende Funktion ist angeboren, nicht jedoch die Fähigkeit, sich zur Brust oder Flasche zu drehen, wenn diese ins Blickfeld geraten. Dies wird sehr schnell gelernt. Aus dem Suchreflex entwickelt sich ein konditionierter Reflex, der beim Anblick der Brust oder der Flasche den Kopf in die richtige Position dreht.“

Voll oder teilweise erhaltene orale Reflexe haben eine fortgesetzte Sensibilität und unreife Reaktionen auf Berührungen in der Mundregion zur Folge – dies gilt vor allem für den Lippenbereich. Das Kind hat dann häufig Schwierigkeiten, wenn es zum ersten Mal feste Nahrung zu sich nehmen soll: Ein persistierender Saugreflex hindert die Zunge daran, die für das Schlucken erforderlichen reifen Bewegungskombinationen zu entwickeln; sie bleibt zu weit vorn im Mund, um wirkungsvolle Kaubewegungen zu ermöglichen. Eine mögliche Folge ist heftiger Speichelfluss, der bis ins Schulalter anhält, da beide Reflexe verhindern, dass das Kind angemessene Kontrolle über die Muskeln an der Vorderseite des Mundes entwickelt. Seine manuelle Geschicklichkeit kann ebenfalls betroffen sein, da unreife Saug- und Schluckbewegungen automatisch Einfluss auf die Hände haben und ein unwillkürliches Schließen der Handflächen im Rhythmus mit dem Saugen hervorrufen (Babkin-Reaktion).

„Der Stimulus für diesen Reflex besteht in einem festen Druck, der gleichzeitig auf beide Handflächen ausgeübt wird, während sich das Kleinkind in einer entsprechenden Position befindet – idealerweise auf dem Rücken liegend. Dem Stimulus folgt eine Beugung oder ein Vorwärtsneigen des Kopfes; gleichzeitig öffnet das Baby den Mund und schließt die Augen. Dieser Reflex kann bereits am Neugeborenen demonstriert werden; hierdurch wird auch deutlich, dass eine neurologische Verbindung von Händen und Mund selbst in diesem frühen Stadium vorhanden ist. Der Reflex verschwindet sehr schnell und kann im Normalfall nicht mehr ausgelöst werden, wenn das Baby mehr als vier Monate alt ist. Gelingt dieses über das Alter von vier Monaten hinaus dennoch, ist dies ein Hinweis auf eine zerebrale (Hirn-) Schädigung.“ (Holt, 1991)

Alle weiteren Indikationen für eine neurologische Hand-Mund-Verbindung werden als Babkin-Reaktion bezeichnet. Wie viele andere reflexhafte Reaktionen kann sie in beiden Richtungen funktionieren, also von der Hand zum Mund oder vom Mund zur Hand.

Wenn das Kind älter wird, können das Schlucken, die Nahrungsaufnahme wie auch die sprachliche Artikulation und manuelle Geschicklichkeit durch beibehaltene oder rudimentäre orale Reflexe negativ betroffen sein. Roberta Shepherd (1990) bemerkte:

„(…) die Entwicklung der normalen Schluckbewegung und der normalen Koordination von Atmung und der oralen Funktion [sind] sämtlich grundlegende Elemente bei der Entwicklung der Sprache. Man geht davon aus, dass die Muskelbewegungen beim Trinken eine ganz wesentliche Vorbereitung für die ersten Laute und für die Entwicklung des Sprechens sind.“

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