Читать книгу Sommer Roman-Paket Unterhaltungsromane und Erzählungen: In Paris und andernorts - Sandy Palmer - Страница 79

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Jemand war an Antje Büchners Tür, doch sie öffnete nicht. Mühelos überhörte sie das Läuten und Klopfen. »Es ist niemand zu Hause«, sagte sie leise. »Wir sind weit weg, mein Baby und ich«

»Fräulein Büchner, ich bin es: Lutz Bendokat. Bitte machen Sie auf.«

Es gab ihr einen Stich. Warum musste er kommen?

Ich kann dich nicht lieben, Lutz.

Bis vor kurzem wäre das vielleicht noch möglich gewesen, sicher sogar. Aber nun geht es nicht mehr, es ist ausgeschlossen. Bitte lass mich in Ruhe, Lutz Bendokat. Mach nicht alles noch schlimmer.

»Bitte machen Sie die Tür auf, Fräulein Büchner!«, verlangte der Architekt.

Ich kann nicht, dachte die werdende Mutter verzweifelt, ich kann überhaupt nichts mehr - außer einem: auf den Tod warten.

»Antje!«, Das war jetzt eine andere Stimme. »Hier ist Doktor Anders. Bitte öffnen Sie. Ich habe mit Ihnen zu reden.«

Die Stimme des Chefarztes veranlagte Antje, sich zu erheben. Unsagbar müde fühlte sie sieh. Mit schleppenden Schritten begab sie sich zur Tür und schloss auf.

Lutz Bendokat sah sie sorgenvoll an. »Lieber Himmel, wie elend sie aussieht, Doktor Anders.«

»Ich werde sie in die Wald-Klinik bringen lassen. Man wird sie aufpäppeln. Sie wird bald wieder bei Kräften sein«, sagte der Chefarzt.

Antje Büchner führte sie ins Wohnzimmer und setzte sich. Bleischwer waren ihre Glieder. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zum letzten Mal gegessen hatte.

Alles war so verschwommen und unwichtig.

Die beiden Männer nahmen Platz.

»Ich kenne die, ganze Geschichte, Antje«, sagte der Architekt. »Doktor Anders hat sie mir erzählt.« Er griff nach Antjes Hand. »Es wird alles gut.«

»Das wäre schön«, entgegnete die junge Frau. »Aber leider gibt es bei Neurofibromatose keine Hoffnung, das hat mir Doktor Anders selbst gesagt!«

»Sie haben recht«, sagte der Chefarzt. »Es stünde nicht gut um Sie und das Baby, wenn jene Frau, die in Hamburg starb, Ihre leibliche Mutter gewesen wäre, aber das war sie nicht. Ich habe mit Ihrem Vater ein langes Telefongespräch geführt. Ihre richtige Mutter hat ihn kurz nach Ihrer Geburt verlassen. Sie war für ihn von diesem Tag an gestorben. Er sprach nie wieder von ihr. Eine andere Frau nahm den Platz an seiner Seite ein, und er ließ Sie in dem Glauben, sie wäre Ihre Mutter. Diese Frau floh mit ihm in den Westen. Keiner von ihnen hatte Papiere. Die Behörden stellten ihnen erst welche aus - und so blieb diese andere Frau vor aller Welt Ihre Mutter. Sie tragen diese Krankheit, an der Ihre Stiefmutter starb, nicht in sich, und auch Ihr Sohn nicht, Antje.«

Als Antje Büchner das hörte, brach sie in Freudentränen aus, und Lutz Bendokat war zur Stelle, um sie ihr mit seinem Taschentuch abzutrocknen.

»Gesund«, sagte Antje fassungslos. »Ich bin gesund.«

»Und das Baby auch«, entgegnete der Architekt. »Und ich liebe euch beide. Wir sollten eine Familie gründen. Ich meine es ernst, Antje. Willst du meine Frau werden?«

Die werdende Mutter umarmte ihn glücklich, und er küsste sie zärtlich.

Dr. Anders merkte, dass er überflüssig geworden war. Er wollte sich heimlich davonstehlen, doch Antje bemerkte es und rief, er möge noch einen Augenblick warten.

Dann löste sie sich aus Lutz Bendokats Armen und begab sich zum Chefarzt,

Sie drückte ihm einen innigen Kuss auf die Wange und sagte bewegt: »Danke, Danke für alles.«

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