Читать книгу Seelenverträge Band 10 - Sarinah Aurelia - Страница 5
ОглавлениеRatssitzung: Ein lustiges Durcheinander
Ratssitzung mit den Erzengeln Uriel, Michael, Metatron, Lady Faith, Lady Maria, Lady Portia, Marix vom Erstkontakt-Team der Galaktischen Föderation des Lichts, Harry und Sarinah.
Harry war müde. Er sah auf die Uhr. Dabei fiel ihm ein, dass er eigentlich längst bei einem Meeting sein sollte. Er hatte keine Lust, denn diese Art der Büro-Meetings war so trocken, ganz anders, als er es von den Ratssitzungen mit der Geistigen Welt gewohnt war.
„Ich hatte einen langen Tag“, sagte Harry zu sich selbst. „Ich bin seit 7:00 Uhr in der Firma. Habe mit vielen Leuten gesprochen, und nun nach Feierabend noch so ein spaßloses Meeting? Nein! Ich mache nichts mehr, worauf ich keine Lust habe!
Lieber wäre ich bei einer dieser humorvollen Ratssitzungen. Dort wird auch über ernste Themen gesprochen, doch sind alle trotzdem mit Humor und Lebendigkeit dabei. Außerdem sind diese himmlischen Treffen immer sehr erfolgreich. Es werden Lösungen, Ideen nicht nur besprochen, sondern es geht gleich an die Umsetzung.“
Kaum hatte Harry dies gedacht, spürte er schon die Anwesenheit seiner Freunde aus der geistigen Heimat. „Wie komme ich nochmal dahin?“, dachte Harry gerade.
„Oh ja! Ich fühle, ich reise über meine Vorstellungskraft.“ Harry versuchte, sich dorthin zu beamen, wo er schon so oft gewesen war. Er wollte in den Sitzungssaal zu seinen Freunden, doch es funktionierte dieses Mal nicht.
„Was ist denn nur los? Es geht nicht. Wie komme ich da jetzt hin?“
Harry hatte ganz vergessen, dass er sich ja nicht an zwei Orten gleichzeitig aufhalten konnte, solange seine Vorstellungskraft dafür nicht ausreichend vorhanden war. Eigentlich hatte er ein schlechtes Gewissen wegen des Meetings seiner Firma, das er verpassen würde. So ganz wohl war ihm bei der Sache also nicht.
Er rief Erzengel Uriel zu Hilfe, als gerade die Tür aufging und seine Sekretärin ihm sagte, dass es nun Zeit wäre für den nächsten Termin.
Erzengel Uriel antwortete Harry: „Dann mach doch beides. Reise über die Bilokation zur Ratssitzung und sei verkörpert anwesend bei der Sitzung deiner Firma. Dann verpasst du nichts und bringst sicher frischen Wind in beide Treffen.“
Gesagt – getan! Erzengel Uriel half Harry auf die Sprünge, denn dieser hatte vergessen, wie es ist, eine Bilokation zu starten.
„Fühle es einfach, fühle und setze sofort voraus, dass sich das ereignet, was du spürst. Fühle dich feinstofflich in diesem wundervollen Saal, in dem du mit mir eine Rede gehalten hast. Dort, wo später meine weißen Tauben die Musik des Windes gemacht haben, als sie ihre Runden geflogen sind.“
Harry sah Erzengel Uriel lächelnd an. So hatte er dank der Hilfe des Erzengels den Einstieg gefunden für die ersehnte Reise in die Welt seiner geistigen Freunde.
Harry war erstaunt, denn er sah sogleich in die Augen von Sarinah. Und noch bevor er es verhindern konnte, rutschte es aus ihm heraus. „Was tust du denn hier?“
„Ich bin eingeladen, genauso wie du. Ich habe diese Geschichte angefangen zu schreiben und bin während des Schreibens zu dieser Ratssitzung gereist. Ich schreibe also und bin gleichzeitig anwesend. Das fühlt sich echt cool an“, antwortete ihm Sarinah.
