Читать книгу Profile me - Samantha J. Evans - Страница 10

Kapitel 7

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Sie war spät dran! Erst die Arbeit, die sie im Moment einfach nur frustrierte. Dann der übliche New Yorker Verkehr. Und nun musste sie sich ganz schön ranhalten, um pünktlich fertig zu sein. Das Date war ernsthaft und seit letzter Nacht, seit dem Gespräch mit ihrer Freundin, erwog sie vielleicht sogar mit ihm zu schlafen, wenn es denn dazu kommen sollte. Er hatte ihr noch zwei SMS geschickt. Sie telefonierten ja auch und Keith war auch am Telefon charmant. Aber in den SMS wurde er intimer. Er ließ erahnen, wie sehr er sie wollte. Dharja hatte wenig Zweifel, auf was er heute spekulierte.

Als sie aus der Dusche kam, das Haar noch in ein Handtuch gewickelt, hatte sie sich bereits in ein für ihre Verhältnisse sinnliches, schwarzes Wäscheset gehüllt. Sie zögerte noch einen Moment, zog sich dann aber doch halterlose Strümpfe über die schlanken Beine, bevor sie sich erstmal um die Haare kümmerte, Makeup auflegte und dann in das Kleid schlüpfte, das sie gestern schon vorgeführt hatte. Sie hatte etwas Aufreizenderes, aber darin fühlte sie sich nicht wohl und wenn er sie wollte, würde er sie in diesem oder auch in jedem anderen Kleid wollen. Heute aber trug Dharja etwas höhere Schuhe, mit einem schmaleren Absatz. Sie legte auch etwas auffälligeren Schmuck an. Hastig verließ die blonde Frau schließlich ihre Wohnung…

Still lag diese dann da. Verlassen. Stundenlang. Bis plötzlich, kurz nach Mitternacht, wieder das Licht anging. Gelächter erfüllte dann die Räume und da war sie dann, und er. Keith. Er sah wirklich nicht schlecht aus. Groß war er, auch wenn nicht so groß, wie ein gewisser Mann in einem Café. Sie neckten sich. Sie kicherten. Sie küssten sich auf dem Sofa. Die Stimmung war ausgelassen und es war offenkundig, dass beide etwas getrunken hatten. Dharja aber entglitt ihm und machte etwas Musik an und bewies, dass sie sich auch bewegen konnte, wenn sie es wollte. Ein Lied lang sah Keith einfach nur zu, ließ sie machen und jeder heimliche Zuseher würde wohl zustimmen, dass es in der Luft vor Erotik knisterte.

Dann aber erhob sich der Mann, ergriff sie und trug sie in das Schlafzimmer, wo er sie auf das Bett legte. Da lachte Dharja noch. Sie lachte auch noch als er ihr folgte und sich auf sie legte. In dem Moment aber gab er ihr auf andere Art zu fühlen, was er sich wünschte. Sie fühlte seine gierig pochende Erregung im Schritt. Still sah die blonde Agentin zu ihm auf. Sie sagte nichts Negatives, versuchte nicht ihn zu stoppen.

Hätte er sie nun geküsst, hätte er nun versucht an die gelöste Stimmung von eben anzuknüpfen, dann wäre er wohl ultimativ zu seinem Ziel gekommen, aber das tat Keith nicht. Stattdessen glitt seine Hand ohne jegliche Liebkosung hinab auf ihr Bein und er fing dann an, ihr das Kleid hochzuschieben. War es das, was sie wollte? Dharja zögerte. In der Zwischenzeit hatte er das Abschlussband der Strümpfe gefunden und seine Hand wanderte weiter zu ihrem Po hin.

„Hm… du geiles kleines Flittchen“ brummte er.

Flittchen? Hatte sie das gerade richtig gehört? Er war ein wenig betrunken. Er meinte es nicht so. Aber im Moment fühlte sie nur seinen Schwanz, der sich hart und geil gegen sie presste. Und seine Hand, die sie gierig befummelte. Er küsste sie nicht. Er streichelte sie nicht. Er sagte nichts, dass sie im Moment positiv gestimmt hätte. Unter anderen Umständen hätte sie selbst das „Flittchen“ amüsiert. Vor allem, weil sie alles andere als ein Flittchen war. Aber im Moment hatte er sie einfach verloren und merkte es nicht mal.

