Читать книгу Liebe mit Nebenwirkungen - Sassika Büthe - Страница 4
Kapitel 2
ОглавлениеDoch jetzt am nächsten Morgen schämte Tina sich auf einem Mal entsetzlich für ihr Verlangen am Abend zuvor. Aber aus dem Bett zu springen und einfach aus diesem Zimmer zu verschwinden war völlig zwecklos. Trotzdem schlug sie die Bettdecke zurück und stand auf. Sie sah auf die Uhr und musste erschrocken feststellen, dass sie in einer halben Stunde bereits wieder arbeiten musste Hastig suchte sie ihre Kleidungsstücke zusammen und zog sich an.
Gerade als sie den letzten Knopf ihrer Bluse zuknöpfte, wurde die Badezimmertür geöffnet und Henry stand vor ihr mit nacktem Oberkörper und lediglich einer Boxershorts bekleidet.
„Guten Morgen“, sagte Henry und lächelte sie an. Tina sah beschämt zu Boden und murmelte leise:
„Morgen.“
„Muss du schon gehen?“, fragte Henry und ging an ihr vorbei um zu seinen Kleiderschrank zu gelangen.
„Ja, ich muss arbeiten.“
„Heute morgen schon?“ Henry streifte sich ein T-Shirt über und sah zu ihr hinüber.
„Ja, ich habe heute meinen Dienst mit Julia getauscht, weil sie heute Morgen einen Arzttermin hat. Musst du auch jetzt arbeiten?“
„Nein, aber ich muss meinen Wagen aus der Werkstatt holen.“ Sie sah kurz zu Henry auf und ihre Blicke begegneten sich für einen Augenblick. Tina wandte sich verlegen ab und sah sich im Raum nach ihrer Jacke um.
„Gut, dann werde ich jetzt runter in die Küche gehen“, sagte Tina, hob ihre Jacke vom Boden auf und ging zur Tür.
„Ja, wir sehen uns dann später“, sagte Henry und kam ihr entgegen. Er öffnete einen Spalt die Tür und hauchte ihr einen scheuen Kuss auf den Mund. Tina atmete kurz seinen Duft ein und schlüpfte dann durch den Türspalt hinaus. Leise schloss sie die Tür von außen und schlich sich davon, ehe sie noch jemand hier im Flur sah. Sie lief hinunter in die Küche und band sich ihre Schürze um.
Sie hatte allerdings nicht geahnt, dass genau in dem Augenblick, als sie aus Henrys Zimmer schlich, Stefan aus der oberen Etage die Treppe herunter kam. Doch bevor er mit ihr zusammentraf versteckte er sich schnell hinter einer Wand und glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Als er wieder hinter der Wand hervorsah, war Tina schon nach unten verschwunden. Doch er war sich ziemlich sicher, Tina erkannt zu haben, und sie war eindeutig aus Henrys Zimmer geschlichen. Der Schreck saß ihm noch in den Knien als er ebenfalls hinunter in die Küche ging. Sie begrüßte ihn, als wäre nichts gewesen, also hatte sie ihn nicht entdeckt, worüber er schon mal erleichtert war. Doch es war nicht zu leugnen, dass sie die letzte Nacht nicht zu Hause geschlafen hatte, denn sie trug eindeutig noch die gleichen Klamotten wie am Tag zuvor.
Tina versuchte sich den ganzen Morgen krampfhaft auf ihre Arbeit zu konzentrieren, doch ständig schweiften ihre Gedanken wieder ab. Ihr ging einfach nicht die letzte Nacht aus dem Kopf und wo Henry sie überall berührt hatte. Gott, wie hatte das nur passieren können? Wie sollte sie jetzt wieder mit ihm zusammenarbeiten, ohne dass ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg. Würden sie überhaupt darüber reden oder einfach so tun, als wäre nichts geschehen? Oder würde die letzte Nacht vielleicht sogar irgendwelche Veränderung zu ihrer jetzigen Beziehung herbeiführen und wenn ja, welche? Tina selbst hatte keine Ahnung, was sie sich überhaupt mehr wünschte. Sie war völlig verwirrt.
Gegen Mittag, kurz bevor ihre Schicht endete, betrat Henry dann die Küche. Er band seine Schürze hinter seinem Rücken zusammen und besprach kurz mit Stefan, was nun genau anstünde, ehe auch Stefan Feierabend machen konnte. Tina sah von Zeit zu Zeit zu Henry hinüber und versuchte eine Reaktion zu erahnen. Doch Henry sah kein einziges Mal zu ihr auf. Sie erledigte noch ihre Arbeit mit der sie gerade begonnen hatte. Gerade als sie mit ihrer Arbeit fertig war, ging Henry an ihr vorüber und sagte leise:
„Hallo Tina.“
„Hi“, murmelte Tina zurück und musste erschrocken feststellen, dass ihr Herz wie verrückt zu schlagen begann. Sie ärgerte sich über sich selbst und dass sie so verkrampft war. Wie konnte nur eine einzige Nacht alles verändern. Vorbei war die Lockerheit.