„Aha!“, murmelte Harry. „Ich dachte nur, ich wäre der Erste von uns, der die Bilokation beherrscht. Du bist mir scheinbar einen Wimpernschlag voraus.“
„Das ist doch egal, denn wir sind in der gleichen Energiespur. Was ich kann, kannst du auch, und umgekehrt“, sagte Sarinah liebevoll zu ihm.
Erzengel Michael hatte das Gespräch mitgehört und ergriff das Wort. „Je höher ihr schwingt, umso mehr werdet ihr spüren, dass es keine Konkurrenz mehr gibt. Wer sich an ein neues Thema herantraut, tut das nicht nur für sich allein, sondern auch für alle, die in der gleichen Energiepulsung sind. Niemand ist eine Insel, schlussendlich sitzen wir alle im selben Boot. Wer denkt, er wäre ganz allein gerudert und hätte all die geistige Arbeit alleine gemacht, der irrt. In den Frequenzen der geistigen Heimat gilt das Prinzip des Geistes. Geist ist gleich Aktion und umgekehrt.“
„Was sagst du?“, fragte soeben Lady Faith, die plötzlich neben Erzengel Michael stand. „Du Schelm! Schau nur, wie verwundert sie dich ansehen. Du vergisst zu erwähnen, dass das nicht gilt, wenn man sich vor dem Abwasch drücken will.“
Erzengel Michael lachte schallend, fasste seine Lady um die Taille und ging mit ihr zum Tor, wo sie die ankommende Lady Portia begrüßten.
„Ich verstehe das nicht“, flüsterte Harry zu Sarinah. „Was bedeutet, Geist ist gleich Handeln?“
„Lass es uns herausfinden. Ich denke, dazu ist noch Gelegenheit genug“, antwortete ihm Sarinah.
„Wo ist denn dein Held? Hast du heute diesen galaktischen Clown nicht im Schlepptau?“, flüsterte Harry ihr zu.
Sarinah sah Harry ernst an und erwiderte würdevoll. „Marix kommt sicher noch, er hat noch zu tun. Lass uns zu unseren Plätzen gehen, meine Beine werden langsam müde.“ Bei diesen Worten schaute Harry sich die Beine von Sarinah genauer an und sah, dass sie ein weißes Kleid trug, das scheinbar etwas zu kurz geraten war.
„Oder hast du deine Beine aus Versehen etwas zu lang manifestiert?“, scherzte er und sah Sarinah dabei grinsend an.
Diese schritt mit hoch erhobenem Kopf zu ihrem Platz, setzte sich und murmelte wie zu sich selbst: „Aus Versehen, aus Versehen zu lang manifestiert. Ts, ts, ts, wenn der wüsste, dass ich zwar Dinge sehr gut auf den Kopf stellen kann, aber ich kann sie nicht mehr geraderücken. Außer, die Dinge rücken sich von selbst wieder gerade. Wenn der wüsste, wie sehr mir das Kopfzerbrechen macht. Denn das, was man materialisiert hat, das muss man doch auch dematerialisieren können. Nur, wie geht das?“
Sarinah sah an sich herunter und fand, dass sie mit ihrem Körper alles richtig gemacht hatte. Sie zupfte den Stoff ihres Kleides ein wenig nach unten, sodass er mehr von ihren Beinen bedeckte.
Erzengel Uriel hatte ihre Gedanken gelesen und das Spiel mit ihrem Kleid beobachtet. Er sagte: „Kindchen, lass doch. Harry reagiert nur auf deine ureigenen Gedanken. Es ist alles in Ordnung. Dein Kleid ist nicht zu kurz, du bist wunderschön. Dematerialisieren tust du übrigens nicht das, was du dir erschaffen hast, sondern nur die Energie dessen, dann funktioniert es.“
Sie sah Erzengel Uriel etwas verwirrt an. Der große rote Engel resümierte: „Schau, du manifestierst dir ja nicht sofort ein neues Auto. Du stellst diese Verbindung erst über die Energie, zum Beispiel die Vorfreude, her. Dass du einfach so ein neues Auto im Vorgarten stehen hast, ist ziemlich schwierig, das obliegt mehr der Zauberei, nicht der Manifestationskraft.“
Erzengel Uriel saß auf dem Tisch, während er mit Sarinah plauderte, so, als hätten sie ein gemeinsames Geheimnis, so sah es wenigstens für den gerade ankommenden Marix aus. Erzengel Uriel erklärte Sarinah anhand einer Zeichnung, wie er das mit der Dematerialisierung genau meinte. Dabei beugte er sich vor, sodass ihre Köpfe sich fast berührten, und Sarinah hörte ihm gespannt zu.