„Gleich haben wir's.“

Sie hatten gar nichts. Dharja war nicht mal mehr feucht.

„Nein“, hauchte sie dann. „Nein, ich will nicht.“

Keith erstarrte auf ihr. Dann verdrehte er sein Gesicht. „Was? Natürlich willst du. Komm schon, Baby.“

Was? Natürlich wollte sie? Nein, sie wollte nicht! Nicht so! „Nein, ich will nicht!“, sagte sie nun lauter, deutlicher.

„Hey...“, versuchte es Keith nochmal, aber der Moment war vorüber.

„Es tut mir leid. Es war ein Fehler. Ich…“

Jetzt versuchte er sie doch noch zu küssen, aber nun hatte sie dicht gemacht.

„Geh von mir runter!“, schrie sie ihn an und tatsächlich erhob er sich.

„Hey. Ich weiß nicht was los ist, aber...“

„Geh einfach!“

Er zögerte und dann packte er seine Sachen und stürmte hinaus.

„Ach scheiße“ zischte Dharja, als sie die Wohnungstür zuschlagen hörte und sackte auf dem Bett wieder zusammen. Der Abend war perfekt verlaufen, bis jetzt… Jetzt lag alles in Scherben da.

Sicher eine Stunde lang, lag sie einfach nur still auf ihrem Bettlaken. Nur aus dem Wohnzimmer drang Licht in das Schlafzimmer. Dann erhob sie sich. Dharja zog endlich das Kleid aus und legte es über den Stuhl. Dann rollte sie auch die Strümpfe hinab.

Wieder stellte sie sich vor den Spiegel. Lange starrte sie dort hinein. Dann griff sie hinter sich und öffnete ihren BH. Erneut stand die 28-Jährige einige Minuten nur da, dann aber fanden ihre Finger an ihre Brüste und sie fing an sich zärtlich und auf sehr einfühlsame Art zu streicheln. Bald wurden ihre Fingerspitzen aber mutiger und sie reizte ihren Körper intensiver, etwas das ultimativ dazu führte, dass sie leise aufstöhnen musste.

Jetzt erst fuhr eine ihrer Hände hinab und schob sich in ihren Slip. Dharja spreizte ihre Beine im Stehen etwas weiter. Für ein paar Momente bewegten sich nur ihre Hände, bis erneut ein etwas lauteres Keuchen erklang.

Dann ließ sie plötzlich von sich ab.

„Verdammter Mist. Warum...“, fluchte Dharja erneut und ließ sich angeregt atmend auf das Bett fallen. „Idiot.“, zischte sie. „Ich… wollte es doch.“ Wieder drang ein frustrierter Laut über ihre Lippen. „Männer!“

Und dann beugte sie sich herum und zerrte ein Rollfach unter ihrem Bett hervor. Darin befand sich ihre Bettwäsche und eine kleine Schachtel. Und in der befand sich wiederrum die Art von Spielzeug mit der man nicht unbedingt prahlen ging. Als erstes nahm sie einen realistisch geformten, angenehm weichen und biegsamen Dildo heraus und betrachtete diesen im Halbdunkel einen langen Moment. Den Schaft in der einen Hand haltend, ließ sie ihren Finger über die detailliert gestaltete Eichel gleiten und dann vorne, an dem Spalt entlang nach unten. Dann aber legte sie das Teil weg und holte das zweite Spielzeug heraus. Der Vibrator war schwarz und schlicht in seiner Form und auch diesen betrachtete sie einen Moment lang, ehe sie ihn zurücklegte. Stattdessen nahm Dharja sich schlussendlich ein viel kleineres Teil heraus, welches flach in ihrer Hand lag und leise summte, wenn man es anschaltete. Als Jess neugierig ins Zimmer schaute, machte sie solange „Pzzz“, bis sie wieder verschwand. Auch von Katzenaugen wollte Dharja sich beim Masturbieren nicht beobachten lassen. Sie zog ihren Slip aus und winkelte die gespreizten Beine an, nicht ahnend welchen Ausblick sie für jemanden bieten würde, der sie heimlich beobachten würde. Sie schloss die Augen und stellte sich vor, wie es mit Keith hätte werden sollen. Wobei… nein. Es ging nicht. Nicht mit ihm. Nicht nach dem, wie es eben schiefgelaufen war. Stattdessen stellte sie sich den erstbesten anderen Typen vor, der ihr in den Sinn kam. Der Kerl im Café. Nein. Sie stand nicht auf den, aber für diesen Zweck reichte er aus.

