Читать книгу Sagen Sie doch, was Sie wollen! - Saskia Schottelius - Страница 12

1.5 Glaubenssätze

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Und dann werden 1000 Träume wahr?

Sicher haben Sie schon einmal vom so genannten »positiven Denken« oder von NLP gehört, diesem fast unaussprechlichen, postmodernen Denkkonzept für Erfolgreiche und alle, die es werden wollen. Interessant für den Bereich der Kommunikation ist die Frage, inwieweit die Sprache unser Denken beeinflusst oder sogar umgekehrt: unser Denken die Sprache. Auch die vorhin beschriebene negative Weltsicht könnte Ergebnis unserer Sprache (Wortwahl) sein (die Kultur, in die wir hineingeboren werden, beeinflusst unser Denken) oder aber von unserem Denken aus Einfluss auf unsere Sprache haben (unsere negative Grundhaltung beeinflusst unser Sprechen).

NEURO LINGUISTISCHES PROGRAMMIEREN

Die einzelnen Bestandteile bedeuten:

»Neuro«: (aus: griechisch) Nerven, »linguistisch«: (aus: lateinisch) die (neuere) Sprachwissenschaft betreffend, »Programmieren«: (aus: griechisch-lateinisch) auf ein Programm (Plan, Ziel, Folge) setzen. Kurz, die in ein Wort gepackte Frage:

Wie kann ich mittels Sprache mein Gehirn programmieren? Oder: Wie kann ich mein Gehirn so programmieren, dass es auf eine bestimmte Sprache10 reagiert?

Betrachten Sie diese Frage vor dem Hintergrund des »Pawlowschen Reiz-Reaktions-Schemas«11, so wird die geradezu »animalische« Dimension des Ganzen deutlich. Pawlow hatte durch Versuche mit Hunden die Möglichkeit der Konditionierung bewiesen: Klingelte jemand vor der Fütterung eines Hundes jedes Mal mit einer Glocke, so produzierte dieser nach geraumer Zeit auch dann schon Speichel im Maul, wenn gar kein Futter in der Nähe war. Das bedeutet: Programmiert man einen (in diesem Fall) Hund über längere Zeit auf ein Signal (Reiz), so knüpft er dies an eine Erwartung/Vorstellung (hier: Futter), auf die eine natürliche Reaktion (hier: Sabbern) erfolgt. Die Reaktion tritt auch dann ein, wenn nur der Reiz ausgelöst wird.

Übertragen wir dieses scheinbar harmlose Experiment auf den Menschen, so stellen sich die folgenden Fragen:

1 Gibt es auch beim Menschen natürliche Reiz-Reaktionen?

2 Kann der Mensch sich programmieren?

3 Wenn ja, wie kann er sich positiv programmieren?

Wahrscheinlich wissen Sie es schon. Sprache kann Bilder auslösen (denken Sie nicht an die weiße Maus!) und Bilder wiederum natürliche Reaktionen: Stellen Sie sich jetzt den Saft einer frisch ausgepressten, sauren Zitrone vor. Na, was passiert? Ihnen läuft das Wasser im Munde zusammen. Das ist ganz normal. Auch Menschen haben einen »Sabberreflex« wie der Pawlowsche Hund. Und gekoppelt ist dieser an unsere Vorstellungsgabe, an Bilder.


Probieren Sie es aus, mit anderen Beispielen. Wie gut ist Ihre Vorstellungsgabe? Zum Beispiel, wenn Ihnen kalt ist und Sie sich einfach »warme Gedanken machen«. Schaffen Sie es, dass es Ihnen an einem verfrorenen Tag wirklich wieder warm wird?

Oder wenn Sie müde sind. Macht der Gedanke an ein wunderschönes Ereignis Sie wieder fit und wach? Oder wenn Sie hungrig sind, Schmerzen haben und so weiter. Wie sehr beeinflussen Vorstellungen Ihr Empfinden, erzeugen Bilder Lust oder Unlust?

Auch einfache Bilder beeinflussen unser Empfinden, selbst wenn uns das nicht immer bewusst ist. Schon drei Monate alte Babys reagieren auf ein Pappgesicht: und zwar mit einer Abwehrreaktion, wenn dies traurig ist , mit einem Lächeln, wenn es ein Smiley ist12. Sie auch?

Unbewusst werden wir ständig »manipuliert«. Die Werbung weiß das. Die arbeitet damit. »Wer nicht lächeln kann, der sollte keinen Laden aufmachen«, sagen die Chinesen.