Das war zu viel für Marix. Er setzte sich sofort in Bewegung. Bei den beiden angekommen, wäre er beinahe über die Beine von Erzengel Uriel gestolpert, so sehr hatte er sich beeilt. Marix tat so, als würde er Erzengel Uriel zur Begrüßung an der Schulter berühren, aber eigentlich stützte er sich nur ab, denn beinahe wäre er vor lauter Überschwang in Uriel hineingerannt.
„Hallo, ich grüße euch“, sagte Marix fast schüchtern. „Ich habe euer Gespräch ein wenig mitgehört. Nun, wer manifestieren kann, kann auch das Gegenteil“, sagte er.
„Meine weiße Taube, ich bin geflogen, so schnell ich konnte.“ Dabei breitete Marix die Arme weit aus, in der Hoffnung, er würde eine Umarmung von Sarinah bekommen. Diese war aber etwas genervt von seinen ewig weisen, frechen Sprüchen.
„Erklärst du es anhand eines Beispiels?“, forderte sie Marix heraus. „Wie lasse ich Dinge verschwinden, wenn ich sie nicht mehr brauche?“
„Sie meint doch hoffentlich nicht dich?“, flüsterte Erzengel Uriel dem immer noch stehenden Marix zu. „Ein Scherz!“, sagte er gerade, als die Tür aufging und Erzengel Metatron mit Lady Maria den Saal betrat. Erzengel Uriel stand sofort auf und gab Marix noch einen ermunternden Klaps auf die Schulter. Danach ging er mit großen Schritten auf die Ankommenden zu.
Die drei schüttelten sich die Hände und umarmten sich freundschaftlich. Dann gesellte sich Lady Portia zu ihnen. Sie lächelte zur Begrüßung freundlich in die Runde.
Erzengel Metatron schüttelte den Kopf und murmelte wie zu sich selbst. „Schon wieder ist kein Thema vorgegeben bei dieser Ratssitzung.“ Er sah Lady Portia von der Seite an, und bei ihrem Anblick wurden seine Augen ganz groß. „Wo hast du dein langes Haar gelassen? Wer hat es dir genommen?“, fragte er entsetzt. Lady Portia kicherte. „Lieber Erzengel Metatron, wir haben heute unter anderem das Thema Dematerialisation. Ich habe es für Sarinah getan, sie soll anhand eines Beispiels sehen, wie so etwas funktioniert.“
Lady Maria war gerührt von der Geschichte, die ihre Freundin gerade erzählte, und wischte sich ein paar Tränen aus den Augenwinkeln. Da sah sie, wie die Augen von Erzengel Metatron noch größer wurden. „Du kannst weinen?“ Jetzt war es um seine Fassung geschehen. Er ging mit geneigtem Kopf zu seinem Platz und murmelte vor sich hin. „Sie kann weinen, und die andere Lady schneidet sich ihren über 2000 Jahre alten Zopf ab, den sie gehütet hat wie ihr eigenes Kind.“ Er setzte sich und dachte: „Ich brauche jetzt einen Schnaps!“
Gelächter war zu hören, denn Gedanken sind in diesen Sphären wie ein gesprochenes Wort.
Erzengel Uriel setzte sich neben Metatron und säuselte in sein Ohr. „Ich kann dir zwar keinen Schnaps zaubern, du weißt, dass Alkohol für uns nicht gut ist. Doch dieser Anblick da, schau, ist das nicht total berauschend?“ Lady Maria und Lady Portia hatten Sarinah in ihre Mitte genommen. Sie sahen süß zusammen aus, denn alle drei trugen Kleider in der Farbe Weiß. Sie steckten die Köpfe zusammen und kicherten. Erzengel Uriel zauberte etwas Wind, sodass die Kleider der Damen um ihre Körper geweht wurden. Da die drei mit dem Rücken zu den Herren standen, war es wohl der Anblick ihrer Kehrseite, die die Herren, veranlasste, es als „berauschend“ zu bezeichnen.
