Читать книгу Ein Kleid aus Seide - Sanne Prag - Страница 10

VORMITTAG

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Ezra und Wolfgang hatten die Nacht durchgearbeitet. Die Burg war nun mit kleinen Kameras und Mikrofonen ausgestattet, das Haupthaus erst nur mit wenigen.

Ezra war irgendwann schlafen gegangen. Wolfgang war in Fahrt und hatte daher auf kurze Schlafeinheiten geschaltet. Er stürmte zur Türe herein, als Ezra mit kleinen Augen seinen Kamm durch die Haare zog. „Wir haben schon wieder eine Leiche. Angeblich schon wieder ein Unfall.“

Ein bisschen viele Unfälle, dachte Ezra, dessen Hirn noch von den Resten des Schlafes verklebt war. Schließlich kam die Maschine langsam in Gang. „Hatten wir eine Kamera dort?“

„Nein, ist weitab vom Zentrum im Haupthaus, dort war ich noch nicht. Aber sobald die Untersuchung weg ist, montiere ich natürlich eine.“

„Wer ist es denn?“

„Eine von den jungen Modefrauen.“

Wer fand hier in dieser Burg, in diesem Haus, dass ein Schlossherr und ein Model zu viel auf der Welt waren? Ezra glaubte nicht an Unfälle.

Er zog sich die Hosen an, als das Handy läutete. Saphyr war laut und sprach wie ein Maschinengewehr. Er hatte festgestellt, dass Ponhomy keine Kinder hatte. Deshalb war mit hoher Sicherheit die Gattin die neue Besitzerin von allem: Geld und Rechte. Er sei heute noch da, um alles zu klären. Als Ezra hörte, dass der Produzent Luft holen musste, sagte er nur still: „Wir haben schon wieder eine Leiche.“

Saphyr bremste hart seinen Redestrom. Neue Leiche? Neues System! Die Burg wurde zu einem Ort der Gefahr. Herrlich! Mystische Bilder von unklaren Bedrohungen schwebten durch seine Werbeabteilung. Sollte man vielleicht UFOs verantwortlich machen? Zwei Unfälle in so kurzer Zeit, das war wie das Grab des Tutanchamun. Flüche nahmen Gestalt an. Längst bekannte Erscheinungen wurden neu geboren. Er würde dem Ort eine neue Dimension geben. Eigentlich wollte er immer schon Regie machen.

Ezra steckte das Handy in die Hosentasche und meinte: „Ich muss Saphyr Nachmittag am Parkplatz treffen. Irgendwie habe ich das Gefühl, der hat hier nicht nur Filminteressen.“

„Wie kommst du drauf?“ Wolfgang war mit einer heiklen Montage von einem hoch empfindlichen Mikro auf Unterlage beschäftigt.

„Er ist ein bisschen zu engagiert, zu heftig interessiert. Sonst kenne ich ihn eher mit drei Projekten auf einmal und nicht zu sehr auf eines konzentriert. Er neigt sonst immer dazu, die Finger in jedem Kuchen haben zu wollen, nicht so heftig in nur einem. Aber vielleicht höre ich nur Gras wachsen wegen deiner Andeutungen. Musst du irgendwas in den Kameras wechseln?“

Wolfgang sah ihn an und grinste. „Wir sind ja nicht in der Steinzeit. Die Kameras übertragen direkt auf den Laptop.“

„Hast du schon geschaut, was drauf ist? Wegen dem seltsamen neuen Todesfall, meine ich.“

„Ja, gleich in der Früh, ohne es zu wissen“ Wolfgang war wohl wieder mit einer Stunde Schlaf ausgekommen.

„Und?“

„Gar nichts Konkretes. Einige sind in der Nacht von der Burg Richtung Haupthaus unterwegs gewesen. In dem Saal mit den Rüstungen und den Käfern ist was komisch.“

„Was ist komisch?“

„Es gibt dort seltsame elektrische Signale, die ich nicht zuordnen kann. Die sind sehr schwach, aber sie machen sich bei der Übertragung bemerkbar.“



Ein Kleid aus Seide

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