Tina wusch sich die Hände sauber und ging noch einmal zu Henry hinüber, der bereits am Herd stand und kochte.
„Brauchst du noch irgendwas? Kann ich noch was tun?“
„Nein, danke“, sagte Henry und sah nur einmal kurz zu ihr auf.
„Gut, dann mache ich jetzt Feierabend.“
„Ja, in Ordnung. Bis morgen“, sagte Henry und schwenkte die Pfanne.
„Bis morgen.“
Tina öffnete ihre Schürze und sah sich noch einmal verstohlen nach Henry um. Henry war bereits vollends in seiner Arbeit versunken und rannte in der Küche hin und her und schenkte ihr nicht mal einen Blick. Frustriert ging Tina in den Umkleideraum und riss sich die Schürze vom Körper. Warum war sie auf einem Mal so enttäuscht. Was hatte sie denn erwartet. Sie hatten eine schöne Nacht miteinander verbracht, mehr aber auch nicht. Zumindest hatte sie die letzte Nacht als schön empfunden, aber vielleicht ging es Henry da ja anderes. Dennoch hätte sie zumindest ein Lächeln von ihm erwartet. Ihr stiegen unerwartet vor Enttäuschung die Tränen in die Augen. Wütend wischte sie die Tränen fort und zog ihre Jacke an.
An der Tür stieß sie mit Mareike zusammen. Mareike war Köchin in der Küche und das seit bereits mehr als zehn Jahren. Außerdem war sie seit einigen Jahren Tinas beste Freundin und nur durch Mareike war Tina zu diesem Job gekommen.
„Hallo Tina“, begrüßte ihre Freundin sie und nahm sie stürmisch in die Arme. Die beiden Freundinnen konnten in ihrem Aussehen nicht unterschiedlicher sein. Mareike war in etwa so groß wie Tina, aber um einiges breiter. Sie machte keinen Hehl daraus, dass sie vielleicht etwas zu viel Speck auf den Rippen hatte und sie ließ sich gutes Essen nicht abspenstig machen. Abgesehen von ihrer etwas rundlichen Figur hatte Mareike ein sehr hübsches Gesicht und lange blonde Locken, die ihr die meiste Zeit widerspenstig im Gesicht hingen, außer beim Kochenband sie ihr Haar zu einem Zopf zusammen. Tina liebte Mareike über alles. Sie war der liebenswürdigste Mensch den sie kannte und wohl auch der lustigste. Sie hatten sich vom ersten Moment an gut verstanden. Auch wenn sie ein sehr ungleiches Paar abgaben.
Abgesehen nämlich von ihrer Größe hatten sie nichts gemein. Tina war sehr schlank, hatte einen schmalen Hintern, um den Mareike sie jeden Mal aufs Neue beneidete. Mareike hatte dafür aber einen anständigen Busen, womit sie gegen Tina auftrumpfen konnte. Nicht, dass Tina gar keinen Busen gehabt hätte, aber eben nicht so üppig wie der von Mareike.
Tinas Haar war zwar auch lang, doch nicht so lockig wie Mareikes Haar und obendrein war sie brünett. Alles in allem, konnte man Tina wohl schon als gutaussehend bezeichnen. Auch wenn Tina das etwas kritischer sah, so wusste sie doch, dass sie bei Männern gut ankam, wenn vielleicht auch immer nur für kurze Zeit.
Mareike ließ sie wieder los und sah Tina fragend an.
„Geht es dir gut? Ist etwas passiert?“
„Nein, es ist alles in Ordnung, warum?“
„Du sieht etwas zerknirscht aus. Hast du geweint?“
„Nein“, log Tina. Sie hatte keine Lust jetzt mit ihrer Freundin zu reden. Sie musste selbst erstmal einen klaren Gedanken fassen. Außerdem war es ihr etwas peinlich, dass sie sich so hatte gehen lassen und mit Henry geschlafen hatte und vor allem, dass es sie jetzt so durcheinander brachte.
„Ich muss los, Mareike. Wir sehen uns morgen.“
„Gut, ruf mich an, wenn du reden willst“, rief Mareike ihr noch hinterher, doch Tina schloss bereits die Tür hinter sich zu. Tina kannte Mareike sie ziemlich gut, aber sie war noch nicht bereit, mit ihr jetzt darüber zu reden. Sie wollte jetzt einfach nur nach Hause, ihren Kater füttern und ein langes heißes Bad nehmen.