Und umgekehrt? Auch das kennen Sie: So wie negative Sprache bei unserem Gegenüber negative Gefühle erzeugt, so produzieren negative Gedanken und Vorstellungen in unserem Innern negative Empfindungen. Wir fühlen uns schlecht. Und nicht nur das! Unsere körperlichen Reaktionen sind geradezu auf Niederlage und Untergang programmiert: Frieren, Zittern, Müdigkeit, Blutleere im Gehirn bis hin zum Blackout, ja sogar leichte und schwere Krankheiten können das Ergebnis negativen Denkens sein. Erinnern Sie sich an die Pfeilspitzen im Körper der mit negativen Worten beschossenen Seele? Das können wir durchaus ernst nehmen. Jedes negative Wort, jeder negative Gedanke greift uns geradezu körperlich an.

Körperliche Reaktionen auf Gedanken und Bilder lassen sich am besten anhand von Stresssymptomen aufzeigen. Ohne dass Sie Einfluss darauf haben, erhöht sich zum Beispiel der Blutdruck, oder es wird vermehrt Magensäure produziert, der Atem wird flach und schnell, dadurch wird das Gehirn nicht mehr mit genug Sauerstoff versorgt usw. Alles Reaktionen, die unserem Körper auf Dauer nicht gut tun und dazu führen können, dass wir uns immer schlechter fühlen, je schlechter wir denken, dass es uns geht! Das ist noch etwas mehr als die berühmte self-fulfilling-prophecy. Das sind die Urinstinkte, die in uns schlummern (wie Flucht bei Stress), die wir aber in unserer körperentfremdeten Welt nicht mehr »artgerecht« ausleben können.13

Stressreaktionen waren früher einmal die Bereitstellung aller körperlichen Mittel zu Kampf oder Flucht. Heute können wir damit nichts mehr anfangen – zum Beispiel, wenn wir in einem Stau »gefangen« sind.

Und ob Sie’s glauben oder nicht: Wir können uns sogar tot denken. Es kommt durchaus vor, dass Menschen, die sich sehr nahestehen, einander ins Grab folgen. Oder dass jemand stirbt, der sich für sterbenskrank hielt, obwohl er es vielleicht nicht war; jemand anders aber mithilfe von Placebos von einer scheinbar tödlichen Krankheit genesen konnte. Unglaublich, aber wahr? In der Forschungsliteratur zum Thema Stress wird unter anderem von einem Arbeiter erzählt, der in einem Kühlwagen eingesperrt war, von dem er glaubte, er sei in Betrieb. Am nächsten Morgen wurde er mit allen Symptomen der Erfrierung aufgefunden, obwohl das Kühlaggregat gar nicht eingeschaltet war. In einem anderen Beispiel berührte ein Monteur eine Überlandleitung, von der er glaubte, sie stünde unter Strom. Obwohl dem nicht so war, starb der Mann.14 Ob wir diesen überlieferten Geschichten (die auch recht vage belegt sind) immer Glauben schenken können oder nicht, sei einmal dahingestellt. Sie alle kennen sicher selbst Beispiele aus dem Alltag wie Erfahrungen mit dem so genannten »eingebildeten Kranken«.

Unsere Ein-Bildungs-Kraft ist ein weitaus unterschätztes Instrument, das sowohl beflügeln als auch zerstören kann. Die »Ein-Bildung«, also die Verinnerlichung eines Bildes, geschieht jedoch nicht ungeplant, unwissentlich und unwillentlich, sondern ist etwas, das ich bewusst als Kraft einsetzen kann und von dem wiederum eine große Kraft ausgeht. Diese Kraft kann sowohl auf mich selbst als auch auf andere und sogar auf Dinge wirken. Eine Kraft, die Berge versetzen kann? Vielleicht auch das. Aber wichtiger sind zunächst die kleinen Alltagsberge: Selbstzweifel, Minderwertigkeitsgefühle, überhöhte Selbstansprüche, Streit, Krisen, Krankheit, Misserfolg oder einfach nur schlechte Laune. Wenn wir diese und viele andere Dinge langsam, aber sicher mithilfe unserer Einbildung kraftvoll überwinden könnten, das wäre doch fantastisch, oder?

