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Kapitel 7

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Auch die nächste Woche verging ohne große Veränderungen. Tina und Henry verbrachten immer noch ihre freie Zeit miteinander, doch bis auf Christian hatte bisher noch niemand wirklich Gewissheit von ihrer Beziehung. Ihnen war beiden klar geworden, dass über sie gesprochen wurde, doch sie gaben sich große Mühe, dass es nichts Neues über sie zu erzählen gab, bis auf das Gerücht, dass Stefan sie angeblich aus Henrys Zimmer kommen gesehen hatte. Doch es fiel ihnen zunehmend schwerer, sich zu verstellen. Wann immer sie sich sahen, hatten sie das Bedürfnis sich zu berühren oder sich einfach in den Arm zu nehmen. Manches Mal war es auch schon verdammt knapp gewesen, nicht entdeckt zu werden, wenn sie gemeinsam Pause machten und verstohlen Händchen hielten oder wenn sie allein in ihrem Pausenraum waren und es nicht mehr aushielten, sich zu küssen.

Dennoch spitzte sich die Situation immer mehr zu und Tina war froh, dass Henry seine Prüfung am nächsten Tag hatte und sie endlich mit diesem Versteckspiel aufhören konnten. Doch zu allem Ärger änderte Stefan ihren Dienstplan einen Tag vor Henrys Prüfung, so dass sie nicht an Henrys Seite sein konnte, wenn sein großer Tag anstand.

Wütend stellte sie Stefan zur Rede.

„Kannst du mir bitte mal erklären, warum du mich morgen einfach in der Spätschicht eingeteilt hast.“

Stefan zuckte mit den Achseln.

„Du hast mal gesagt, du könntest jederzeit auch mal kurzfristig einspringen und morgen brauche ich dich dringend in der Spätschicht.“

„Ja, aber morgen ist Henrys Prüfung. Ich dachte, da ich ansonsten immer mit ihm zusammen arbeite, dass ich auch morgen dabei sein sollte.“

„Du darfst ihm ohnehin nicht helfen, Tina. Also ist es doch gleichgültig.“

„Nein verdammt, das ist es nicht“, fauchte Tina.

„Ach und warum nicht?“ Stefan sah sie herausfordernd an.

„Ich wäre einfach gerne dabei. Das ist alles.“

„Warum? Willst du mir irgendetwas sagen, Tina?“

Tina funkelte Stefan wütend an, dann holte sie tief Luft.

„Nein“, sagte sie dann matt und rauschte wütend davon.

Selbst am Abend als sie mit Henry auf ihrer Couch kuschelte, kochte Tina noch vor Wut.

„Das hat er doch mit Absicht getan. Er wollte uns nur aus der Reserve locken. Er wollte wissen wie ich reagiere und er hat genau die Reaktion von mir bekommen, die er gewollt hatte.“

Henry gab ihr einen Kuss auf ihren Scheitel und versuchte sie zu beruhigen.

„Reg dich nicht auf.“

„Er weiß es, Henry“, sagte Tina und sah Henry an. Henry zuckte nur mit den Achseln.

„Und wenn schon. Es ist doch egal. Sollen sie es doch alle wissen. Ich bin es leid, mich zu verstellen. Vielleicht hätten wir nicht so ein Geheimnis draus machen sollen, dann wäre es vermutlich einfach.“

„Ach ich weiß nicht. Ich glaube es gibt immer Ärger, wenn man was mit seinen Kollegen anfängt.“

„Warum bist du, was das Thema angeht, so kritisch?“

„Ich spreche da aus Erfahrung“, murmelte Tina.

Henry sah sie ernst an.

„Ja, das hast du schon mal irgendwann erwähnt. Erzähl mir davon.“

Tina seufzte. Es war das Letzte, worüber sie sprechen wollte. Diesen Teil der Vergangenheit hatte sie ein für allemal abgehackt. Dennoch begann sie zu ihrer eigenen Überraschung zu sprechen.

„Ich hatte mal etwas mit einem Kollegen.“

„Wow. Sah er gut aus?“, neckte Henry sie.