Ihre Augen schlossen sich. Ihr Mund arbeitete. Sie stellte sich vor, wie es mit ihm wäre. Einem Wildfremden. Aber einem Mann, der in ihrer Phantasie genau wusste, wie er sie küssen, wie er sie berühren und wie er sie behandeln müsste. Ihre eine Hand streichelte wieder über ihre Brüste und reizte die empfindlichen Knospen, während sie die andere Hand zwischen ihre gespreizten Beine führte und ihre Schamlippen liebkoste. Ihre Finger glitten dann zu ihrer verborgenen Perle, welche sie leicht kreisend zu massieren anfing. Wieder stöhnte Dharja etwas, doch das Hilfsmittel lag noch untätig auf ihrem weichen, flachen Bauch.

Der Abend war wirklich sehr schön gewesen. Bis auf das Ende. Das war schrecklich in die Hose gegangen, aber sie wollte sich nicht weiter gedanklich damit beschäftigen. Dharja war noch nicht darüber hinweg, aber sie war in eine seltsame Laune gerutscht, die es erträglich machte. Und fast schon trotzig schenkte sie nun ihrem eigenen Körper die Zärtlichkeit, die ihr Keith durch seine Dummheit effektiv verwehrt hatte, auch wenn sie es gewesen war, die ihn hatte abblitzen lassen.

Ja. Dharja fühlte sich allein. Sie ahnte ja nicht, dass sie nicht mal alleine war, als sie da auf dem Bett lag, zwischen Trotz, Trauer und Einsamkeit zerrissen. Und nein. Sie wollte sich nicht den ganzen Abend wegen dem Idioten zerstören lassen. Sie wollte nicht unbefriedigt einschlafen, sich vielleicht sogar wie ein Mädchen in den Schlaf weinen, weil sie zurückgewiesen worden war. Sie konnte es sich auch selbst besorgen. Ja, dieses Gefühl war es, das sie leitete. Dieser Trotz, der aber nur mühsam das Gefühl von Einsamkeit und dieses „Nicht verstanden worden zu sein“ übertünchen konnte. Sie war noch jung. Sie hatte Bedürfnisse. Und ein wenig würde sie sich so auch selbst trösten. Es wäre natürlich viel schöner, wenn es die kräftigen, meist etwas raueren Männerhände sein würden, die sie streichelten und reizten, und doch war sie nun wieder ziemlich feucht und als ihre Fingerspitzen über ihre intimen Lippen streichelten, fand sie diese geschwollen, warm, weich und willig vor. Dharja war alleine und so gab sie sich ganz hemmungslos den Gefühlen hin, reagierte mit köstlichem Stöhnen und leisem Keuchen auf das, was sie mit sich selbst anstellte.

Dann erst, als ihre Erregung schon recht deutliche Dimensionen angenommen hatte, ergriff sie das kleine Hilfsmittel, das am ehesten an einen kleinen Schmetterling erinnerte. Das Teil war der Wahnsinn. Es konnte nicht die Dynamik eines Mannes ersetzten, seine Lippen und Hände, oder das Gewicht seines Körpers auf dem ihren, aber dafür konnte kein Mann derartige Impulse durch ihren Körper jagen, wie es dieses kleine Teil tat.

„Oh wow“, keuchte sie, nachdem sie es angeknipst hatte und es leise summend seinen Dienst verrichtete.

Im ersten Moment zuckten ihre Beine zusammen, während ihre erregten Laute beinahe fassungslos erfreut erklangen.

Dharja machte es sich nicht sehr oft. Die Spielzeuge, die sie hatte, kamen nur selten zum Einsatz. Auch weil ihre Mom ihr da einen Floh in den Kopf gesetzt hatte. Sie würde da untenrum nur taub werden, wenn sie ständig an sich herumspielte. Vermutlich lag es aber eher daran, dass ihr Leben schlicht zu voll und bewegt war, als dass sie sich dafür öfter Zeit genommen hätte.