Der Weg dorthin führt uns über Sprache und Denken zu Vorstellungen, Bildern und unserem Unterbewusstsein. Eine Chance, uns selbst ein Stückchen besser kennen zu lernen und unser Leben so aktiv mitzugestalten, wie wir das wünschen.

Das wissen Sie ja schon: Unsere über allzu lange Jahre antrainierte negative Wahrnehmung können wir wieder verändern. Dazu müssen wir unseren Blickwinkel neu bestimmen. Es geht nicht darum, die ganze Welt plötzlich rosig zu sehen15. Nein, ich möchte Ihnen nur nahebringen, dass Sie dieselbe Sache wirklich immer von zwei Seiten betrachten können. So erstaunlich das auch klingen mag. Wir sind es leider gewohnt, das meiste, was wir tun oder kennen, ex negativo zu betrachten, aus dem Mangel heraus, dem »Noch-Nicht« des Etwas. Das wird besonders auffällig bei allen Lernprozessen, in Schule, Sport, Studium, Beruf usw. Wie anders wäre die Welt, wenn wir mehr das sehen könnten, was hinzukommt – als Gewinn, als Wissen, Fähigkeit und dergleichen. Stattdessen aber bezichtigen wir nur uns selbst und andere, dass wir dies und jenes noch nicht können, dass wir zwar Abitur haben, aber kein abgeschlossenes Studium, Examen, aber keinen Doktortitel, eine Stelle, aber nicht gut genug bezahlt, ein Auto, aber noch zu klein, nur eine Wohnung und kein Haus. So drehen wir uns zeit unseres Lebens um ein »Schneller-höher-weiter«, nur weil wir es nicht gelernt haben und nicht gewohnt sind, die Dinge aus dem Wachstum heraus, aus dem Werden und Entstehen zu begreifen, und weil wir nicht sehen können, dass Erfüllung nur davon abhängt, wie sehr wir selbst uns als erfüllt im Augenblick betrachten.

Erfüllung ist (auch) eine Frage der Betrachtung.

Ein schweres Kapitel, kurz gemacht: Es gibt kein gutes und kein schlechtes Wetter. Wir haben gelernt, dass trocken + Sonnenschein = gut ist, Regen, Wind und Kälte = schlecht sind. Denken wir um, so wissen wir: Für die Natur ist das ganz anders. Für die Ernte ist unser schlechtes Wetter gut, für andere Völker, Regionen und Erdteile ist unser gutes Wetter schlecht und so weiter. Unser Denken und Empfinden (!) von »gut« und »schlecht« (juhu, die Sonne scheint, oje, es regnet) ist gesellschaftlich antrainiert und kann genauso gut wieder um- oder neu gelernt werden.16 Wir können in allen Bereichen unseres Lebens, im Kleinen wie im Großen, üben, alte Muster zu durchbrechen, negative Einbildungen auf ein Minimum zu beschränken und uns selbst und anderen über positive Wahrnehmungen und Einbildungen Kraft schenken.

Damit tun wir im Grunde nichts anderes, als ohnehin schon unbewusst funktionierende Mechanismen bewusst einzusetzen. Womit die Werbung so erfolgreich arbeitet, um uns zu Konsum zu verführen (»Glücksbilder« erzeugend), damit können wir selbst arbeiten, um uns ein erfülltes und zufriedenes Leben zu gestalten. Die Anwendung der Grundgedanken des NLP liegt in Ihrer Hand. Oft wird von Missbrauch dieser Techniken gesprochen, weil die Anwendung von NLP keine ethischen Grenzen kenne. Nun, das bleibt jedem selbst überlassen. Sie können positives Denken einsetzen, um mehr zu verkaufen (etwa im Geschäftsleben), mehr zu leisten (im Sport z.B.), mehr Erfolg zu haben (wie im Management), Menschen zu helfen oder zu heilen (in Psychoanalyse und Medizin), zu manipulieren (in Werbung, Politik, Religion) oder einfach nur, um schneller eine Sprache zu lernen (Superlearning), sich das Rauchen abzugewöhnen oder aber, sich einen Lebenstraum zu erfüllen. Was genau für Sie Erfolg ist, das können und müssen Sie selber entscheiden. Schön wäre es, wenn »positives Denken« dazu beitragen würde, den Menschen mehr Kraft und Anerkennung im Alltag zu schenken, und sie unterstützte, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und einen echten Durchbruch zu erzielen: 1000 Träume werden wahr, wenn wir sie selber wahr machen.


Sagen Sie doch, was Sie wollen!

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