Читать книгу Der Riesen Arztroman Koffer Februar 2022: Arztroman Sammelband 12 Romane - Sandy Palmer - Страница 15
Оглавление4
Maria Ansbach hatte sich eine lange Liste gemacht. Sie wollte in die Stadt fahren, um Einkäufe zu tätigen. Die übrigen Bewohner des Doktorhauses hatten ja immer so viel zu tun, und eigentlich hatte man auch der Stadt den Rücken gekehrt, deshalb musste sie all die vielen Besorgungen tätigen. Maria Ansbach war darüber glücklich.
Seit sie mit dem Doktor in dessen Haus gezogen war und zusammen mit seiner Mutter die Wirtschaft führte, hatte sie sich keinen Augenblick mehr gelangweilt. Sie war sechzig Jahre alt und noch sehr vital. Sie besaß ein Haus in der Stadt, hatte dieses jedoch vermietet. Da sie eine schöne Rente erhielt, machte es ihr nichts aus, dass der junge Doktor im Augenblick keinen hohen Lohn an sie zahlen konnte. Ganz zu Anfang hatte sie sogar umsonst für ihn gearbeitet. Aber diese schwierigen Zeiten waren längst überwunden.
»Ich werde sehen, dass ich bis zum späten Nachmittag wieder zurück bin«, erklärte sie lautstark.
»Viel Vergnügen«, sagte Mutter Burgstein mit freundlicher Stimme.
Maria Ansbach war eine bescheidene, gütige Frau, und sie wurde von allen geliebt. Dr. Burgstein war überglücklich, dass er seinen Eltern und ihr einen schönen Lebensabend bereiten konnte. Für ihn war Frau Ansbach wie eine Mutter.
Maria Ansbach setzte sich in ihren Wagen und fuhr munter los. Doch sie kam nicht weit. An der weißen Villa stand Lydia. Als sie Maria Ansbach erkannte, winkte sie und bat sie, doch anzuhalten.
»Wollen Sie in die Stadt?«, fragte Lydia.
»Ja, Frau Winter.«
Lydia Winter war einst eine berühmte Sängerin gewesen. Doch dann hatte sie sich zurückgezogen und lebte jetzt hier in der weißen Villa. Sie war Burgsteins älteste und treueste Freundin. Und seit einiger Zeit wohnte jetzt auch ihre Freundin aus Hamburg bei ihr. Diese stand jetzt auch im Banne des jungen Doktors und wollte auch ihre Zelte in Hamburg abbrechen. Sie war recht wohlhabend und hatte sich in der Stadt gelangweilt. Jetzt wurden sie alle mit in das Geschehen im kleinen Doktorhaus einbezogen. Die zwei Damen hatten noch Großes vor. Doch davon wollten sie jetzt noch nicht sprechen.
»Darf ich mitfahren? In Gesellschaft macht es immer viel mehr Spaß.«
»Wenn Sie mit meinem kleinen Wagen vorliebnehmen, Frau Winter?«
Diese stieg schon munter ein.
»So spare ich Sprit«, meinte sie augenzwinkernd.
Frau Ansbach lachte.
So hatten sie ihren Spaß und kamen schneller in die Stadt weil sie sich unterhielten und die Zeit gar nicht beachteten. Maria Ansbach sollte ihrem Schicksal noch sehr dankbar sein, dass ausgerechnet bei dieser Fahrt Frau Winter mit ihr fuhr. Noch waren sie froh und munter und hatten beschlossen, bevor sie sich ins Gewühl stürzen würden, vorher ein kleines Café aufzusuchen.
Um die gleiche Zeit, als die zwei Damen das Café betraten, erwachte Rüdiger Füller aus seinem Schlaf. Es war schon später Mittag.
Zuerst fand er sich gar nicht zurecht. Dann blickte er auf die Uhr, sah aus dem Fenster und stöhnte. Die Kopfschmerzen und sein Magen meldeten sich sogleich. Beide verlangten nach Alkohol. Schon am frühen Morgen musste er mit dem Trinken anfangen. Wie er ins Bett gekommen war, daran konnte er sich nicht mehr erinnern. In letzter Zeit kam das ziemlich häufig vor.
Das alles machte ihm nichts mehr aus. Er war erst zum Trinker, dann labil und haltlos geworden. Er versprach zwar ständig alles Mögliche, und er hatte dann auch den festen Willen, es einzuhalten. Aber dann kam die schreckliche Sucht nach dem Alkohol. Sie durchdrang alles. Er konnte nur noch denken: Wo kriege ich jetzt Alkohol her? Ich brauche unbedingt was zu trinken!
Sein Blick fiel auf das Bild seiner Freundin.
Schmerzlich verzog er sein Gesicht. Dann fing der junge Mann auch noch an zu heulen. Sein ganzes Elend überfiel ihn. Ganz schwach im Hinterkopf wurde ihm wieder so vieles bewusst. Auch, dass er Sabine sehr viel Schwierigkeiten bereitete. Und er liebte sie doch über alles. Für seine Sabine hätte er alles getan, einfach alles. Ja, wenn er jetzt erst einmal einen Schluck bekam. Dann würde er darüber nachdenken, wie er ihr eine Freude machen konnte. Sie sollte sich nicht mehr grämen. Alles würde wieder so schön und strahlend hell wie zu Anfang ihrer Liebe. Sie würde wieder glücklich werden, und dann würde man das Leben ganz anders anpacken. Er ließ sich doch nicht unterkriegen! Nein, niemand würde diese wundervolle Liebe zerstören! Niemand hatte das Recht dazu! - Aber jetzt brauchte er wirklich was zu trinken!
Er machte sich auf die Suche. Dem jungen Mann fiel es nicht mal auf, dass er die hübsche Wohnung vollkommen in Unordnung brachte. Er zerwühlte alles, und bald packte ihn unsinnige Wut. Je länger er auf seinen ersten Schluck warten musste, umso unberechenbarer wurde er.
Als Rüdiger endlich begriff, dass er nur leere Flaschen finden würde. Er hatte alle seine geheimen Verstecke abgesucht und nichts gefunden, wusste er, Sabine hatte alles aufgespürt und ausgeleert, tobte er wie verrückt herum und warf alles was ihm in die Hände fiel, auf den Boden.
Es blieb nicht aus, dass er einen Höllenlärm veranstaltete. Er hörte nicht, dass man von unten gegen die Decke klopfte. Er wollte jetzt endlich was zu trinken, oder er würde verrückt.
Zwischendurch stürzte er immer wieder ins Bad und erbrach sich. Seine Leber spielte verrückt. Sie stach fürchterlich, und er presste seine Hände gegen den Magen. Alles schien sich in seinem Kopf zu drehen. Plötzlich stürzte er zu Boden.
Mit dem Kopf fiel er gegen die Wanne und blieb reglos liegen.