Dann aber öffnete Dharja ihre Schenkel wieder. Die Spannung in ihrem schlanken, schön geformten Leib nahm zu. Langsam hob sie ihren Po an, bis der Unterteil ihres Körpers nur noch auf den angewinkelten Zehenspitzen ruhte und man fast meinen könnte, sie würde ihr Geschlecht einem imaginären Zuseher regelrecht anbiedern, als würde sie diesen bitten sich ihrer anzunehmen und doch noch ausfüllen. Keuchend und stöhnend zuckte ihr Unterleib nun hin und her. Ihre freie Hand suchte Halt in den Laken ihres Bettes. „Komm“, keuchte sie, den Kopf in den Nacken gelegt. „Nimm mich.“

Dharja drückte sich den flachen Vibrator fester gegen ihren Kilt und schließlich erbebte ihr Körper in einem köstlichen, heißen Orgasmus. Jener hielt kurze Zeit an, ehe sie sich mit ihren Gliedern erschöpft zitternd auf das Laken zurückgleiten ließ. Jede Spannung wich dabei aus ihrem erhitzten Körper. Es fühlte sich… gut an.

Aber bereits jetzt überkamen sie wieder sentimentale Gefühle. „Und wenn du jetzt hier wärst...“, murmelte sie leise und doch anklagend in ihr Kissen. „Dann könnten wir uns halten… und küssen… und…“

Es war doch egal! Sie kam auch so zurecht. Sie war stark und selbstbewusst und es gab mehr im Leben als einen kaputten Typen.


****

Niemals hätte Nic geglaubt etwas so intensiv erleben zu können. Doch seitdem er sich ihrer angenommen hatte, hatte sich sein Wohlsein stets verbessert. Dharja war der Grund, warum er sich hier heimisch und angekommen fühlte. Hätte er gewusst, dass eine Fixierung auf eine Person so eine Auswirkung hätte, hätte er dies schon früher gemacht. Doch er hatte es nicht, war erst vor zwei Jahren auf sie gekommen und hatte erst angefangen sie vor gut eineinhalb Jahren auch in ihrer Wohnung zu stalken.

Jetzt aber hatte Nic sein bisheriges Tun eindeutig überschritten. Keuchend und berauscht, besudelt in Hand und auf der Hose hatte er sich etwas gestattet, was wohl rein körperlich nötig gewesen war... doch als die harten Schläge seines Herzes nachließen und auch das Drängen der Geilheit, kam langsam etwas hervor, dass es schon gab seitdem er ein Kind gewesen war.

Nic blickte auf einmal auf, garnicht mehr mit so verhangenem Blick auf das, was er eben getan hatte. Er hatte eine Grenze überschritten...

Kurze Zeit saß er da, doch dann stand der Hüne abrupt auf und fegte seine nächste Kleinstarbeit vom Tisch. An die Monitore ging er nicht, denn diese zu ersetzen, wäre nicht einfach gewesen, Papier und Stifte aber schon. Er suchte noch etwas, was er wegfegen konnte und tat es dann auch, so dass es scheppernd an der Wand landete. Ein Stift aus dem Stifthalter, den er eben weggefeuert hatte, spießte sich in die Wand und fiel erst einige Sekunden später zu seinen Ebenbildern herunter.

Der große Mann atmete aufgebracht. Er hatte sie beschmutzt! Ihre Beziehung! Das war unverzeihlich!

Wäre er vor Ort gewesen und hätte sie in seinen Armen gehalten, wäre es etwas anderes gewesen, doch nun hatte er sich an ihrem privaten Tun ergötzt und es geistig mit ihr getrieben... es würde ihn nicht mehr loslassen! Das wusste Nic genau, dafür war es zu intensiv gewesen. Das Intensivste was er jemals dort unten gespürt hatte... sich erlaubt hatte zu spüren.

Er ekelte sich vor sich selber! Er war kein verdammter Sexverbrecher, er war sowas nicht! Er... sein Verstand versuchte zu begreifen warum ein Teil davon ausrastete und sich nicht einfach zurücklehnte.