„Ich verstehe, was du meinst“, sagte Erzengel Metatron, der nun seinen Kopf etwas schräg hielt. Erzengel Uriel, meine nächste Frage meine ich jetzt bitterernst, also lach nicht. Warum reagieren wir Erzengel plötzlich wie ganz normale Männer? Ich will ja niemanden degradieren, wir waren doch immer so diszipliniert. Die Menschen von der Erde reden und verhalten sich manchmal auch so, als wären sie die Bewohner der geistigen Sphären. Und wir verhalten uns wie sie. Warum ist das so?“
Erzengel Uriel sah seinen Freund mitfühlend an. „Die Bewusstwerdung der Menschheit führt zu einer Art Wippbewegung, auf die das ganze Universum reagiert. Das heißt, dass sich die Verhaltensweisen von uns allen erst wieder neu einstellen müssen. Ich denke, dass es für Wesen aus der geistigen Hierarchie zurzeit nichts Schöneres gibt, als alles in sich aufzusaugen, was irdische Sinnlichkeit in sich trägt. Klar, denn wo spürt man das Dasein am meisten? Wenn man Sinnlichkeit, Lust und Liebe erfährt. Den Rest erzähle ich dir morgen, mein Freund. Ich finde, Sarinah muss nicht alles wissen.“
Diese hatte ihren Namen gehört, blickte sich um und sagte zu Lady Maria und Lady Portia. „Ich mag Geheimnisse nicht. Ich werde alles tun, was ich kann, um für die Leser herauszufinden, welches Geheimnis sie haben.“ Sie sah Harry zum Podium eilen und sagte zu den anderen Damen: „Es geht los, wir sollten uns setzen.“
Erzengel Uriel beobachtete, dass Harry am Rednerpult stand. Also beeilte er sich und geleitete die anderen zu ihren Plätzen. Ehrlich gesagt, sah es eher so aus, als würde er eine Hühnerschar vor sich hertreiben, so, wie Erzengel Uriel mit weit ausgebreiteten Armen hinter seinen Freunden herging.
Dann lief Erzengel Uriel eilig und mit großen Schritten zum Podium. Er beeilte sich so sehr, dass es aussah, als würde er fliegen.
Oben angekommen, stellte er sich neben Harry. Er drückte den Erdenbotschafter ein wenig zur Seite und versuchte, das Mikrofon zu erhaschen. Das hatte aber schon Harry fest in seiner Hand, und er kündigte das Thema des Abends an. „Wir sprechen heute über die Verkörperung der himmlischen Seelenpartner“, sagte er.
Erzengel Uriel sah Harry erstaunt an. „Nun, das ist ein Thema der Ratssitzung. Der Erdenengel hier hat vergessen, euch zu begrüßen, darum erst einmal: Hallo zusammen. Schön, dass ihr gekommen seid.“
Harry versuchte sich auf die Zehenspitzen zu stellen. Er fand, er sah neben Erzengel Uriel immer so klein aus. Es sah lustig aus. Der Kleine hob den Kopf, um noch größer zu wirken, und der Große stand mit gebeugtem Haupt da. Es hatte den Anschein, als würde Uriel gebannt auf das horchen, was Harry zu sagen hatte. Doch dieser hatte keine Lust mehr und wollte einfach nur zu seinem Platz zurück.
Es roch wundervoll nach frisch aufgebrühtem Kaffee. Lady Maria winkte den beiden, sie sollten endlich herunterkommen.
„Sie lieben Kaffee genauso wie wir“, dachte Sarinah gerade. Marix saß neben ihr und trank genüsslich aus seiner Tasse, er schlürfte dabei ein wenig.