„Ja, verdammt gut. Ich war verrückt nach ihm.“

„Und hast du ihn auch geliebt?“

„Ich weiß nicht, ich denke nein. Ich hatte keine Gelegenheit mich tatsächlich in ihn zu verlieben. Die Beziehung war schneller vorbei als ich gucken konnte.“

„Ein One-Night-Stand?“

„Nein, ganz so war es nicht.“ Tina verstummte und hing für einen Augenblick ihren Gedanken nach, ehe sie weiter sprach.

„Ich war damals ziemlich jung und naiv und er hat mich einfach fasziniert. Ich wusste, dass er schon mehrere Kolleginnen vor mir hatte, doch das hielt mich trotzdem nicht davon ab, meine Beziehung zu meinem langjährigen Freund, mit dem ich schon seit der Schulzeit zusammen war, zu beenden und in seine Arme zu laufen. Ich dachte bei uns wäre es anders. Ich glaube wir waren ganze drei Wochen zusammen als er mich für eine andere Kollegin hat fallenlassen.“

„Und dann hast du es bereut mit deinem vorigen Freund Schluss gemacht zu haben?“

„Nein, er hatte mich schon vorher gelangweilt. Wir sind sehr jung zusammen gekommen und es war schon lange nicht mehr so, wie es hätte sein sollen. Ich hatte schon lange über eine Trennung nachgedacht und nur einen Grund gebraucht, es schließlich zu beenden. Das Schlimmste war aber die Zeit, nachdem mich mein Kollege fallen ließ. Der Spott der anderen Kollegen und das Getuschel hinter meinen Rücken. Ich habe es gehasst und mich gedemütigt gefühlt. Zum Glück währte das Gerede über mich nicht von langer Dauer. Denn wenig später war meine Nachfolgerin der Spott im Büro, nachdem er auch sie verlassen hatte.“

„Was für ein Arsch“, stellte Henry fest und Tina musste lachen.

„Ja. Von da an habe ich mir geschworen, mich niemals wieder mit einem Kollegen einzulassen.“

„Na, da warst du ja nicht sonderlich erfolgreich mit deinen guten Vorsätzen.“

Tina lachte und knuffte ihn spielerisch in den Bauch.

„Du hast mir jetzt aber von vielen Freunden erzählt. Wie viele Freunde hattest du denn, wenn ich fragen darf?“

„Das war es schon. Mehr gab es da nicht und du?“ Tina sah ihn herausfordernd an.

„Das möchtest du sowieso nicht wissen“, sagte Henry. Tina öffnete den Mund um etwas zu sagen, doch im selben Moment schloss Henry ihn und küsste sie. Er gab ihr keine weitere Gelegenheit für einen Protest.

Am nächsten Morgen stand Tina schon vor Henry auf. Sie zog ihren Morgenmantel über, ging in die Küche und machte ihnen beiden Frühstück. Wenig später frühstückten sie gemeinsam. Tinas Wut auf Stefan war allmählich verraucht, aber sie war immer noch enttäuscht, dass sie nicht dabei sein würde, wenn Henry sein tolles Menü kochen würde. Sie versprach heute Mittag etwas früher zu kommen, um mit Henry zu feiern. Für Tina war klar, dass Henry die Prüfer beeindrucken würde. Henry war ein hervorragender Koch.

Als sie mit dem Frühstück fertig waren, zog Henry seine Jacke an und Tina begleitete ihn, immer noch lediglich mit ihrem Morgenmantel bekleidet, zur Tür.

„Viel Glück“, flüsterte sie ihm ins Ohr und zog ihn näher zu sich herunter. Henry umschlang ihre Taille und gab ihr einen langen leidenschaftlichen Kuss.

„Tina!“ Erschrocken fuhren Tina und Henry auseinander. Tina brauchte einen Augenblick, um sich von dem Schrecken zu erholen. Ihre Mutter Marlies stand mit offenem Mund direkt hinter Henry und starrte ihre Tochter ungläubig an. Marlies traute kaum ihren Augen. War das wirklich ihre Tochter, die im halboffenen Morgenmantel vor ihr stand? Und wer zum Teufel war dieser Mann, der sich so innig an ihre Tochter schmiegte? Sie hatte Tina schon sehr lange nicht mehr zusammen mit einem Mann gesehen.

„Mama, was tust du hier?“, fragte Tina.