Natürlich wusste er warum... er ahnte es... es hatte mit ihm und seiner Mutter zu tun... die welche ihn mehr als nur ein klein wenig lieb gehabt hatte... die ihn in ihr Bett geholt hatte, wo sie beide gemeinsam gezittert hatten vor Angst ER würde wieder diese Ausraster bekommen... der Mann, der ihn gezeugt hatte... ihr Streicheln und die Sehnsucht geliebt zu werden, die sie an ihm ausgelassen hatte... Er war zu klein gewesen um das alles einzuschätzen, nahm seiner Mutter auch nichts übel... es war ER gewesen, sein Vater, der alle Schuld trug... an dem ganzen verdammten Unglück der Familie... doch Nic wollte nicht an die Vergangenheit denken. Er wollte es nicht aufwühlen, weil dies ihn auch erreichen konnte, in einer Art, die ihn wieder zu dem Jungen machte, der sich nicht zu helfen wusste, auch wenn er größer als andere Kinder in diesem Alter gewesen war...

Nein, er sollte nicht ablenken von dem Thema, von dem Vergehen, das er nun begangen hatte!

Nic starrte auf den Bildschirm. Er hatte alles von Dharja mitbekommen, alles was niemand zu sehen hätte bekommen dürfen, noch nicht einmal er!

Er musste diese Kamera wieder herausnehmen, ... doch kurze Zeit später wusste Nic, dass dies nicht ging. Er konnte nirgendwo anders seine Drohne unterbringen.

Der dunkelblonde Hüne beschloss, dass er eine Radikalkur machen musste... keine Dharja mehr... nicht einmal eine Minute und zwar für die nächsten Wochen...

Er musste sich selbst bestrafen, auch weil er spürte, dass seine Sehnsucht ihr zu begegnen nach diesem Erlebnis besonders groß geworden war.

War es da nicht absoluter Hohn, dass sie ausgerechnet am Tag darauf in das Café kam? Er trocknete sich gerade die Hände ab und kam aus Richtung der Küche, während Katy die Gäste bediente. Als hätte er einen Sensor, blieb der 43-Jährige abrupt stehen, brauchte nur eine Sekunde um sie zu erkennen und sich hinten an die Wand zu lehnen, damit man ihn im Gästeraum nicht sehen würde. Sein Puls war beschleunigt und Nic spürte eine Kraft in sich, die geradezu monströs zu sein schien, weil alles in ihm kämpfte. Innerlich rief ein Teil, dass er stark genug wäre sie zu sehen und dass es unabdingbar wäre für alles weitere und ob sie vielleicht etwas herausgefunden hatte. Der Teil, der sie kennenlernen wollte verstärkte diese Rufe, doch das Monster welches zwischen Vergangenheit und Zukunft stand, welches am lautesten schrie, wollte sich an das gestern Beschlossene halten. Er würde sich ihr nicht mehr nähern bis er sich sicher war, keine Gefühle zu bekommen, die denen eines Verbrechers glichen. Er wollte ihr nichts tun, sie nicht anfassen, nicht ihres Körpergefühls berauben, diesen Teil der ein Mann war und alles dafür geben würde sich einmal mit ihr zu vereinen, nicht herauslassen. Jener Teil störte und musste zum Schweigen gebracht werden.

Wie lächerlich würde es wohl aussehen, würde er lächeln und sie ihn ansprechen. Was würde sie sagen? Was von ihm wollen? Er zuckte regelrecht zusammen als Katy ohne zu zögern seinen Namen rief.

„N-I-HICCC! Dein Typ wird verlangt!“ Dabei grinste sie und wollte sicherlich nur etwas Gutes tun, doch es schien weder von ihm noch von der FBI Profilerin gewollt zu sein, welche die Aktion seiner Kollegin scheinbar mit Gesten abwehrte, denn wirklich hören tat er nichts.

Er hätte doch eine Kamera hier installieren sollen! Kurz ärgerte Nic sich, doch er würde auch ohne klarkommen.

Nic wunderte sich enorm, dass sie ihn ausgerechnet heute suchte. Doch dann hörte er Teilwörter von der rotbraunen Katy. „...ihm was ausrichten?“ Mehr als angespannt lauschte der Hüne, der wirklich fehlplatziert aussah an der Zwischenwand zu Küche und Tresen. Da er aber mit Katy allein war, würde nur sie später hier entlangkommen. Das tat sie dann auch und erschrak sich, als Nic so tat als würde er gerade aus der Küche kommen.

„Hey, da wollte ne nette Lady mit dir sprechen. Die ist glaub ich beim FBI drüben, hab sie schonmal mit ihrer Marke gesehen... hast du was verbrochen?“ grinste sie breit, doch Nic blieb ruhig. Er sprach: „Wer? Okay, und was wollte sie?“

Die Servierkraft mit den hochgesteckten Haaren hob ihre schmalen Schultern. „Denke nichts bestimmtes... vielleicht will sie ja ein Date!“

Nic blickte sie gewohnt stoisch an, und hob dann doch eine Augenbraue. Dann lachte sie.