„Ich bin ja auch nicht aus dem Nichts erschienen“, sagte Marix. „Ich hatte zwar vorher schon einen kristallinen Lichtkörper, doch der wäre nicht für lange Zeit erdentauglich gewesen. So, wie die Menschen eine andere Ausdrucksform brauchen, wenn sie aufsteigen, brauchen wir himmlischen Wesen eine andere Verkörperung, wenn wir uns mit unseren menschlichen Seelenpartnern vereinen. Irgendwer von euch hat mal von Körpertausch gesprochen. So könnte man das nennen. Ein wahrlich fast heiliger Akt, denn die menschlichen und himmlischen Seelenpartner helfen sich dabei gegenseitig.“
Lady Portia sah Marix verträumt an. Sie hielt dabei einen Teil ihres Kleides in der Hand. Es sah fast so aus, als würde sie den Stoff küssen, weil sie den Teil ihres Kleides, den sie in der Hand hielt, immer wieder nachdenklich an den Mund führte.
„Du hast vergessen, dass wir ja unsere Schwingung nicht reduzieren können. Die meisten von uns hüten sich, die eigene Frequenz zu drosseln. Das fühlt sich nicht gut an. Also reichen uns die Lichtträger die Hand, wir ergreifen diese und helfen ihnen bei der Bewusstwerdung, so gut wir können und dürfen. Sie ermöglichen uns mit ihrem Kontakt eine neue Ausdrucksform. Um ehrlich zu sein, war dies so noch nie da. Marix, du wärst sonst für Sarinah unsichtbar und wir anderen sicher auch“, sprach Lady Portia.
„Aber sie sieht uns und kann uns berühren, ihre Sinne reagieren auf uns“, antwortete Marix.
Erzengel Michael schnippte daraufhin mit den Fingern. „Jetzt habe ich eure Aufmerksamkeit“, sagte er. „Die Aufmerksamkeit auf etwas richten, was man erschaffen will, ist sehr wichtig, wenn es darum geht, Sichtbarkeit herzustellen. Wer sich darauf konzentrieren kann, wie sich das zu Erschaffende anfühlt, wie es riecht und Raum einnimmt, ist sicher klar im Vorteil.“
„Ich verstehe nur Bahnhof“, dachte Sarinah. „Wie soll ich meine Aufmerksamkeit auf etwas richten, das noch Science-Fiction ist?“
Wieder einmal hatten alle ihre Gedanken gehört. Sarinah fühlte alle Augen auf sich gerichtet, und ein bisschen sah es so aus, als würden die anderen etwas mitleidig zu ihr blicken.
„Ja, ich kann euch jetzt sehen, doch wenn ich die Ratssitzung verlasse, seid ihr wieder unsichtbar. Außer Erzengel Michael, den sah ich schon als Kind. Ich spüre euch, kann euch hören und sogar riechen, doch im Alltag sehe ich euch nicht. Ich muss mich zentrieren, dann kann ich wenigstens Erzengel Michael sehen.“
Marix legte mitfühlend seinen Arm um Sarinah. Er wusste, wie es um ihr Herz bestellt war.
„Du hast den Lösungssatz eben gesagt“, meldete sich Erzengel Metatron zu Wort. „Du sagtest Science-Fiction und erwähntest den Begriff Alltag.“
Lady Maria sah Metatron liebevoll von der Seite an. Sie legte eine Hand auf seine und erzählte zu Ende, was er hatte sagen wollen.