„Ich wollte sehen, ob du noch lebst, da ich die letzen Wochen nichts mehr von dir gehört habe. Ich habe mir Sorgen gemacht und mir gedacht, ich komme einfach mal rüber zu dir und überrasche dich. Aber anscheinend bin ich dann wohl zum falschen Zeitpunkt gekommen. Tut mir leid, ich hätte anrufen sollen“, sagte Marlies und wandte sich verlegen wieder zum Gehen.

„Nein, warte“, rief Tina ihr hinterher. „Mama, ich möchte dir gerne jemanden vorstellen.“

Marlies drehte sich wieder zu ihnen um und kam auf Tina und Henry zu.

„Das ist Henry Janzen. Henry, meine Mutter.“

„Hallo, freut mich Sie kennen zu lernen“, sagte Henry und reichte Marlies die Hand.

„Freut mich ebenfalls. Wollen Sie denn schon gehen?“ Marlies ergriff Henrys Hand und warf Tina einen anerkennenden Blick zu.

„Ja, ich muss leider“, sagte Henry und gab Tina noch einen flüchtigen Kuss.

Tina und ihre Mutter sahen Henry noch nach, bis er davon gefahren war. Dann sah Marlies ihre Tochter wieder an.

„Wer war das, Tina?“

„Das sagte ich doch schon. Henry“, sagte Tina frech, schnürte sich ihren Morgenmantel enger und marschierte zurück ins Haus. Marlies ging ihr hinterher.

„Tina, du meldest dich seit einer Ewigkeit nicht und da glaubst du ja wohl nicht, dass du mich jetzt so abspeisen kannst.“

„Tut mir leid, dass ich mich nicht gemeldet habe. Ich hatte viel zu tun“, sagte Tina schuldbewusst. Es stimmte. Sie hatte sich seit einer Ewigkeit nicht bei ihren Eltern gemeldet, dabei sah sie ihre Eltern sonst mindestens einmal pro Woche. Sie hatte auch ihren Eltern noch nichts von Henry erzählt, doch ihr war klar, dass sie dies bald nachholen musste. Nun hatte ihre Mutter sie ertappt.

„Mmh, ja du warst sicherlich sehr beschäftigt. Woher kennst du ihn, Tina?“

„Er ist ein Kollege.“ Marlies sah sie stirnrunzelnd an.

„Ja schon gut. Ich weiß, dass ich gesagt habe, nie wieder mit einem Kollegen.“ Tina zuckte mit den Schultern. „Es ist eben einfach passiert. Henry ist Koch bei uns.“

„Oh, also ist er dein Vorgesetzter?“

„Es kommt noch besser. Es ist der Neffe von Frau Janzen“, sagte Tina und musste lachen, als sie das Gesicht ihrer Mutter sah. Es wechselte von Erstaunen zu Entsetzen.

„Gott Kind. Weißt du, was du tust?“

„Nein, um ehrlich zu sein nicht.“ Marlies sah sie misstrauisch an.

„Wie lange kennt ihr euch schon?“

„Schon eine Weile, aber das mit uns ist neu.“

„Ich könnte mir denken so ungefähr drei Wochen, zumindest hast du dich so lange nicht mehr gemeldet.“

„Stimmt.“

„Und wann wolltest du uns davon erzählen?“

„Ich äh… bald“, stotterte Tina und dann erzählte sie ihrer Mutter von Henrys Prüfung und warum sie es noch niemandem erzählt hatten. Das besänftigte ihre Mutter ein wenig, zu wissen, dass es ohnehin noch niemand wusste. Sie war nicht die Letzte, die es erfuhr und das war schon einmal etwas. Sie sorgte sich immer um ihre Kinder und sie hasste es, wenn Tina sie aus ihrem Leben ausschloss.

Als Marlies sich nach einiger Zeit später verabschiedete, musste Tina ihr jedoch noch versprechen, dass sie und Henry in der nächsten Woche zum Essen vorbei kommen würden. Tina sagte, dass sie nicht wüsste, ob es in der nächsten Woche klappen würde, sie sich aber auf jeden Fall melden würde. Dann zog Tina sich endlich an und machte sich auf den Weg zum Bus.

Liebe mit Nebenwirkungen

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