„Tja, Du hast halt was, was einer Singlefrau gefallen könnte, weißt du?“ Ihre Zähne glänzten weiß und es hätte nur noch ein Kaugummi kauen gefehlt um es richtig nervtötend zu machen, als diese vortrat und ihre Hand um seinen Oberarm legte, es zumindest versuchte.

„Das hier mein Bester... das hier.“ Sie drückte mehrfach prüfend in sein Fleisch und kicherte dabei. „Ich bin vergeben, doch das weißt du ja, doch wenn du mal echt was laufen haben willst, dann heb deine Lady auf die Arme und spiel den Kavalier.“


****

Der heute angebrochene Samstag bestand bei vielen New Yorkern, so auch bei Dharja Lenova, vor allem aus Besorgungen erledigen. Nachdem sie ausgiebig mit Jess gekuschelt hatte, hatte Dharja gemütlich gefrühstückt. Sie hatte sich heute das Haar nur locker hochgesteckt und eine bequeme Jeans angezogen. Obenrum trug sie ein geradezu flauschig wirkendes Oberteil. Schon recht früh am Morgen hatte ihre Freundin angerufen, weil diese hatte wissen wollte, wie es gelaufen war. Aber leider gab es da nichts Positives zu berichten.

„Nein. Es ist aus. So wie der weg ist… nein. Er war ganz nett, aber wir haben von Anfang an nicht wirklich harmoniert.“

„Das tut mir so leid“ meinte Vanessa noch, aber Dharja winkte ab. „Das muss es nicht. Es war eine Erfahrung und… Gestern Abend habe ich mich noch mies gefühlt, aber heute fühle ich mich seltsam frei.“ Sie lachte. „Hey, ich bin wieder zu haben. Und die ganze Welt steht mir offen.“ Na ja, gut, ein wenig Zweckoptimismus schwang da auch mit rein, aber sie war wirklich nicht bereit sich von dem Typen unterkriegen zu lassen.

„So. Jetzt muss ich aber los. Shoppen. Friseur. Gott, ist es wirklich schon so spät?“

Es war dann schon Elf, als ihr Weg wie zufällig an dem Café vorbeiführte, an dem sie sich gestern ihr Essen gekauft hatte. Hey, war eine gescheiterte Beziehung nicht auch ein Grund für einen leckeren Kaffee und etwas Schokolade? Und dann musste sie komisch grinsen. Ja. Richtig. Sie hatte sich letzte Nacht vorgestellt, der Typ von dort würde es ihr besorgen.

Hey. Sie stand wirklich nicht auf den. Aber sie konnte sich wohl kaum vorstellen sie würde Tim oder Tony ranlassen. Oder ihren Boss. Er war nur irgendwer. Sie hätte auch den Taxifahrer als Platzhalter nehmen können. Dennoch musste sie jetzt daran denken.

Kurzerhand beschloss sie irgendwo zu parken und das Café zu betreten. Sie hatte etwas Zeit. Vielleicht arbeitete er ja auch gar nicht am Samstag. Und vielleicht würde sie ihm auch was Nettes sagen. Immerhin hatten sie letzte Nacht miteinander Sex gehabt und es war dazu noch ziemlich guter Sex gewesen, auch wenn nur sie davon wusste.

Ja. Es war wohl an der Zeit mal seinen Namen in Erfahrung zu bringen, wenn sich das irgendwie ergab. Nein, nein. Sie wollte sich definitiv nicht an ihn ranmachen. Er war nicht das, was sie als erste oder zweite Wahl bezeichnen würde. Das fing schon damit an, was er beruflich machte. Konnte sie mit einem Mann eine Beziehung führen, den sie beruflich nicht ernst nehmen konnte? Nein. Aber sie konnte nett zu ihm sein. Man konnte zu jedem nett sein…

Schade, er war anscheinend nicht da. Dafür wurde sie heute von einer Frau bedient, die ihr ebenfalls nicht unbekannt war. Sie wollte schon gehen und sich geschlagen geben, als sie sich doch soweit durchrang, nach ihm zu fragen. „Ihr Kollege, der große mit dem hellen Haar ist heute nicht da?“, wollte sie unverbindlich wissen.

