Читать книгу Von der Zwiebel zur Perle - Satyam Nadeen - Страница 18
12 | GEBET
ОглавлениеFür diejenigen von Ihnen, die zufällig nicht von der Kraft des positiven Denkens konditioniert sind, gibt es eine andere Version davon, und zwar das Gebet. Und diese Form ist noch viel annehmbarer, um das zu bekommen, was man im Leben will. Selbst eingeschworene Atheisten öffnen sich angesichts unmittelbarer Todesgefahr oder unerträglicher Schmerzen und rufen Gott um Hilfe an. Schauen Sie sich auch hier die Konditionierung an: der Mensch, getrennt von Gott – hilflos – abhängig von einem launischen, unerkennbaren, aber mächtigen Schöpfer. Was kann man in einer solchen Situation schon anderes tun? Man benutzt das Gebet, um sich mit diesem Gott zu verbinden und so das zu bekommen, was man will, falls Gott nicht auf alle persönlichen Bedürfnisse achten sollte. Nur als Erinnerung, nicht wahr! Klar, wenn man den Zehnten bezahlt, dann steigen die Chancen, daß Gott einen erhört. Ein paar kleine Opfer können ja auch nicht schaden. Falls alle Stricke reißen, versprechen wir Gott in letzter Minute, daß wir uns ändern und diesmal wirklich brav sein werden, wenn er uns das gibt, was wir wollen.
Die PERLENSICHT sieht die unendliche Intelligenz der QUELLE in jedem Quark des Universums (ein Quark ist das kleinste von den Quantenphysikern bisher entdeckte Partikel). Aber jedes Quark des BEWUSSTSEINS ist ein Hologramm der gesamten QUELLE. Jedes Quark ist mit jedem anderen Quark verbunden, um ein großes, unendlich intelligentes GANZES zu bilden. Vergleichen Sie dies mit Ihren Körperzellen, die alle unabhängig voneinander, aber zum Guten des Ganzen agieren. Die DNS jeder einzelnen Zelle enthält das Hologramm des gesamten Sinns und Wesens des Körpers.
Somit spielt das Gebet bzw. die Unterwerfung unter jemanden außerhalb unserer selbst keine Rolle für das, was bereits vollkommen entworfen ist und sich jetzt im Prozeß der gesetzmäßigen Entfaltung des manifesten Schicksals befindet. Beten ist nur ein weiterer geschickter Trick der QUELLE im Spiel der Begrenzung, weil es als wichtig erscheinen läßt, was man vermißt, zu bekommen hofft, aber wahrscheinlich nicht kriegt und somit aus Enttäuschung zu neuer Verengung führt. Es gibt allerdings einen Aspekt des Gebets, der mir seit dem Weckruf aufgefallen ist. Ich habe ja schon das Glücksgefühl beschrieben, in dem man normalerweise von mächtigen Strömen von Freiheit, Friede‘n und Freude davongetragen wird. Zu diesem Glücksgefühl gehört auch ein überwältigendes Gefühl der Dankbarkeit von Augenblick zu Augenblick, das dem Gebet sehr ähnelt. Jeder Atemzug ist ein großes »Ahhh!« tiefer Dankbarkeit für die Erfahrung eines solchen Einsseins mit der QUELLE, der Erleichterung, daß der Konflikt und die Verwirrung jetzt vorbei sind und man sich entspannen kann in ein NichtsmehrTun, einfach Sein und die Erlösung genießen kann, die das Verstehen täglich tiefer werden läßt.
Die Dankbarkeit, von der ich spreche, bedeutet nicht, daß das »Ego« so viel Glück hatte und in dieser universellen Lotterie des Erwachens gewonnen hat. Nein, es ist kein »Ego« mehr zu Hause, das irgend etwas genießen könnte. Es gibt nur das Bewußtsein, daß das »ICH« wie in »ICH BIN DAS« das »ICH« des BEWUSSTSEINS im Ruhezustand und des BEWUSSTSEINS in der Erscheinung ist und sie ein und dieselbe QUELLE sind. In der PERLENSICHT ist das einzig lohnenswerte und sinnvolle Gebet das Gebet der Dankbarkeit, der Freudengesang angesichts der überwältigenden Verschiedenheit des EINEN im vielen.
Ich erinnere mich an mein letztes unterwürfiges Gebet zu Gott, wer immer das auch sein mag. Es geschah ungefähr sechs Wochen vor dem Weckruf, und ich hatte mich ziemlich damit abgefunden, daß ich diesen gesamten spirituellen Evolutionstrip niemals verstehen würde. Mich bedrückte damals das Problem, daß ich aufgrund meiner Gefangenschaft inmitten von unglaublicher Gewalt, Feindschaft und blankem Haß lebte. Es wurde so schlimm, daß ich mich fragte, ob es überhaupt einige der Insassen bis zu einem menschlichen Bewußtseinszustand gebracht hatten. Ich konnte nichts weiter tun, als jeden Tag von neuem aus der Tiefe meiner Überlebensangst herauszuschreien: »Bitte, Gott, gewähre mir die Vision und die wahre Einsicht in dieses sogenannte »Einssein« des Universums, von dem die spirituellen Meister in ihrem erwachten Zustand alle sprechen.« Und dann war er plötzlich da, der Weckruf, und mit ihm die allgegenwärtige Erfahrung dieses lang ersehnten »Eins-seins«. Damit will ich aber nicht sagen, daß meine vorherigen inbrünstigen Gebete nach Einssein erhört worden wären und Gott dazu gebracht hätten, seinen Willen zu ändern. Ich sage damit einfach nur, daß ich zufällig an der Weggabelung der gesetzmäßigen Entfaltung meines manifesten Schicksals angekommen war. GNADE, SCHICKSAL – zur richtigen Zeit am richtigen Ort, Gebet. Raten Sie mal, welcher Begriff hiervon zu einer dieser Belanglosigkeiten der Zwiebelsicht geworden ist?