„Siehst du, ich denke, dass dein Alltag längst wie Science-Fiction ist. Du hast nur vergessen, das eine vor das andere zu schieben. Das ist verständlich, denn es ist ja nicht alltäglich, sich mit uns zu treffen. Dein Kommunikationssystem hat sich gut auf uns eingestellt, oder, besser gesagt, an uns gewöhnt. Jetzt willst du mehr, du willst uns in deine irdische Welt mitnehmen, uns realistisch bei dir haben, immerzu. Die beiden Welten sind längst eins, liebe Sarinah. Was du aber vergessen hast: Die menschlichen Augen sind es in der Regel nicht gewohnt, Erzengel und Aufgestiegene Meister in ihrer ganzen Pracht zu sehen. Deine und die Frequenz deiner Mitmenschen steigen stündlich. Wenn ein gewisser Level erreicht ist, haben sich auch deine Augen umgestellt, und du siehst uns. Dann verschiebt sich die himmlische Realität in deinen Science-Fiction-Alltag.“
Sarinah sah Lady Maria mit großen Augen an. Sie spürte Ungeduld in sich hochkommen. „Wie lange denn noch“, dachte sie. „Immer dieses Warten, bis ein Wunsch sich erfüllt.“
„Warum? Du wartest doch gar nicht“, murmelte Marix ihr zu. Er saß neben Sarinah und stupste mit seinem Arm sachte den ihren. „Du lebst es doch schon, du lebst längst deine Träume.“
Sarinah betrachtete Marix und fand, dass er ziemlich gut aussah. Sein Stil war lässig und elegant. Er war braungebrannt und glatt rasiert. Außer an seiner Oberlippe, da war ein Schatten von einem Bart zu sehen. „Das ist neu, das macht ihn männlich“, dachte Sarinah schmunzelnd.
Marix spürte ihren Blick und hatte ihre Gedanken gehört. Er lächelte sie bezaubernd an und legte wie zufällig seine Hand auf ihre…
„Nun“, Erzengel Michael schaltete sich ein. „Um es kurz zu machen, wir himmlischen Wesen bestehen hauptsächlich aus Energie. Energie kann man meistens mit dem bloßen Auge nicht sehen. Aber die Menschheit ist bewusster denn je. Das Bewusstsein öffnet die Türen für alles, was sonst unsichtbar geblieben wäre. Ich erwähnte das vorher schon, nämlich dass Geist gleich Aktion ist. Um es einfacher auszudrücken: Wer die Vorstellungskraft besitzt, wie das Zusammenleben mit einem Wesen aus den himmlischen Reichen ist, der wird das auch mit allen Sinnen genießen und (er)leben können.“
Der Erdenengel Harry sah Erzengel Michael verträumt an. Dann sprach er: „Es wäre echt cool, wenn du mich gleich zu diesem trockenen Meeting begleiten würdest.“
„ES IST!“, lieber Freund. „Nicht es wäre, es wird schon, es soll oder ich wünsche es mir. ES IST!“, antwortete Erzengel Michael bestimmt. „So verschiebt sich eine Wirklichkeit in die andere, mit den Gedanken und Worten: ES IST!“
„So, nun haben wir genug beraten. Lasst uns ein wenig Spaß haben“, rief Lady Faith in die Runde. „Ich höre dir ja gerne zu, Erzengel Michael, doch nun ist es Zeit für ein entspannendes Spiel.“
Harry befand sich plötzlich mit seiner ganzen Ausrichtung in dem Büro-Meeting, das er zuvor für allzu ernst gehalten hatte. Er hörte seine Kollegen lachen und ihre entspannten Stimmen. „Sie tagen und spielen gleichzeitig Karten. Wer hätte das gedacht?“, fragte sich Harry verwundert. Dabei empfand er diese Sitzung im Nachhinein als sehr erfolgreich. Die Kollegen schienen trotz der Ablenkungen sehr inspiriert zu sein.
Während ich dies schreibe, bin ich wieder in meinem Büro. Ich spüre, dass Marix hinter mir steht. Sein Atem bewegt meine Härchen im Nacken, ein wohliger Schauer läuft mir über den Rücken. Gerne wäre ich aber wenigstens noch so lange bei den geistigen Freunden geblieben, um herauszufinden, was Lady Faith mit „einem entspannenden Spiel“ gemeint hatte.
„Was spielen sie denn, und was verheimlichen die Erzengel Uriel und Metatron vor mir?“, frage ich Marix.
„Das nächste Mal, meine weiße Taube, komm, lass uns zum gemütlichen Teil übergehen“, war seine zärtliche Antwort.
Ich drehe mich erstaunt um, blicke geradewegs in seine braunen Augen und höre die Worte, die aus seinem Mund kommen: „In der Schwingung der bedingungslosen Liebe gibt es kein Geheimnis, es gibt auch kein Ich kann nicht, da gibt es nur Ja, ich kann, ich darf.“