Oh, sie wusste genau was die andere Frau dachte, als sie so verwundert aufsah, sie kurz studierte und sie mit diesem wissenden Blick betrachtete.

Nein! Also so war das ja gar nicht. Wobei… lag sie so falsch? Immerhin hatte sie letzte Nacht…

Aber nein. So war es definitiv nicht! Er war nur irgendein Typ, der in dem Moment hatte herhalten müssen, damit sie sich nicht so einsam fühlte. Und jetzt war sie auch nur hier, weil… na ja, irgendwie war es halt amüsant…

Oh je. Und jetzt plärrte die Frau seinen Namen einmal quer durch die Innenstadt von New York. Wie gut, dass die New Yorker dafür bekannt waren, nie etwas zu sehen oder zu hören und sich im Prinzip für nichts interessierten. Nic hieß er also. Aber auftauchen tat er dennoch nicht. Eigentlich war sie darüber fast schon froh. Inzwischen würde das wohl ziemlich gezwungen wirken.

„Ist schon ok“, meinte sie nur, aber die Angestellte schien die Sache sehr ernst zu nehmen und wollte ihm eine Nachricht hinterlassen. So blinzelte Dharja, jetzt vielleicht doch ein wenig irritiert, denn irgendwie wurde hier nun was reininterpretiert, was garnicht da war und sie überlegte einen kurzen Moment was sie denn nun sagen wollte. Das war doch total dämlich…

Andererseits: Nur weil sie sich nicht direkt visuell in die Gedankenwelt der Kerle drängte und weil sie vielleicht auch nicht dem typischen Klischee von Schönheit entsprach, bedeutete es noch lange nicht, dass sie total prüde war oder vertrocknet.

Leider fiel ihr gerade kein amüsanter Kommentar ein und so meinte sie: „Es ist nichts. Als ich das letzte Mal hier war, war er so freundlich mich hier kurz telefonieren zu lassen und hat dann einem Kind einen eurer Kekse spendiert. So was Herzliches sieht man dieser Tage nicht mehr so oft.“ Tatsächlich schüttelte sie ihren Kopf, als sie das Café verließ. Also die Aktion war nun wirklich ziemlich dämlich gewesen…


****

Halb unerträglich, halb normal fand er dieses Gespräch mit seiner Kollegin. Der Ältere gab wie immer nicht viele Worte zurück, überhaupt redete immer nur Katy und er ließ es zu, ließ sich berieseln und hatte nichts gegen die andere. Er würde sogar was für sie tun, wenn die junge Frau es denn wollen würde, doch allgemein hatte jene kein Interesse was ihren Job und das darum anging. Ihr Hauptinteresse lag bei ihrem Liebesleben. Er fand das gut und konnte sich keine bessere Person wünschen, denn so wurde er nicht unnötig gereizt, als wenn hier ein Typ von einem anderen Schlag gearbeitet hätte. Zwei andere gab es auch noch, doch mit denen hatte Nic, wenn überhaupt nur selten zu tun, und wenn, dann redete er garnicht mit ihnen, nur über das Wetter und Belange, die den Laden oder Lieferungen betrafen.

Noch einmal nachhaken würde Nic nicht, denn er war sich bewusst darüber das Katy, die Chancen in der Liebe vermutete, sicherlich noch einmal von selbst darauf zu sprechen kommen würde. Und so war es dann auch. Sie erzählte ihm haarklein das Gespräch und dann hatte er, was er wissen wollte. Im Prinzip war Nic sich sicher, dass keine Rückschlüsse auf ihn gezogen werden konnten, was das ‚Berufliche‘ anging.

Er würde ab heute, wie mit sich abgemacht, die nächsten Tage das Zusehen in ihrer Wohnung vermeiden und sich auf Anfang bringen, was dies alles anging. Ihre Beziehung sollte rein bleiben und er wollte sich auch so fühlen. Leider nur machte der Freund im Hosenstall da nicht mit, noch nicht, der wurde jedes Mal prall, wenn er auch nur ansatzweise an die vergangene Situation dachte, so dass Nic wohl Wochen brauchen würde, um davon wieder runterzukommen… Doch diese Wochen ließ man ihm nicht.

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